Unbekanntes Ziel

Ryans Herz raste, als die strahlenden Bögen weißer Energie zwischen seinen Fingerspitzen knisterten. Er spürte die Hitze im Gesicht, als sie greller und greller wurde.

Das ergab alles keinen Sinn. Auf ein Erdbeben war ein greller Lichtblitz gefolgt. Eine Explosion? Dann hatten seine Familie und er sich am Rand eines Sumpfs in einem unbekannten Land wiedergefunden – an einem völlig anderen Ort als Augenblicke zuvor.

Und nun das. Seine Finger ...

Er schaute zu seinem Vater, der dieselben blauen Augen wie er besaß, und sah darin nur Angst. Dad wirkte genauso überfordert wie sie alle. Etwas jedenfalls stand fest.

Das war definitiv nicht der Urlaub, den Dad im Sinn hatte, als sie nur zwölf Stunden zuvor von zu Hause aufgebrochen waren ...

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* * *

Als Ryan Riverton die letzten Klamotten in seinen Koffer zwängte, konnte er sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt so aufgeregt gewesen war. Heute würde seine Familie zum ersten Mal seit Jahren in den Sommerurlaub fahren. Noch dazu in einen langen – volle zwei Monate. Sein Vater arbeitete als Ingenieur bei einer großen Produktionsfirma und hatte seinen Urlaub über Jahre aufgespart.

»Kommt schon, Leute!«, rief Dad von unten. »Der Flieger wartet nicht auf uns!«

Ryan schaffte es gerade noch, den Reißverschluss des Koffers zuzuziehen. Mühsam zerrte er das schwere Teil vom Bett und taumelte damit in den Flur.

Dad kam ihm auf der Treppe entgegen. »Meine Güte, Ryan, wie viel hast du denn gepackt? Gib her, ich helfe dir damit.« Er nahm Ryan den Koffer ab und hob ihn mühelos an. »Suchst du deinen Bruder und sorgst dafür, dass er sein Zeug zum Auto bringt?«

»Klar, Dad.«

Ryan begab sich auf die Suche nach seinem kleinen Bruder. In seinem Zimmer fand er Aaron nicht, obwohl sich sein Koffer noch dort befand, bereits gepackt. Er schnappte ihn sich und brachte ihn zur Haustür.

»Aaron!«, brüllte er.

Seine Mutter rief aus der Küche: »Ich glaub, ich habe ihn zur Garage gehen gesehen. Hoffentlich ist er nicht ausgebüxt, wir sind so schon spät dran!«

Ma begeisterte der Urlaub nicht so sehr wie Ryan. Wahrscheinlich, weil der letzte Familienurlaub vor vier Jahren nicht nach ihrem Geschmack gewesen war. Dabei hatten sie ständig japanische Ruinen erkundet und sich über die Herstellung von Samurai-Schwertern informiert. Ryan und Aaron hatten sich im siebten Himmel gewähnt – beide schwärmten für Kampfkunst und fanden es dementsprechend toll. Ma hingegen wäre viel lieber in den USA geblieben und hätte sich in einer gemütlichen Ferienanlage in der Sonne geaalt.

Und vielleicht würde sich ihr Wunsch diesmal erfüllen. Oder auch nicht. Ryan hatte keine Ahnung, wohin es ging. Seine Mutter auch nicht. Nur Dad wusste es.

Sein Vater hatte Überraschungen schon immer geliebt. Sie hatten ihm alle monatelang wegen des Reiseziels in den Ohren gelegen. Aber er hatte immer nur zwinkernd erwidert: »Tut mir leid, streng geheim.« Sie wussten nur, dass es »warm und feucht« sein würde, sie keine Pässe brauchten und sie Silver mitnahmen, die Katze der Familie – was bedeutete, dass sie nicht allzu weit reisen konnten.

Ryan fand seinen Bruder beim Durchstöbern der Regale in der Garage.

»Ich habe deinen Koffer für dich runtergebracht, du faules Aas.«

Aaron war 15, zwei Jahre jünger als Ryan. Er verdrehte die Augen. »Ich hätte ihn schon noch geholt.«

»Was machst du überhaupt hier?«, fragte Ryan.

»Ich suche nach Hinweisen.«

»Hinweisen worauf?«

Aaron schnaubte höhnisch, als wäre es offensichtlich. »Darauf, wo wir hinwollen. Dad muss irgendwo Hinweise hinterlassen haben.«

»Tja, hier wirst du nichts finden.«

»Wie kannst du dir so sicher sein?«

»Weil ich schon gesucht hab.«

Aaron stemmte die Hände in die Hüften. »Das hättest du mir ruhig früher sagen können.«

In dem Moment kam Dad mit Aarons Koffer herein. »Da seid ihr ja, Jungs. Bleibt in der Nähe, ich bin gleich fertig mit dem Verladen. Aaron, geh noch mal aufs Klo, falls du musst. Ryan, komm hilf mir, die Schmiede auszuschalten.«

Ryan folgte seinem Vater in den Schuppen, der zu Dads Werkstatt geworden war – oder zur »Schmiede«, wie er sie neuerdings nannte, seit er einen Hochofen darin installiert hatte. Dad konnte ein bisschen fanatisch werden, wenn er sich einem neuen Hobby zuwandte, und er zog seine Jungs immer mit rein – mit allen Vor- und Nachteilen. Ryan hatte zwar Gefallen daran gefunden, etwas über die Geschichte des Metallschmiedens zu lernen. Aber nachdem er unzählige Stunden auf dem Amboss gehämmert und mit glühendem Metall gearbeitet hatte, war er zu dem Schluss gelangt, dass es nichts für ihn war. Es war nicht nur harte, schweißtreibende Arbeit, sondern auch eine Herausforderung, das Metall auf die richtige Temperatur zu bringen. Und nur allzu leicht konnte man etwas, an dem man stundenlang gearbeitet hatte, versehentlich ruinieren.

Außerdem ärgerte ihn, dass sich sein kleiner Bruder so viel besser dabei anstellte als er. Was immer Aaron in Angriff nahm, wurde gut, während Ryan meist nur einen Haufen unförmigen Schrott zustande brachte.

Er half seinem Vater, alles herunterzufahren und abzuschließen – obwohl sein Vater seine Hilfe nicht wirklich gebraucht hätte. Dann kehrte er zurück in die Garage, wo Ma eine ihrer typischen letzten Checklisten durchging.

»Und?«, wandte sich Dad an sie.

»Wir haben alles«, erwiderte Ma.

»Einschließlich Silver?«, hakte Dad nach.

Ma zeigte auf eine Katzentransportbox auf dem Rücksitz. »Er war nicht glücklich darüber, aber Ja.«

Dad grinste. »Na dann, los geht’s. Der Urlaub wartet!«

* * *

Ihr Ziel erwies sich als Tucson in Arizona. Oder zumindest landete dort ihr Flugzeug. Sie luden ihre Sachen in einen gemieteten SUV um. Dad setzte sich ans Steuer und fuhr sie durch malerische Landschaften nach Südosten. Die weitläufige Sonora-Wüste umgab sie, gesprenkelt von hochaufragenden Saguaro-Kakteen und anderen stacheligen Pflanzen, die Kreosot-Büschen ähnelten.

»Arizona im Sommer«, murmelte Ma und prüfte die Wettervorhersage auf dem Handy. »Was hast du dir dabei gedacht, Jared? Heute sollen es um die 43 Grad werden. Wir werden schmelzen!«

Insgeheim stimmte Ryan ihr zu. Er war an die Kühle des pazifischen Nordwestens gewöhnt und konnte sich nicht mal vorstellen, wie sich 43 Grad anfühlen würden.

Dads Züge fielen in sich zusammen. »So schlimm wird es nicht«, meinte er wenig überzeugend.

Ma rang sich ein Lächeln ab. Vermutlich spürte sie seinen Stimmungsumschwung. »Du hast recht. Solange wir zusammen sind, wird es eine schöne Zeit.«

»Äh ... Dad?«, sagte Aaron zaghaft. »Gibt’s dort, wo wir hingehen, Shampoo?«

Dads Laune besserte sich wieder. »Nein, dort gib’s kein Shampoo.« Lächelnd drehte er sich seiner Frau zu. »Es gibt auch keinen Zimmerservice oder Strom. Wir gehen campen.«

Mas Lächeln verpuffte, und sie seufzte. »Solange wir zusammen sind, wird es eine schöne Zeit«, wiederholte sie, als würde es sich bewahrheiten, wenn sie das Mantra nur oft genug sagte.

* * *

An der Einfahrt zum Campinggelände befand sich eine baufällige Hütte an einem Fluss. Auf einem großen Schild davor stand: »Kanuverleih«. Als Dad hineinging, um einzuchecken, sprangen Ryan und Aaron aus dem Wagen und steuerten geradewegs auf den Fluss zu.

»Vielleicht können wir angeln gehen«, meinte Ryan.

»Glaubst du, Silver wird wegen dem Wasser ausflippen?«, hakte Aaron nach. Er hatte das grau-schwarz-gestreifte Tier aus dem Auto mitgenommen, weil er fand, es bräuchte dringend frische Luft.

»Finden wir’s raus.«

Ryan nahm die Katze aus den Armen seines Bruders und setzte sie am Ufer ab. Silver schnupperte am Wasser, dann stürzte er sich auf einen winzigen Grashüpfer in der Nähe des Flusses.

»Da hast du die Antwort«, sagte Ryan. »Silver kommt klar. Hier draußen wird er jede Menge Ablenkung haben.«

Der Grashüpfer sprang vom Ufer auf einen großen Stock, der im Fluss trieb. Die Katze sprang hinterher – und landete im Wasser. Die Jungs brachen in Gelächter aus, als Silver jaulend und triefend ans Ufer zurückkehrte.

Dad kam mit Rucksäcken und Schwimmwesten für alle aus der Hütte.

»Menno, müssen wir die tragen?« Aaron stöhnte.

»Ja, Aaron, müssen wir alle.« Er deutete zurück zur Hütte. »Ich hab Schließfächer für die unseren Kram gemietet. Kommt, laden wir das Auto aus.«

»Wie meinst du das, du hast Schließfächer gemietet?«, fragte Ma. »Nehmen wir unsere Sachen nicht mit?«

»Natürlich nicht! Das ganze Zeug würde nie in ein Kanu passen. Ich hab zwei gemietet. Damit fahren wir flussabwärts. Ich hab einen Plan für einen Zeltplatz heute Nacht. Nehmt nur mit, was in einen Rucksack passt. Den Rest lassen wir hier in der Hütte.«

»Nur, was in einen Rucksack passt«, wiederholte Ma mürrisch. »Das hättest du uns ruhig sagen können, bevor wir von zu Hause aufgebrochen sind, Jared.«

* * *

Ryan und Ma nahmen ein Kanu, Dad und Aaron das andere. Als sie sich vom Pier abstießen, schaute Ma mit einem Paddel in der Hand unsicher zurück zu Ryan. »Was soll ich mit dem Ding machen?«, fragte sie.

Dad und Aaron hatten keine Probleme damit. »Wettrennen gegen euch bis zur Kehre im Fluss da vorn!«, rief Dad, und schon schossen er und Aaron los.

Ryan beugte sich vor und zeigte seiner Mutter, wie man das Paddel hielt. »Es ist ganz einfach, Ma. Wenn ich ›Schlag‹ sage, tauchst du die flache Seite des Paddels so ins Wasser, dass sie zu dir zeigt, ziehst es so kräftig wie möglich zu dir und hebst es dann aus dem Wasser. So paddeln wir im gleichen Takt und bleiben in gerader Linie.«

»Okay ...« Ma nickte und umklammerte ihr Paddel mit festem Griff.

»Schlag ... Schlag ... Schlag ...«, gab Ryan das Tempo vor.

Mit gleichmäßigen Paddelschlägen fuhren sie kerzengerade flussabwärts. Vor ihnen paddelten Dad und Aaron wie wild, aber unkoordiniert, und ihr Kanu schwankte hin und her. Schon bald zogen Ryan und Ma an ihnen vorbei – zu Mas Freude und Dads Verdruss. Als sie die Biegung erreichten, hatten sie einen so großen Vorsprung herausgearbeitet, dass sie innehielten und warteten, bis das andere Kanu zu ihnen aufschloss.

»Kommt schon, ihr Lahmärsche!«, rief Ryan.

Ma lachte, und sie klatschten ab.

* * *

Nach etwa einer Stunde in der Strömung erteilte Dad die Anweisung, die beiden Boote nebeneinander zu lenken. Sie trieben zwischen hohen Felsen, auf einer Seite in Ufernähe von Grün bewachsen.

»Okay, Leute«, ergriff Dad das Wort. »Das ist unser Ziel – vorerst. In diesen Felsen gibt es ein Höhlensystem. Ich hab Stirnlampen für alle dabei. Wir erforschen ein Stück Geschichte.«

Ma schaute skeptisch drein, Aaron und Ryan hingegen reckten die Köpfe und schauten zu den Felsen hoch. Ryan ahnte, dass es cool werden würde.

»Die Einheimischen dieser Gegend«, erklärte Dad, während er Stirnlampen verteilte, »also ich meine jetzt die Eingeborenen, die seit Tausenden Jahren hier leben, sie sind in diese Höhlen gekommen, um mit den Geistern zu kommunizieren. Laut ihren Erzählungen ist der Schleier zwischen den Welten an dieser Stelle am dünnsten. Ich rechne damit, dass wir eine Menge interessanter Petroglyphen finden werden. Vielleicht sogar den einen oder anderen Geist, wenn wir Glück haben.«

»Was sind Petroglyphen?«, fragte Aaron, als sie mit den Kanus die Felsen ansteuerten.

»Das sind in Stein geritzte oder aufgemalte Zeichnungen«, antwortete Dad. »Ähnlich wie ägyptische Hieroglyphen. Die Eingeborenen haben so Geschichten erzählt und Ideen vermittelt. Ich hoffe, welche zu finden, die richtig alt sind.«

»Wie alt ist richtig alt?«, hakte Aaron nach.

»Na ja, die amerikanischen Ureinwohner leben mindestens seit der letzten Eiszeit auf dem Kontinent, also ... ziemlich alt. Wenn wir eine Felszeichnung finden, die ein ausgestorbenes Tier zeigt, zum Beispiel ein Mammut, dann weißt du, dass wir etwas Besonderes vor uns haben.«

Dad lenkte sie direkt zum Fuß der Felsen. Als sie näher hingelangten, verstand Ryan, warum. Durch das grüne Blätterdach zeichnete sich eine Höhle ab, die direkt vom Wasser aus in den Felsen klaffte. Die Spitzen ihrer Kanus teilten die herabhängenden Ranken, und sie paddelten hindurch.

Ma schlug auf eine Pflanze ein, die ihr Gesicht streifte. »Jared! Du hast uns gerade durch Giftefeu geführt! Jungs, fasst nicht eure Augen, euren Mund oder sonst was an.«

»Meine Füße jucken«, jammerte Aaron.

»Du hast Schuhe an, Aaron«, sagte Ma kopfschüttelnd.

»Mein Arm juckt«, klagte Aaron.

»Dann tauch ihn ins Wasser«, riet Ma. »Wäre vielleicht eine gute Idee, ein Plätzchen zu finden, wo wir die Kanus parken können, damit wir alle ins Wasser tauchen können. Ein bisschen Schwimmen wäre ohnehin angenehm. Ich hab noch nie im Leben so geschwitzt.«

Ryan zeigte auf eine breite Sandfläche vor ihnen. »Wie wär’s da?«

»Sieht perfekt aus«, befand Dad. »Da liegt sogar jede Menge Treibholz verstreut. Mal sehen, ob ich ein Feuer für uns anzünden kann.«

»Ich glaub nicht, dass wir ein Feuer brauchen«, gab Ma zurück. »Ich will mich abkühlen, nicht aufwärmen.«

»In der Höhle ist es ziemlich kühl«, warnte Dad. »Außerdem wirst das Feuer nach dem Schwimmen brauchen, um deine Klamotten zu trocknen.«

»Ich hab meinen Badeanzug dabei.«

»Ja, aber wir sind gerade durch Giftefeu gepaddelt. Das ist jetzt überall an deiner Kleidung ... wäre also wohl besser, es abzuwaschen, oder?«

Ryan grinste.

Ma stöhnte.

* * *

Während das Feuer fröhlich knisterte, legte sich Ryan neben die Flammen, um zusammen mit seiner Kleidung zu trocknen. Sie alle waren klatschnass – bis auf die Wanderschuhe, die sie vor dem Schwimmen ausgezogen hatten. Auch Silver hatte keine Lust gehabt, erneut nass zu werden. Aber sie störten sich nicht daran und empfanden es als aufregend, sich in der dunklen Höhle aufzuhalten, die nur das flackernde Feuer erhellte.

»Jungs, zieht eure Wanderschuhe wieder an. Die Felsen hier sind ziemlich uneben und scharfkantig.«

Ryan schnappte sich seine Socken, die in den Schuhen steckten, und zog sie an. Dabei schaute er hinüber zu Dad, der etwas an der Höhlenwand betrachtete. »Hast du eine Malerei gefunden?«

»Nein, mir ist nur aufgefallen, dass in der Felswand ein dicker Strang Glimmer verläuft. Man weiß ja nie, vielleicht finden wir in der Höhle hier sogar ein paar Edelsteine wie die alten Bergleute von früher.«

»Wie weit reichen diese Höhlen?«, fragte Ma.

»Sie erstrecken sich kilometerweit«, sagte Dad. »Die Karte, die ich mitgenommen habe, deckt nur einen Teil davon ab. Ich denke, wir können die Höhle den restlichen Tag erkunden, eine Stelle wie die hier suchen, um die Nacht dort zu verbringen, und dann morgen weiter erkunden, bevor wir flussabwärts fahren, um die Kanus zurückzugeben.«

Ryan merkte seiner Mutter an, dass sie nicht begeistert von der Aussicht war, einen ganzen Tag – und eine Nacht – in der feuchten Enge der Höhle zu verbringen.

»Kommt, Jungs«, sagte Dad. »Versuchen wir, mit Handleine zu fischen.« Er hatte die dafür nötige Ausrüstung mitgebracht. Angelschnur, Gewichte, Haken und Schwimmer. Die beiden Jungen setzten sich im Schneidersitz in den Sand und begannen, die Teile zusammenzusetzen.

Als es Ryan gerade gelungen war, ein Gewicht über die Leine zu fädeln, erschütterte ein tiefes Grollen die Höhle. Erschrocken schaute er auf. Aaron auch. Sogar ihr Vater wirkte besorgt.

»Was war das?«, hakte Aaron nach.

Dad versuchte, es als belanglos abzutun. »In der Gegend gibt’s ein paar Bergwerke. Da muss wohl jemand ein paar Kilometer entfernt eine Sprengladung gezündet haben. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.«

»Jared ...«, sagte Ma. »Ohne warmes Wasser in einer dunklen Höhle zu hocken, ist schlimm genug. Ich will nicht, dass uns auch noch die Decke auf den Kopf fällt.«

Dad schmunzelte. »Es passiert nichts. Versprochen.«

Ryan wartete, ob sich das Grollen wiederholte. Als eine Minute ohne weiteres Beben verstrich, wandte er sich wieder seiner Angelleine zu.

Dann kehrte das Grollen doch zurück – nur erheblich stärker als zuvor. Der Boden bebte heftig. Wellen bildeten sich auf dem Wasser. Risse erschienen in den Wänden, Steinbrocken fielen herab. Staubwolken wehten aus den Tiefen der Höhle.

Die Mitglieder der Familie Riverton taten das Einzige, was sie noch konnten. Sie kauerten sich dicht zusammen, während die Welt um sie herum einstürzte.