39 MICHAIL GLINKA (1804–1857)

Er verbrachte viele Jahre seines Lebens auf Reisen in Europa. So trat mit seiner Person Russland in den Kreis der europäischen Komponisten: zuerst in Abhängigkeit von italienischen, französischen, spanischen und deutschen Vorbildern – dann mit zunehmend eigenständiger Tonsprache und einer ersten russischen Oper.

In Nowo-Spaskoje in einer wohlhabenden adeligen Familie geboren, erlebte er eine behütete und geförderte Kindheit und mit 14 bis 18 Jahren die Ausbildung in einem Adelsinstitut, an dem auch seine musikalischen Anlagen mit Klavier- und Violinunterricht gefördert wurden. 1824 trat er einen Dienst als Beamter an und hielt sich nun gerne in künstlerischen Kreisen auf, wo er auch Puschkin kennenlernte. Auf einer Italienreise 1830 bis 1833, die er aus gesundheitlichen Gründen unternahm, lernte er Donizetti, Bellini, Berlioz und Mendelssohn kennen, auf der Rückreise 1834 hielt er sich in Berlin auf, wo er sich mit Bach, mit älterer Kirchenmusik und den Sinfonien der Wiener Klassik vertraut machte. Heimgekehrt begann er – nach vielen Versuchen in instrumentaler Musik – mit der Komposition der Oper »Das Leben für den Zaren«, deren erfolgreiche Aufführung im Jahr 1836 als Geburtsstunde einer eigenständigen russischen Musik gilt. Eine Berufung an die Petersburger Hofkapelle folgte im nächsten Jahr. 1842 wurde seine zweite bedeutende Oper »Ruslan und Ljudmila« mit geringerem Erfolg aufgeführt. 1844 bis 1847 führte ihn eine Reise zuerst nach Paris, später nach Spanien und 1852 bis 1854 nochmals nach Paris und Berlin. Zwei Jahre verbrachte er noch in seiner Heimat, reiste 1856 nochmals zu Studien nach Berlin, wo er im Jahr darauf unerwartet starb.

Neben den beiden angeführten Opern sind noch jene Orchesterwerke von bleibender Bedeutung, in denen er russische Volksmelodien sinfonisch verarbeitete: Taras Bulba und Kamarinskaja. In dieser Gattung versuchten sich in der Folge Borodin, Tschaikowsky, Rimskij-Korsakow mit gutem Erfolg.

Meilenstein: Das Leben für den Zaren