ACHT
Die Veränderungen in Klaas Rieckerts Wesen waren nach Maike Holzers Beobachtung etwa ein Jahr vor dem ersten Tötungsdelikt in Berlin aufgetreten. Er habe sich zunächst immer mehr zurückgezogen und sei erheblich häufiger aufs Festland gefahren als zuvor. Maike erfuhr nur noch selten, welchen Grund die Reisen hatten, und vermutete zu der Zeit, dass ihr Lebensgefährte eine Affäre mit einer anderen Frau hatte. Auf ihre Fragen reagierte er ungehalten und stritt ab, dass er Kontakt zu einer anderen Frau habe. Seine Stimmungen in dieser Zeit schwankten zwischen depressiven Phasen und euphorischen Stimmungshochs. Die Beziehung der beiden geriet in eine tiefe Krise, Maike Holzer dachte mehr und mehr darüber nach, sich von Klaas Rieckert zu trennen. Nur ihre Liebe zur Hallig, die sich mittlerweile entwickelt hatte, ließ sie zögern, den letzten Schritt zu machen.
Erst nach dem schweren Unfall schien Klaas Rieckert zur Besinnung gekommen zu sein, wie Maike es formulierte. Er verzichtete konsequent auf Alkohol, hörte auf zu rauchen und suchte sich eine zusätzliche Arbeit beim Küstenschutz. Seine Fahrten aufs Festland wurden schlagartig weniger und hatten ab diesem Zeitpunkt jedes Mal einen nachvollziehbaren Grund.
»Hatte Klaas zu dem Zeitpunkt mehr Geld zur Verfügung?«, fragte Lena.
»Das weiß ich nicht genau. Klaas hat sich immer allein um die Finanzen gekümmert. Gereicht hat es letztlich immer. Aber ob wir genau in der Zeit …« Sie warf Lena einen flehenden Blick zu. »Hat Klaas denn eine Bank ausgeraubt?«
»Nein, das hat er nicht.«
Als Maike Holzer erleichtert aufatmete, war Lena kurz davor, ihr die ganze Wahrheit zu sagen. Stattdessen fragte sie weiter: »Hat er während dieser schwierigen Zeit mehr von seinem Vater gesprochen oder eher weniger?«
Maike Holzer zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nun wirklich nicht mehr.«
»Und der Ärger mit Thomsen, Knudsen und Brunken?«
»Unterschwellig war die Abneigung schon immer da. Aber richtig aufgebrochen ist es erst vor fünf oder sechs Jahren.« Als Lena zu ihrer nächsten Frage ansetzte, fuhr Maike Holzer direkt fort: »Nein, ich weiß nicht, was der Anlass war. Zuerst dachte ich schon, die ganze schreckliche Geschichte würde von vorne losgehen, aber zum Glück war das nicht so.«
Lena sah Maike Holzer an, wie erschöpft sie war. Ihr Blick war trüb, die Augen flatterten nervös und ihre linke Hand zitterte deutlich.
»Was hat Klaas denn jetzt gemacht?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
»Das kann und darf ich dir nicht sagen. Ich ermittle offiziell zu Klaas’ Tod, inoffiziell aber auch wegen der Straftaten, die ihm zur Last gelegt werden.«
»Aber er ist tot. Ist das jetzt noch wichtig?«
Lena spürte, wie viel Hoffnung in der Frage lag, konnte Maike Holzer aber die Last der Ungewissheit nicht von den Schultern nehmen. »Im Prinzip hast du recht. Aber wenn weitere
Personen daran beteiligt waren oder es gar einen Auftraggeber gab, werden die Ermittlungen nicht eingestellt.«
»Auftraggeber? Deshalb hast du nach dem Geld gefragt?«
»Maike, ich kann dir leider nicht mehr dazu sagen.«
Maike Holzer nickte, setzte noch einmal zu einer Frage an, schien es sich dann aber anders zu überlegen.
Lena zögerte kurz, aber ihr blieb keine Wahl. »Ich muss leider noch Klaas’ persönliche Sachen durchsuchen.« Sie hatte sich vorsorglich einen Durchsuchungsbeschluss von Kriminaldirektor Warnke besorgen lassen, hoffte aber, ihn nicht vorzeigen zu müssen. »Ich brauche dazu deine Einwilligung.«
Maike Holzer schloss kurz die Augen, sah Lena dann aber direkt an und sagte: »Ja, ich verstehe das.«
Sie begleitete Lena zu einem kleinen Zimmer, das Klaas Rieckert als Büro benutzt hatte. Auf dem Schreibtisch stand ein Laptop, auf einem Regal waren einige Ordner.
»Wie alt ist der Laptop?«, fragte Lena.
»Ungefähr zwei Jahre, würde ich sagen.«
»Hatte Klaas davor einen anderen?«
Maike Holzer nickte. »Ja, so ein altes Ding, aber das hat er damals weggeworfen.«
Lena startete den Laptop. Er war nicht passwortgeschützt und schien, wie sie schnell feststellte, wenige Daten auf der Festplatte zu haben. Ein Blick in den Mailaccount ergab, dass er kaum genutzt worden war. »Ich muss das Gerät mitnehmen.«
»Ist in Ordnung«, sagte Maike Holzer leise und verließ den Raum.
Lena suchte systematisch die Ordner durch, fand aber nichts Fallrelevantes. Auch die restlichen Unterlagen waren privater Natur, weder fand sie eine Adressenliste noch sonstige Hinweise auf ein Doppelleben des Mordopfers.
Zurück in der Küche, fragte Lena, ob Rieckert noch an anderer Stelle Unterlagen aufbewahrt hatte. Als Maike Holzer
den Kopf schüttelte, stand Lena auf. »Du siehst müde aus. Ich lasse dich jetzt mal in Ruhe. Wenn dir noch etwas einfällt, ruf mich doch bitte an. Und ich hoffe, dass ich mich bei dir melden kann, wenn ich noch Fragen habe.«
Maike Holzer nickte, stand auch auf und legte ihre Hand auf Lenas Arm. »Es wird schlimm werden, oder?«
Wieder der Blick, der nach einem letzten Strohhalm zu greifen schien.
»Ich fürchte, ja. Aber du solltest dir nicht zu viel Last aufladen. Du bist und warst nicht für Klaas verantwortlich. Denk bitte daran.«
Maike liefen die ersten Tränen über die Wangen. Lena reichte ihr ein Taschentuch. »Kommst du allein zurecht oder soll ich Klaas’ Mutter Bescheid sagen?«
»Es geht schon. Gesine hat es schon schwer genug.«
Maike Holzer begleitete Lena bis zur Haustür. Kurz bevor die Kommissarin sich abwenden wollte, umarmte Maike sie. »Danke«, flüsterte sie, drehte sich abrupt um und schloss mit einem matten Lächeln die Tür.
Lena lief auf das Klubhaus zu. Jan Thomsens Auto stand an der Straße, er selbst öffnete ihr die Tür, als sie die Treppe hinaufstieg.
»Moin!«, murmelte Thomsen und ließ Lena eintreten. »Die Unterlagen liegen in meinem Büro.«
Lena nahm die beiden Zettel entgegen, auf denen die Bootsdaten mit Angabe der Liegedauer aufgelistet waren, und bat Jan Thomsen, sich zu setzen.
»Ist die Liste vollständig?«, fragte sie.
»Das sind alle Boote, von denen ich weiß. Ob hier kurzfristig jemand angelegt und sich nicht angemeldet hat, kann ich nicht sagen. Ich bin nicht vierundzwanzig Stunden im Büro.«
»Es könnte also auch jemand unbemerkt hier ankern?«
»Theoretisch, ja, aber man muss schon damit rechnen, gesehen zu werden. Je länger hier jemand liegt, desto eher fällt es auf.«
»Mehrere Zeugen haben mir bestätigt, dass Ihr Verhältnis zu Klaas Rieckert sich vor fünf bis sechs Jahren verschlechtert hat«, wechselte Lena abrupt das Thema. »Sie erinnern sich sicher noch daran, was der Auslöser war.«
»Was wollen Sie eigentlich von mir? Ich habe nichts mit Klaas’ Tod zu tun. Absolut nichts. Haben Sie das verstanden?« Beim letzten Satz hatte er seine Stimme ärgerlich erhoben.
»Das habe ich durchaus, Herr Thomsen. Aber es reicht mir nicht. Was ist also passiert? Vielleicht ist es besser, Sie erzählen es mir, als dass ich es von irgendjemand anderem höre.«
»Was soll schon passiert sein. Das muss vor fünf Jahren gewesen sein. Klaas hatte zu viel getrunken – ich glaube, das war beim Schleusenfest im August – und uns blöd angemacht.«
»Uns? Brunken, Knudsen und Sie?«
»Ja, wir standen am Kai vor unserem Boot und er kam da vorbei. Na ja, wie das so ist. Ein Wort gab das andere. Alles nicht so schön bei so einem Fest. Alle bekommen es mit und da wird wochenlang drüber getratscht. Wirklich nicht schön, so was!«
»Das kann ich mir gut vorstellen. Was ist dann passiert?«
»Dann? Sagte ich doch schon.«
»Es gab also nur eine Art Wortgefecht?«
Jan Thomsen fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Mag sein, dass es ein kleines Gerangel gab. Klaas stand da mit zwei anderen Leuten. Irgendwer vom Festland.«
»Zwei Männer?«
»Ja, klar. Frauen wohl kaum.«
»Haben Sie die Männer später noch einmal gesehen?«
»Mag sein. Ich erinnere mich nicht. Beim Schleusenfest laufen hier ewig viele Typen rum. Segler halt. Vermute ich zumindest.« Thomsen war unruhig geworden. Jetzt stand er auf und öffnete das Fenster hinter sich.
Lena wartete, bis er sich wieder gesetzt hatte. »Das war also der Beginn Ihrer neuen Feindseligkeiten.«
»Was für’n Quatsch. Wir waren keine Feinde.«
»Wie ging es in den nächsten Jahren weiter?«, fragte Lena, ohne auf seine Äußerung einzugehen.
»Wie schon. Normal. Solche Sachen sind schnell vergessen. Gut, wir haben nicht nächtelang zusammengehockt und gefeiert, aber sonst war alles …« Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Es war alles wie immer.«
Jan Thomsen starrte auf seine Hände und rutschte unruhig auf dem Bürostuhl hin und her.
»Was haben Sie gedacht, als Sie davon gehört haben, dass Klaas Rieckert im Watt ertrunken ist?«
»Was soll ich schon denken? Dumm gelaufen. Kann jedem mal passieren. Weiß ich, was der da bei auflaufendem Wasser gemacht hat? Nein, weiß ich nicht. Fragen Sie jemand anders. Ich habe damit nichts zu tun.«
»Er kannte sich aus im Watt?«
Thomsen schnaubte. »Sie wissen genau, dass er Wattführer war. Natürlich kannte er sich da aus. Bevor die Kinder hier laufen können, wissen sie, wie gefährlich das Watt ist.«
»Also kann es unmöglich ein Unfall gewesen sein?«
»Was fragen Sie mich? Ich weiß nicht, was Klaas da draußen wollte. Reicht das jetzt endlich?«
»War Klaas Rieckert jemals auf Ihrer Segeljacht?«
Thomsen gab ein abfälliges Geräusch von sich. »Ganz bestimmt nicht. Da hätte er niemals einen Fuß draufgesetzt.«
»Sie segeln auch allein?«
Thomsen warf ihr einen überraschten Blick zu. »Warum?«
»Beantworten Sie doch einfach meine Frage.«
»Ja.«
»Ist das Ihre Antwort auf meine Frage?«
»Ja.«
»Waren Sie, allein oder mit anderen zusammen, in den drei Tagen, bevor Rieckert gefunden wurde, mit der Segeljacht unterwegs?«
»Nein. Sie lag die ganze Zeit hier. Niemand ist damit rausgefahren.«
Lena stand auf. »Das wäre es fürs Erste, Herr Thomsen. Bleiben Sie ruhig sitzen. Ich finde allein hinaus.«
Auf dem Weg zurück zu Rikas Haus ließ Lena sich die beiden Gespräche durch den Kopf gehen. Wenn Maike Holzer nicht eine begnadete Schauspielerin war, hatte sie nicht die geringste Ahnung von dem Doppelleben ihres Partners gehabt. So wie sie Klaas Rieckert beschrieb, war er ein sensibler Mensch, dem der frühe Tod seines Vaters sehr zu schaffen machte. Ein Mann, der sich liebevoll um seine Partnerin kümmerte, aber auch Phasen hatte, die für Maike Holzer nur schwer auszuhalten waren.
Jan Thomsen war bei der zweiten Befragung gesprächiger gewesen. Trotzdem hatte Lena das Gefühl, dass er ihr etwas Wesentliches verheimlichte. Die Frage war, ob dies mit dem Tod von Klaas Rieckert zu tun hatte. Die Familienfehde musste tiefere Ursachen haben, als Lena bisher erfahren hatte. Aber auch hier stellte sich die Frage, ob die Umstände überhaupt etwas mit dem aktuellen Fall zu tun hatten. Andererseits lagen die mutmaßlichen Morde zehn Jahre zurück. War es wirklich denkbar, dass hier ein Zusammenhang zum Tötungsdelikt Klaas Rieckert bestand?
Lena legte bei Rika und Erck eine kurze Pause ein, trank eine Tasse Tee mit ihnen und lieh sich ein letztes Mal Rikas Auto aus. Sie hatte sich am Morgen bei Gesine Husmann angemeldet und die Zusicherung erhalten, dass Klaas’ Mutter zu Hause anzutreffen sei.
»Guten Tag, Frau Husmann«, begrüßte Lena die Frau, die ihr nach dem Klingeln die Tür öffnete.
»Kommen Sie rein«, forderte Gesine Husmann die Kommissarin auf und folgte ihr in die Küche.
»Haben Sie etwas herausgefunden?«, war die erste Frage von Klaas’ Mutter.
»Eine solche Ermittlung kann sehr langwierig sein«, wich Lena ihrer Frage aus. »Ich würde Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen.«
Frau Husmann nickte, verriet aber mit ihrer Körperhaltung, dass Lena bei ihr an der falschen Adresse war. Ihre Arme hatte sie vor dem Körper verschränkt, ihr Blick war kühl und abweisend.
»Ihr erster Mann ist verstorben, als Ihr Sohn Klaas fünfzehn war?«
»Klaas hatte drei Monate nach seinem Tod Geburtstag.«
»Ihr Mann ist an Krebs gestorben?«
»Ja, Tjark hatte Blutkrebs. Es ist zu spät entdeckt worden.«
»Die Zeit danach war sicher schwer für Ihren Sohn.«
»Natürlich. Was denken Sie denn! Klaas war ein robuster Junge, aber der so frühe Tod des eigenen Vaters hat ihn sehr mitgenommen.«
Gesine Husmann hatte leise gesprochen und nickte jetzt gedankenversunken.
»Ich habe erfahren, dass Klaas’ Vater mit dem Vater von Jan Thomsen zerstritten war. Wissen Sie, was genau vorgefallen ist?«
Gesine Husmann sah auf. »Das sind alles alte Kamellen. Männer streiten sich manchmal. Was soll das mit Klaas’ Tod zu tun haben?«
»Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Ich habe allerdings schon zweimal Jan Thomsen befragt, ebenso Enno Brunken. Mit den beiden und Eike Knudsen hatte Ihr Sohn Streit und ich vermute, dass es sich quasi um eine Art Fortsetzung der Schwierigkeiten handelt, die Ihr erster Mann mit Tom Thomsen gehabt hat.«
»Tom ist schon vor zehn Jahren bei einem Unfall umgekommen.«
»Das weiß ich, Frau Husmann. Sie können mir also nicht sagen, worum es damals bei den Auseinandersetzungen ging?«
»Ich weiß es nicht genau. Die beiden, Tjark und Tom, sind zusammen zur See gefahren. Dort muss was passiert sein. Die Männer hätten sich schon wieder vertragen, aber Tjark blieb nicht mehr genug Zeit. Ein Jahr nach der letzten Fahrt ist er gestorben.«
»Ich habe Sie gestern schon danach gefragt, ob sich Ihr Sohn in den letzten Wochen oder vielleicht auch Monaten verändert hat. Haben Sie noch einmal über die Frage nachgedacht?«
Gesine Husmann schloss die Augen und für einen Augenblick dachte Lena, sie sei eingeschlafen. Aber nach einer guten Minute sah sie auf und nickte. »Ja, ich habe darüber nachgedacht.« Sie ließ sich viel Zeit für den nächsten Satz. »Klaas war aufgeregt. Ich finde keine anderen Worte dafür. Wie ein Kind, das sich auf etwas freut. Ich war froh, ihn so zu sehen, weil er auch schlechte Tage hatte. Manchmal auch sehr schlechte. Sie verstehen, was ich meine?«
»Ja, Frau Husmann. Das verstehe ich sehr gut.« Lena sah ihre Mutter vor ihrem inneren Auge. In den letzten Jahren ihres Lebens war sie manchmal tage- oder wochenlang nicht aus dem Haus gegangen. Heute war Lena klar, dass ihre Mutter damals auf eine tiefe Depression zusteuerte und vielleicht in ihren letzten Monaten sogar schon mittendrin gewesen war.
»Sie werden jetzt fragen«, fuhr Gesine Husmann fort, »ob ich weiß, warum er so hoffnungsfroh war.« Sie stöhnte leise. »Ich habe nicht gewagt zu fragen. Ich, seine Mutter, hatte Angst vor der Antwort. Hätte ich es doch nur gemacht. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen.« Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde Lena mit diesem flehenden Blick einer Person konfrontiert, die auf Erlösung hoffte. Frau Husmann schien darauf zu
hoffen, dass Lena ihr widersprach, ihr die Last von der Schulter nahm, nicht alles für ihren Sohn getan zu haben.
»Können Sie mir die Namen von Klaas’ Freunden auf dem Festland nennen?«, wich Lena aus.
Wider Erwarten nickte Gesine Husmann, stand auf und holte aus einer Schublade ein Foto, das sie Lena reichte. Auf der Aufnahme befanden sich drei Männer. In der Mitte erkannte Lena Klaas Rieckert, die beiden anderen Männer schienen etwas jünger zu sein als er. Gesine Husmann zeigte auf eine der Personen. »Das ist Christian. Und der heißt Björn.«
»Erinnern Sie sich auch an die Nachnamen?«, fragte Lena.
»Nachnamen?« Sie nahm das Foto in die Hand und drehte es um. »Dachte ich mir doch. Ich habe sie hier notiert. Christian Petersen und Björn Preischel. Dieser Christian wohnt, glaube ich, in Husum. Aber wo genau der andere lebt, weiß ich nicht mehr. Hilft Ihnen das weiter?«
Lena schrieb die Namen in ihr Notizbuch. Hinter Petersen vermerkte sie die Stadt Husum. »Ja, ich denke schon. Ich vermute mal, dass die beiden im Norden wohnen. Es besteht durchaus eine Chance, sie zu finden.« Sie bat erneut um die Aufnahme und fotografierte sie mit dem Handy ab, bevor sie sie Frau Husmann zurückgab.
»Mein Sohn war ein guter Mensch, Frau Kommissarin. Finden Sie seinen Mörder. Es ist wichtig für Maike …« Sie hielt kurz inne. »Und auch für mich.«
Lena stand auf und verabschiedete sich von der alten Dame, die in der letzten halben Stunde um Jahre gealtert schien.
»Scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen«, sagte Lena und reichte ihr eine Visitenkarte. »Selbst Dinge, die Ihnen vielleicht unwichtig erscheinen, können für die Ermittlungen wichtig sein.«
»Das werde ich tun.« Gesine Husmann schenkte ihr ein Lächeln und begleitete sie zur Haustür.