67 HUGO WOLF (1860–1903)

Die Musikwelt kennt ihn fast nur von einer einzigen Gattung her: dem Lied. Das legt naturgemäß den Schwerpunkt seiner Bekanntheit in den deutschen Sprachraum. In der Geschichte des Klavierliedes ist seine Bedeutung ähnlich hoch anzusiedeln wie von Franz Schubert.

Geboren wurde er in der deutschsprachigen Familie eines Lederfabrikanten in Windischgräz in Slowenien. Mit 15 Jahren besuchte er – nur kurz – das Konservatorium in Wien, bildete sich dann autodidaktisch weiter und wurde ein glühender Verehrer von Wagner. Den Lebensunterhalt verdiente er sich – kümmerlich – durch Stundengeben und als Musikkritiker. Publizistisch nahm er – zu eigenem Schaden – leidenschaftlich für Wagner, Liszt und Bruckner, aber auch gegen Brahms Stellung. Nach Versuchen mit Kammermusik und Opernfragmenten fand er seine eigentliche Begabung im Lied. Das verstand er jedoch nicht so sehr als Melodie mit Klavierbegleitung, sondern als musikalisches Gedicht für eine Singstimme und für das – selbstständige und gleichwertige – Klavier. Der Klavierpart ist häufig wie eine poetische Miniatur, die man auch ohne Singstimme spielen könnte. Unter schwierigen ökonomischen Bedingungen, doch unterstützt von einem Freundeskreis, entstanden die meisten seiner Lieder zwischen 1888 und 1897. Dann brach seine Krankheit aus, die zur Einweisung in eine Nervenheilanstalt in Wien führte, die er nur noch 1898 für ein paar Monate verlassen konnte, bevor er dort starb.

Die etwa 300 Lieder Hugo Wolfs sind großteils in Reihen nach Dichtern oder in Zyklen nach der Herkunft der Texte zusammengefasst: Mörike-Lieder (1888), Eichendorff-Lieder (1888), Goethe-Lieder (1891), Das Spanische Liederbuch (1889/90), Das Italienische Liederbuch (1890/91/96), Drei Gedichte von Michelangelo (1897). Seine einzige vollendete Oper »Der Corregidor« war zwar erfolgreich, doch wenig bühnenwirksam. Seine Italienische Serenade für kleines Orchester und einige Chorwerke sind noch manchmal zu hören.

Meilenstein: Italienisches Liederbuch