30 NICCOLÒ PAGANINI (1782–1840)

Er gehört zu den wenigen Musikern, die sich ihren Rang nur mit einem einzigen Instrument erspielt – und erschrieben – haben. Erspielt als der bedeutendste Violinvirtuose der Romantik – erschrieben als der Autor der ausschließlich für sich selbst geschriebenen Violinmusik.

Geboren wurde er als Sohn eines musizierenden Hafenarbeiters. 1794 begann er mit öffentlichen Auftritten in Kirchen und Privathäusern. 1801 bis 1809 lebte er in Lucca, ab 1805 war er Sologeiger eines Orchesters. Die berühmten Capricen op. 1 schrieb er mit 23 Jahren, veröffentlichte sie aber erst 1820. Es folgten Sonaten für Violine und Gitarre, seinem zweiten Instrument, das er ebenfalls gerne spielte und mit zahlreichen Kompositionen bedachte. Ab 1810 begann er in vielen Städten – zuerst Italiens, dann fast ganz Europas – zu konzertieren. Als legendärer Hexenmeister seines Instruments faszinierte er mit schauriger Ausstrahlung und legendärer Virtuosität. Durch seine Konzertreisen war er zwar reich und berühmt geworden, kehrte aber 1834 verbraucht und krank in seine italienische Heimat zurück. 1839 siedelte er nach Nizza über, wo er ein Jahr später verstarb.

Paganini war ein exemplarischer Vertreter des romantischen Genie- und Virtuosenkults: Die Verbindung von extremer Geläufigkeit mit dem gedanklichen Hintergrund einer göttlichen oder teuflischen Inspiration war gerade im Zeitalter der Romantik mit seiner Vorliebe für fantastische und übernatürliche Weltdeutungen ein beliebtes Sujet. So konnte man die dunkle und oftmals diabolisch gedeutete Figur Paganinis als teuflischen Gegensatz zum frommen und klerikalen Klaviervirtuosen Franz Liszt sehen. Der Dualismus von Licht und Finsternis zieht sich durch viele Schöpfungen des 19. Jahrhunderts – sowohl in gegensätzlichen Komponisten als auch in Persönlichkeiten, die beide Pole in sich und ihrem Werk vereinten: wie etwa Richard Wagner.

Paganinis Werk steht auf zwei Säulen: einerseits seine 24 Capricen op.1 – temperamentvolle und hoch virtuose Etüden für Violine solo – doch nie rein technisch, sondern stets musikalisch erfunden, andererseits seine fünf Violinkonzerte (Violine und Orchester) – für sich selbst mit höchsten Ansprüchen geschrieben. Daneben gibt es ein reiches kammermusikalisches Werk, bei dem auch die Gitarre eine wichtige Rolle spielt.

Meilenstein: 24 Capricen

Ohrwurm: Variationen über das Triviallied »Ein Hund kam in die Küche«

Legende: Die Orchesterstimmen seiner Konzerte teilte er erst kurz vor der Probe aus und sammelte sie gleich nach dem Konzert wieder ein, um das Monopol auf seine Werke zu schützen. Das heutige Urheberrecht gab es noch nicht.