Der beste Fußballspieler, den es gibt

Am Dienstag begleitete Frau Honig gemeinsam mit Fee Mo zum Fußballtraining.

»Mo is der beste Fußballerspieler, den’s dipt!«, erklärte Fee stolz.

»Und du bist sein größter Fan, so wie es aussieht, Fee, oder?«, fragte Frau Honig. Fee nickte. »Da bin ich aber gespannt!«, sagte das Kindermädchen und Mo merkte, wie aufgeregt er war, bei dem Gedanken, Frau Honig würde ihm zusehen.

Doch als Frau Honig schließlich am Spielfeldrand saß und das Spiel angepfiffen wurde, traute sie ihren Augen kaum. Denn Mo war alles andere als der beste Fußballerspieler. Er war nicht mal schlecht, er war eine einzige Katastrophe. Er verfehlte den Ball beim Kicken, hatte jedoch so einen Schwung drauf, dass er sofort umfiel. Er rannte in die anderen Spieler hinein, er duckte sich, als der Ball auf ihn zuflog, und am Ende, als er endlich einmal im Ballbesitz war, war er so überrascht darüber, dass er zum falschen Tor rannte.

Fee jubelte. »Siehst du, wie dut er is? Jetzt hätte er fast ins Tor deschießt!«

»Leider ins falsche!«, grummelte Frau Honig.

Die anderen Spieler seiner Mannschaft fassten sich an den Kopf, stöhnten über ihren schusseligen Mitspieler und der Trainer nahm sogar einmal seine Kappe ab und pfefferte sie genervt in die Ecke, weil er sich so über Mo ärgerte.

Mit hängendem Kopf und völlig verschwitzt kam Mo aus der Umkleidekabine.

Fee rannte auf ihn zu und umarmte ihn. »Du hast fast dewinnt!«

Vorsichtig sah Mo zu Frau Honig hinauf.

Diese legte den Kopf schief. »Ich glaube, ich weiß, was du brauchst, Mo«, sagte sie langsam.

»Mehr Training?«, fragte der Junge zerknirscht.

»Nein, eine Brille!«, antwortete Frau Honig und ging kurzerhand mit Mo zum nächsten Augenarzt.

»Blind wie ein Maulwurf!«, sagte Dr. Wenke, als er hinter dem Sehzeichentestgerät auftauchte. »Na ja, wie ein gut sehender Maulwurf. Um genau zu sein, du bist also der bestsehendste unter den schlechtsehendsten!«

»Und is?«, fragte Fee den Arzt.

»Du bist ein Adlerauge!«, antwortete Dr. Wenke, denn er hatte natürlich auch gleich die Augen der kleinen Fee getestet.

»Sind Maulwürfel und Adler Freunde?«, fragte Fee besorgt.

»Die besten der Welt!«, beruhigte sie Frau Honig.

Dr. Wenke verschrieb Mo eine Brille, die in zwei Wochen fertig sein sollte.

»Ich will aber keine Brille!«, schimpfte Mo, als sie den Augenarzt verließen.

»Glaub mir, wer beim Fußball den Ball sehen kann, ist eindeutig im Vorteil«, sagte Frau Honig amüsiert.

Am Abend, als Leni gerade ins Zimmer von Mo, Tilda und Fee gehen wollte, um ihnen die tägliche Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen, saß Frau Honig an ihrer Stelle mit den Kindern im Bett und hörte sie sprechen.

»Die Geschichte von der unglaublichen Freundschaft zwischen dem Maulwurf und dem Adler …« Leni stand still an der Tür und hörte eine Weile zu. Und auch wenn sie hundemüde war und eigentlich froh hätte sein müssen, ins Bett gehen zu können und einfach mal ein Buch zu lesen, versetzte ihr der Anblick des Kindermädchens mit ihren Geschwistern einen Stich und sie schluckte. Leise schloss sie die Tür zum Kinderzimmer und legte sich auf ihre Matratze.