Miller
Es ist ein schönes Haus. Ähnlich wie das nur zehn Minuten entfernte Haus von Kai, aber ein bisschen größer. Auf der kurzen Fahrt habe ich erfahren, dass die Besitzer ein lokaler NB A -Spieler und seine Verlobte sind und ich gleich noch einen anderen Spieler der NHL – Mannschaft von Chicago und dessen Verlobte kennenlernen werde.
Ich bin nervös.
Als Kai mich im Stadion gefragt hat, ob ich mitkomme, habe ich gezögert, und auf der Fahrt bin ich immer nervöser geworden. Die engsten Freunde des Mannes kennenzulernen, dessen Kind ich hüte, ist nicht gerade der freie, wilde Sommer ohne jede Verpflichtung, den ich mir vorgestellt habe. Im Gegenteil, dieses Abendessen kommt mir irgendwie sehr verbindlich vor.
Und zugleich bin ich wahnsinnig angespannt, weil ich so sehr hoffe, dass sie mich mögen werden. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mir das letzte Mal um so etwas Gedanken gemacht habe. Ich bleibe nie lange genug in einer Stadt, um mir groß Gedanken darüber zu machen, ob ich Freunde finden werde oder nicht, aber das hier fühlt sich anders an, und ich weiß nicht genau, weshalb. Es sollte keine Rolle spielen, ob Kais Freunde mich mögen oder nicht, denn in nicht mal einem Monat verschwinde ich sowieso wieder aus ihrem Leben und sie aus meinem.
Kai öffnet die Haustür, ohne zu klingeln, anscheinend haben sie einen sehr vertrauten Umgang miteinander. Ich gehe hinein, Max auf der Hüfte. Aber nach zwei Schritten höre ich Stimmen und bleibe stehen.
»Geh ruhig.« Er deutet den Flur entlang. »Ich glaube, alle sind in der Küche.«
Ich rühre mich nicht.
»Alles okay?«
Ich nicke.
»Miller Montgomery.« Er mustert mich. »Bist du etwa … nervös ?«
»Nein.«
Er lacht leise. »O mein Gott, doch, du bist nervös. Miss Fass mir an die Titten, wenn es dir hilft, dich zu entspannen ist nervös wegen eines harmlosen kleinen Familienessens.«
Ich bin so angespannt, dass ich nicht darüber lachen kann.
Sein Blick wird sanft. »Das sind alles echt nette Leute, Mills.«
Entschlossen straffe ich die Schultern. »Ja, da bin ich sicher. Auf geht’s.«
Ich spüre, wie sich Kais verwirrter Blick in meinen Hinterkopf brennt.
Freundschaft bedeutet Bindung, und Bindung führt dazu, dass es wehtut, wenn man sich wieder verabschieden muss. Ich werde ihm auf keinen Fall verraten, dass ich so nervös bin, weil ich normalerweise keine Freundschaften pflege. Denn er würde natürlich fragen, weshalb ich dann jetzt so nervös bin, und dann müsste ich mich selbst fragen, weshalb es mir überhaupt so wichtig ist, dass seine Leute mich mögen.
Ich gehe, Max auf der Hüfte, als Erste in die Küche und bleibe wie erstarrt stehen, als sich vier Augenpaare auf mich richten.
»Hi!« Kai winkt den anderen Leuten zu und legt seine Hand auf meinen Rücken, und mich überkommt eine merkwürdige Ruhe.
So ist Kai eben. Zuverlässig und immer da, wenn man ihn braucht.
Aber diesen Sommer hat er mich gebraucht. Um ihm mit seinem Sohn zu helfen. Dabei, sich ein wenig locker zu machen. Und jetzt gerade hat sich das Blatt zum ersten Mal gewendet.
Die vier sehen einander an, als würden sie schweigend Zwiesprache halten, dann sagt ein großer Mann mit Halskette und tätowiertem Arm frech grinsend: »Na, wenn ihr drei mal nicht die süßeste kleine Familie seid, die wir je gesehen haben?« Er mustert Kai und zieht die Brauen hoch.
Wir sehen tatsächlich sehr nach Familie aus, ich mit Max auf dem Arm und Kai mit dem von mir gebackenen Zitronenbaiser.
»Miller, richtig?«, fragt eine Frau mit blaugrünen Augen und lockigem Haar.
Verlegen hebe ich die Hand. »Das bin ich. Das Kindermädchen, das er nicht entlassen durfte und mit dem er jetzt in die Kiste springt.«
Der zweite Mann, dessen Augen ebenso leuchtend blaugrün sind wie die der Frau, verschluckt sich an seinem Drink.
»Japp, ich mag sie«, sagt der tätowierte Typ.
»Sie hat nur einen Witz gemacht«, sagt Kai.
Eine blonde Frau stürmt mit federndem Schritt auf mich zu. »Es ist so schön, dich kennenzulernen! Ich bin Indy, und das da«, sie zeigt auf den Mann mit den blaugrünen Augen, »ist Ryan, mein Verlobter. Willkommen bei uns zu Hause! Und die beiden da sind meine beste Freundin Stevie und ihr Verlobter Zanders.«
Ich verinnerliche diese Namen, so gut ich kann.
Mann mit Ozeanaugen und sommersprossigen Wangen: Ryan.
Die Frau, die ihm so ähnlich sieht: Stevie.
Tattoos und Halskette: Zanders.
Und der blonde Sonnenschein: Indy.
»Darf ich dem kleinen Kerl Hallo sagen?« Sie streckt die Hände nach Max aus, und er stürzt sich in ihre Arme. »Und das nehme ich dir mal ab.« Sie nimmt Kai den Kuchen weg. »Hast du den gebacken, Miller? Sieht toll aus. Willst du einen Drink? Ich habe Margaritas gemacht! Kommt rein, macht’s euch bequem.«
Wir setzen uns, und nach der ersten Aufregung wirken alle ganz entspannt. So leise, dass nur Kai es hören kann, sage ich: »Sie scheint echt nett zu sein.«
»Sie wird dich zu ihrer BFF machen, ehe du weißt, wie dir geschieht. So nennt ihr Mädels das doch, oder?«
Ich kichere. »Ich weiß es nicht, verdammt.«
»Sie wird dich zu ihrer Freundin machen, auch wenn du dich dagegen wehrst, also würde ich dir raten, es einfach zu akzeptieren.«
Bei dem Gedanken muss ich ein bisschen lächeln.
Beruhigend reibt Kai mit dem Daumen in kleinen Kreisen über meinen Rücken. »Fühlst du dich jetzt etwas besser?«
»Sie haben uns süß genannt.«
»Wie können sie es wagen?« Sein Kopf ruckt zurück. »Das wäre das allerletzte Wort, mit dem ich dich beschreiben würde.«
»Ganz genau. Wow, du kennst mich so gut.«
»Stevie, was macht dein Hundeseniorenzentrum?«, fragt Kai.
»Es läuft einfach großartig. Dank der Partnerschaft mit dem Team«, sie zeigt auf Zanders, »kommen erstaunliche Spendensummen herein, und wir haben sehr viele Interessenten.« Sie hebt die Brauen. »Warum fragst du? Willst du etwa einen Hund adoptieren?«
Kai lacht leise. »Eines Tages, das verspreche ich. Sobald ich mich offiziell vom Baseball zurückziehe, bist du meine erste Anlaufstation.«
»Abgemacht.«
Indy deutet mit ihrer Gabel auf den kleinen Rest Zitronenbaiser auf ihrem Teller. »Miller, ich brauche unbedingt dieses Rezept. Aber ich fürchte, du müsstest mal vorbeikommen und mir zeigen, wie es geht, Baiser habe ich noch nie richtig hinbekommen.«
»Das würde ich sehr gern. Unterrichten ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.«
»Perfekt.« Lächelnd trinkt sie einen Schluck Margarita. »Wir machen einen Mädelstag draus. Stevie, bist du dabei?«
»Auf jeden Fall.«
Ich lächle ebenfalls und lehne mich zurück, und unter dem Tisch schiebt sich Kais Hand auf meinen Oberschenkel und drückt leicht zu. Als ich ihn ansehe, lächelt er und zwinkert mir unauffällig zu.
Was für ein großartiger Abend. Meine Nervosität ist schnell verflogen, auch dank Rio, eines Mannschaftskameraden von Zanders, der bald nach uns dazugestoßen ist und durch seinen Humor die Runde sehr aufgelockert hat. Meine Lieblingsmethode, um das Eis zu brechen.
Aber vor allem ist es toll, weil Indy und Stevie echt nette Mädchen sind, und außerdem gefällt es mir sehr, zu sehen, wie aufmerksam sich die Jungs um Kai und seinen Sohn kümmern. Als Max müde geworden ist, war es Ryan, der ihn nach oben gebracht und in einem der Gästezimmer ins Bett verfrachtet hat. Offenbar steht dort extra ein Kinderbett.
»Und die Hochzeit?«, fragt Kai Ryan und Indy. »Wie läuft es mit der Planung?«
Ryan nimmt Indys Hand und sieht sie an. »Alles bestens. Bald ist es so weit … 12. September.«
»Miller, bist du da noch in der Stadt?«, fragt Indy und blickt vielsagend in Kais Richtung. »Kai hat noch keine Begleitung.«
»Hallo, Heiratsvermittlerin«, murmelt er vor sich hin.
Ich erstarre. Dieses ganze Essen fühlt sich sehr intim an, aber die Hochzeit seines engen Freundes ist noch mal eine neue Liga. »Da bin ich leider nicht mehr da. Ich gehe Ende August.«
Mein Blick fällt auf Kai. Sein Lächeln ist weg.
»Apropos Ehe und Ehemänner«, sagt Rio und stürzt sich auf sein zweites Stück Kuchen. »Miller, bist du auf der Suche?«
»Nein, ist sie nicht«, kommt Kai meiner Antwort zuvor.
»Verdammt, Daddy, ich meine doch nur, dass der Kuchen so gut ist, dass ich sie sofort heiraten würde.«
Kai beugt sich dicht zu mir, spricht aber so laut, dass Rio ihn hören kann. »Es ist nicht nur wegen des Kuchens.«
Rio seufzt. »Du hast recht. Es ist nicht der Kuchen. Ich möchte nur jemanden finden, der mich liebt. Ist das wirklich so viel verlangt?«
»Oh, Rio«, gurrt Indy. »Ich liebe dich doch.«
»Danke, Ind. Wenigstens eine.«
»Ich auch«, sagt Stevie.
»Ich liebe dich auch, Mann«, stimmt Zanders ein.
Rio blickt Ryan an. »Und was ist mit dir?«
Ryan blickt sich am Tisch um und tut so, als hätte er nichts vom Gespräch mitbekommen. »Wovon redet ihr?«
Indy gibt ihm einen spielerischen Klaps auf die Brust, und während alle lachen und weiterblödeln, zieht Kai meinen ohnehin schon nahe bei ihm stehenden Stuhl noch näher an seinen heran.
»Amüsierst du dich gut?«, fragt er leise.
Wir beide setzen einen Ellbogen auf den Tisch, stützen das Kinn in die Hand und sehen einander an.
Ich nicke lächelnd. »Ja, allerdings. Danke, dass du mich mitgenommen hast.«
Er beobachtet meinen Mund, während ich spreche, und beißt sich auf die Unterlippe. »Danke, dass du mitgekommen bist. Ich glaube, das ist mein bisher schönstes Familienessen.«
»Ach ja?«
»Ja. Vor allem wegen des Kuchens.«
Ich gebe ihm einen leichten Klaps auf den Oberarm.
»Und wegen des Mädchens, das ihn gebacken hat.«
Er betrachtet meine Lippen und ich die seinen, aber da öffnet sich die Haustür, und der Bann ist gebrochen.
»Isaiah?«, fragt Kai, und da kommt sein Bruder auch schon hereingestürmt.
»Tut mir leid, dass ich zu spät bin!«
Indy steht auf. »Wie schön, dass du es noch geschafft hast! Ich hole dir einen Teller. Wir hatten Tacos. Kann alles drauf?«
»Du bist ein Engel, Ind. Danke.«
Isaiah geht um den Tisch herum und legt zur Begrüßung kurz den Arm um Ryan, Zanders und Rio, dann drückt er Stevie einen Kuss auf die Wange. »Stevie, du siehst wunderschön aus.«
»Besorg dir dein eigenes Mädchen, Rhodes«, ermahnt ihn Zanders.
Isaiah setzt sich Kai gegenüber an den Tisch. »Ich arbeite dran.«
»Was machst du denn hier?«, fragt Kai.
»Es ist ein Familienessen.«
»Du warst seit Wochen nicht mehr dabei. Und warum kommst du so spät?«
Isaiah beugt sich näher heran, sodass nur ich und sein Bruder ihn hören können. »Wusstest du, dass Kennedy ihren Ring nicht mehr trägt?«
»Welchen Ring?«, frage ich.
»Ken hatte immer einen riesigen Diamanten am Ringfinger«, erklärt Kai. »Der ist schon die ganze Saison nicht mehr da.«
»Du wusstest es? Warum hast du es mir nicht gesagt? Und wie zum Teufel konnte mir das entgehen? Ich starre dieses Mädchen die ganze Zeit an.«
»Ich dachte, es wäre dir längst aufgefallen.«
»Tja, heute ist es das auch, und jetzt steht ein ganz anderer Mann vor dir.«
Kai und ich brechen in Gelächter aus.
»Entschuldigung, aber ich meine das ernst.«
»Deshalb bist du also hier«, stellt Kai fest.
»Ich bin jetzt ein Familienmensch. All die Jahre hatte ich nicht den Hauch einer Chance, weil sie verlobt war, aber jetzt habe ich eine Chance.«
»Technisch gesehen vielleicht.«
»Ab heute interessiert mich nur noch eine Frau auf dieser Welt. Ich habe all die Jahre nur die Zeit totgeschlagen, während ich darauf gewartet habe, dass sie endlich Single ist.«
»Und mit Zeit totschlagen meinst du, durch fremde Betten zu toben?«, frage ich.
Er nickt eifrig. »Ja, genau.«
Kai und ich grinsen uns amüsiert an angesichts seines Playboy-Bruders, der sich vor unseren Augen in einen verliebten, aber hoffnungsvollen Trottel verwandelt.
»Niemand kann mir einen Vorwurf daraus machen, dass ich mich anders beschäftigt habe, als sie nicht verfügbar war, aber jetzt, da sie Single ist …« Isaiah schüttelt den Kopf und deutet auf sich. »Ich bin ein neuer Mensch.«
Indy stellt einen Teller mit Tacos vor ihm ab und drückt ihm die Schultern. »Schön, dass du hier bist, Isaiah.«
»Ich bin ab jetzt jede Woche dabei!«
Ich beuge mich zu Kai vor. »Wo ist die Toilette?«
Er deutet zum Flur. »Zweite Tür auf der rechten Seite.«
»Ich bin gleich wieder da.«
Ryans und Indys Haus ist umwerfend, modern und sauber und mit vielen hellen Akzenten. Auf dem Weg zur Toilette nehme ich mir die Zeit, die Kunstwerke an den Wänden zu betrachten. Als ich mir kurz darauf am Waschbecken die Hände wasche, kann ich nicht anders, als mein eigenes Lächeln im Spiegel anzustarren. Der Abend ist wirklich schön. Diese Leute sind lustig und liebenswert. Und mir fällt nicht ein, wann ich zuletzt mit vielen anderen gemeinsam an einem Tisch gesessen habe, ohne dass es um Speiseplanänderungen, Obst der Saison oder aktuelle Lebensmitteltrends ging.
Es war schön, einfach nur Miller zu sein und nicht die Chefpatissière.
Als ich mir die Hände abtrockne, fällt mein Blick auf ein gerahmte Kreuzstichbild an der Wand. Die Stickerei auf dem sauberen Leinen ist hell und feminin, der mit dunkelrosa Faden gestickte Schriftzug kursiv und von kleinen Blumen und Herzen umgeben.
Bitte nehmt keine Drogen in unserem Badezimmer.
steht da.
Es wirkt völlig fehlplatziert in diesem sauberen, behaglichen Bad.
Ich liebe es.
Als ich zurückkomme, sind die anderen immer noch ins Gespräch vertieft, also gehe ich in die Küche und hole mir noch eine Margarita. Obwohl ich mich in einem fremden Haus befinde, fühle ich mich seltsamerweise wohl genug, um mich selbst zu bedienen. Kais Freunde sind sehr entspannt und umgänglich, und es ist schön zu sehen, wie sehr Kai und Max dazugehören.
Ich schalte kurz die Küchenmaschine ein, um die angefrorene Margarita erneut zu mixen, bevor ich den Schrank öffne, um mir ein neues Glas zu holen. Doch leider ist das Fach in Augenhöhe leer, und die einzigen verbliebenen Gläser stehen hoch oben, fast außerhalb meiner Reichweite.
Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, strecke mich und spüre, wie mir ein Träger von der Schulter rutscht und der Saum der abgeschnittenen Beine meiner Latzhose noch höher wandert. Mit einer Hand stütze ich mich am Tresen ab. Ich bin ganz kurz davor, ein Glas zu angeln, da greift ein geäderter Arm über mich hinweg.
»Ich hab’s«, sagt Kai, und dann plötzlich wird uns beiden bewusst, wie nahe wir einander sind.
Er nimmt das Glas aus dem Regal und stellt es ab, weicht aber nicht zurück, sondern bleibt dicht hinter mir stehen und stützt sich mit beiden Händen links und rechts von mir auf den Tresen.
Ich lasse mich auf die Fersen zurücksinken, und auf einmal berührt mein Rücken seine Brust. »Danke«, bringe ich mühsam heraus.
»Mm-hmm«, brummt er, und die Vibration erfüllt meinen ganzen Körper.
Meine kurz geschnittene Hose ist viel zu weit hochgerutscht, aber ich schere mich nicht drum, Kais breiter Körper verbirgt es ohnehin vor den Blicken der anderen. Vorsichtig lege ich den Kopf an seine Brust.
Er holt tief Luft und flüstert: »Du riechst gut. Ironischerweise sehr süß übrigens.«
»Was ist daran ironisch?« Ich kichere. »Schließlich verdiene ich meinen Lebensunterhalt mit Backen.«
»Weil du gern so tust, als wärst du alles, aber auf keinen Fall süß.«
Ich weiß, was er gerade tut. Er versucht, meine Abwehr zu unterlaufen, indem er mich zu einem gemütlichen Familienessen mitnimmt, direkt nachdem sein Sohn zum allerersten Mal gelaufen ist. Und indem er andeutet, dass er weiß, dass ich nicht so bissig bin, wie ich mich manchmal gebe. Aber ich lasse mich darauf ein, gönne mir einen Moment lang das Gefühl, alles könnte ganz einfach sein, obwohl ich schon bald wieder ins Gastronomie-Chaos zurückkehren und meinen Häkchen hinterherjagen werde.
Forschend streicht er über meinen nackten Oberschenkel, seine Fingerspitzen streifen den ausgefransten Saum meiner abgeschnittenen Latzhose. Kurz streicht er über die nackte Haut meines Hinterns, dann zieht er die Hose zurecht, um mich wieder zu bedecken. »Diese verdammten Beine, Mills.«
Unwillkürlich schmiege ich mich an ihn. Er fühlt sich gut an, er riecht gut, und ich bin seine Kussverbot-Regel wirklich von Herzen leid.
Kais Hand legt sich auf meinen Bauch. »Heute war ein guter Tag.«
Das ist wahr. Einfach und gut.
Ich drehe mich um und sehe ihn an, wir stehen so nahe voreinander, dass sich fast unsere Lippen berühren. »Jeder Tag könnte so gut sein.«
Sein Blick wandert zu meinem Mund.
»Euer Ernst? In meiner Küche? Direkt neben dem Essen?« Ryan steht im Durchgang, die Hände voll mit schmutzigem Geschirr. »Benutzt dafür doch wenigstens ein Gästezimmer. Wir haben noch drei freie.«
Kai geht einen Schritt zurück, und ich gehe auch ein bisschen auf Abstand. Kais Freunde heiraten und bekommen Kinder … Ich kann es nicht gebrauchen, dass sie ihre Situation und die von Kai miteinander vergleichen, wenn ich doch nur noch kurz hier bin.
»Wollt ihr hier schlafen?« Ryan stellt das Geschirr in die Spüle. »Dann müsst ihr Max nicht aus dem Bett holen.«
Lieber Himmel, wie pärchenmäßig es klingt, nach einem gemeinsamen Essen die Nacht bei Freunden zu verbringen.
Kai wirft einen kurzen Blick auf mein erschrockenes Gesicht. »Danke, Mann, aber bei uns stehen Auswärtsspiele an.«
Es ist einer der wenigen Momente, in denen ich dankbar bin, dass er meine Gedanken lesen kann.
Als wir ankommen, liegt Max immer noch tief schlafend auf der Schulter seines Vaters. Kai schließt auf und tritt zurück, um mich vorzulassen.
Aber ich kann nicht ins Haus gehen. Es ist fast, als würde ein Kraftfeld mich aufhalten. Nach diesem Abend fühlt sich alles zu verbindlich an, fast klebrig.
Ich streiche Max übers Haar und gebe ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. »Ich …« Mit dem Daumen deute ich über meine Schulter Richtung Garten. »Ich geh mal ins Bett.«
»Mills«, sagt Kai, es klingt fast flehend. »Bitte schlaf nicht da draußen.«
O Himmel, seine Bitte trifft mich mitten ins Herz, und der Panzer, der es umgibt, bekommt einen weiteren Riss.
Und genau deshalb gehe ich zwei Schritte rückwärts zum Seitentor und schlüpfe ohne ein weiteres Wort in den Garten.
»Miller«, flüstert er mir hinterher. »Ist das dein Ernst?«
Ich steige in meinen Van und schließe die Tür hinter mir ab, als könnte ich dadurch die häuslichen, heimeligen Gefühle aussperren, die mich heute befallen haben.
Ich muss mich einfach mal ordentlich ausschlafen. Vielleicht mache ich morgen einen Ausflug, um mir ins Gedächtnis zu rufen, dass Chicago – die Stadt, die ich in einem Monat verlassen werde – nicht die Welt ist. Ich brauche ein bisschen frischen Wind um die Nase, um mich daran zu erinnern, wer ich bin, und dass mir die Meinung seiner Freunde über mich egal ist, selbst wenn ich leider merke, dass ich diese Mädchen wirklich gern wiedersehen würde. Ich muss jetzt einfach nur ein bisschen allein sein, so wie ich es gewohnt bin.
Ich schüttle die Gedanken ab und greife nach meiner Zahnbürste, die immer neben dem Waschbecken steht, aber sie ist nicht da.
Wie seltsam. Ich habe heute Morgen alles gleich wieder an seinen Platz gestellt.
Auch als ich meinen winzigen Van durchforste, finde ich sie nirgends, ebenso wenig wie meine Hautpflege, meine Zahnpasta oder die verdammten Hausschuhe.
Ich: Hast du meine Zahnbürste geklaut?
Baseball-Daddy: Du hast nicht mal Gute Nacht gesagt.
Ich: Malakai Rhodes. Wo ist meine Zahnbürste?
Baseball-Daddy: Oh, sie hat mich mit vollem Namen genannt.
Ich: Kai!
Baseball-Daddy: Geh einfach nicht weg, ohne Gute Nacht zu sagen.
Ich: Gute Nacht. Zufrieden? Wo ist meine verdammte Zahnbürste? Und mein ganzer anderer Scheiß?
Baseball-Daddy: Ich glaube, ich habe deine Sachen in meinem Gästezimmer gesehen. Aber ganz sicher bin ich nicht. Du solltest vielleicht mal reinkommen und nachsehen.
Ich: Du beschließt einfach, dass ich in dein Haus einziehe, ohne mich zu fragen? Ist das dein Ernst?
Baseball-Daddy: Ich habe dir doch gesagt, dass ich es nicht mag, wenn du draußen schläfst.
Ich: Du spinnst wohl.
Baseball-Daddy: Die Hintertür ist nicht verschlossen.
Als ich durch die hintere Schiebetür trete, steht Kai bereits in der Küche, nur in Boxershorts, und hat Teewasser aufgesetzt. »Kamillentee? Der ist gut für die Nerven.«
»Ich glaube, ich hasse dich schon wieder.«
Er grinst nur selbstzufrieden.
Ich stürme an ihm vorbei zum Gästezimmer. »Ich weiß, was du vorhast, Kai. Abendessen mit deinen Freunden, ich soll in deinem Haus schlafen …«
»Ich mache gar nichts. Es war nur ein Abendessen, eine ganz alltägliche Mahlzeit. Und, Überraschung, ich mag es nicht, wenn du draußen schläfst. Das alles hat überhaupt nichts zu sagen. Wenn du darüber so ins Grübeln gerätst, hat das eher was mit dir zu tun als mit mir.«
Ich bringe nicht die Energie auf, dagegen zu argumentieren. Ja, vielleicht denke ich zu viel nach. Und da ist dieser eigenartige Schmerz in meiner Brust, fast wie Heimweh, aber das ergibt verdammt noch mal keinen Sinn. Ich habe kein Zuhause, das ich vermissen könnte.
Kais Gästezimmer ist gleich rechts hinter der Küche, gegenüber vom Gästebad. Eins seiner Mannschaftshemden liegt fein säuberlich gefaltet auf der Bettdecke, und meine Hausschuhe stehen neben der Tür.
Ich ziehe mich schnell aus, lasse nur die Unterhose an und schlüpfe in sein Hemd. Kai ist viel größer als ich; das Hemd ist für mich praktisch ein Kleid und reicht bis zur Mitte meiner Oberschenkel.
Trotzig wie ein Kind stapfe ich durch den Flur ins Bad und finde meine Zahnbürste und Zahnpasta in einem Becher am Waschbecken und meine Hautpflege sorgfältig auf dem Tresen ausgebreitet.
Im Spiegel sehe ich einen fast nackten Kai hinter mir auftauchen, er stützt sich mit seinen langen Armen am oberen Ende des Türrahmens ab und beobachtet mich zufrieden grinsend beim Zähneputzen.
»Du bist aufdringlich«, murmle ich durch den Schaum in meinem Mund.
»Es sind nur Wände. Der einzige wesentliche Unterschied zwischen meinem Haus und deinem Van sind feste Wände. Dass du dir einredest, du wärst frei und von allem losgelöst, wenn du quasi auf Rädern schläfst, ist ein Hirngespinst.«
Über den Spiegel werfe ich ihm einen finsteren Blick zu. »Es ist mein Zuhause, und ich werde gleich wieder dorthin zurückkehren.«
»Es ist dein Auto , und wenn du im Haus bleibst, kann ich endlich wieder die Hintertür abschließen.«
»Wovon redest du?« Ich spucke den Schaum aus. »Warum solltest du die Hintertür nicht abschließen?«
Er zuckt mit den Schultern. »Ich wollte nicht, dass du nicht ins Haus kannst, falls du irgendwas brauchst. Sie ist immer offen, seit du draußen schläfst.«
Im Spiegel starre ich ihn an. Stehe da, die Zahnbürste in der Hand, während sein Blick über mein Spiegelbild wandert.
Schließlich räuspert er sich. »Ich bin dann mal in der Küche.« Und damit überlässt er mich meiner Abendroutine.
Als ich in die Küche komme, sehe ich ihn mit einer Tasse in der Hand an der Küchentheke lehnen. Er ist umwerfend und wirkt schon ein bisschen müde, und ich versuche, nicht daran zu denken, dass mich heute Nacht nur eine Wand von ihm trennen wird, falls ich in seinem Gästezimmer übernachten sollte.
»Tee?«, fragt er und hält seine Tasse hoch.
Ja, natürlich ist er Teetrinker, dieser bebrillte Familienvater, der ganz allein seinen jüngeren Bruder großgezogen hat. Anfangs hielt ich ihn für überheblich und verklemmt, aber ich hätte mich nicht gründlicher in ihm irren können. Er kümmert sich einfach nur um die Menschen, die ihm wichtig sind, die er zutiefst liebt. Als er heute gesehen hat, wie sein Sohn seine ersten Schritte machte, hätte er fast losgeweint, um Himmels willen.
»Nein, danke.«
Ich spüre genau, dass er erwartet, dass ich gleich abhaue. So wie ich es immer mache. Und tatsächlich hatte ich vor, nur schnell meine Sachen zu holen und gleich wieder zu gehen. Aber es ist fast, als wäre ich am Boden festgeleimt. Auch wenn ich es nur ungern zugebe, so viel Spaß wie heute hatte ich schon lange nicht mehr. Wie ironisch, dass ausgerechnet ich diesem Mann zeigen wollte, wie man Spaß hat – und dann übertreffen das Sonntagsessen mit ihm und seinen Freunden und das Beobachten der ersten Schritte eines Kleinkindes alles, was ich anzubieten hätte.
Ich lehne mich ihm gegenüber an den Tresen, und er betrachtet seine Tasse. »Warum hast du erst gezögert, meine Einladung anzunehmen?«, fragt er.
»Ich weiß es nicht.«
Er hebt den Blick und sieht mich an. »Lüg mich nicht an. Sag mir, warum.«
Okay … Es ist ganz schön unangenehm, dass er mich gut genug kennt, um zu wissen, wann ich lüge.
»Ich habe nicht viele Freunde.«
Mit einem stummen Blick fordert er mich auf weiterzureden.
»Ich bin so viel unterwegs, dass all meine Beziehungen irgendwie unverbindlich sind. Ich stelle keine Erwartungen an Freundschaften. So ist es einfacher, ständig in eine andere Stadt weiterzuziehen.«
»Aber heute Abend waren es meine Freunde. Warum war das schwierig für dich?«
Ich schüttle den Kopf. »Hör auf.«
Mir wird richtig unbehaglich zumute. Wir wissen beide, was er da gerade tut: Er versucht, mir das Zugeständnis zu entlocken, dass es mir nicht egal ist, ob ich gehe oder nicht.
»Warum, Miller? Warum kannst du nicht zugeben, dass du wolltest, dass sie dich mögen? Dass du in Chicago Bindungen aufgebaut hast, die dir das Weggehen diesmal schwerer machen werden?«
Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu. »Lass das.«
Er stellt seinen Tee ab und kommt mit fast raubtierhaften Bewegungen auf mich zu. Streicht mir das Haar hinters Ohr. »Diesmal wird es dir schwerfallen, nicht wahr?«
»Das spielt keine Rolle. Ich gehe trotzdem.«
Seine Nasenflügel weiten sich bei meinen Worten, die eisblauen Augen sind unverwandt auf mich gerichtet. »Ich hoffe, das zu sagen, hat dir selbst auch wehgetan.« Mit dem Daumen fährt er über meine Unterlippe. »Deine Panzerung ist ganz schön frustrierend.«
»Deine Hartnäckigkeit auch.«
Er betrachtet meinen Mund. »Bitte schlaf nicht draußen«, bittet er mich leise. »Ich schlafe nicht gut, wenn ich weiß, dass du da draußen bist.« Seine Hand wandert zu meinem Hals, und ich schlucke. »Sag mir, dass du bleibst«, fügt er hinzu.
Mir fällt kein Gegenargument mehr ein, und etwas kurzatmig nicke ich. »Ich bleibe.«
»Gut.« Mit Finger und Daumen neigt er mein Gesicht und presst seinen Mund auf meinen, ganz sanft und intim. Ein bisschen zögerlich, aber nur so lange, bis ich reagiere und ihm begierig entgegenkomme. Mit mehr Selbstvertrauen legt er die Hand an meinen Hinterkopf und fährt mir mit den Fingern durchs Haar, während er mich küsst.
»Wofür war das?«, frage ich und ringe nach Luft.
»Ich mag es, wenn du dich verletzlich zeigst, Mills.«
»Gewöhn dich nicht dran. Das war eine einmalige Sache.«
Er gluckst. »Dann sorge ich wohl besser dafür, dass es sich lohnt.« Er küsst mich noch mal, diesmal eindringlicher. Packt mich um die Hüfte und drückt sich an mich, mit nichts als seinen Boxershorts bekleidet. Als ich mich ihm entgegenwölbe, stößt Kai ein verzweifeltes Stöhnen aus. Hitze steigt mir zwischen die Beine, und ich würde alles geben, um diesen Laut noch mal zu hören.
Er knabbert an meiner Unterlippe. »Was habe ich dir über deine verdammten Beine gesagt?«
»Dass du schon beim Anschauen hart wirst?« Die Bestätigung dafür drückt sich in meinen Bauch.
Er streicht über meine Oberschenkel und schiebt, um sie besser sehen zu können, sein Hemd beiseite, das ich trage.
»Du hast mir keine Hose hingelegt«, erinnere ich ihn.
Ein verruchtes Grinsen. »Ich bin ein kluger Mann.«
Kai hebt mich auf den Tresen, der so kalt ist, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Sofort spreize ich einladend die Beine und lege die Arme um seine breiten Schultern, während er mir das Hemd über die Hüften schiebt und mein klatschnasses Höschen entdeckt.
»Scheiße« , flucht er, legt den Kopf zurück und stößt einen tiefen Seufzer aus. »Ich hätte dich nicht küssen dürfen.«
»Warum nicht?« Meine Finger spielen mit den Haaren in seinem Nacken, und meine Hüften stoßen wie von selbst vor, auf der Suche nach Reibung. »Weil es mich so feucht macht?«
»Mein Gott «, stöhnt er. »Weil ich jetzt an nichts anderes denken kann als daran, dich zu ficken.«
»Dann hör auf, darüber nachzudenken, und tu es einfach.«
Er gluckst humorlos. »Du bist so verdammt unmöglich, Miller.« Wir sehen einander in die Augen, unsere Nasen berühren sich. »Was passiert, wenn ich süchtig danach werde?«
»Dann haben wir Glück, dass uns noch ein ganzer Monat Zeit bleibt, um dieser Sucht zu frönen.«
»Und du glaubst wirklich, dass ich dich danach einfach gehen lassen könnte?«
Ich nicke begeistert und hoffe, ich kann ihn überzeugen. »Ich bin leicht zu vergessen.«
»Du lügst heute ganz schön viel, was?«
Ich verschränke die Beine hinter seinen Oberschenkeln und ziehe ihn näher heran. »Lass einfach nicht zu, dass es zu viel bedeutet, dann kommen wir schon klar.«
Ein Anflug von Verärgerung zuckt über sein Gesicht, doch dann gibt er nach und küsst mich erneut.
Ich hole tief Luft und ziehe ihn näher, küsse ihn noch inniger. Mein ganzer Körper steht in Flammen, als seine Hände über meine Beine gleiten, er mich am Hintern packt und seine Zunge in meinen Mund vordringt. Ich spüre seine Erektion zwischen meinen Beinen und stoße einen leisen Schrei aus.
Kai schluckt meinen Schrei und stößt ein raues, zufriedenes Stöhnen aus. »Verdammt«, sagt er leise. »Wer hätte gedacht, dass es so schön klingt, wenn du jammerst?«
Ich presse mich an ihn. »Du hättest es schon vor Wochen erfahren können, wenn du nicht so stur wärst.«
Seine Hände schlüpfen unter mein Hemd, fahren über meinen nackten Rücken. Er zieht mich fest an sich, und unser Kuss wird viel zu intim für etwas, das unverbindlich sein soll, aber ich vergesse meine Bedenken sofort, als er anfängt, mir über Hüften und Bauch zu streichen und über meine Nippel, die hart und sehr empfindlich sind.
»Mach das noch mal«, bitte ich ihn atemlos.
Er zwirbelt sie und drückt ein wenig zu. »Gefällt dir das?«, fragt er unnötigerweise – wahrscheinlich möchte er es einfach nur gern hören.
Ich nicke rasch, und wir legen die Stirnen aneinander. Unser beider Atem geht schnell.
Er lächelt verrucht. »Gefällt es dir, wenn ich mit deinen Brüsten spiele, Mills?«
»Ja« , zische ich, und als er erneut zudrückt, fährt ein Blitz direkt in meine Klit.
»Glaubst du, ich könnte dich so zum Orgasmus bringen?«
Vor heute Abend wäre die Antwort ein klares Nein gewesen. Normalerweise brauche ich eine Menge Vorwärmzeit und Spielzeug und gebe klare Anweisungen, und am Ende lege ich meist doch selbst Hand an.
Aber wenn es jemanden auf dieser Welt gibt, der mich kommen lassen kann, indem er einfach nur an meinen Brüsten spielt, dann dieser Mann, dessen selbstbewusste Seite ich immer deutlicher erahne.
»Ich denke, du solltest es versuchen.« Ich küsse ihn.
Er lacht leise, bevor sich unsere Zungen wieder begegnen. Ich will ihn näher an mich heranziehen, aber wir berühren uns schon so viel, wie unsere spärliche Bekleidung es zulässt, und trotzdem ist es nicht genug. Ich will ihn nackt. Ich will ihn in mir spüren. Ich will, dass er mich nimmt, genau hier auf diesem Tresen, sodass ich es jedes Mal, wenn ich in seiner Küche backe, wieder vor mir sehe.
Er nimmt seine beschlagene Brille ab und legt sie auf den Tresen, aber statt die Finger wieder an meine empfindlichen Nippel zu legen, umschließt er mit beiden Händen meine Hüften und drückt mich fast verzweifelt an sich.
Wir sehen beide nach unten. Sein und mein Unterleib pressen sich fest aneinander.
»Scheiße, Mills.« Er atmet schwer. »Du fühlst dich so unglaublich an.«
Ich werfe den Kopf zurück, als er einen meiner Nippel wieder zwischen Daumen und Zeigefinger nimmt. »Bitte hör nicht auf. Bitte. Bitte.«
Ich bin so feucht, mein Körper pulsiert, und ich bin kurz davor zu kommen, nur weil ich mich an seinem Schwanz reibe.
Er krümmt die Hand um meinen Hintern, hält mich fest, und als er die Hüften bewegt, reibt sein harter Schwanz über meine Klit.
»Ja «, rufe ich. »Ja, Ace. Genau da.« Ich wollte ihn gar nicht bei seinem Spitznamen rufen, aber ich bin völlig durcheinander und kann definitiv nicht für mich selbst garantieren.
»Mein Gott.« Auf der Suche nach Halt kracht seine Hand gegen den Hängeschrank neben meinem Kopf. »Nenn mich noch mal so.«
»Ace? Gefällt es dir, wenn ich dich bei deinem Spitznamen nenne?«
Er nickt und birgt sein Gesicht an meiner Halsbeuge. »Das klingt so gut aus deinem Mund. Vor allem, wenn du gerade deine klatschnasse Pussy an mir reibst.« Er küsst mich auf Hals und Schlüsselbein und beißt mir ins Ohr.
Jeder Muskel in meinem Körper spannt sich, meine Hüften heben sich ihm wie von selbst entgegen, während er immer und immer wieder gegen meine Klit stößt.
Und dann plötzlich komme ich. Ich liege hier noch halb bekleidet auf dem Küchentresen und komme, weil wir uns aneinander reiben und er mir an den Nippeln spielt.
Auf die allerheißeste Weise, muss ich hinzufügen.
Als er spürt, wie sich mein Körper durch den Orgasmus anspannt, drückt Kai mich fester an sich, ganz genau so, wie ich es brauche. Er hebt den Kopf und sieht mir dabei zu, wie ich explodiere.
»Ja, verdammt«, flüstert er wie hypnotisiert, lässt mich nicht aus den Augen, während ich aufstöhnend erbebe und mich winde. Sieht mich so aufmerksam an, als würde er nie wieder zusehen können, wie ich komme, als müsse er es sich ganz genau einprägen. Aber verdammt, wenn mein Körper schon so auf ihn reagiert, wenn wir noch angezogen sind, muss ich unbedingt wissen, wie es sich anfühlt, wenn wir nackt sind.
Meine Brust hebt und senkt sich wie wild, und dann sacke ich in mich zusammen, zutiefst dankbar, dass er mich aufrecht hält. Den Kopf an seiner Schulter, spiele ich gedankenverloren mit dem dunklen Haar in seinem Nacken. Presse mich an ihn, immer noch erregt, und spüre seine Erektion an meinem Oberschenkel.
Ich lege die Hand zwischen seine Beine, streichle ihn, zu allen Schandtaten bereit.
»Miller.« Seine Stimme ist rau, verzweifelt. »Stopp.«
Was?
Ich hebe den Kopf und betrachte die Ausbeulung in seinen Boxershorts. Er ist so hart, dass es wehtun muss. »Aber …«
»Bitte.« Der Blick seiner eisblauen Augen ist flehend. »Ich kann an nichts anderes denken als daran, dich zu ficken, aber du hast deinen verdammten Verstand verloren, wenn du glaubst, dass ich dich danach je wieder vergessen kann.« Kopfschüttelnd streicht er sich mit der flachen Hand übers Gesicht. »Ich glaube, ich bin sowieso schon geliefert, weil ich dir beim Kommen zugesehen habe. Also tu mir bitte den Gefallen und geh ins Bett.« Er zupft mein Hemd zurecht und gibt mir einen letzten raschen Kuss. »Und um Himmels willen … schließ die verdammte Tür ab.«