Ich wusste nicht, ob es der offizielle Beginn ihres vorläufigen Auszugs war, jedenfalls ging Mom an diesem Abend zu Tante Denise. Dad verbrachte den Rest des Abends im Keller; nachdem die Ausrede mit dem »Frühjahrsputz« aufgeflogen war, begann er ganz offen Kisten mit der Aufschrift CRAIGS KLEIDUNG und CRAIGS AUTOHEFTE und CRAIGS VERMISCHTES in seinen Pritschenwagen zu wuchten. Wohin er die Sachen brachte, wusste ich vorerst nicht.
Ich versuchte Baby anzurufen, aber am nächsten Tag war Schule, und sie schlief schon. Ich bat Kat nicht, ihr etwas auszurichten. Ich wusste, dass es auch bis zum nächsten Nachmittag in der Videothek Zeit hatte, obwohl ich Baby am liebsten sofort von meinem ereignisreichen Abend erzählt hätte. Ehrlich gesagt war das Einzige, was ich wollte, zu Baby zu laufen und ihr von meinem haarsträubenden Abend berichten. Doch stattdessen ging ich früh ins Bett, schlief ein und wurde am nächsten Morgen vom Monster-Album geweckt, das auf Wiederholung lief.
Kurz vor acht war ich bei der Arbeit, zwei Stunden bevor die Videothek aufmachte. Ich beschloss, die Zeit zu nutzen, um in den Schränken und Regalen hinter der Theke gründlich sauber zu machen. Natürlich hatte ich die Aktion nötiger als das Inventar.
Gegen zehn hatte ich den Laden von alten Presse-Videos und kaputten Kassetten befreit, jede Menge Papierkram abgeheftet und jedes sichtbare Staubkorn entfernt, das mir vor die Flinte kam. Dann räumte ich die Schränke wieder ordentlich ein und gratulierte mir dazu, eine weitere niedere Aufgabe mit Bravour erledigt zu haben. Es tat gut, etwas abzuhaken, egal wie unnötig es war. Außerdem lenkte es mich ab, und das war, was zählte.
Ich war so wütend auf meine Eltern (wer wäre das nicht?), und ich war nicht besonders gut darin, wütend zu sein. Vielleicht wisst ihr das nicht, aber Wut ist eine Fähigkeit, die man trainieren muss. In der Therapie hatte ich gelernt, dass Wut produktiv sein kann und sein sollte — als Motivation, sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren und Konflikte zu lösen. Doch das war bei mir nicht der Fall. Meine Wut stellte mir meistens ein Bein. Ich vertrug Wut schlecht, wie andere Leute Alkohol schlecht vertrugen. Wenn ich stinksauer war, wurde ich irrational und unbesonnen. Ich wurde laut. Manchmal fing ich einfach zu heulen an. Und ja, ich schlug vielleicht hin und wieder einen Stuhl.
Ich will damit sagen, je weniger Zeit ich hatte, um über die Lügen meiner Eltern nachzudenken, desto besser, und ich musste immer noch sieben Stunden totschlagen, bis Babys Dienst begann und ich den ganzen Mist endlich loswerden konnte.
Nicht, dass ich erwartete, Baby würde alles wiedergutmachen. Ich wusste, dass sie das nicht konnte. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal einen Rat für mich. Wahrscheinlich würde sie mich nur ansehen und etwas sagen wie: »Deine Eltern haben sich vor drei Jahren getrennt und nur so getan, als wäre alles in Ordnung? Was für eine Scheiße, Solo. Kein Wunder, dass du in die Psychiatrie musstest, wenn das die Leute sind, die dich großgezogen haben.« Und ich würde ihr zustimmen.
Ehrlich, es tat einfach gut jemanden zu haben, dem ich die blöden Neuigkeiten erzählen konnte, ohne dass er dafür bezahlt wurde. Auch wenn Baby streng genommen dafür bezahlt wurde, wenn ich es ihr in der Arbeitszeit erzählte, aber ihr wisst schon, was ich meine. Baby interessierte sich dafür, egal wo ich es ihr erzählte, weil wir Freunde waren, und das reichte mir, um mich auf unser Gespräch zu freuen. Außerdem tut es immer gut, wenn jemand bestätigt, wie ätzend der Kram ist, den ihr gerade durchmacht. Es hilft, sich ein bisschen weniger verrückt zu fühlen, und für jemanden wie mich ist das sehr viel.
Ich sperrte den Laden auf und beschloss ein Video einzulegen, um mir die Zeit zu verkürzen, während ich die Umsatzzahlen vom Wochenende ausdruckte. Die Frühschicht am Montag war eine der langweiligsten der Woche, und ich tat alles, damit sie schneller vorbeiging.
Nachdem mir bei den Neuerscheinungen nichts Interessantes ins Auge fiel, sah ich mich im Rest des Ladens um. Die Romantik- und Horror-Abteilungen ließ ich links liegen. Bei den Komödien blieb ich kurz stehen, aber dann wanderte ich weiter. Meine Gedanken waren rastlos und unaufmerksam. Vielleicht hätte ich mich besser gefühlt, wenn ich ein paar Stühle geschlagen hätte.
Ich überlegte, ob ein Actionfilm half. Schließlich könnte es kathartisch sein, einer Bande Bösewichte zuzusehen, die von jemandem wie Jackie Chan die Hucke vollkriegte. Gerechtigkeit für alle, kalt serviert von einem unwahrscheinlichen Helden wider Willen. Danach verlangte ein Tag wie dieser.
Ich griff nach Jean-Claude Van Dammes Leon, als mein Blick auf das Regalfach darunter fiel. Von dort sprangen mir drei Filme praktisch entgegen.
Krieg der Sterne. Das Imperium schlägt zurück. Die Rückkehr der Jedi-Ritter.
Ich schauderte buchstäblich.
Obwohl die Star-Wars-Filme meine Lieblingsfilme waren, hatte ich sie seit zehn Jahren nicht gesehen. Natürlich gab es Gründe dafür. Manche davon gingen viel tiefer als das Embargo meiner Mutter gegen das ganze Franchise. Doch sosehr ich sie liebte, hatte ich in den letzten zehn Jahren irgendwie keine Lust gehabt, sie mir wieder anzusehen. Ehrlich gesagt war ich dazu einfach noch nicht bereit. Vielleicht, dachte ich, war jetzt die Zeit reif.
Bevor ich es mir anders überlegen konnte, holte ich den Film aus dem Regal und schob ihn in den Videorekorder hinter der Theke. Ein paar Sekunden später erschienen die Worte auf dem Fernseher oben an der Wand:
Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …
Im Jahr 1984 kostete ein Videorekorder fünfhundert Dollar. Nicht fünfhundert Dollar von heute — fünfhundert 1984er-Dollar, was sehr viel mehr Geld war. Wir Teagues gehörten in der Kleinstadt Fairfax zwar nicht zu den oberen Eintausend, aber an Weihnachten 1984 lag trotzdem unser erster Videorekorder unter dem Baum, nebst unserer ersten VHS-Kassette: Krieg der Sterne.
Ich war noch klein und ich war mit mir und der Welt im Reinen.
Ich weiß noch genau, wie aufregend an diesem Weihnachtsfest alles war. Meine Eltern hatten für den Videorekorder monatelang gespart und behandelten ihn voller Ehrfurcht. Als Dad ihn angeschlossen hatte, wischte Mom seine Fingerabdrücke mit einem Lappen weg. Dann setzten wir uns der Reihe nach aufs Sofa, löschten das Licht und schalteten unseren Zenith-Röhrenfernseher ein. Es gab selbst gemachtes Popcorn aus rot-weiß gestreiften Popcornschachteln, die Mom vom Kino aufgehoben hatte, und ich sah zum ersten von vielen Hundert Malen Star Wars.
Ab da lief der Film bei uns zu Hause ständig. Star Wars sickerte tief in unsere Psyche. Der Text wurde zu unserer Privatsprache. Wir nannten einander Wookietreiber und taten so, als würden wir die Macht gegeneinander verwenden. Wenn wir Bitten hatten, bekräftigten wir sie mit: »Du bist meine einzige Hoffnung!« — »Hilf mir den Tisch decken, Joel — du bist meine einzige Hoffnung!«; »Trag den Müll raus — du bist meine einzige Hoffnung!«; »Bring mir die Zeitung, bitte — du bist meine einzige Hoffnung!«. Monatelang wurde ich, wenn ich zum Frühstück kam, begrüßt mit: »Bist du nicht ein bisschen klein für einen Sturmtruppler?« Und wenn einer von uns frech wurde, sagte meine Mutter unweigerlich: »Lach nur, du dämliches Pelzvieh.«
In den kommenden zwei Jahren erweiterten wir unsere Privatvideothek um Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter, und unser Wortschatz vergrößerte sich: »Luke, ich bin dein Vater!« (Besonders wenn einer von uns an einem Ventilator vorbeiging). Und wenn einer zum anderen »Ich hab dich lieb« sagte, antworteten wir, wie Han zu Leia, mit: »Ich weiß.«
Ich verstehe, wenn euch das kitschig vorkommt, und das ist okay, ehrlich. Die Insider-Witze eurer Familie fände ich wahrscheinlich auch merkwürdig. Das ist es ja gerade. Solcher Quatsch macht nur Spaß, wenn man dazugehört. Wenn man eingeweiht ist. Wenn man Teil der Gruppe ist.
Für uns Teagues war die Star-Wars-Trilogie eine große Sache. Sie war eine wichtige Zutat meiner Kindheit. Unauflöslich damit verbunden. Ich kann das eine nicht vom anderen getrennt betrachten, egal wie sehr meine Mutter es verlangte, nachdem das Schlimme passiert war.
An diesem Montag wollte ich mir die Filme in der Videothek mit voller Aufmerksamkeit ansehen — Luke und Obi-Wan und Darth Vader. Han und Leia. Ich wollte mich an die Geschichte erinnern, die ich so sehr geliebt hatte. Der Jedi, die Prinzessin, der Einzelgänger. Aber die Filme rührten zu viel auf. Zu viele Erinnerungen.
Den ganzen Tag bewegte ich mich wie ein Zombie. Ich weiß, dass ich Kunden bediente, Filme wegräumte, Listen ausdruckte, aber ich könnte euch nichts davon erzählen. Ich war nur körperlich bei der Arbeit. Als Luke und Leia in der Mitte von Rückkehr der Jedi-Ritter auf dem Waldmond von Endor ihre Aussprache hatten, war ich völlig weggebeamt, und meine Gedanken rasten mit Lichtgeschwindigkeit zwischen Fairfax, Virginia, und einer weit, weit entfernten Galaxis hin und her.
Was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass ich nicht hörte, als Maverick seine Stechkarte abstempelte und die Nachmittagsschicht antrat.
»Die Szene habe ich nicht verstanden.« Er stand an der Theke neben mir, ohne dass ich sein Kommen bemerkt hatte.
»Hoppla!« Ich zuckte erschrocken zusammen.
»Tut mir leid, ich wollte mich nicht anschleichen«, sagte Maverick.
Ich spielte cool und drückte auf Pause. »Schon gut. Ich war so in den Film vertieft, dass ich dich nicht gehört habe.«
Er nickte und sah zum Bildschirm. »Weil du der Experte für Star Wars hier bist, kannst du mir was erklären?« Maverick zeigte auf das Standbild von Luke und Leia. »Die beiden sind doch verwandt, oder?«
»Sie sind Bruder und Schwester.«
Maverick runzelte die Stirn. »Ist es dann nicht komisch, dass sie im ersten Teil praktisch rumgeknutscht haben?«
»Ja. Damit haben viele ein Problem.« Ich stellte den Fernseher aus.
Maverick kam um die Theke und nahm sich sein Namensschild. »Hier sieht es so anders aus«, stellte er fest. »Ordentlich anders.«
»Ich habe aufgeräumt«, sagte ich gedankenverloren. Ich war immer noch ganz benebelt von zu vielen Erinnerungen.
Er zog die Brauen hoch. »Alles in Ordnung?«
»Ja, warum?«
»Ich habe gehört, du bist ein Stress-Aufräumer. Je ordentlicher der Laden, desto gestresster bist du.«
Ich lachte schnaubend. »Wer hat dir das denn erzählt?«
»Baby.«
Ich grinste. Mir gefiel, dass Baby solche Dinge von mir wusste. »Was hat sie noch gesagt?«
»Sonst nichts. Sie hat mich nur davor gewarnt, als ich angefangen habe. Sie meinte, du räumst auf, wenn du schlecht drauf bist, und wenn der Laden plötzlich blitzsauber ist, müsste ich mich in Acht nehmen.«
»Da ist was dran«, gab ich zu.
Maverick griff nach dem Goldfischglas, sah, dass keine Nummern wegzuräumen waren, und stellte es wieder hin. »Was ist los?«, fragte er und lehnte sich lässig an die Theke, die Daumen in den Jeanstaschen. »Alles klar bei dir?«
Da er schon wusste, dass etwas los war, wäre ich mir wie ein Lügner vorgekommen, wenn ich ihm nichts erzählt hätte. »Ich habe nur Ärger mit meinen Eltern«, sagte ich in der Hoffnung, er würde das Thema fallen lassen.
Aber ich hatte kein Glück. »Ja? Was für welchen?« Offenbar interessierte es ihn ernsthaft.
»Sie trennen sich.« Ich versuchte, locker zu klingen, aber da es sich um eine ziemlich große Enthüllung handelte, war das Gespräch nicht so schnell erledigt, wie ich gehofft hatte.
»Ach du Scheiße, Mann. Tut mir leid. Geht’s dir okay?«
»Ja, ja, ja, alles gut«, antwortete ich wenig überzeugend.
Maverick sah mich skeptisch an. Mitfühlend.
Inzwischen war ich ganz kribbelig. Meine Nerven lagen blank. Wenn ich nicht schnell einen Weg fand, die Unterhaltung zu beenden, würde alles aus mir herausplatzen. Ich spürte es kommen.
»Du musst nicht cool bleiben, Solo«, sagte Maverick, was verdammt noch mal genau die richtige Reaktion war. Ich fragte mich, ob Maverick auch eine Therapie gemacht hatte. »Das ist eine große Sache.«
»Ja, ich weiß«, sagte ich und versuchte, NORMAL zu klingen. »Es läuft wohl schon lange darauf hinaus … Sie haben echt harte Zeiten hinter sicher … Ich meine, die meisten Ehen überstehen nicht, was unsere Familie erlebt hat …«
Verdammt. In meiner Bemühung, nichts zu sagen, hatte ich alles angedeutet.
Meine Gefühle wallten auf. Das Einkaufszentrum und Star Wars, alles spitzte sich gleichzeitig zu, und ich sah nur noch verschwommen.
Aber diesmal war es keine Migräne. Es war schlimmer. Ich sah verschwommen, weil mir die Tränen kamen.
Ich fing zu heulen an. Bei der Arbeit, vor Maverick.
Natürlich bekam er es mit. »Hey, Solo …«, sagte er sanft. »Es ist okay.«
Ich nickte und schaffte es, einen Schluchzer runterzuschlucken, der mir fast rausgerutscht war. Ich legte den Kopf zurück, um die nicht geweinten Tränen zurück in die Augenhöhlen sickern zu lassen. Es war knapp, aber ich hatte es gerade noch geschafft, nicht die Fassung zu verlieren.
Maverick legte mir die Hand auf die Schulter. »Hey, Mann. Das wird schon wieder.«
Ich nickte nur. »Danke.«
Wir standen ein paar Sekunden da, bis mir klar wurde, dass Mavericks Hand immer noch da war.
Ich sah seine Hand an, dann sah ich Maverick an.
Plötzlich blitzte Angst in seinen Augen auf, und er ließ mich los und schob die Hände in die Hosentaschen. »Tut mir leid«, sagte er.
Ich stand wie versteinert da.
Kurz darauf ging die hintere Tür auf, und eine Stechkarte wurde abgestempelt.
»Hey, Leute«, sagte Baby. »Es ist so beschissen kalt draußen.« Sie öffnete den Schrank, um ihr Namensschild zu holen. »Ich schwöre, bei der ersten Chance, die sich mir bietet, ziehe ich irgendwohin, wo es nicht schneit. Wenn ich in Sibirien leben wollte, wäre ich nach Russland gezogen.«
Maverick und ich starrten uns immer noch an.
»Was ist los?«, fragte Baby, die die Spannung wahrnahm. Sie stand neben mir. »Habe ich was verpasst?«
Ich sah sie an, dann sah ich Maverick an, dann wieder sie. Und dann drehte ich mich ohne nachzudenken zu Baby, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie.
Küsste sie richtig. Küsste sie, als meinte ich es ernst. Als müsste ich irgendwas beweisen.
Und dann hörte ich so abrupt wieder auf, wie ich angefangen hatte, und sah beide völlig schockiert an, genauso überrumpelt wie sie.
»Tut mir leid! Ich weiß nicht, warum ich das getan habe.«
Jetzt war es Maverick, dem die Tränen kamen, denn er hatte mich durchschaut. »Doch, das weißt du.« Er stürmte an Baby und mir vorbei und verschwand im Flur.
Baby, die mit offenem Mund zugesehen hatte, fand die Sprache wieder. »Was zum Teufel?«, rief sie. Sie sah dem flüchtenden Maverick hinterher, und dann sah sie mich an. »Was sollte die Scheiße?«
»Es tut mir leid, okay?«, wiederholte ich. »Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.«
»Wegen was?«, wollte Baby wissen. »In was für einer Situation war mich zu küssen dein einziger Ausweg?«
»In der Situation, wo du recht hattest wegen Maverick, okay?«, gab ich zurück. »Er hat mich angemacht, und ich bin durchgedreht. Deswegen habe ich dich geküsst.«
»Maverick hat dich angemacht?«, wiederholte Baby. »Maverick hat dich angemacht?«
»Ja, hat er. Er hat meine Schulter angefasst!« Ich seufzte wütend. »Herzlichen Glückwunsch zu deinem Schwulenradar.«
Baby verengte die Augen, während sie das Puzzle zusammensetzte. »Also, Maverick fasst deine Schulter an — was nicht mal unbedingt eine Anmache ist —, und um zu beweisen, dass du nicht auf ihn stehst, knutschst du mich ab?«
»Genau.«
Babys Blick begann Funken zu sprühen. »Ich weiß nicht, wem gegenüber du dich beschissener verhalten hast, mir oder Maverick.« Sie packte ihren Mantel und zog ihn wieder an.
»Wohin gehst du?«, fragte ich erschrocken. Den ganzen Tag hatte ich nur darauf gewartet, mit Baby zu reden — sie konnte mich nicht einfach stehen lassen, erst recht nicht, wenn sie wütend war. »Bitte geh nicht.«
»Von dir kriege ich Krämpfe«, antwortete sie. »Ich muss mich hinlegen.« Sie wandte sich zur Tür.
»Wann kommst du zurück?« Meine Stimme zitterte. Ich zitterte.
»Ich komme nicht zurück.« Sie versuchte um mich herumzugehen. »Jedenfalls nicht heute Abend. Wenn ich dich noch länger ansehen muss, habe ich Angst, dich zu erwürgen.«
Ich stellte mich ihr in den Weg. »Du kannst mich erwürgen. Aber bitte, geh nicht.«
Doch Baby hielt mir stand. »Lass mich durch, Solo! Du benimmst dich wie ein Verrückter!«
Wahrscheinlich war das der einzige Kommentar, der mich davon abhielt, sie noch weiter zu belagern. Obwohl Baby mehr Argumente als jeder andere dafür hatte, dass ich verrückt war, hielt ich die Vorstellung nicht aus, dass sie es wirklich glaubte.
Ich trat beiseite. Sie schob sich an mir vorbei und stürmte zur Hintertür.
Dann stand ich wieder allein in dem Laden.
Verdammt noch mal, war ich allein.