Nachdem Westcliff und Matthew Swift in Bristol waren, wirkte das Anwesen ungewöhnlich ruhig. Zu Lillians und Daisys Erleichterung hatte Westcliff arrangiert, dass ihre Eltern eine benachbarte Familie auf einen Ausflug nach Stratford-on-Avon begleiteten. Eine Woche lang würden sie an Banketten teilnehmen und Theaterstücke, Vorträge und Musikveranstaltungen besuchen, die alle zu Shakespeares zweihundertachtzigstem Geburtstag stattfanden. Wie Westcliff es geschafft hatte, die Bowmans zu dieser Reise zu bewegen, war Daisy ein Rätsel.
»Mutter und Vater könnten sich nicht weniger für den Dichter interessieren«, wunderte sich Daisy Lillian gegenüber, kurz nachdem die Kutsche mit ihren Eltern abgefahren war. »Und ich kann nicht glauben, dass Vater es vorgezogen hat, zu den Jubiläumstagen zu fahren, statt nach Bristol.«
»Westcliff hatte nicht die Absicht, Vater mitzunehmen«, sagte Lillian mit einem bedauernden Grinsen.
»Warum nicht? Es ist doch schließlich Vaters Geschäft.«
»Ja, aber wenn es um Verhandlungen geht, ist Vater für den britischen Geschmack zu grobschlächtig – er macht es allen zu schwer, zu einer Übereinkunft zu kommen. Also hat Westcliff die Reise nach Stratford mit solcher Eile arrangiert, dass Vater keine Gelegenheit hatte, Einspruch zu erheben. Und nachdem Westcliff Mutter ganz beiläufig über all die adligen Familien informiert hatte, denen sie bei den Festtagen begegnen würde, war Vater machtlos.«
»Ich denke, Westcliff und Mr Swift werden in Bristol gute Arbeit leisten«, sagte Daisy.
Sofort wurde Lillians Miene wachsam. »Zweifellos.«
Daisy bemerkte, dass sie und Lillian ohne ihre Freundinnen als Puffer übertrieben vorsichtig miteinander sprachen. Das gefiel ihr nicht. Sie waren stets frei und offen miteinander gewesen. Doch plötzlich schien es, als müssten sie bestimmte Themen meiden, als würden sie wie eine Katze um den heißen Brei herumschleichen. Wie zwei Katzen, um genau zu sein.
Lillian hatte Daisy nicht gefragt, ob sie mit Matthew geschlafen hatte. Tatsächlich schien Lillian nicht gewillt, überhaupt über Matthew zu sprechen. Sie fragte auch nicht, warum Daisys aufkeimende Beziehung zu Lord Llandrindon im Sande verlaufen war oder warum Daisy kein Interesse daran hatte, nach London zu fahren, um die Saison zu beenden.
Daisy hatte ebenfalls keine Lust, eines dieser Themen anzusprechen. Trotz Matthews Beteuerungen vor seiner Abreise fühlte sie sich unwohl und unruhig, und das Letzte, was sie wollte, war ein Streit mit ihrer Schwester.
Stattdessen konzentrierten sie sich auf Merritt und wechselten sich beim Halten, Anziehen und Baden ab, als wäre sie eine kleine Puppe. Obwohl zwei Kindermädchen zur Verfügung standen, um sich um den Säugling zu kümmern, hatte Lillian gezögert, sie ihnen zu überlassen. Sie genoss es einfach, mit dem Kind Zeit zu verbringen.
Bevor Mercedes abgereist war, hatte sie gewarnt, das Baby könnte sich zu sehr daran gewöhnen, auf den Arm genommen zu werden. »Du verwöhnst sie«, hatte sie zu Lillian gesagt, »und dann wird sie niemand mehr schlafen legen können.«
Lillian hatte erwidert, dass es auf Stony Cross Manor keinen Mangel an Armen gäbe und Merritt so oft sie wolle herumgetragen werden könne.
»Ich möchte, dass ihre Kindheit anders verläuft als unsere«, gestand Lillian Daisy später, während sie das Baby in einem Kinderwagen durch den Garten schoben. »Ich habe nur wenige Erinnerungen an unsere Eltern. Wie ich Mutter beim Ankleiden für den Abend zuschaue oder in Vaters Arbeitszimmer gehe, um unseren letzten Unfug zu beichten. Und wie wir bestraft wurden.«
»Weißt du noch«, fragte Daisy lächelnd, »wie Mutter immer geschrien hat, wenn wir mit den Rollschuhen auf dem Bürgersteig gefahren sind und Leute umgestoßen haben?«
Lillian lachte. »Außer wenn es die Astors waren, dann war es in Ordnung.«
»Oder als die Zwillinge einen kleinen Garten angelegt und wir alle Kartoffeln geerntet haben, bevor sie reif waren?«
»Krabbenfischen und Angeln auf Long Island …«
»Schlagball spielen …«
Der Nachmittag des »Weißt du noch, wie …?« zauberte ein Strahlen auf die Gesichter der Schwestern. »Wer hätte je gedacht«, sagte Daisy grinsend, »dass du einmal mit einem britischen Adligen verheiratet sein würdest und ich …«, sie zögerte, »… eine alte Jungfer werde?«
»Sei nicht albern«, sagte Lillian leise. »Es ist offensichtlich, dass du keine alte Jungfer wirst.«
Mehr sprachen sie nicht über Daisys Beziehung zu Matthew Swift. Als Daisy jedoch über Lillians ungewöhnliche Zurückhaltung nachdachte, wurde ihr klar, dass ihre Schwester einen Streit mit ihr vermeiden wollte. Und wenn sie dafür Matthew Swift in die Familie aufnehmen musste, würde Lillian ihr Bestes tun, um ihn zu tolerieren. Da Daisy wusste, wie schwer es für ihre Schwester war, ihre Meinung zurückzuhalten, hätte sie sie am liebsten in den Arm genommen. Stattdessen packte sie die Griffe des Kinderwagens.
»Ich bin mit dem Schieben dran«, sagte Daisy.
Sie schlenderten weiter.
Daisy schwelgte weiter in Erinnerungen. »Weißt du noch, wie du das Kanu auf dem Teich hast kentern lassen?«
»Mit der Gouvernante darin«, fügte Lillian hinzu, und sie grinsten sich an.
Die Bowmans kehrten am Samstag als Erste zurück. Wie zu erwarten, waren die Shakespeare-Tage für Thomas Bowman eine einzige Qual gewesen.
»Wo ist Swift?«, fragte er, kaum dass er das Herrenhaus betreten hatte. »Und wo steckt Westcliff? Ich will einen Bericht über die Verhandlungen.«
»Sie sind noch nicht zurück«, antwortete Lillian, die ihn in der Eingangshalle begrüßte. Sie warf ihrem Vater einen leicht bissigen Blick zu. »Willst du nicht fragen, wie es mir geht, Vater? Und dem Baby?«
»Ich kann mit eigenen Augen sehen, dass es dir gut geht«, erwiderte Bowman. »Und ich nehme an, dass es dem Baby gut geht, sonst hättest du mich schon längst informiert. Wann werden Swift und Westcliff zurückerwartet?«
Lillian verdrehte die Augen. »Jeden Moment.«
Es zeigte sich jedoch, dass die Rückkehr der beiden Reisenden sich verzögerte, was wahrscheinlich auf die üblichen Schwierigkeiten bei Reisen durch England im Frühjahr zurückzuführen war. Das Wetter war unberechenbar, die Landstraßen mussten ausgebessert werden, die Kutschen waren schnell beschädigt, die Pferde anfällig für Verletzungen wie, zum Beispiel, Entzündungen der Sprunggelenke.
Als es auf den Abend zuging und immer noch kein Zeichen von Westcliff und Matthew zu sehen war, erklärte Lillian, sie könnten sich genauso gut zum Abendessen begeben, sonst würde die Köchin ungehalten werden.
Es war eine relativ kleine Veranstaltung, an der die Bowmans und zwei Familien aus dem Ort teilnahmen, darunter der Pfarrer und seine Frau. Mitten beim Essen betrat der Butler den Speisesaal und sagte Lillian leise etwas ins Ohr. Sie lächelte, ihre Wangen färbten sich rosa, und ihre Augen leuchteten vor Freude, als sie die Anwesenden darüber informierte, dass Westcliff eingetroffen sei und sich bald zu ihnen gesellen werde.
Daisy bewahrte einen ruhigen Gesichtsausdruck, als hätte sie eine Gipsmaske auf dem Gesicht. Unter der Oberfläche durchströmte sie jedoch erwartungsvolles Kribbeln. Als sie merkte, dass das Besteck in ihren Händen sichtbar zitterte, legte sie es ab und faltete die Hände im Schoß. Der Unterhaltung am Tisch folgte sie nur mit halbem Ohr, da die Hälfte ihrer Aufmerksamkeit auf die Tür gerichtet war.
Als die beiden Männer schließlich im Speisesaal erschienen, nachdem sie sich gewaschen und umgezogen hatten, klopfte Daisys Herz derart schnell, dass sie kaum Luft bekam.
Matthew ließ den Blick über die ganze Gesellschaft schweifen und verbeugte sich, ebenso wie Westcliff. Beide wirkten gesammelt und bemerkenswert frisch. Man könnte meinen, sie wären sieben Minuten statt sieben Tage fort gewesen.
Bevor er sich an das Kopfende des Tisches setzte, ging Westcliff zu Lillian. Da der Earl nicht dazu neigte, in der Öffentlichkeit Zuneigung zu demonstrieren, waren alle einschließlich Lillian erstaunt, als er ihr Gesicht in seine Hände nahm und sie auf den Mund küsste. Sie errötete und machte eine Bemerkung über die Anwesenheit des Vikars, was Westcliff zum Lachen brachte.
In der Zwischenzeit nahm Matthew den leeren Platz neben Daisy ein. »Miss Bowman«, sagte er leise.
Daisy brachte kein Wort heraus. Schließlich blickte sie in seine lächelnden Augen, und es schien, dass die Gefühle aus ihr heraussprudelten wie eine warme Quelle. Sie musste den Blick von ihm abwenden, ehe sie etwas Dummes tat. Doch sie blieb sich seines Körpers neben ihr überaus gewahr.
Westcliff und Matthew unterhielten die Gruppe mit einem Bericht darüber, wie ihre Kutsche im Matsch stecken geblieben war. Glücklicherweise hatte ihnen ein vorbeikommender Bauer mit einem Ochsengespann geholfen, aber nach der Befreiung des Fahrzeugs waren alle Teilnehmer von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt gewesen. Und offenbar hatte der Ochse bei diesem Vorfall ziemlich schlechte Laune bekommen. Als die Geschichte zu Ende war, lachten alle am Tisch.
Das Gespräch drehte sich sodann um die Shakespeare-Tage, und Thomas Bowman begann mit einem Bericht über den Besuch in Stratford-on-Avon. Matthew stellte die eine oder andere Frage und schien lebhaft an dem Gespräch teilzunehmen.
Doch plötzlich spürte Daisy erschrocken, wie seine Hand unter dem Tisch in ihren Schoß glitt und sich sanft um ihre schloss. Währenddessen beteiligte er sich lächelnd weiter an der Unterhaltung. Daisy griff mit ihrer freien Hand nach ihrem Weinglas und führte es an ihre Lippen. Sie nahm einen Schluck, dann noch einen, und verschluckte sich fast, als Matthew unter dem Tisch leicht mit ihren Fingern spielte. Gefühle, die eine Woche lang geruht hatten, erwachten erneut zu pulsierendem Leben.
Ohne sie anzuschauen, schob Matthew etwas auf ihren Ringfinger, bis es fest auf ihm saß. Als ein Diener kam, um den Wein in ihren Gläsern aufzufüllen, legte er ihre Hand wieder in ihren Schoß.
Daisy blickte auf ihre Hand hinunter und blinzelte beim Anblick des glitzernden gelben Saphirs, der von kleinen runden Diamanten umgeben war. Er sah aus wie eine Blume mit weißen Blütenblättern. Sie schloss hastig die Finger und wandte ihr Gesicht ab, um die verräterische Röte der Freude zu verbergen.
»Gefällt er dir?«, flüsterte Matthew.
»Oh ja.«
Mehr sprachen sie während des gesamten Abendessens nicht. Und das war auch gut so. Es gab zu viel zu sagen, doch das war alles sehr privat. Daisy stellte sich auf das übliche lange Ritual von Portwein und Tee nach dem Essen ein und war froh, als es schien, dass alle, sogar ihr Vater, dazu neigten, sich früh zurückzuziehen. Als schließlich auch der ältere Vikar und seine Frau Anstalten machten aufzubrechen, löste sich die Gruppe ohne große Umschweife auf.
Als Matthew mit Daisy den Speisesaal verließ, raunte er ihr zu: »Muss ich heute Abend die Außenmauer erklimmen, oder lässt du deine Tür unverschlossen?«
»Die Tür«, antwortete Daisy knapp.
»Gott sei Dank.«
Ungefähr eine Stunde später drückte Matthew vorsichtig die Klinke von Daisys Schlafzimmertür herunter und trat ein. Der kleine Raum wurde vom Schein einer Nachttischlampe erhellt, deren Flamme im Wind, der vom Balkon hereinwehte, tanzte.
Daisy saß im Bett und las, ihr Haar war zu einem ordentlichen Zopf geflochten, der ihr über die Schulter fiel. Gekleidet in ein weißes Nachthemd mit schlichten Rüschen auf der Vorderseite, sah sie so rein und unschuldig aus, dass Matthew leichte Gewissensbisse angesichts der intensiven Lustwellen verspürte, die durch seinen Körper brandeten. Doch als sie von ihrem Buch aufblickte, lockten ihn ihre dunklen Augen unwiderstehlich näher heran.
Sie legte das Buch beiseite, und das Licht der Lampe glitt über ihr Profil. Ihre Haut sah so kühl und makellos aus wie poliertes Elfenbein. Er wollte sie mit seinen Händen wärmen.
Als könnte sie seine Gedanken lesen, zuckten Daisys Mundwinkel nach oben. Sie schlug die Decke zurück, und der gelbe Saphir glitzerte an ihrem Finger. Einen Moment lang war Matthew von seiner Reaktion auf diesen Anblick überrascht, dem Aufblitzen einer primitiven Besitzgier. Daisy bedeutete ihm, zum Bett zu kommen, und er fügte sich.
Dort setzte er sich auf den Rand der Matratze, und seine Nerven kribbelten, als Daisy die losen Falten ihres Nachthemdes anhob. Mit der Geschmeidigkeit einer Katze schob sie sich auf seinen Schoß. Der Duft von süßer weiblicher Haut stieg ihm in die Nase, und ihr Gewicht sank auf seine Oberschenkel. Sie schlang ihre schlanken Arme um seinen Hals. »Ich habe dich vermisst«, raunte sie.
Seine Handflächen erkundeten ihren Körper, die zarten Kurven, die schlanke Taille, den festen, herzförmigen Po. Aber so bezaubernd er Daisys körperliche Reize auch fand, sie berührten ihn nicht annähernd so intensiv wie die warme, lebendige Intelligenz ihres Wesens.
»Ich habe dich auch vermisst.«
Daisys Finger spielten in seinem Haar, und die zarte Berührung trieb einen Lustschauer von seinem Nacken in seine Lenden. Ihre Stimme klang aufreizend. »Hast du in Bristol viele Frauen kennengelernt? Westcliff erwähnte etwas von einem Abendessen und einer Soirée, die euer Gastgeber gab …«
»Ich habe keine Frauen bemerkt.« Matthew fiel es schwer, angesichts des exquisiten Verlangens, das sich in ihm regte, nachzudenken. »Du bist die Einzige, die ich je begehrt habe.«
Sie stupste spielerisch ihre Nasenspitze gegen seine. »Du warst in der Vergangenheit aber nicht zölibatär.«
»Nein«, gab Matthew zu und schloss die Augen, als er spürte, wie ihr Atem seine Haut streichelte. »Es ist ein einsames Gefühl, wenn man sich wünscht, die Frau, die man in den Armen hält, wäre eine andere. Kurz bevor ich New York verließ, wurde mir klar, dass jede Frau, mit der ich in den letzten sieben Jahren zusammen gewesen war, dir auf irgendeine Weise ähnelte. Die eine hatte ähnliche Augen, die andere deine Hände oder dein Haar … Ich dachte, ich würde den Rest meines Lebens auf der Suche nach Erinnerungen an dich verbringen. Ich dachte …«
Daisy presste den Mund auf seinen und saugte das freimütige Geständnis auf. Ihre Lippen öffneten sich, und er brauchte keine weitere Einladung, sie zu küssen. Sanft berührte er mit der Zungenspitze ihre Lippen, bis er ihren Mund ganz erobert hatte. Die weichen Formen ihrer Brüste berührten bei jedem Einatmen seine Brust.
Er legte Daisy auf den Rücken, griff nach dem Saum ihres Nachthemdes und zog es nach oben. Sie half ihm, sie von dem Stoff zu befreien und wand sich ein wenig, um es über ihren Kopf zu schieben. Die Anmut der Bewegung ließ das Blut durch seine überhitzten Adern schießen und beschleunigte seinen Puls. Nun lag sie nackt vor ihm, ihre Haut war überall leicht gerötet und in den Schimmer des Kerzenlichts getaucht. Ihre Gliedmaßen hatte sie sittsam an den Körper gezogen. Er saugte ihren Anblick in sich auf, während er sich selbst entkleidete.
Schließlich legte sich Matthew neben sie und widmete sich der Aufgabe, ihr die Schüchternheit zu nehmen. Er streichelte ihre Schultern, ihren Hals, ihr zartes Schlüsselbein. Allmählich ging seine Hitze auf ihren kühlen Körper über, und ihre Haut schien sich unter seinen geduldigen Liebkosungen zu entzünden. Keuchend schlang sie ihren geschmeidigen Körper um seinen, und er brachte sie mit seinem Mund zum Schweigen und flüsterte ihr zu, dass die Fenster geöffnet seien und sie leise sein müsse.
Seine Lippen bahnten sich einen gemächlichen Weg zu ihren Brüsten, verweilten an den weichen Spitzen, bis sie sich unter der Berührung seines Mundes aufrichteten. Als er ihre erstickten Laute hörte, lächelte er und fuhr mit seiner Zunge sanft um ihre Brustwarze. Er spielte mit ihr, bis sie sich keuchend die Hand vor den Mund presste.
Schließlich drehte sich Daisy weg und vergrub ein gequältes Stöhnen in der Bettdecke. »Ich kann nicht«, flüsterte sie und zitterte. »Ich kann nicht mehr leise sein.«
Matthew lachte gedämpft und küsste die Mitte ihrer Wirbelsäule. »Aber ich werde nicht aufhören«, murmelte er und drehte sie auf den Rücken. »Und denk an den Ärger, den es verursacht, wenn wir erwischt werden.«
»Matthew, bitte …!«
»Schhh.« Ungehemmt ließ er seinen Mund über ihren Körper wandern, küsste und biss sie zärtlich, bis sie sich unruhig und verwirrt wand. Manchmal rollte sie sich weg, wie Katzenkrallen gruben sich ihre schlanken Finger in die Matratze. Jedes Mal drehte er sie wieder auf den Rücken, flüsterte Zärtlichkeiten und Versprechen, küsste sie, um sie zu beruhigen, und liebkoste mit seinen sanften Fingern ihre geschwollene Mitte. Als alle ihre Gliedmaßen angespannt waren und ihre Haut vor Schweiß glänzte, schob sich Matthew schließlich zwischen ihre zitternden Schenkel.
Ihr Körper spannte sich an, als sie spürte, wie er in sie eindrang … dann stöhnte sie und errötete, als er den betörenden Rhythmus fand. Er wusste, dass er es genau richtig machte, als sie die Knie anwinkelte und instinktiv seine Hüften umklammerte.
»Ja, halt mich …«, flüsterte Matthew und streichelte sie wieder und wieder, während sich ihr Inneres heftig pochend zusammenzog. Noch nie hatte er eine solche Ekstase erlebt, stieß in ihre wundervolle Enge, drang tiefer in sie ein, während sie sich hilflos gegen das Gewicht seines Körpers stemmte. Er folgte jeder ihrer Bewegungen und gab ihr, was sie brauchte, um ihre Lust zu steigern.
Wieder drückte Daisy sich eine Hand auf den Mund, und ihre Augen weiteten sich. Matthew griff nach ihrem Handgelenk, zog ihre Hand weg, bedeckte ihren Mund mit seinem und teilte ihre Lippen erneut mit seiner Zungenspitze. Ihre heftigen Schauer zogen ihn in den Bann und entlockten ihm ein leises Stöhnen, als er heftig kam und vor Ekstase bebte.
Als die letzten Wellen der Lust abgeklungen waren, überkam Matthew eine Müdigkeit, wie er sie noch nie erlebt hatte. Nur der Gedanke, Daisy zu schwer zu sein, brachte ihn dazu, sich auf die Seite zu drehen. Sie gab einen enttäuschten Laut von sich und suchte die Wärme seines Körpers. Er kam ihr zu Hilfe, legte ihren Kopf in seine Armbeuge und schaffte es irgendwie, das zerwühlte Bettzeug über sie beide zu ziehen.
Die Versuchung zu schlafen, war überwältigend, aber Matthew wagte nicht, es sich zu gestatten. Er traute sich nicht zu aufzuwachen, bevor das Dienstmädchen kam, um am Morgen den Kamin anzuzünden. Tief befriedigt und mit Daisys kleiner Gestalt, die sich an ihn schmiegte, konnte er jedoch kaum widerstehen.
»Ich muss gehen«, flüsterte er in ihr Haar.
»Nein, bleib.« Sie wandte ihm ihr Gesicht zu und liebkoste mit den Lippen seine nackte Brust. »Bleib die ganze Nacht. Bleib für immer.«
Er lächelte und küsste ihre Schläfe. »Das würde ich ja. Aber irgendwie glaube ich, dass deine Familie etwas dagegen hätte, wenn ich dich entehre, bevor wir richtig verlobt sind.«
»Ich fühle mich nicht entehrt.«
»Ich fürchte, diese Schuld habe ich auf mich geladen«, sagte Matthew.
Daisy lächelte. »Dann sollte ich dich besser heiraten.« Ihre kleine Hand bewegte sich über seinen Körper, um ihn zaghaft zu erkunden. »Ironischerweise«, bemerkte sie, »wird dies das erste Mal sein, dass ich etwas tue, das meinem Vater gefällt.«
Mit mitfühlenden Worten zog Matthew Daisy fest an sich. Er kannte ihren Vater besser als jeder andere, denn er hatte die Launen des Mannes, seine Selbstverliebtheit und seine unmöglichen Ansprüche ausführlich erlebt. Dennoch verstand er auch, was es Bowman gekostet hatte, aus dem Nichts ein großes Vermögen aufzubauen, welche Opfer er hatte bringen müssen. Bowman hatte alles über Bord geworfen, was ihm bei der Erreichung seiner Ziele im Wege gestanden hätte. Auch die Nähe zu seiner Frau und seinen Kindern.
Zum ersten Mal kam Matthew der Gedanke, dass es für Bowman und seine Familie von Vorteil wäre, wenn jemand als Vermittler fungieren würde, um die Kommunikation zwischen ihnen zu erleichtern. Wenn es in seiner Macht stand, würde er einen Weg finden, das zu tun.
»Du«, flüsterte er in Daisys Haar, »bist das Beste, was er je gemacht hat. Eines Tages wird er das erkennen.«
Er spürte ihr Lächeln auf seiner Haut. »Das bezweifle ich. Aber es ist nett, dass du das sagst. Du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen, weißt du. Ich habe mich schon vor langer Zeit mit seiner Art abgefunden.«
Wieder einmal war Matthew überrascht von dem Ausmaß der Gefühle, die sie in ihm auslöste, von seinem grenzenlosen Verlangen, sie glücklich zu machen.
»Was immer du brauchst«, flüsterte er, »was immer du willst, ich werde es für dich besorgen. Sag es mir einfach.«
Daisy streckte sich, ein angenehmer Schauer durchlief ihre Glieder. Sie berührte seine weichen Lippen mit ihren Fingern. »Ich möchte wissen, was dein Fünf-Dollar-Wunsch war.«
»Ist das alles?« Er lächelte unter ihren forschenden Fingerspitzen. »Ich habe mir gewünscht, du würdest jemanden finden, der dich genauso sehr begehrt wie ich. Aber ich wusste, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde.«
Das Kerzenlicht glitt über Daisys zarte Gesichtszüge, als sie den Kopf hob und ihn ansah. »Warum nicht?«
»Weil ich wusste, dass niemand dich jemals so sehr begehren könnte wie ich.«
Daisy beugte sich über ihn, bis ihr Haar wie ein dunkler Vorhang um sie beide fiel.
»Was hast du dir gewünscht?«, fragte Matthew und fuhr mit den Fingern durch ihr schimmerndes Haar.
»Dass ich den richtigen Mann zum Heiraten finde.« Ihr zärtliches Lächeln brachte sein Herz zum Stillstand. »Und dann bist du aufgetaucht.«