EINS
Hauptkommissarin Lena Lorenzen schob den Aktenstapel zur Seite und lehnte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zurück. Der Cappuccino, den sie sich wenige Minuten zuvor am Automaten besorgt hatte, duftete verführerisch. Sie trank einen Schluck und warf einen grimmigen Blick auf das klingelnde Telefon. Seufzend beugte sie sich nach vorne und griff nach dem Hörer.
»Hallo, Luise«, sagte sie, nachdem sie die Nummer erkannt hatte. Luise Stahnke war Gerichtsmedizinerin in Kiel und gleichzeitig mit Lena befreundet. »Ich weiß, ich wollte dich schon lange einladen, aber …«
»Das ist kein Problem, Lena. Ich rufe auch nicht deshalb an.« Sie machte eine kurze Pause, bevor sie fragte: »Erinnerst du dich an den Fall Walter Baumeyer?«
»Ist deine Frage ernst gemeint?« Baumeyer, oder wie immer sein wirklicher Name war, hatte mutmaßlich drei Menschen getötet. Seine DNA war bei allen Opfern gefunden worden und identisch mit Spuren in einem Hotelzimmer, in dem ein Mann, der sich als Walter Baumeyer ausgewiesen hatte, dreimal übernachtet hatte.
»Entschuldige. Natürlich kennst du den Namen. Weshalb ich anrufe: Ich habe eine männliche Leiche in meinem Kühlraum, deren DNA identisch ist mit den damaligen Funden.«
»Du weißt schon, dass wir heute nicht den 1. April haben?«
Luise lachte. »Allerdings ist der noch nicht so lange her, deshalb … Jetzt aber im Ernst. Ich habe tatsächlich diesen Mann hier liegen, der mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit der Gesuchte ist. Er ist von Hallig Hooge zu mir überstellt worden. Die Umstände seines Todes waren wohl recht ungewöhnlich und deshalb ist er hier bei mir gelandet. Ich wollte, dass du als Erste erfährst, wen ich hier beherberge.«
Lena atmete schwer aus. »Absolut sicher?«
»Wenn damals nicht jemand geschlampt hat, sollte ich mit meiner Annahme recht haben, dass Klaas Rieckert – das ist sein richtiger Name – der Serientäter ist.«
»Hallig Hooge, sagst du? Was hat er da gemacht?«
»Lena, das fällt nicht in meinen Aufgabenbereich. Ich weiß lediglich, dass er dort im Watt gefunden wurde. Alles andere werden dir wohl deine Kollegen aus Husum erzählen können.«
»Entschuldige, blöde Frage. Aber wie er gestorben ist, kannst du mir sicher sagen.«
»Durchaus! Er ist ertrunken. Salzwasser in der Lunge; alles weist darauf hin, dass er eine längere Zeit im Wasser gelegen hat. Er hatte …«
»Einfach ertrunken?«
Luise stöhnte leise. »Wenn du mich ausreden lässt, kann ich dir das gerne erzählen. Also: Ich habe an Armen und Beinen deutliche Fesselspuren gefunden. Paketband, den Rückständen nach zu urteilen, aber das muss die Kriminaltechnik noch untersuchen. Zusätzlich hat der Mann am ganzen Körper Hämatome, die darauf hindeuten, dass er kurz vor seinem Tod
geschlagen wurde. Ob er da schon gefesselt war, kann ich dir leider nicht sagen.«
»Wie lange lag er im Wasser?«
»Dass ich da keine genaue Schätzung abgeben kann, weißt du. Infrage käme ein Zeitraum zwischen vierundzwanzig und achtundvierzig Stunden.«
»Und unter der Hand?«
Luise lachte. »Ich wusste, dass die Frage kommt. Vielleicht fünfunddreißig bis vierzig Stunden. Weiter kann ich es auf keinen Fall eingrenzen.«
»Wann wurde er gefunden?«
Lena hörte die Gerichtsmedizinerin blättern. »Augenblick, hier hab ich’s. Am Dienstag, kurz vor siebzehn Uhr.«
Lena rechnete nach. »Das heißt, er ist am Sonntag zwischen vier und neun Uhr morgens ertrunken.«
»Richtig. Vorausgesetzt, meine Schätzung stimmt.« Sie hielt kurz inne, bevor sie fragte: »Wird das denn dein Fall sein?«
»Definitiv!«, antwortete Lena und verabschiedete sich von ihrer Freundin. Nach einem kurzen Anruf bei der Sekretärin von Kriminaldirektor Warnke, die ihr bestätigte, dass er in seinem Büro sei, sprang sie auf und machte sich auf den Weg.
»Kurzer Dienstweg? Oder woher haben Sie die Information, die ich selbst gerade erst vor zwei Minuten von unserer Gerichtsmedizinerin erfahren habe?«, fragte Warnke leicht säuerlich.
»Ich will den Fall haben«, sagte Lena, ohne auf seine Frage einzugehen.
»Sie wissen genauso gut wie ich, dass der Fall Baumeyer eine große Nummer ist und dass zwangsläufig eine SoKo eingerichtet werden muss.«
»Ihnen ist schon klar, wie viele Menschen auf Hooge leben?«, entgegnete Lena.
»Auf dieser Insel, wo er anscheinend gelebt hat?«
»Hallig, keine Insel. Ja, genau da. Die Hooge hat gerade mal hundert Einwohner. Wollen Sie da wirklich mit einer SoKo anrücken? Glauben Sie nicht, dass die Halliglüüd mit irgendwelchen Fremden sprechen werden.«
Warnke sah sie fragend an. »Wer bitte?«
»Die Halligbewohner. Das ist ein ganz eigener Schlag.«
»Den Sie natürlich kennen. War Ihre Heimatinsel nicht Amrum?«
Lena konnte nur mit Mühe ruhig bleiben, aber ohne Warnkes Zustimmung würde sie ihren Einsatz vergessen können. Als Teil einer großen SoKo würde sie kaum frei agieren können und wäre nur ein Rädchen im Getriebe. »Ich habe eine Freundin, die auf Hooge lebt, und bin seit meiner Jugend regelmäßig dort gewesen.« Die Freundin entsprach der Wahrheit, ihre Besuche beschränkten sich aber auf eine Handvoll. Das Letztere musste Warnke nicht unbedingt erfahren. »Wenn Baumeyer, oder besser Klaas Rieckert, wie der Tote tatsächlich heißt, nach seinem Untertauchen weiter aktiv war, wird er von Hooge aus agiert haben. Wenn er wider Erwarten nicht unser Auftragskiller ist, wäre es ohnehin nur ein normales Tötungsdelikt, für das kaum eine SoKo eingerichtet würde.«
»Wie immer haben Sie überzeugende Argumente. Aber die werden in diesem Fall weder Ihnen noch mir etwas nützen. In einer solch weitreichenden Angelegenheit liegt die Entscheidung nicht allein bei mir – und selbst wenn es so wäre, würde ich Sie nicht allein auf die Sache ansetzen können und dürfen. Das wäre grob fahrlässig und würde mir irgendwann auf die Füße fallen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als Oberstaatsanwalt Kern zu informieren und …«
»Drei Tage! Geben Sie mir drei Tage«, unterbrach Lena ihn.
»Sie wissen so gut wie ich, wie lange die SoKo mit der großen Truppe an der Sache dran war. Und Sie wollen mir jetzt
weismachen, dass Sie mal eben so in drei Tagen den Fall neu aufrollen und …«
»Wann wollen Sie den Oberstaatsanwalt informieren?«
Warnke ahnte, worauf ihre Frage hinauslaufen würde. »Spätestens morgen, wenn ich den offiziellen Bericht auf dem Tisch liegen habe.«
»Der ja vielleicht erst gegen Nachmittag eintrudelt.«
»Ich kann Sie nicht im Vorfeld auf den Fall ansetzen. Wie soll ich das später erklären? Mir war so danach, mal einen kleinen Trupp vorauszuschicken, der den Fall im Handumdrehen …«
»Ich ermittle im Todesfall Klaas Rieckert«, unterbrach sie ihren Chef zum dritten Mal. »Alles andere wird dann vermutlich Sache einer SoKo sein.«
Kriminaldirektor Warnke zögerte und atmete mehrere Male tief durch. »Drei Tage. Mehr kann ich Ihnen nicht geben. Spätestens am Montag wird der Oberstaatsanwalt die SoKo einberufen. Nehmen Sie Grasmann mit. Ich will über alles genauestens informiert werden. Offiziell unterstützen Sie die Kollegen aus Husum. Nicht mehr und nicht weniger. Ich sehe zu, dass Sie die vollständige Akte zugeschickt bekommen.«
»Fünf Tage«, sagte Lena und hielt seinem Blick stand.
Warnke schüttelte den Kopf. »Nein, Sie wissen genau, auf was für dünnem Eis ich mich schon bewege, wenn ich Sie heute losschicke. Offiziell ermitteln Sie nicht in dem alten Fall. Und wenn Frau Dr. Stahnke Sie morgen über einen DNA-Treffer informieren sollte, kann ich das wohl kaum verhindern. Haben Sie mich verstanden?«
»Okay!« Lena stand auf und wandte sich kurz vor der Tür wieder zu ihrem Chef um. »Danke!«
»Zehn Jahre ist das her?«, fragte Johann Grasmann. »Da kannst du ja noch nicht so lange bei der Truppe gewesen sein.«
»Da war ich in deinem Alter …« Lena schmunzelte. »Allerdings auch schon seit vier Jahren Oberkommissarin.«
Lena kannte Johann seit einem großen Fall auf Amrum. Damals hatte er noch bei der Flensburger Kriminalpolizei gearbeitet und war später zum LKA nach Kiel gewechselt. Mit seinen sechsundzwanzig Jahren war er vor Kurzem zum Oberkommissar befördert worden und arbeitete inzwischen regelmäßig mit Lena zusammen.
Johann schaute auf die Uhr. Kurz nach zwei am Nachmittag. »Geht denn heute noch eine Fähre auf die Insel? Und von wo?«
»Hallig, keine Insel, und die Fähre geht ab Schlüttsiel. Um kurz nach halb sechs.«
»Schlüttsiel?«
»Ja, es liegt nicht weit von Dagebüll, ist aber letztlich nur ein Fährhafen. Wenn die Straßen frei sind, brauchen wir dahin eineinhalb Stunden. Genauso lange dauert es noch mal mit der Fähre.«
Johann nickte und griff zum Telefon. Nach einem kurzen Gespräch mit Johanna, seiner Lebensgefährtin, legte er wieder auf. »Wie lange sind wir weg?«
»Wahrscheinlich erst mal zwei bis drei Tage, erkläre ich dir genauer während der Fahrt. Kannst du fahren? Um drei Uhr bei mir?«
»Selbstverständlich, Chefin«, antwortete Johann grinsend. »Auf zur Insel.«
Lena rollte mit den Augen. »Hallig, Herr Oberkommissar. Merk dir das lieber gleich.«
Bevor Johann darauf antworten konnte, war Lena aus seinem Büro verschwunden. Im Gehen wählte sie Ercks Nummer.
»So früh heute?«, fragte er als Erstes.
»Schlechte Nachrichten. Ich muss für ein paar Tage nach Hooge. Kannst du den Besichtigungstermin in Husum verschieben?«
Sie hörte ihn leise stöhnen. »Das klang nicht so, als wenn wir die einzigen Bewerber wären. Soll ich nicht lieber allein gehen und Fotos machen?«
Erck lebte und arbeitete auf Amrum. Bei einer Ermittlung auf der Insel war Lena ihrem Jugendfreund im Vorjahr wieder über den Weg gelaufen und sie waren ein Paar geworden. Nach einigem Hin und Her und einem zwischenzeitlichen Beziehungsaus hatten sie im letzten Herbst beschlossen, gemeinsam nach Husum zu ziehen. Erck war in den letzten Zügen beim Umbau seines Hauses auf Amrum, das er in Zukunft an Feriengäste vermieten würde. Für sich selbst hatte er eine kleine Einliegerwohnung abgetrennt, in der er bei Bedarf übernachten konnte.
»Ja, vielleicht hast du recht. Das Haus sah im Internet ziemlich gut aus. Besser, wenn du den Termin wahrnimmst. Wenn alles gut geht, kann ich in zwei oder drei Tagen nach Husum kommen.«
»Wohnst du bei Rika?«
Rika de Boer war wie Erck und Lena auf Amrum aufgewachsen, bevor sie sich ein Haus auf Hallig Hooge gekauft hatte. Die drei Freunde hatten auch danach den Kontakt zueinander gehalten.
»Ich ruf sie gleich an und hoffe, dass ihre Ferienwohnung frei ist.«
»Klingt doch gut. Sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Du wolltest Rika doch schon lange mal wieder besuchen. Grüß sie von mir.«
»Mache ich.« Lena lachte. »Aber nur, wenn sie nicht immer noch in dich verliebt ist.«
»Sag ihr, dass ich vergeben bin und bald mit meiner Traumfrau zusammenziehe.«
Lena antwortete leise. »Das werde ich tun, mein Traummann.«
Fünf Minuten später hatte sie ihren Schreibtisch aufgeräumt, die Waffe im Halfter verstaut und nach einem letzten Blick ins Büro die Tür abgeschlossen. Auf dem Weg zum Auto wählte sie Rikas Nummer.
»De Boer«, meldete sich ihre alte Freundin.
»Ich bin’s, Lena.«
»Lena! Wie geht es dir? Wann kommst du endlich mal vorbei?«
»Ich komme heute Abend um sieben auf Hooge an. Kann ich bei dir schlafen?«
»Klar! Meine Ferienwohnung ist frei. Wieso …« Sie zögerte kurz, bevor sie fortfuhr. »Ist es wegen Klaas?«
»Ja, das ist mein Fall. Ich komme nicht allein. Könntest du dich nach einer Unterkunft für meinen Kollegen Johann umhören?«
»Kein Problem. Meine Nachbarin vermietet auch und ich meine, sie ist gerade frei. Ich gehe gleich mal rüber.«
»Perfekt!«
»Wie lange bleibst du?«
»Zwei, drei Nächte. Das hängt von den Ermittlungen ab.«
»Ermittlungen? Ist Klaas denn nicht ertrunken? Die Leute haben zwar schon so etwas gemunkelt, aber …« Sie brach ab.
»Ich darf dir leider nichts Näheres dazu verraten.«
Rika schwieg eine Weile. »Ihr … Du glaubst aber nicht, dass jemand von Hooge … Ich meine, dass jemand Klaas … Das kann nicht sein. Das wäre ein Riesendrama für die Hallig.«
»Rika, ich habe erst vor einer Stunde von der Sache erfahren. Mir ist schon klar, was das für die Hallig bedeuten würde. Also keine Angst.«
Lena hörte Rika schwer atmen. »Ja, vielleicht ist es gut, dass du das übernimmst.« Wieder entstand eine Pause. »Ich hole dich dann mit dem Auto ab. Okay?«
»Danke, Rika. Bis heute Abend!«
Lena war inzwischen in ihren VW Passat gestiegen und startete den Motor. Wenig später hielt sie vor dem Institut für Rechtsmedizin, einem schlichten dreigeschossigen Backsteinbau. Luise empfing sie mit einer Umarmung. »Du siehst gut aus! Habt ihr jetzt eigentlich schon etwas in Husum gefunden?«
»Eventuell«, antwortete Lena und seufzte leise. »Morgen ist der Besichtigungstermin, aber ich werde dann wohl noch auf Hooge sein. Erck geht aber hin und macht Fotos.«
»Also ist das jetzt dein Fall?«
»Nicht wirklich. Ich habe drei Tage, bevor die Kavallerie anrückt. Warnke meint, dass eine SoKo unumgänglich ist.«
»Das wird nicht leicht. Wie kann ich dir helfen?«
»Ich wollte vorhin am Telefon nicht weiterbohren. Hast du noch Hinweise für mich, die nicht unbedingt im Obduktionsbericht landen?«
Luise wiegte den Kopf hin und her. »Alles Relevante wirst du da finden. Wie immer. Mit der möglichen Liegezeit im Wasser habe ich mich schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt.«
»War er bewusstlos, als er ertrank?«
»Dafür habe ich keine Anhaltspunkte gefunden. Im Gegenteil: An seinen Knien habe ich Wunden gefunden, die darauf hindeuten, dass er gestürzt ist. Er muss auf etwas Scharfkantiges gefallen sein.«
»Vielleicht Muschelreste oder Glasscherben. Ungewöhnlich, aber möglich. Du vermutest, dass er in Panik war?«
»Ich habe gerade erst eine Wattwanderung hinter mir und die hat mir ehrlich gesagt gereicht. Ich bin da knöcheltief eingesackt, weil ich mich nicht an die Anweisung des Wattführers gehalten habe. Frau Doktor wusste wie immer alles besser. Wenn ich mir vorstelle, dort allein ausgesetzt zu werden … Das muss Panik pur sein. Und bevor du fragst, an den Händen hatte
er ähnliche Verletzungen. An beiden Stellen, an den Knien wie den Händen, waren sie nicht besonders tief. Zum Teil ist nur die Haut leicht angeritzt. Im Normalfall würde man da nicht mal ein Pflaster draufkleben.«
»Verstehe. In Kombination mit den Fesselmerkmalen an Händen und Füßen ergibt das schon Sinn. Wo genau ist er gefunden worden?«
Die Gerichtsmedizinerin blätterte in ihrer Akte. »Japsand. Keine Ahnung, wo das ist.«
»Das ist eine Sandbank in der Nähe von Hallig Hooge. Er könnte also irgendwo im Watt ausgesetzt worden sein. Weit genug von Hooge, um nicht vor Eintreffen der Flut zurückzukommen.«
Luise Stahnke zuckte mit den Schultern. »Das ist dein Job.«
»Schon klar! Hast du sonst noch etwas für mich?«
»Der Mann ist vermutlich angeschossen worden. Eine alte Wunde, schätzungsweise sechs bis neun Jahre alt. Und bevor du mich fragst: Das genaue Alter der Schusswunde, wenn es denn eine ist, ist schwer bis gar nicht festzustellen und somit auch nicht gerichtsverwertbar.«
»Wo?«
»An der Schulter. Ein glatter Durchschuss. Unter Umständen war er damit nicht einmal beim Arzt. Zumindest lassen das die Wundränder vermuten. Ich würde sagen, eher laienhaft behandelt.« Sie hob schützend die Hände. »Mehr habe ich wirklich nicht. DNA-Spuren bei einer Wasserleiche sind ungewöhnlich und hier auch nicht vorhanden.«
»Das reicht mir schon. Falls du noch etwas finden solltest …«
»… rufe ich dich sofort an«, vollendete Luise den Satz.
»Noch etwas …«, begann Lena zögerlich.
»Ja?«
»Ich weiß offiziell noch nichts von dem DNA-Treffer. Ich erfahre es erst morgen von dir, bei einem zufälligen Telefongespräch. Da ich dann auf Hooge bin, wirst du davon ausgehen, dass ich bereits von Warnke informiert worden bin, und daher mit mir über die Spur sprechen.«
Luise zog die Augenbrauen hoch. »Versehentlich?«
»Das wäre gut. Ich ermittle offiziell nur im Todesfall Klaas Rieckert.« Ihr fiel es schwer, ihre Freundin mit in die Sache reinzuziehen, aber ein anderer Weg war ihr nicht eingefallen.
»Ich habe mich sozusagen verplappert«, sagte Luise. »Keine Sorge, das bekomme ich schon hin.«
»Es könnte durchaus sein, dass der SoKo-Leiter mir nicht so wohlgesonnen ist, wenn er von meinen Aktivitäten erfährt. Ich möchte nicht, dass du Ärger bekommst.«
»Damit kann ich umgehen.« Die Medizinerin hielt kurz inne. »Vermutlich wäre es dann auch gut, wenn ich den offiziellen Bericht erst morgen Nachmittag an Warnke rausschicke?«
»Das wäre meine nächste Bitte gewesen.«
Luise schmunzelte. »Auch eine noch so gewissenhafte Gerichtsmedizinerin kann mal etwas verlegen. Außerdem habe ich im Moment viel zu tun.«
Sie umarmten sich zum Abschied und Lena versprach, ihr Ercks Fotos vom Haus in Husum zu schicken.