Habe heute zwei Leuchttürme besichtigt, aber beide nur von außen. Ich war einfach noch nicht dreist genug, von Gryphius’ Amtskette Gebrauch zu machen und Eintritt zu erbitten. Die ersten Eindrücke waren jedoch mehr als interessant, ja, geradezu überwältigend. Einer der Türme war aus Stein, der andere aus rostigem Eisen.
Spätnachmittags fast kochend heiße Dünenschlammpackungen im SAFÜAT . Ich empfand diese aber nicht als Therapie, sondern als Körperverletzung.
Die Hummdudel sind wohlauf. Jedes Mal heftiges Geflöte und Gefiepe, wenn ich mich am Terrarium blicken lasse. Ich werte das weiterhin als Sympathiebekundung, obwohl es durchaus auch Angst, Hass, Ekel oder Gleichgültigkeit sein könnte. Miserables Wetter, eiskalter Regen, starker Wind, Kopf- und Gliederschmerzen. Trotzdem: Für heute sind drei Leuchttürme fest eingeplant.
Habe heute, wie vereinbart, Gryphius wieder aufgesucht. Fand die alte Echse aber in denkbar schlechter Stimmung vor. Er war mehr damit beschäftigt, saure Gurken einzulegen, als sich mir zu widmen, und erzählte mir, statt über seine Kartographie zu berichten, lediglich eine Legende über das Quaquappa, deren tieferer Sinn sich mir nicht ganz erschließen wollte.
Und schon wieder barg einer der wenigen Leuchttürme, die ich in der Zwischenzeit besichtigen konnte – der sogenannte Weiße Turm auf den Nordklippen –, eine Überraschung in Form einer Person, welche der Begegnung mit Gryphius von Odenhobler beinahe ebenbürtig war. Dazu später mehr.
Trotz Nieselregen, Gegenwind und Kopfschmerzen drei Leuchttürme absolviert.
Nachmittags längere Kraakenfiekpartie mit Bohann De Bong und vier Eydernorner Profispielern. Habe mühelos gewonnen, trotz stark behindernder Wetterbedingungen. Anschließend mit De Bong in ein Teehaus. Bohann analysierte wortreich mein Rückhandspiel bei Gegenwind und konsumierte dabei besorgniserregende Mengen Strandhafertee, während ich mich auf eine einzige Tasse beschränkte. Dennoch anschließend eine Stunde Herzrasen.
Nachts schwerer Sturm, klappernde Dachschindeln, aufgeregte Hummdudel. Gegen Morgen kehrte Ruhe ein. Musste ein paar Stunden Schlaf nachholen. Mittags Atemübungen im SAFÜAT .
Es fiel mir schwer, dem Atmen so viel Aufmerksamkeit zu widmen, zumal mir empfohlen wurde, darüber das Denken zu vernachlässigen. Ich denke aber lieber konzentriert nach, als konzentriert zu atmen. Es kommt mir vor, als versuche man, den Strom des eigenen Blutes oder seinen Herzschlag zu beeinflussen.
Für den Nachmittag sind zwei Leuchttürme an den Nordklippen eingeplant.
Die Leuchttürme an den Nordklippen waren SEN -SA -TIO -NELL !!! Eine gebührende Beschreibung ist in Kürze unmöglich. Habe jedenfalls schon etliche erstaunliche pharologische Erkenntnisse gesammelt. Die Türme übertreffen all meine Erwartungen.
Es ist kaum zu glauben – heute Morgen fand ich im Terrarium fünf weitere Hummdudel-Jungtiere. Nun sind es insgesamt zehn. Zehn! War das der Grund für das nächtliche Geflöte letztens? Ratten, Karnickel oder Kakerlaken sind vermehrungstechnisch gesehen blutige Amateure gegen diese jodelnden Kleinamphibien. Noch ist Platz genug in der Glaskiste. Aber wo soll das langfristig hinführen? Ich sollte rechtzeitig auf Abhilfe sinnen.
Ich nenne die neuen Kleindudel Humm Vier bis Humm Acht, zusätzlich zu den vorhandenen Junghumm, Jungdumm und Jungdudel. Bin aber jetzt schon überfordert, sie auseinanderzuhalten. Ich habe erwogen, sie in verschiedenen Farben anzumalen – aber mit welchem Malmittel? Nein, das geht nicht! Seriöse Hummdudelforschung sieht anders aus.
Alle Junghummdudel aus beiden Würfen sind binnen kurzer Zeit um das Doppelte gewachsen. Ihre Stimmen klingen nun tiefer und erwachsener, als hätten sie ihre Hummdudelpubertät binnen kürzester Zeit absolviert. Die sind doch nicht etwa schon geschlechtsreif? Ich mache mir Sorgen um den begrenzten Raum im Terrarium. Und um meine Nachtruhe.
Morgens suchte mich beim Aufstehen ein heftiger Kopfschmerz heim, der sich rasch auf ein Dutzend Punkte meines Schädels verteilte. Dies vermittelte mir den Eindruck, dass an diesen Punkten ehrgeizige Gruppen von winzigen Migränezwergen Bohrungen unternahmen, um zum Mittelpunkt meines Gehirnes vorzudringen, sich dort zu treffen und eine ekstatische Feier des Schmerzes zu zelebrieren. Als die Zwerge sich endlich im Zentrum meines Schädels begegneten, kam es dort aber zu keiner friedlichen Feier, sondern zu einer Art Krieg. Es fühlte sich an, als würden Sprengladungen in meinen Gehirngängen gezündet und Nervenenden in Brand gesteckt. Dazu flöteten die Hummdudel panisch in den höchsten Tönen. Ich stellte gerade fest, dass es unmöglich ist, sich mit einem stumpfen Brieföffner die Pulsadern aufzuschneiden, als der Schmerz urplötzlich verschwand. Der brutale Tiefdruck schien sich in Hochdruck zu wandeln. Auch die Hummdudel schlugen erlöste Töne an. Also doch nur eine ganz normale Eydernorner Wettermigräne? Ich meine: was man hier unter »normal« versteht?
Mit einer unberechenbaren Gewitterwolke von monströsem Ausmaß über dem Kopf zu koexistieren, ist wie ein Haus mit einem todessehnsüchtigen Terroristen zu teilen. Jederzeit kann etwas explodieren. Furcht bringt da gar nichts, das ist nur mit Fatalismus zu ertragen. Vielleicht haben die Eydernorner deswegen so ein gelassenes Verhältnis zum Tod.
Heute fast den ganzen Tag in einer fensterlosen Holzkiste gesessen, die mit hochkonzentriertem Eukalyptusdampf gespeist wurde. Egal, was ich seit diesem vorzeitigen Sargaufenthalt gegessen habe, es schmeckte nach Hustenbonbons. Das familiäre Flöten der Hummdudel daheim heiterte mich wieder auf.
Heute zu Besuch auf einer berühmten Schaffarm südwestlich von Eydergard. Dort wird aus Schafsmilch der berüchtigte Eydernorner Deichschafskäse »Eyderkaas« gewonnen. Die prinzipiell ungeschorenen Schafe machten einen noch wetterfesteren Eindruck als die übrigen Inseltiere. Ich beneidete sie um ihre Bedürfnislosigkeit. Sogar ihr Käse, den man in winzigen Portionen verkosten konnte, ist extrem widerstandsfähig. Ich werde wahrscheinlich einen Monat dafür brauchen, um dieses erbsengroße Stück Kaas zu verdauen. Es schmeckte wie versalzene Dachpappe und steckt jetzt irgendwo in meinem Körper wie eine Geschosskugel, die langsam, aber unaufhaltsam zu meinem Herzen wandert. Wahrscheinlich muss ich den Kaas irgendwann operativ entfernen lassen. Anschließend habe ich den einzigen Leuchtturm der Gegend besichtigt. Der hatte es wieder in sich!
Zuchtschaf
Wie mir Queekwigg mitteilte, gibt es einen Laden für Hummdudelbedarf in Eydergard. Sie führen angeblich auch Terrarien. Darf ich die Hummdudel trennen und in zwei verschiedenen Terrarien unterbringen? Oder veranstalten sie dann einen Aufstand, eventuell akustischer Art? Beim besten Willen: Noch mehr von dem Geflöte könnte ich einfach nicht ertragen.
Gleich Aufbruch zur nächsten Leuchtturmbesichtigung.
Ich habe tatsächlich ein zweites Terrarium gekauft! Samt Salzwassernebelpumpe – so heißt das dazugehörige ominöse Gerät, wie ich bei dieser Gelegenheit erfuhr. Teurer Spaß übrigens, die Hummdudelzucht! Man kann sich mit diesem Hobby mühelos ruinieren, wenn man Wert auf ein geschmackvolles Terrarium legt. Ich konnte welche mit Messingrahmen, aber auch vergoldete und versilberte oder welche mit kunstvoller Bleiverglasung erwerben. Selbst antike Terrarien, die hunderte von Jahren alt sind. Hummdudel zu halten, hat hier eine lange Tradition. Der Laden wurde von einem Nebelheimer geführt, der mir ein paar aufschlussreiche Informationen und Tipps zur Hummdudelhaltung gab. Zum Beispiel, dass es keinen Zweck hat, das Geschlecht eines Hummdudels feststellen zu wollen, weil sie es zwei bis drei Mal pro Tag wechseln. Wenn man mit Buchenholz geräuchertes Meersalz in die Salzwassernebelpumpe einspeist, flöten sie angeblich leiser. Ich habe ein Kilo davon gekauft.
Das Meersalz scheint tatsächlich zu funktionieren: Die Hummdudel flöten zwar nicht weniger, aber leiser. Der Nebelheimer hat mir erklärt, dass sich das Salz auf eine Membran im Stimmorgan des Hummdudels legt und dadurch die Lautstärke dämpft. Ihr Gesang klingt jetzt belegt, dezent gurgelnd, aber auf angenehme Weise. Ihnen selbst scheint das nichts auszumachen. Das buchenholzgeräucherte Meersalz verbreitet einen interessanten Duft. Es riecht mal wie muschelbewachsenes Treibholz, mal wie zu lange geräucherte Makrele.
Heute mit einem neu erworbenen Luxusklööper gespielt. Es ist eigentlich egal, welches Schlaginstrument ich benutze. Ich könnte auch mit einer Bratpfanne oder einem Kehrblech antreten und würde trotzdem jeden Profi mit seinem handgeschnitzten Edelklööper mühelos an die Wand fieken. Das ist keine Prahlerei, sondern einfach eine Tatsache. Es ist für mich mittlerweile fast schon banal geworden: Sobald ein Spiel beginnt, tritt mein unsportliches Ich aus meinem Körper hinaus und sieht meinem anderen Kraakenfieker-Ego beim Gewinnen zu. Dann kann ich oft selber nur noch staunen, wie atemberaubend virtuos ich in dieser Sportart bin. Manchmal möchte ich mir dann am liebsten selber applaudieren.
Im Hummdudelbedarfsgeschäft extrafeinen Küstensand für das Terrarium gekauft. Der Verkäufer hat mich diskret darauf aufmerksam gemacht, dass Hummdudel, wie alle anderen Tiere, ihren natürlichen Bedürfnissen nachkommen müssen und sich dafür mehrmals täglich im Küstensand des Terrariums erleichtern. Das sind zwar nur minimale Mengen an Ausscheidungsflüssigkeit, aber die addieren sich natürlich. Daher also der strenge Geruch in meinem Hotelzimmer! Der Sand ist ausgetauscht, und mein Zimmer duftet nun nach dem Fliederparfüm, das ich anschließend versprüht habe.
Außerdem habe ich einige Leuchtturmskizzen verfeinert. Ich brauche bald einen neuen Zeichenblock, so fleißig, wie ich in der letzten Zeit skizziere.
Nachmittags einsame Wanderung an der Nordküste, in einem Bereich, von dem aus man angeblich am besten die Frostfratten beobachten kann. Die kilometerlang ins Meer hinabfallenden Küstenfelsen unter mir sahen aus wie mit Blut getränkt. Die mythologische Erklärung dafür berichtet von einem riesenhaften Fischer, der dort zu Urzeiten gehaust haben soll und eines Tages den unglücklichen Gedanken hatte, auf Frostfrattenjagd zu gehen. Die Fratten packten ihn, bissen ihm den Kopf ab und strichen dann mit seinem riesenhaften Körper als Pinsel die Küstenfelsen mit seinem Blut rot an. In Wirklichkeit ist es durch Eisenoxid dunkelrot gefärbte Tonerde, die durch die Erosion freigelegt wird. Ich habe keine einzige Frostfratte gesehen. Sind sie vielleicht selbst nur ein Mythos?
Dafür sah ich zum ersten Mal einen der berühmten Eydernorner Möwenpicker bei der Jagd. Das ist ein riesiger Fisch, der sich vermittels seiner gewaltigen kraftvollen Flossen so hoch aus dem Wasser zu katapultieren vermag, dass er Möwen aus der Luft picken kann. Ein guter Augenblick für mich, ein schlechter für die Möwe.
Möwenpicker
Nach schier endlosen Anwendungen im SAFÜAT war ich heute so ausgehungert, dass ich mir an einer aus Strandgut gezimmerten Imbissbude mit Muschelapplikationen eine aus Zeitungspapier gerollte und mit »Gebratzten Schnatzen« gefüllte Tüte kaufte und deren Inhalt umgehend vertilgte, obwohl er aussah wie aus einer unheiligen Ehe von Trilobiten und Kakerlaken hervorgegangene Mischlinge, die zu lange in Erdöl gebraten wurden. »In der Not frisst das Quaquappa Schnatzen« hatte auf einem Strandgootshrieven im MUFÜEYKU gestanden. Jetzt weiß ich, was damit gemeint ist.
Was für eine Sorte Meerestier das genau ist, ist mir zum Glück unbekannt, und ich lege auch keinen Wert darauf, es jemals herauszufinden. In der Nacht hatte ich einen lebhaften Alptraum, in dem ich mich mit einem lebendigen Handtuch abtrocknen musste, das beißen konnte. Ich führe ihn auf die Gebratzten Schnatzen zurück, die mir auch noch am nächsten Morgen im Magen lagen wie ein Sack Kartoffeln.
Heute am Strand eine tote Meerschaumqualle gefunden. Meerschaumquallen sind die am besten getarnten Bewohner der Eydernorner Gewässer. Für das ungeschulte Auge sind sie in den Schaumkronen großer Wellen praktisch unsichtbar, sie verändern ihre Form im Sekundentakt. Erst im Augenblick ihres Todes wählen sie ihre endgültige Form und erstarren zu einer robusten Masse, die praktisch unzerstörbar ist. Die meisten toten Meerschaumquallen versinken im Wasser und ruhen am Grunde des Ozeans. Einige verenden aber auch in Küstennähe und können am Strand gefunden werden, was allerdings sehr selten ist. Tote Meerschaumquallen sind künstlerische Unikate der Natur, denn jede besitzt eine andere Form. Sie werden im Augenblick des Todes hart wie Stahl und schwerer als Blei. Das macht sie in Verbindung mit ihrem geringen Umfang zu begehrten Schiffsankern. Ein Inselsprichwort sagt: »An dem Tag, an dem man zwei gleiche Meerschaumquallenanker findet, geht Eydernorn unter.«
Meerschaumquallenanker
Als ich versuchen wollte, die Qualle zu bergen und wegzutragen, geriet ich an meine körperlichen Grenzen. Ich machte rasch eine Skizze und rief dann ein paar Küstengnome herbei, die sich ihrer dankbar annahmen. Was will ich denn mit einem Anker?
Heute extreme Temperaturschwankungen, wie ich sie noch nie irgendwo erlebt habe. War der Wind morgens noch eiskalt und schneidend, so herrschte mittags schwülwarme, fast stehende Luft wie vor einem Gewitter, das sich aber nicht entlud. Stattdessen bliesen bald heftige Böen mit Eiskristallen darin. Die Temperatur fühlte sich an wie zehn Grad unter Null. Winterwetter. Kaum eine Stunde später wehten milde Frühlingsbrisen, die kurz darauf von arktischem Eisregen abgelöst wurden. Völlig verrückt! So ging das den ganzen Tag, mal so, mal so. Ein Wetter, das mich selber so launisch und reizbar machte wie eine schwangere Wildkatze. Ich beschimpfte die Hummdudel mehrmals wegen Lärmbelästigung und hatte abwechselnd Gelüste auf Salzgurken, Zimtschnecken, Bratkartoffeln, Käsekuchen, Rollmöpse, Schokoladenpudding und Maulwurfsalat mit Senfsoße. Und zwar genau in dieser Reihenfolge.
Nachts im Bett halb schlaflos, halb dösend dem Feuerwerk der Leuchttürme gelauscht. Es klang mal wie ferner Krieg, mal wie Riesensprache. Ich phantasierte im Halbschlaf wirr von streitenden Wetterriesen, die aus hohen, schwarzen Gewitterwolken gebaut waren und sich gegenseitig mit dumpfen Knalllauten beschimpften: »Bupp! Bapp! Babapp! Bappedibapp! Pummpadabamm!« Und so weiter.
Die Hummdudel flöteten melancholisch dazu. Erstaunlich, dass ich in solch einer Geräuschkulisse schließlich doch noch einschlief. Auf der Lindwurmfeste konnte mich das leiseste Pfeifen eines undichten Fensters die ganze Nacht wachhalten. Ich träumte von sprechenden Keksen, die man adoptieren kann.
Vormittags Anwendungen im SAFÜAT . Ein vierarmiger Hoawief peitschte mich mit klatschnassen Handtüchern aus und nannte das eine »Massage«. Ich nannte das eine Tracht Prügel und ihn einen Grobian! Mittags kurzes Trainingsspiel mit Bohann De Bong. Er hatte nicht die geringste Chance, obwohl er sich sichtlich anstrengte. Anschließend zertrümmerte er wütend seinen Klööper an einer Wand, zu meiner nur mühsam unterdrückten Erheiterung.
Nachmittags das einzige Weingut von Eydernorn besichtigt. Die Reben für den Dünenwein wachsen dort auf dürren Treibholzstöcken in den Dünen vor den Orkanmühlen. Es sind lachhaft wenige Stöcke mit so winzigen Trauben, dass mich der knappe Ertrag und der exorbitante Preis des Weines wirklich nicht mehr wundert. Diesem kargen Boden Wein abzutrotzen, das kommt dem Versuch gleich, Saft aus Steinen zu pressen. Aber das Weingut wird von Küstengnomen betrieben. Und denen traue ich mittlerweile so ziemlich alles zu, was sich mit Hartnäckigkeit und Ausdauer erreichen lässt. Ein außergewöhnlich zähes Völkchen mit einer fast heroischen Arbeitsmoral, das mir immer mehr Respekt einflößt. Wenn man sich tief genug bückt, kann man sich auch vor Gnomen verneigen.
Ich begab mich heute Morgen noch einmal zu Gryphius’ Leuchtturm, um ein wenig mit ihm zu plaudern, mich nach seinen Fortschritten in der Kartographie zu erkundigen und ihm von meiner Leuchtturmforschung zu berichten.
Aber auch auf mehrmaliges Klopfen und Rufen öffnete er nicht. Wahrscheinlich schlief er noch oder war gar nicht zu Hause. Den weiten Weg umsonst gestiefelt! Wenn man so abgeschieden und schwer erreichbar haust wie ein scheuer Uhu, dann darf man sich nicht wundern, wenn Besucher irgendwann ganz ausbleiben. Aber natürlich will man ja genau das. Ich tröstete mich mit einem Einkaufsbummel in der Schiefen Reihe, kaufte neue Bleistifte und einen schönen dicken Zeichenblock für meine Skizzen und Notizen. Außerdem ein kleines Federmesser zum Anspitzen der Stifte, das ich jetzt immer bei mir tragen werde. Nachmittags mehrere Algensafteinläufe im SAFÜAT . Die Einzelheiten erspare ich uns – schon aus Schamgefühl.
Trilobitenschnecke
Apropos Schiefe Reihe: Die Eydernorner Trilobitenschnecken gehören ebenfalls zur Amphibienfauna der Insel. Sie leben die meiste Zeit im Meer, begeben sich aber zeitweise an Land, und zwar um im Schneckentempo vom Eydergarder Hafen die Schiefe Reihe entlang- und wieder zurückzukriechen, und zwar wieder und immer wieder. Wahrscheinlich angelockt durch die Essensgerüche. Findige Geschäftsleute sind auf die Idee gekommen, die Panzer dieser Tiere – sie werden etwa anderthalb Meter lang und einen Meter breit – mit wasserfesten Plakaten zu bekleben. So wurden die Schnecken zu einer DER Touristenattraktionen. Zuerst fand ich es gewöhnungsbedürftig, auf den Rücken von Geschöpfen, die bereits die Ozeane bevölkert haben, als das Leben an Land höchstens aus Lavawürmern und Riesenlibellen bestand, Reklame für Heiße Krabbenwaffeln, maßgeschneiderte Taucheranzüge oder Kraakenfiekschulen zu lesen. Aber irgendwann mochte ich es gar nicht mehr missen.
Ich registrierte eine neue Klangnuance im Gesang der Hummdudel, die mich ein wenig beunruhigte. Es war dies ein sehr leiser, aber – wenn man sehr genau hinhörte – kontinuierlich anschwellender Pfeifton, der einen alarmierenden Charakter hatte. Anders kann ich das nicht beschreiben. Wie von einem harmlosen und friedfertigen Tier, das aus unerfindlichen Motiven seine Verteidigungsbereitschaft signalisieren will. Das war beängstigend. Wie ein Kaninchen, das plötzlich knurrt.
Am frühen Morgen Behandlung der Nüsternscheidewand mit Tiefseeschneckenschleimkonzentrat im SAFÜAT . Wirklich nicht zur Nachahmung empfohlen. Eine Wurzelbehandlung ohne Narkose würde ich vorziehen. Es fühlte sich an, als würden meine Nasenlöcher mit Salzsäure gespült und dann mit Pfeifenreinigern aus Stahlwolle durchgebürstet. Meine Stimme ist mir dabei beinahe abhandengekommen. Sie hatte sich verängstigt in meine Luftröhre verkrochen und nur noch mitleiderregendes Krächzen von sich gegeben. Ich brauchte drei Stunden, um meinen Lebenswillen und meinen Glauben an die Medizin wiederzufinden.
Anschließend einen köstlichen süß-salzigen Seegurkenkuchen mit Meerschaumsorbet im Dünencafé Löpernest vertilgt. Die Eydernorner Köche und Konditoren schaffen es immer wieder, scheinbar Ungenießbares in kulinarische Sensationen zu verwandeln.
Ich bin seit heute das Oberhaupt einer vierundzwanzigköpfigen Hummdudelgroßfamilie. Im geflügelten Wort »vermehren sich wie die Karnickel« wird in meinem Sprachgebrauch das Wort »Karnickel« ab jetzt durch »Hummdudel« ersetzt. Die kleinen Biester etablieren ganz neue Maßstäbe im Bereich der Fortpflanzung. Ja, ausgerechnet meine lahmen Kriechtiere legen in dieser Disziplin absolutes Rekordtempo vor. Macht mich das stolz? Ein bisschen schon, zugegeben. Aber auch ein wenig besorgt.
Außerdem wieder zwei Leuchttürme besichtigt, die Wärter hatte ich bereits schon einmal im Fackelfisch gesehen.
Ich habe von den Nordklippen aus endlich echte Frostfratten beobachtet! Von weitem sehen sie aus wie träge dahindriftende Eisberge. Aber mit dem mitgebrachten Fernrohr konnte ich deutlich erkennen, dass sie sich manchmal abrupt bewegen, gelegentlich sogar abtauchen, um kurz danach wieder hochzukommen, Walen vergleichbar. Sie blasen Fontänen aus Wasser voller Eiskristalle empor, die sekundenlang wie Skulpturen in der Luft stehen, um dann krachend in sich zusammenzustürzen. Ein atemberaubender Anblick! Schließlich riss eine Frostfratte eine Robbe in Stücke, die sich zu nahe an sie herangewagt hatte. Es sah aus, als würde ein Eisberg plötzlich lebendig werden. Alles ging blitzschnell! Kaum zu fassen, dass es tatsächlich Lebewesen sind. Sie so nahe der Küste zu beobachten, war ein beängstigendes Erlebnis.
»Wenn das Meer zu warm wird, kommen die Frostfratten an Land«, sagt man auf Eydernorn.
Frostfratte
Ein verlorener Tag. Fast den ganzen Tag wie lebendig einbalsamiert in einer Dünensandpackung verbracht, die immer wieder mit lauwarmem und hochsalzigem Meerwasser und Seegurkenessig aufgefrischt wurde. So muss sich ein Sauerbraten während der Marinierung fühlen. Dabei musste ich zwangsläufig und hilflos dem Geschwätz des Pflegepersonals lauschen, das sich zynisch und ohne Mitleid über die Symptome von schrecklichen, mir bisher unbekannten Krankheiten unterhielt, die ich mir ab jetzt zwanghaft einbilden muss.
Beim anschließenden Spaziergang fühlte ich mich wie ein Mehlsack voll Wasser, der laufen will. Viel zu mürbe und aufgeschwemmt, um noch einen Leuchtturm zu besuchen. Das war dann wirklich deprimierend! Die ganze Nacht lag ich schlaflos und schwitzend auf dem Bett und sehnte mich nach Leuchttürmen. Kann man tatsächlich eine Abhängigkeit von Architektur, von exzentrischen Gebäuden entwickeln? Gibt es eine Sucht nach pharologischer Erkenntnis? Ich fürchte, erste Symptome davon bei mir zu entdecken.
Unter dem Einfluss des Eydernorner Wetters drängte sich mir ein unerfreulicher Vergleich auf: Ein neues Buch ist wie ein Gewitter. Es baut sich sehr langsam auf, erzeugt bei der Veröffentlichung viel heiße Luft, entlädt sich mit großem Getöse, verändert kurzzeitig die ganze Atmosphäre und lenkt alle Aufmerksamkeit auf sich. Und wenn es vorbei ist, dauert es nicht lange, bis alle es wieder vergessen haben. Das ist auch schon alles, was wir mit unserer Schreiberei erreichen: Das Wetter von gestern.
Ich frage mich neuerdings, ob die Feuerwerkerei der Leuchttürme tatsächlich immer lauter wird. Die Lärmbelästigung könnte auch mit den besonderen akustischen Verhältnissen auf Eydernorn zu tun haben. Manchmal tragen die Luftströme Geräusche oder Gesprächsfetzen, die kilometerweit entfernt entstanden sind, ganz nah heran. Das ist, als würde man von Geisterstimmen heimgesucht. Du gehst durch den Nebel, Wind säuselt, obwohl es windstill ist, du wirst plötzlich angesprochen, jemand flüstert in dein Ohr, du drehst dich um – aber da ist niemand! Das ist mir schon mehrmals passiert.
Nachts wurde ich durch Explosionen von Knallkörpern geweckt, so laut, als würden sie direkt unter meinem Fenster gezündet. Dabei war es weit oben in der Atmosphäre. Ich frage mich, wie die Eydernorner das aushalten. Nacht für Nacht! Es hat wohl mit dem robusten Gemüt dieser hartgesottenen Insulaner zu tun. Und mit ihrer Verwandtschaft zu den Seeleuten draußen auf dem Meer, deren Leben von diesen Leuchtsignalen abhängen. Das macht sicher tolerant gegenüber dem Lärm. So wie man das Bellen des eigenen Wachhundes irgendwann nicht mehr als störend empfindet, sondern als beruhigend.
Mittlerweile sechsunddreißig (!) Hummdudel in zwei Terrarien. Das ist doch absoluter Wahnsinn! Um nicht zu sagen: eine beängstigende Eskalation. Was habe ich mir da aufgehalst?
Die Glaskästen platzen bestimmt bald aus den Nähten. Die Musik klingt jetzt nicht mehr nach familiärer Hausmusik, sondern nach dem Gefangenenchor einer Strafgaleere. Es liegt etwas Vorwurfsvolles in diesen kollektiven Hummdudelgesängen, die in der Nacht anschwellen. Ist es der Wunsch nach großzügigeren Lebensverhältnissen? Die Forderung nach Freiheit? Oder bilde ich mir das nur ein? Versuchen sie etwa gemeinschaftlich, mich zu hypnotisieren, noch ein Terrarium anzuschaffen? Oder drehe ich einfach nur durch?
Habe einen kleinen Imbissladen in einer Seitengasse von Eydergard entdeckt, in dem traumhafte Krabbenwaffeln mit Hummermayonnaise zubereitet und auf die Hand serviert werden. Man muss sie im Stehen essen und bekleckert sich dabei von oben bis unten mit Mayonnaise, aber das nimmt man in Kauf. Die Krabben sind herrlich knusprig und saftig zugleich, die Buttermilchwaffeln zerfließen regelrecht auf der Zunge, und die Mayonnaise möchte man löffelweise essen. Der Laden nennt sich Zum heißen Eisen, die Leute stehen davor aus gutem Grund Schlange. Strandhoofertwiete Nummer 9 ist DIE Adresse für Krabbenwaffeln auf dieser Insel. Ein echter Geheimtipp!
Als ich anschließend in einem Café lästige Krabbenfasern aus den Zwischenräumen meines Gebisses entfernte, indem ich einen Faden, den ich aus meinem Umhang gezupft hatte, zwischen den Zähnen methodisch hin- und herzog, hatte ich plötzlich eine Eingebung. Das funktionierte nämlich so tadellos, dass ich nun darüber nachdenke, wie man diese eigentlich revolutionäre Idee im Bereich der Zahnhygiene kommerzialisieren könnte. Vielleicht mit einem geeigneteren Material wie einem dehnbaren Seidenfaden oder Ähnlichem. Mich ereilen in der letzten Zeit häufiger solche überraschenden Geistesblitze, die ich mir bisher nicht notiert und deshalb leider wieder vergessen habe. Ich führe sie, wie so vieles andere, auf die gesunde Luft dieser Insel zurück.
Reinigung der Zahnzwischenräume
Ich bin vom Fenster meines Hotelzimmers aus erneut Zeuge des nächtlichen Feuerwerks geworden. Das vermute ich jedenfalls, denn ich war mir heute Morgen beim Aufwachen nicht mehr ganz sicher, ob ich es tatsächlich gesehen oder vielleicht doch nur geträumt habe. Ich erinnere mich deutlich an fast geräuschlose Lichtexplosionen von unwirklicher Schönheit. An weiße Strahlen, die am Firmament Schnörkel und Kreise formten und wie fremdartige Zahlen aussahen. An rote Blitze, die himmelwärts zuckten. An wundervoll kalligraphierte Initialen einer unbekannten Schrift am Himmel, die mich an die illuminierte Kartographie von Gryphius Odenhobler erinnerten. Als ich erwachte, stand das Fenster sperrangelweit offen, obwohl ich es abends immer schließe. Also habe ich all das wohl doch gesehen. Bin ich vielleicht Schlafwandler geworden? Wenn ja: Ich hätte hinausfallen und mir sämtliche Gräten brechen können!
Ich habe heute Nachmittag das 72. Eydernorner Kraakenfiekerturnier der Kurgastamateure gewonnen. Und zwar haushoch und in Rekordzeit. Kunststück – meine »Gegner« waren alle blutige Anfänger. Es war wie ein Spaziergang, ein Kinderspiel, es kostete mich keinerlei Anstrengung.
Bohann ist wirklich stolz auf mich, er behandelt mich in der Öffentlichkeit wie einen erfolgreichen Sohn, der gerade den Doktor gemacht hat. Kein Wunder – ich habe sieben Gookenpriene hintereinander gefiekt, bei Windstärke sechs und Nieselregen.
Heute drei Leuchttürme an einem Tag besichtigt. Entsprechend viele verblüffende pharologische Erkenntnisse gewonnen und zahlreiche Skizzen gemacht. Jeder Eydernorner Leuchtturm ist eine Welt, ein Mikrokosmos für sich. Völlig unmöglich, diese Flut von Erlebnissen, Eindrücken und Erkenntnissen in wenige Worte zu fassen, deswegen versuche ich es erst gar nicht. Morgen unternehme ich eine Expedition zum mittleren Eydervulkan. Es gibt insgesamt drei von diesen ausgedienten Lavaschleudern auf der Insel: Klastopyrus, Numatsi und Laharlamagma. Der, den ich morgen erkunde, trägt den schönsten Namen: Laharlamagma. Er bedeutet »Tod und Verderben«.
Ich habe mit einer Touristengruppe und unter der Führung eines ortskundigen Küstengnoms den Laharlamagma westlich des Eyderkanals bestiegen. Vorher bin ich noch im umliegenden Naturschutzgebiet auf eigene Faust mit einem Fernrohr auf die Pirsch nach seltenen Vögeln gegangen. Es gelang mir, zwei der raren Sturmkrähen aufs Papier zu bannen, deren Federkleid selbst bei Windstille so zerfleddert aussieht, als würden sie gegen einen starken Luftstrom anfliegen. So hat sich die Sturmkrähe den klimatischen Verhältnissen perfekt angepasst und müsste eigentlich der Wappenvogel der Insel sein.
Sturmkrähen
Am Fuß des Vulkans nahm ich, einer plötzlichen Eingebung folgend, eine weitere Messung mit dem Nachtigallerschen Erdfieberthermometer vor. Sie ergab erstaunliche 12,5 Grad – sechs Grad mehr als meine letzte Messung und ganze neun Grad mehr als meine erste. Aber das war vielleicht gar nicht so erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ich sie am Fuß eines Vulkans vornahm. Nun ja – was verstehe ich schon von Geothermie?
Der Blick in den Krater war nach dem anstrengenden Aufstieg ernüchternd. Brackiges, schwarzes Wasser in einem kreisrunden Maar von einigen hundert Metern Durchmesser, in dem hier und da dicke Blasen aufstiegen, ploppend zerplatzten und faulige Schwefelgase entließen – das war alles. Es roch wie in einer selten gereinigten Bedürfnisanstalt. Keine Ahnung, warum ich von einem erloschenen Vulkan Spektakuläreres erwartet habe.
Der Küstengnom sprach von schwachen Erdbeben der letzten Zeit, die gelegentlich die Insel erschüttern, aber immer harmlos verlaufen würden. Davon habe ich bisher nichts bemerkt. Vielleicht waren sie nachts, manchmal haben die Glasscheiben und Teetassen geklimpert, bisher dachte ich wegen des Feuerwerks.
Riesenmuschel
Auf dem Weg zum Laharlamagma hatte ich Gelegenheit, eine der kolossalen Riesenmuscheln zu besichtigen, die an mehreren Stellen Eydernorns wie Berge aus der Erde ragen. Ihre genaue Herkunft ist immer noch Gegenstand der Forschung, ihr Alter wird auf mehrere Millionen Jahre geschätzt. Eydernorner Bauern errichten gerne ihre Höfe und landwirtschaflichen Zweckbauten im Windschatten dieser fossilen Giganten, um sie vor den ruppigen Winden zu schützen.
Ein Hotelgast im Strandlöper, ein höflicher Nattifftoffe, dem ich beim Frühstück von meiner gestrigen Exkursion berichtete, entpuppte sich als gesprächiger Hobbygeologe und klärte mich darüber auf, dass man vermute, dass Eydernorn und seine drei oberirdischen Feuerspeier sowie eine unbekannte Zahl submariner Vulkane zusammen den Ring eines Supervulkans bilden – die Insel also praktisch der höchste Punkt eines potentiellen geologischen Katastrophengebietes sei. Meine spontanen Befürchtungen, einen Ausbruch während meines Inselaufenthaltes betreffend, zerstreute er zum Glück gleich wieder, indem er behauptete, dass solche Ausbrüche nur alle paar Millionen Jahre vorkämen. Meine Frage, wann denn diese »paar Millionen Jahre« wieder mal abgelaufen wären, konnte er allerdings nicht beantworten. Er lachte nur nervös.
Ich vermisse das professionelle Schreiben wahrscheinlich nur deswegen nicht, weil ich hier mit so vielen anderen Dingen beschäftigt bin. Was mir die künstlerische Arbeit bietet, ist: Probleme zu lösen, die lösbar sind, um an den unlösbaren Problemen des Daseins nicht zu verzweifeln. Aber hier habe ich einen vorübergehenden Ersatz gefunden: Das Studium der Leuchttürme. Kann man tatsächlich von Gebäuden etwas Hilfreiches zur Lebensbewältigung lernen? Diese Frage ist Bestandteil meiner pharologischen Forschung.
Wenn es nicht die grobschlächtigen Handgriffe meines vierarmigen Masseurs sind, die mich irgendwann umbringen, statt mich gesundheitlich zu rehabilitieren, dann sind es sein unablässiges Geschwafel und seine dämlichen Masseurwitze, womit er meinen hypochondrischen Phantasien ständig neues Futter gibt: »Oha – das fühlt sich aber seeehr verspannt an! Wussten Sie, dass das ein Indiz für einen Herzklappenfehler sein kann? Und hier: Ist das nur ein Fettpolster oder etwa schon Ihre Leber? Hahaha!« und so weiter.
Beim anschließenden Kraakenfieken war ich alles andere als verspannt. Ich schlug einen alten Eydernorner Profi so mühelos und mit derart raubtierhafter Körperbeherrschung, dass es mir beinahe peinlich war. Ich glaube, er war den Tränen nahe, als wir uns anschließend die Hände schüttelten. Es war mir unangenehm, ich verspürte keinerlei Triumph. Für mich war es nichts. Für ihn bedeutete es sein Leben. Ich hatte es wahrscheinlich gerade zerstört, mit ein paar lässigen Klööperschlägen.
Schattenspiel
Als ich heute bei einem einsamen Strandspaziergang in ein Gewitter geriet, welches seltsamerweise ohne jeden Niederschlag stattfand – nur Blitze und Donner –, blickte ich zum Himmel hinauf und sah für einen kurzen, aber verstörenden Augenblick etwas, das mich bis jetzt beschäftigt. Es sah so aus, als würden an der Unterseite der Riesenwolke Spinnen spazieren gehen. Und zwar monströse Exemplare, hunderte von ihnen, kopfüber wie an einer Zimmerdecke. Sie alle besaßen erheblich mehr als acht Beine. Natürlich war es eine Sinnestäuschung oder ein Eydernorner Wetterphänomen. Wenn diese Kreaturen allerdings tatsächlich existieren, dann müssen sie riesenhaft sein, denn ich konnte sie aus weiter Entfernung erkennen. Vielleicht war es aber auch irgendein Schattenspiel aus dem Inneren der Wolke, die in diesen Augenblicken von mehreren Blitzen, die in ihr explodierten, taghell beleuchtet wurde. Die Vision wich so schnell, wie sie gekommen war. Ich rieb mir nur kurz die Augen – da war sie schon wieder weg. Und die Wolke war so tintenschwarz und undurchsichtig wie zuvor.
Ich halte es mittlerweile für mehr als wahrscheinlich, dass die Leuchtturmwärter durch geheime Zeichen von Turm zu Turm kommunizieren, so wie sie es von Tisch zu Tisch im Fackelfisch tun. Vielleicht sind die Leuchtsignale nichts anderes als eine codierte Lichtsprache. Warum auch nicht? Es gibt noch ein paar andere Möglichkeiten der Nachrichtenübermittlung, als sich Briefe oder Rauchzeichen zu schicken.
Mir träumte, ich würde durch die Tiefen eines Ozeans tauchen, dessen Wasser eine Farbe besaß, die ich noch nie gesehen hatte – ich befand mich in einem Zustand unbeschreiblichen Glücks, fast einer Ekstase. Dann fiel mir ein, dass dies gar kein Wasser war, sondern Musik, und die Farbe keine Farbe, sondern reine Harmonie. Mir begegneten schwimmende Geschöpfe von atemberaubender Schönheit, andere hingegen waren so unglaublich komisch, dass ich im Schlaf wahrscheinlich lauthals gelacht habe. Ich tauchte durch Wälder aus tanzendem Licht und durch Riesenschwärme aus lebendigen blauen Flammen, die so hysterisch kicherten wie kleine Kinder, die gekitzelt werden. Dann geriet ich an eine Grenze, an eine beinahe unsichtbare Barriere, die meine Reise abrupt beendete. Aber das Hindernis war nicht wirklich unsichtbar, sondern nur durchsichtig und kaum wahrnehmbar wie eine Glasscheibe unter Wasser. Ich schwamm so nah wie möglich heran und erblickte darin mein Spiegelbild. Und in diesem Traum war ich nicht einmal erstaunt darüber, dass ich ein Hummdudel war.
Ich habe mir einen dritten Klööper gekauft – ein triebgesteuerter Spontankauf, für den ich mich eigentlich schämen müsste, aber ich tue es nicht. Ein Sammlerstück mit wundervollen Intarsien, geschnitzt aus dem Steuerrad einer Piratenkogge, das lange Zeit von einem berühmten Kraakenfiekerprofi namens Buupert De Bong bespielt wurde, dem Urgroßvater der De Bong-Drillinge. Sündhaft teuer, das Ding, es liegt aber so gut in meiner Hand, als wäre es für mich maßgeschnitzt. Anschließend mit diesem Prachtstück eine Kraakenfiekpartie mit fünf Kollegen von Bohann De Bong (lauter hochkarätige Profifieker) gespielt und haushoch gewonnen. Mir glückten zwei Gookenpriene und ein Doppelter Kloppstocker bei Gegenwind, was angeblich bisher auch noch niemandem gelungen ist, wie Bohann behauptete. Ich weiß bis jetzt nicht, was ein Kloppstocker ist.
Ich bin nach nur wenigen Wochen auf Eydernorn eine fast vollständig andere Echse geworden. Das glaube ich wirklich ohne Übertreibung behaupten zu dürfen. Meine Allergie ist nicht geheilt, aber dafür hat mein Metabolismus eine Wandlung vollzogen, die ich eigentlich nur mit meiner Pubertät vergleichen kann. Mit dem gravierenden Unterschied, dass sich das, was sich damals über Jahrzehnte hingezogen hat, jetzt innerhalb ein paar Wochen passiert ist. Meine Muskeln sind fester, meine Sehnen elastischer, meine Atmung besser geworden. Mein Körper passt sich den erschwerten Lebensbedingungen (Kälte, Hitze, Regen, Hagel, Wind, extreme Gegensätze) auf aktive Weise an. Ich habe mich nicht verjüngt, das leider nicht. Aber ich bin auf kräftigende Weise älter geworden.
Kann man eigentlich noch einen einzigen Gedanken haben, den noch niemals jemand zuvor gedacht hat? Als ich heute Morgen dieser Überlegung nachhing und nach einer Weile begreifen musste, dass sie wahrscheinlich zu den ältesten, banalsten und meistgedachten in der gesamten Geschichte des Nachdenkens über das Denken gehört, verfiel ich vorübergehend in tiefe Melancholie. Und die Hummdudel flöteten dazu in den höchsten Tönen.
Beim Nachmittagstee hatte ich eine weitere, vielleicht bahnbrechende Idee, diesmal im Bereich Gastronomie. Wenn ein Zamonier Tee zubereitet, legt er dazu Teeblätter in eine Kanne und gießt sie auf. Nach einer Weile wird der Tee in der Kanne kalt und bitter, und man muss neuen zubereiten. Das ist sehr lästig. Wie wäre es, wenn man die Teeblätter zerkleinert und dann in kleine wasserdurchlässige Säckchen füllt, die man statt in die Kanne in das heiße Wasser in der Teetasse hängt? Man könnte die Säckchen mit einem Faden an einem Stück Süßholz befestigen, das wie ein Schwimmer auf dem Wasser treibt und es gleichzeitig würzt, während der Tee zieht. Dann holt man das Säckchen mit Hilfe des Schwimmers wieder aus dem Wasser und hat eine perfekte Tasse Tee. Ich nenne es das »Mythenmetzsche Teetauchsäckchen mit Süßholzschwimmer« und gedenke ein Patent anzumelden, wenn ich wieder auf dem Festland bin.
Mythenmetzsches Teetauchsäckchen
Ich habe auch eine passende Bezeichnung für diese Art von Eingebungen, die mich in der letzten Zeit immer häufiger ereilen: Ich nenne sie Mythenmetzsche Geistesblitze oder abgekürzt MYGEIBLI .
Gegen Mittag fing mein Zimmer plötzlich an zu wackeln. Ich fürchtete zuerst, es sei ein Rückfall von Landschippen. Aber nicht ich wankte, sondern mein ganzes Hotelzimmer. Zuerst war es nur meine Teetasse, die zu vibrieren begann und dann mitsamt Untertasse leise klimpernd über den Tisch wanderte. Dann wackelten der Tisch und der Stuhl unter mir. Das Bett tanzte auf seinen vier Holzfüßen wie eine Eidechse auf heißem Wüstensand, und das Bild mit dem Seeungeheuer, das darüber hing, fiel von der Wand auf mein Kopfkissen. Ich wollte aufstehen, ließ es aber gleich wieder bleiben, weil ich begriff, dass ich wahrscheinlich der Länge nach hinfallen würde. Die Terrarien vibrierten und knirschten und knackten alarmierend, und die Hummdudel trillerten allesamt in den höchsten Tönen. Ich sah, wie Dachschindeln herabstürzten, und von der Straße unten hörte ich Scheppern, spitze Schreie und aufgeregte Rufe. Dann war urplötzlich alles vorbei. Ich eilte hinunter zur Rezeption, wo sich bereits eine aufgeregte Gästeschar versammelt hatte, die vom Rezeptionisten dahingehend beschwichtigt wurde, dass es sich »lediglich« um eines der »unbedeutenden« Erdbeben gehandelt habe, die auf Eydernorn seit Jahrhunderten »üblich« und »kein Grund zur Besorgnis« seien.
Da fiel mir die Bemerkung des Küstengnoms bei der Besteigung des Vulkans wieder ein. Klar, Eydernorn ist eine Vulkaninsel. Von wegen »erloschene Vulkane«! Ein Vulkan erlischt niemals vollständig.
Es ist wirklich nicht so, dass ich mich verjüngt fühle. Das wäre der völlig falsche Ausdruck für das, was auf Eydernorn mit meinem Körper passiert. Ich empfinde es eher so, als hätte ich meinen Körper mit einer außerordentlichen physischen Leistung gestählt. Mit einem monatelangen Spezialtraining, einer militärischen Grundausbildung oder einem entbehrungsreichen Marsch durch sonnenverbrannte Wüsten oder arktische Gefilde. Das führe ich aber nicht auf die medizinischen Anwendungen zurück, die ich eher als zermürbend und ungesund empfinde. Meine momentane körperliche Verfassung verdanke ich ausschließlich der Insel Eydernorn. Das Mikroklima dieses Eilandes ist eine unausweichliche Kraftquelle. So wie man sich durch die Nähe eines warmen Ofens aufheizt, ob man das nun will oder nicht.
Als ich heute Morgen erwachte, erschrak ich fürchterlich, denn mein ganzes Bett war wie von grüner Farbe getränkt! Ich sprang mit einem spitzen Schrei und wie von der Tarantel gestochen aus den Federn. Ich kann meine Erleichterung kaum beschreiben, als ich feststellte, dass es sich nur um meine grünen Schuppen handelte, die über Nacht abgefallen waren und nun das ganze Bettzeug bedeckten. Es war nur eine gesundheitlich unbedenkliche Lindwurmhäutung! Sämtliche Schuppen auf einmal, in einer einzigen Nacht! Normalerweise zieht sich so etwas über Wochen und Monate hin, fast unmerklich, aber diesmal vollzog sich die Häutung in wenigen Stunden im Schlaf. Das habe ich so noch nie erlebt, weder bei mir noch bei einem anderen Lindwurm. Mein neues Schuppenkleid ist purpurfarben, von einem Tag auf den anderen. Daran muss ich mich erst mal gewöhnen. Eine ganze Stunde lang stand ich in unterschiedlichsten Posen und Bekleidungen vor dem Spiegel. Steht mir Lila überhaupt? Wie passt es zu meiner aktuellen Garderobe? Trägt es zur Verbesserung oder zur Verschlechterung meines Aussehens bei? Ich bin noch skeptisch.
Es war heute Morgen bei der Schlüsselabgabe nicht ganz einfach, dem Rezeptionisten zu erklären, dass ich tatsächlich ICH bin. Der gute alte Hildegunst von Mythenmetz! Und nicht etwa ein anderer Lindwurm, der, ohne zu zahlen, mit in meinem Zimmer haust. Erkläre das mal einem Nebelheimer, der von unserer Daseinsform nur oberflächliche Kenntnis besitzt und vom Phänomen der periodischen Lindwurmhäutung keinen Schimmer hat! Erst, nachdem ich ihm mehrmals mein handschriftliches Autogramm vorgeführt und minutenlang aus meinen Werken deklamiert hatte, schien er halbwegs überzeugt zu sein, dass ich kein Trickbetrüger und ein und derselbe Lindwurm bin. Sein Misstrauen ehrt ihn allerdings, denn es beweist, dass er seinen Beruf ernst nimmt. Wenn ich in den Spiegel schaue, glaube ich ja selber kaum, dass ich das bin. Ist Violett überhaupt eine richtige Farbe? Sehe ich damit nicht total bescheuert aus? Wie gut, dass mein Mantel eine große Kapuze besitzt.
Heute Nacht wurde ich vom Gefiepe und Geflöte der Hummdudel mehrmals geweckt, bis ich schließlich aufstand, um nach dem Rechten zu sehen. Sämtliche Tiere sahen im tanzenden Licht der Kerze gespenstisch blass und unwirklich aus. Sie bewegten sich noch langsamer und schwerfälliger als gewöhnlich, während sie auf herzzerreißende Weise durcheinanderflöteten. Sie kränkelten doch nicht etwa? Ich erhöhte an der Armatur des Nebelgenerators umgehend die Feuchtigkeitszufuhr und gab Meersalz hinzu. Dann beobachtete ich sie lange und besorgt und brummte dabei beruhigend vor mich hin, während draußen die Feuerwerkskörper mit dumpfen Geräuschen detonierten. Das war das Einzige, was ich tun konnte. Dabei kam mir ein Gedanke, der mich zutiefst verschreckte: Was wäre, wenn ihnen etwas zustieße? Das gab mir einen Stich ins Herz. Herrje, was ist nur mit mir los? Das sind glitschige, schneckenhafte Weichtiere ohne Rückgrat, mit Tentakeln und Saugnäpfen. Unerklärlich aufgewühlt legte ich mich wieder ins Bett und machte für den Rest der Nacht kein Auge mehr zu. Dass ich so langsam den Verstand verliere, daran habe ich mich ja mittlerweile gewöhnt. Aber jetzt auch noch mein Herz? An eine Familie von einäugigen Schnecken?
Am nächsten Morgen ging es den Hummdudel sichtlich besser. Sie flöteten immer noch etwas schwächlich, machten aber keinen kranken Eindruck mehr. Kann es sein, dass sie die Nacht fürchten? Die Dunkelheit? Den künstlichen Donner der Leuchttürme? Ich werde das ab jetzt aufmerksamer beobachten. Und ein drittes Terrarium besorge ich heute noch!
Ich habe mich an meine neue Schuppenfarbe gewöhnt und beschlossen, dass sie mir steht. Und zwar ausgezeichnet. Purpur – die Farbe der gekrönten Häupter. Ich muss mir nur mit der Zeit die passende Bekleidung dafür besorgen. Dafür ist Eydernorn leider nicht das geeignete Pflaster. Wenn man einen guten Taucheranzug braucht, ist man hier genau richtig. Wenn es eine majestätische Robe für einen ausgewachsenen Lindwurm sein soll, dann wohl eher nicht.
Ich war mittlerweile mehrmals am Hafen. Dort wird zwar emsig gehämmert und gesägt, aber auf einen Termin, wann der Schiffsverkehr wiederaufgenommen wird, will sich niemand festlegen.
Auch die Hummdudel scheinen meine neue Schuppenfarbe zu akzeptieren. Zuerst klang ihr Flöten immer etwas ängstlich und irritiert, wenn ich mit dem neuen Hautkleid an die Terrarien trat. Das hat sich gelegt. Auch das zusätzliche Terrarium scheint ihnen zu behagen.
Ich verbringe entschieden zu viel Zeit damit, meinen neuen Bekannten auf der Insel – welche durch meine Aufenthalte in den Wartezimmern des SAFÜAT und die Kraakenfiekerei mittlerweile nicht wenige sind – meine aktuelle Schuppenfarbe zu erklären. Das ist sehr lästig. Ich erwäge ernsthaft, mir ein Schild um den Hals zu hängen, auf dem steht: »Frisch gestrichen!«
Ärztliche Nachuntersuchung im Institut. Meine Allergie stellt die Quacksalber weiterhin vor ein Rätsel. Doktor De Bong hält es noch nicht für angebracht, weitere Versuche mit Eydernorner Meerwasser zu machen, da meine Schleimhäute nach wie vor angegriffen sind.
Wenn die Hummdudel mich mit ihrem einzigen Auge anglotzen, dann habe ich manchmal das Gefühl, dass sie mich damit nicht lediglich betrachten. Ich verspüre dabei gelegentlich ein angenehmes Kribbeln in der Zwerchfellgegend. Können sie Zuneigung telepathisch vermitteln? Oder bilde ich mir das nur ein? Und wenn nicht: Wie beantwortet man telepathisch Zuneigung?
Die Anwendungen eines einzigen Tages:
1. Gruppengurgeln mit Kampfersud: besonders schwer zu ertragen durch die choralen Gurgelgeräusche einer ganzen Gruppe von halskranken Patienten.
2. Vulkangeysirdampfbad: penetranter Schwefelgeruch, brutale Hitze, permanentes Stöhnen der anderen Patienten – die Hölle auf Erden.
3. Eine Stunde Hoogpiefen: Durch Strohhalme muss man pulverisierte Substanzen inhalieren, die angeblich antiallergische Wirkung haben. Danach stundenlang quälender Juckreiz in der Nase, aber ohne erlösendes Niesen.
4. Elektroschocktherapie mit der Alchemistischen Batterie. Anschließend sollte man für längere Zeit nichts anfassen, das aus Metall ist.
5. Schlickwurmtreten: Waten in heißem Schlamm, der von blutegelartigen Wattwürmern bevölkert ist.
Als ich heute am Strand entlangmarschierte, um einen Leuchtturm zu erreichen, und mich mit aller Kraft dem rabiaten Wind entgegenstemmen musste, ereilte mich ein weiterer MYGEIBLI , wie er wohl nur im strapaziösen Klima dieser Insel entstehen kann. Ich dachte über transportable Schutzräume nach, in denen man bei solchen Windverhältnissen pausieren und sich ausruhen könnte. Sie müssten etwa die Form von aufrecht stehenden Särgen haben, an einer Seite offen sein und über eine Sitzgelegenheit verfügen.
Wenn sie einen soliden und möglichst schweren Sockel besäßen, könnte man sie überall an den Eydernorner Küsten aufstellen. Je nachdem, aus welcher Richtung der Sturm gerade bläst, kann man sie so positionieren, dass man in ihnen im Windschatten sitzt und den Unbilden der Natur nicht mehr so ausgeliefert ist – nach einem ähnlichen Prinzip, wie ein Sonnenschirm gegen übermäßige Sonnenbestrahlung schützt. Ich stellte mir darüber hinaus vor, dass sie von den sorgfältigen Küstengnomen aus solidem Strandhaferstroh geflochten sein könnten. Einer weiteren Eingebung gehorchend, nannte ich meine Erfindung den »Mythenmetzschen Küstenkorb«.
Mythenmetzsche Küstenkörbe
Ich habe letzte Nacht davon geträumt, dass mein Bett eine lebendige Kreatur ist, eine Art parasitäres Möbeltier, das sich von den Träumen derjenigen ernährt, die in ihm schlafen. Es trinkt sie durch das Kopfkissen und verdaut sie im Plumeau. Es hatte sogar einen Namen. Es hieß Schnarchmuth.
Ich gelange immer mehr zu der Überzeugung, dass es sich beim Gesang der Hummdudel um eine emotionale Sprache handelt. Das sind keine zweckfreien Klänge, sondern Sprechgesänge, Arien und Choräle. Wie Vögel auch nicht sinnlos zwitschern, sondern Botschaften vermitteln. Aber was wollen mir die Hummdudel mitteilen? Ich kann es einfach nicht entschlüsseln.
Heute hatte ich Kopfschmerzen, die kamen, sich entluden und wieder gingen wie ein Gewitter. Es fühlte sich an, als sei eine Migräne zum einen Ohr in meinen Kopf hineingekrochen, um sich durch mein Gehirn hindurchzufressen und zum anderen Ohr wieder herauszufallen. Erst, als ich das Fenster öffnete, um frische Luft zu schöpfen, und auf die Straße hinabblickte, bemerkte ich, dass zeitgleich draußen ein echtes Gewitter stattgefunden haben musste. Überall lagen faustdicke Hagelkörner, an denen Strandlöper herumpickten. Die Hummdudel flöteten in den höchsten Tönen.
Als ich später auf die Straße ging, sah ich überall dort, wo die Hagelkörner gelegen hatten, graue Wasserpfützen, in deren Mitte seltsame Objekte schwammen. Sie sahen aus wie schwarze Eier mit Insektenbeinen und waren offensichtlich sehr heiß, denn das Wasser um sie herum sprudelte und verdampfte laut zischend. Hatten sie sich schon im Inneren des Hagels befunden? Ich wusste keine andere Erklärung. In den umliegenden Gassen entdeckte ich tote Strandlöper, die in ihrem eigenen Erbrochenen lagen.
Hagelkorn
Habe nach einer Massage den Rest des Tages in der ziemlich überschaubaren Bibliothek (ein Raum, zwei Regale, vielleicht drei Dutzend Bücher) des Bürgermeisteramtes von Eydergard verbracht, um über Leuchttürme zu recherchieren. Das Material ist dürftig und besteht fast nur aus architektonischen Grundrissen, Bauverordnungen, Urkunden und statistischen Tabellen. Man kann tatsächlich behaupten, dass eine ernstzunehmende und systematische pharologische Forschung hier gar nicht stattfindet. Eine kunsthistorische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Stilarten ist nicht mal ansatzweise existent, auch zu den technologischen Varianten der Türme findet man nichts.
Mir träumte, ich könne plötzlich die Hummdudel teilweise verstehen. Ihr Gesang klang wie eine fremde Sprache, aber als ich genauer hinhörte, bemerkte ich, dass es keine Worte waren, die sie da sangen, sondern Zahlen. Allerdings waren es leider keine mir vertrauten Ziffern oder Formeln der Zamonischen Mathematik., sondern Zahlen aus einer anderen Welt mit einer völlig anderen Logik. Mit diesem Gedanken wurde ich wach. Die Hummdudel im Terrarium gaben gerade ein melancholisches Brummen von sich, das ich so von ihnen noch nie gehört hatte. Als ob sie bemerkt hätten, dass ich erwacht bin, hörten sie schlagartig damit auf.
Als ich den Nebelheimer an der Rezeption heute wegen des seltsamen Wetterphänomens von vorgestern befragte – die Hagelkörner, schwarzen Eier und toten Strandlöper betreffend –, da reagierte er unwirsch und zugeknöpft. Er drehte sich abrupt um, fing an, mit fahrigen Bewegungen Rechnungen zu sortieren und murmelte etwas wie »Kommt manchmal vor« oder »heiße Vulkanasche, die in der Stratosphäre eingefroren wird« und »Wetterphänomen«. Dann widmete er sich übertrieben aufmerksam einem anderen Gast. Heiße Vulkanasche? Ich dachte, die Vulkane wären erloschen? Als ich an besagtem Tag zum Hotel zurückkehrte und die schwarzen Eier auf der Straße in ausgekühltem Zustand untersuchen wollte, waren sie alle verschwunden. Auch die toten Vögel waren bereits restlos entsorgt.
Ein seltsamer Panikanfall ereilte mich heute. Ich erwachte schon am frühen Morgen mit einem vagen Gefühl der Beklemmung im Bronchialbereich, eventuell hervorgerufen von der stickigen Luft im Zimmer, die vielleicht mit der rasanten Vermehrung der Hummdudel zusammenhängt, die immer mehr Raum und Sauerstoff beanspruchen. Ich hatte plötzlich den dringenden Wunsch, die Insel zu verlassen. Ich begab mich daher gleich nach dem Frühstück unter einem fast schwarzen Wolkenhimmel zum Hafen, um dort mit verschiedenen Seeleuten die Möglichkeit zu besprechen, auf eigene Kosten ein Schiff zu heuern. Ich wurde belehrt, dass unter den momentanen Bedingungen nicht einmal die risikofreudigen Küstengnome mit ihren robusten Booten in See stechen würden.
Bereits nachmittags, als endlich Hochdruckwetter herrschte, war ich wieder guter Dinge und konnte mein eigenes Verhalten am Morgen nicht mehr begreifen. Diese Stimmungsschwankungen sind ganz offensichtlich wetterbedingt. In bester Laune drei beeindruckende Leuchttürme besichtigt, wieder absolute Meilensteine der Pharotechnologie und Architektur. Danach eine Kraakenfiekpartie, bei der ich einen örtlichen Kraakenfiekveteranen, der vor dem Spiel ausgiebig mit seinen gewonnenen Turnieren und Preisen prahlte, haushoch schlug. Anschließend unangenehme Szene, bei der mich der Verlierer bezichtigte, mit irgendwelchen »Luftströmungskobolden« gemeinsame Sache zu machen und mich der »Klööperschreckserei« zu bedienen, für die man mich »früher zu Recht auf dem Scheiterhaufen geräuchert hätte« und so weiter. Wenn man nicht weiß, wie man verliert, sollte man das Kraakenfieken anderen überlassen.
Ich bilde mir neuerdings ein, die jüngeren Hummdudel an ihren Stimmlagen unterscheiden zu können. Einige flöten hektischer als die anderen. Manche auch harmonischer oder einfach nur lauter oder selbstbewusster. Die einen klingen zurückhaltend, fast schüchtern. Die anderen manchmal frech und laut. Verfügen diese Weichtiere über verschiedene Charakterzüge? Warum auch nicht? Hätte ich mehr Zeit für meine Hummdudelforschung, könnte ich sie sicher noch besser unterscheiden.
Asthmatische Beschwerden mitten in der Nacht, einhergehend mit einem heftigen Gewitter. Als ich kurz das Fenster öffnete, um besser Luft zu bekommen, wurde ich Zeuge des nächtlichen Lichtspektakels der Leuchttürme. Es gemahnte mich an Bilder von Seeschlachten, von Kriegsschiffen, die mit Kanonen Breitseiten auf andere Schiffe abfeuern, um sie zu versenken. Das ganze Firmament war mit vielfarbigem Nebel bedeckt, in dem elektrische Lichter zuckten, Kugelblitze aufstiegen wie bunte Ballons und ab und zu etwas mit dumpfem Knall explodierte. Wieder diese den Himmel abtastenden Lichtfinger, die ich schon von der Quoped aus bestaunt hatte. Es roch nach qualmenden Feuern. »Krieg!«, dachte ich unwillkürlich, während ich am offenen Fenster nach Luft rang. »Das sieht aus wie Krieg!« Es fehlten nur die Schmerzensschreie der Verwundeten. Gryphius’ Medizin beendete zuverlässig die Atemnot.
Immer wieder fallen mir im Eydernorner Alltagsbild die Küstengnome auf angenehme Weise auf. Ihre selbstverständliche Bereitschaft, sämtliche Arbeiten zu übernehmen, die allen anderen zu schwer, zu unangenehm oder zu schmutzig sind, hat etwas Heroisches. Sie heben nicht nur die Gräber aus, sondern entsorgen auch den Müll und fegen die Straßen. Sie schleppen die Koffer in den Hotels, sie reinigen die Kanalisation und flicken die Netze, sie säubern den Strand, ernten den Strandhafer, mahlen ihn in den Orkanmühlen und backen damit das Orkanbrot. Ich hörte, dass die tapfersten Muscheltaucher und begehrtesten Matrosen von jeher Küstengnome waren. Zu Queekwigg, dem Pagen in meinem Hotel, habe ich mittlerweile ein fast freundschaftliches Verhältnis. Wenn ich nur besser verstehen könnte, was er mir da dauernd erzählt – sein Dialekt ist mir genauso rätselhaft wie die geheimnisvolle Musiksprache der Hummdudel.
Kaufte mir in einem Antiquitätenladen einen weiteren, sündhaft teuren Klööper, der vorher einem bekannten Kraakenfieker namens Piiet Piietensen gehörte. Ich tat dies wieder in einem Anfall von geistiger Umnachtung, aber es ist nun mal so: Kaum ein Kraakenfieker, der etwas auf sich hält, kommt mit weniger als einem halben Dutzend Schläger in die Dünen. Und mittlerweile habe ich in dieser Hinsicht ein gewisses Selbstbewusstsein entwickelt. Warum auch nicht? Ich gehöre jetzt nun mal zu den Profis dieser Sportart. Ich spielte sogar kurz mit dem Gedanken, mir eine Kraakenfiekerkrawatte anzuschaffen, die farblich zu dem neuen Klööper passt. Dann verwarf ich den Gedanken aber wieder als zu eitel. Ich will ja eigentlich nicht auffallen.
Die Insel und ihre Leuchttürme stimulieren mich als Einheit auf eine Art und Weise, wie ich es vorher noch nie bei einer Landschaft oder Stadt erlebt habe. Ich berste vor Tatendrang, bin körperlich und geistig so aktiv wie schon lange nicht mehr. Ideen und Inspirationen regnen regelrecht auf mich herab. Ich habe Einfälle für meteorologische Gedichte, Sturmgeschichten, Regenprosa, Tornadoliteratur, Blitzaphorismen, Gewitteressays und Schneelyrik. Wieso bin ich vorher nicht auf solche Sachen gekommen? In meinem Hirn ballen sich die Ideen wie fette Eydernorner Gewitterwolken. Ein Gedankenblitz jagt den anderen. Bald wird es Worte hageln.
Selbstportrait mit Wollmütze und Meerschaumpfeife
Habe mir nun doch eine Kraakenfiekerkrawatte gekauft, sie ist blau, mit aparten violetten Punkten, passend zu meinen neuen Schuppen. Ist das nicht immer so auf Reisen? Du kaufst dir exotische Kleidungsstücke, die du zu Hause niemals tragen würdest – und dann liegen sie ein Leben lang unbenutzt im Kleiderschrank und erinnern dich an einen verregneten Sommerurlaub in den Hutzenbergen.
Abends zeichnete ich noch ein Selbstportrait von mir mit fescher Eydernorner Wollmütze und Meerschaumpfeife, obwohl ich Nichtraucher bin.
Heute haben das Wetter und ein kriminelles Tiefdruckklima die absolut gegenteilige Wirkung auf mein Befinden wie vorgestern. Heftige Kopfschmerzen, nur kranke Einfälle. So sehr mich der hiesige Hochdruck immer stimuliert, so brutal zieht mich der Tiefdruck in den Keller. Wieso denke ich beim Anblick meines Fensters daran, hinauszuspringen? Wieso beim Anblick eines Dachbalkens, mich daran aufzuhängen? In diesem Augenblick hätte ich nicht übel Lust, die Hummdudel samt ihrer Glaskisten aus dem Fenster zu pfeffern, das Hotel in Brand zu stecken und dann das Quecksilber aus meinem Fieberthermometer zu trinken. Und warum tue ich das nicht? Weil die Hummdudel so schön singen! Sie singen so hell und schön, als müssten sie gegen die bösen Gedanken in meinem Kopf ankämpfen.
Ich muss einmal meinen Hotelpagen Queekwigg lobend erwähnen. »Mein Hotelpage« – wie herablassend und kolonialistisch sich das anhört, du meine Güte! Als ob er mein Besitz oder mein persönlicher Sklave wäre. Aber es ist tatsächlich so, als würde er sich ehrgeizig darum bemühen, Dienste für mich zu verrichten. Sobald ich das Hotel betrete, habe ich ihn im Schlepptau, und er erzählt mir gebärdenreich endlose Geschichten über Eydernorn und das Meer, leider im Küstengnomdialekt, so dass ich nur jedes dritte Wort verstehe, was seinem Garn manchmal eine surreale Qualität verleiht.
Er versorgt in meiner Abwesenheit aufopferungsvoll die Hummdudel – von denen er erheblich mehr versteht als ich –, und er besorgt mir Essen aus den umliegenden Restaurants, wenn ich auf dem Zimmer speisen möchte.
Ich habe den ganzen Vormittag in einer mit heißem, mentholgetränktem Strandhaferbrei gefüllten Zinkbadewanne verbracht. Danach benahm ich mich stundenlang so, als hätte ich fünf Kannen Kaffee auf Ex getrunken. Als ich wieder im Hotelzimmer war, überschüttete ich die Hummdudel mit einem Redeschwall und unterhielt mich danach noch stundenlang mit mir selbst, bis sich meine Pulsfrequenz endlich wieder senkte. Das kann doch nicht gesund sein!
Aber ich fühlte mich auch anschließend noch voller Tatendrang. Das wird an den Wirkstoffen des Strandhafers liegen, die durch die Ganzkörpermarinierung in meine Haut eingedrungen sind. Ich reagierte mich ab, indem ich in einer Kraakenfiekpartie zwei professionelle Spieler mit einem haushohen Sieg eiskalt demütigte, obwohl ich immer wieder durch motorische Zuckungen behindert wurde. Anschließend im Heißen Eisen vier Krabbenwaffeln mit Hummermayonnaise vertilgt.
Heute morgen zwei Stunden lang Taschentuchgymnastik im SAFÜAT . Eine Art Seniorentanzstunde im Sitzen, bei der wir uns im Takt eines Metronoms rhythmisch die Nase putzen mussten, und zwar auf die barschen Kommandos einer humorlosen Krankenschwester. Aus dem Nebenraum erklangen seltsam quengelnde Choräle, von denen ich inbrünstig hoffte, dass es auch nur harmlose Atemübungen waren. Aber sie klangen wie die rituellen Gesänge einer Weltuntergangssekte kurz vor dem kollektiven Selbstmord.
Erneut spontaner Lustkauf. Diesmal war es eine handbestickte Kraakenfiekerschürze mit Oktopusmotiven in einem Laden der Schiefen Reihe. Herrje, ich konnte einfach nicht widerstehen! Diese doppelten Schürzen schützen sehr effektiv vor dem Sand in den Dünen, man kann mehrere Kraaken und eine Wasserflasche in ihren Taschen transportieren, das ist praktisch. Und seien wir ehrlich: Sie sind ziemlich kleidsam mit ihren folkloristischen Stickereien. Bohann machte ein paar scherzhafte Bemerkungen über meine Modetorheit. Dabei besitzt er selber einen ganzen Schrank voll mit diesen Schürzen und trägt fast jeden Tag eine andere, der eitle Molch!
In der Inselzeitung las ich einen bestürzenden Artikel über das regelmäßige Verschwinden von Küstengnomen. Es komme immer wieder vor, dass einzelne Vertreter dieser robusten Daseinsform auf geheimnisvolle Weise »verschwänden«, als ob sie vom Erdboden verschluckt oder sich in Luft auflösen würden. Besonders häufig dann, wenn sie alleine im Bereich der Küstenlinie unterwegs gewesen seien. In einem Nebensatz wurde dieses Phänomen mit einem anderen in Zusammenhang gebracht, dem spurlosen Verschwinden von Inselschafen und anderen Tieren bei Gewittern, das schon seit Jahrhunderten die Gemüter der Inselbevölkerung beschäftige. Bestürzend fand ich an diesem Artikel auch, dass ich ihn nicht etwa als Aufmacher, sondern unter »Vermischtes« las. Die Wertschätzung der Eydernorner für ihre aufopferungsbereiten Küstengnome scheint nicht höher zu sein als für ihre Inselschafe.
Habe heute nachdenklich den Stapel von Briefseiten und Notizen betrachtet. Dabei kam mir ein MYGEIBLI , der, wenn man ihn konsequent umsetzen würde, das gesamte zamonische Postwesen revolutionieren könnte! Erwäge nun, ein Patent auf diesen brillanten Einfall anzumelden.
Angestoßen wurde meine Gedankenkette auch durch einen Engpass beim Schreibpapier, den ich gerade erlebe. Papier ist ein kostbares Gut, das man nie vergeuden sollte. Braucht man eigentlich immer einen ganzen Bogen davon, wenn man nur eine kurze Nachricht versenden will? Die Größe des Bogens könnte doch der Länge der Nachricht entsprechen. Beispiel: Man ist wohlbehalten an seinem Urlaubsort angekommen und möchte lediglich diese kurze Nachricht seinen Angehörigen mitteilen. Vielleicht noch versehen mit einer knappen Information über die Wetterlage, mehr aber nicht. Kein Gefasel über Befindlichkeiten, keine philosophischen Abschweifungen. Da würde dann folgender Text völlig ausreichen:
»Bin wohlbehalten auf Eydernorn angekommen. Es regnet Bindfäden. Dein Hildegunst.«
Und wieso muss man einen solch knappen Text, den jeder andere lesen darf, in einen teuren und schweren Umschlag stecken? Warum also schreibt man so eine Kurznachricht nicht einfach auf einen kleinen Zettel, den man nur noch mit einer Briefmarke versehen muss? Ich stelle mir das ungefähr so vor:
Auf der Rückseite dieses Kurzbriefes könnte man weiterschreiben, wenn die Information doch etwas umfangreicher sein sollte. Oder man zeichnet etwas darauf.
Man sollte auf diese Art allerdings keine intimen Geständnisse, schlüpfrige Liebeslyrik oder patentreife Ideen (wie diese hier) verschicken.
Ich werde diese verknappten Mitteilungen, MYKUBRI nennen, bis mir ein besserer Name dafür einfällt: MY thenmetzsche KU rzBRI efe.
MY thenmetzscher KU rzBRI ef
Als ich heute nach zermürbenden Anwendungen im SAFÜAT wieder ins Hotel zurückkehrte, empfing mich ein aufgeregter Queekwigg in der Hotellobby. Unter zahlreichen Worten, von denen ich wieder nur jedes dritte verstand, geleitete er mich zu meinem Hotelzimmer, wo er mir stolz den eigentlichen Anlass seiner Aufgewühltheit präsentierte.
Schon beim Öffnen der Zimmertür quoll mir vielstimmiges Geflöte und Gefiepse entgegen, und bereits ein erster Blick in die Terrarien bestätigte mir meine Befürchtung, dass sich die Hummdudelsituation wieder dramatisch verändert hatte. Ihre Zahl hatte sich noch einmal glatt verdoppelt.