Im Lager regten sich die Ersten, als sie zurückkehrten. Tal setzte sich auf, reckte sich und blinzelte müde.
Marith lächelte ihn an. »Gut geschlafen?«
»Mein König … Bei den Göttern … Mein König …« Er sah ihn benommen an, mit dem schrecklichen Gefühl, das man nach dem Schlafen in der Rüstung hatte, so klebrig, klamm, als würde die Haut selbst halb aus Rost bestehen. »Mein König … Meine Königin …«
»Euch ist vergeben. An diesem Morgen haben offenbar alle geschlafen. Weckt alle auf und lasst mir ein Bad bereiten. Und Frühstück.« Marith ging ins Zelt und schenkte sich etwas zu trinken ein. Thalia legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Du hast es versprochen.«
Töte sie. Vernichte sie. Wenn sie dich nicht vernichten kann. »Man erteilt nicht jeden Tag einem Drachen Befehle, Geliebte.«
Sie dachte darüber nach. Lächelte. Es war ein breites, glückliches Lächeln. Sie nahm die Flasche und die Becher und führte ihn in den Schlafbereich. »Das ist wahr. Marith, der Drachenfürst. Marith, vor dem die Drachen ehrerbietig knien. Das sollten wir feiern.«
Ein sehr schöner Tag. Wein und Liebe, und er konnte beinahe vergessen, was sie getan hatte. Sich herrlich betrinken und stundenlang vögeln. Im grellen Tageslicht, im abendlichen Zwielicht und in der Dunkelheit bei Kerzenschein. In den Bergen, an den leeren Orten, schien alles so weit weg zu sein. Ich irre mich, dachte er wieder. Osen hat sich geirrt. Thalia hat Landra eine Kette gegeben. Na und? Ich habe Landras Heim und ihre Familie zerstört. Sie ist weniger, als ich je gewesen bin. Warum sollte ich Landra eine Kette neiden? Sie hat sie gegen Brot eingetauscht. Brot! Thalia ist so wunderschön und so lebendig, dass selbst die Götter sie verehren, und dennoch bleibt sie hier bei mir. In der kalten Leere, im Zelt, erinnerte er sich an die Wüste, an einen anderen Drachen, triumphierend, glorreich, unter dem endlosen Himmel. Sie flüsterten miteinander über den Drachen. Staunten gemeinsam. Wie kann ich nur denken, sie würde mich betrügen, wo wir doch zusammen so viel gesehen und getan haben?, fragte sich Marith. Was immer auch kommen mag, sie hat an meiner Seite gestanden und all das gesehen. »Marith, der Drachenfürst. Marith, vor dem die Drachen ehrerbietig knien.« Ach, bei den Göttern, ja! Wein und Liebe und die Erinnerungen an die Wüste, an ihre erste Begegnung und an diese Nacht, in der sie betrunken und lachend durch den sanften Frühlingsregen zugesehen hatten, wie das Drachenfeuer hoch in den Bergen brannte, nur um dann wieder zusammen ins Bett zu fallen.