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Tobias setzte sich ruckartig im Bett auf.

Er wollte Marith töten, weil er gesehen hatte, was Marith Menschen antun konnte – nein, gar nicht wahr, er wollte Marith töten, weil er gesehen hatte, was in Mariths Augen war – nein, gar nicht wahr, jetzt sei doch mal ehrlich zu dir selbst, Tobias, also wirklich, er wollte Marith töten, weil Marith reich war, wunderschön, strahlend und ein durch und durch böser Mistkerl.

Landra Relast wollte Marith aus offensichtlichen Gründen töten.

Aber warum im Namen der Götter wollte Raeta Marith tot sehen? Raeta war eine Frau, mit der Tobias auf einem Schiff geplaudert hatte. So, wie sie darüber sprach, wollte sie Marith schon ihr ganzes Leben lang umbringen. Ihre Augen strahlten förmlich, wenn sie sich seinen Tod ausmalte. Sie war an ihn herangetreten, als er unter einem Haufen Leichen gestanden hatte, mit dem Vorschlag, er solle ihr helfen, jemanden zu töten, dem sie nie begegnet war, und all das sollte völlig normal sein?

Er lag da, starrte die Decke an, und in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Raetas Augen leuchteten wie die eines hungrigen Wolfs, wenn sie darüber sprach, den Jungen zu töten. Raeta war nur irgendeine Frau, die er auf einem Schiff kennengelernt hatte …

Mondlicht und Fackelschein fielen durch die Fensterläden herein. Betrunkene grölten: »Der König! Der König!«

 

Als er am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich erfrischt und friedlich, und sein Bein tat nicht mehr so weh. Ihm war, als wäre ihm eine Last von der Seele gefallen.

Er hatte so eine dunkle Ahnung, dass er sich im Laufe der Nacht wegen irgendetwas Sorgen gemacht hatte. Doch es wollte ihm einfach nicht einfallen, was das gewesen war.

Das ist nun unserer aller Lebensziel, dachte er. Ihn zu töten. Ich werde ihn umbringen, dachte er. Diesen bösen, giftigen kleinen Scheißkerl. Sein Leben oder das meine. Ein Messer oder ein Schwert, ein Pfeil oder Gift? Nach und nach nahm ein Plan in seinem Kopf Gestalt an.