Mit seiner Musik wurde er weder reich noch glücklich. Zur Berühmtheit gelangte seine Tonkunst erst nach seinem Tod in einer anderen Form, als er sie komponierte: Seine Bearbeiter waren unter anderem: Nikolaj Rimskij-Korsakow, Maurice Ravel, Igor Strawinsky, Dimitrij Schostakowitsch und Leopold Stokowski.
Er wurde als Sohn wohlhabender Landbesitzer in Karewo geboren. Er bekam zwar schon früh Klavierunterricht und erwies sich als begabter Musiker, wurde jedoch zur Vorbereitung auf eine Offiziersschule geschickt und bekam eine Stelle beim Militär (1856–58) und später – nachdem seine Familie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war – im Staatsdienst (1863–79, mit Unterbrechung). Kompositorische Kenntnisse erwarb er weitgehend autodidaktisch, wodurch er – abseits der europäischen Tradition – empfänglich für die Musik seines Volkes wurde und einen eigenen, nur wenig überformten Personalstil entwickelte. Doch gerade in dieser kaum geglätteten musikalischen Sprache lag seine Stärke. Seine Freunde im »mächtigen Häufchen« (Borodin, Balakirew, Cui, Rimskij-Korsakow) konnten nicht verhindern, dass er sich wegen geringer musikalischer Erfolge zurückzog, in Depressionen verfiel, krank wurde und verbittert und einsam in St. Petersburg starb.
Sein Hauptwerk ist das Musikdrama Boris Godunow (Text nach Puschkin, 1. Fassung 1868/69, 2. Fassung 1871/72), in dem er sich von den herkömmlichen Formen – Arien, Ensembles, Chören etc. – löste und unabhängig von italienischen und deutschen Vorbildern (Verdi, Wagner) zu einem eigenen musikdramatischen Ausdruck fand. Spätere Überarbeitungen (Rimskij-Korsakow und Schostakowitsch) kamen zwar der Wirkung im Publikum entgegen, schwächten aber die kantige Personalsprache des Komponisten merklich ab. An der unvollendeten Oper »Chowanschtschina« versuchten sich später außer Rimskij-Korsakow auch noch Ravel und Strawinsky. Von den Orchesterwerken ist noch »Eine Nacht auf dem kahlen Berg« öfter zu hören – ebenfalls in einer Bearbeitung von Rimskij-Korsakow. Sein berühmtestes Werk ist wohl der Klavierzyklus »Bilder einer Ausstellung« nach Bildern des Malers Viktor Hartmann, faszinierend sowohl in der Originalfassung als auch in der Instrumentation für großes Orchester von Maurice Ravel. Reizvoll ist außerdem ein Zyklus der Klavierlieder »Kinderstube«.
Meilensteine: Boris Godunow – Bilder einer Ausstellung
Legende: Außer Ravel bearbeiteten dieses Werk auch Rimskij-Korsakow, Leopold Stokowski, Sergej Gortschakow, Vladimir Ashkenazy, die Rockgruppe Emerson, Lake and Palmer und für Synthesizer Isao Tomita – zudem gibt es weitere Bearbeitungen für Orgel, für zwei Akkordeons und als besonderes Kuriosum für 45 Konzertflügel, einer davon präpariert.