506Wenn Sie heiraten wollen, tragen Sie einen Tallit aus einem Grab

Die spannende Bnei-Brak-Show: eine alte Dame, die eine Straßenkatze füttert

Ich streife durch die Straßen von Kiryat Vizhnitz, wo das Hotel Aristocrat liegt, und sehe eine alte Dame mit einer Plastiktüte, in der sich augenscheinlich trockenes Brot und Essensreste befinden. Sie bleibt an einer Bank stehen, setzt sich und wirft einer Straßenkatze ein paar Brocken hin. Die Katze beginnt, das koschere Essen zu verschlingen, woraufhin eine Gruppe Kinder von der anderen Straßenseite herüberkommt, um die fressende Katze zu beobachten. Ich kann mich nicht entsinnen, in Mea Schearim Kinder gesehen zu haben, die eine fressende Katze spannend fanden, aber wir sind hier in Bnei Brak, einer Stadt von angeblich über 200000 Einwohnern, die jedoch so abgeschnitten vom Rest der Welt ist, dass eine Straßenkatze ihre Jüngsten fasziniert. Nachdem die Katze gefüttert ist, nimmt die alte Dame die Reste ihres Brots und Challas und wirft sie auf den Boden. Binnen Sekunden kommen vielleicht 50 Tauben angeflogen und halten ein Festmahl. Für die Tauben ist diese Frau anscheinend ein Rebbe, und sie fliegen in Scharen herbei, um ihre Schirajim zu verspeisen.

Nett.

Und dann lerne ich einen Mann mittleren Alters kennen, einen Litwak; er hatte einmal eine Sendung bei einem charedischen Radiosender, der sich hauptsächlich an Sepharden richtet.

Welche Art Sendung war es?

»Spirituelle Beratung.«

Welche Art der Beratung war am meisten gefragt?

507»Wie man eine Partnerin findet.«

Und was war Ihr Rat für die einsamen Seelen?

»Ich riet ihnen, nach Amuka zu fahren.«

Sie taten was?

»Ich habe den Trend ins Leben gerufen, nach Amuka zu fahren; vorher gingen nur sehr wenige Leute dahin.«

Warum haben Sie das getan?

»70 Prozent der Zuhörer, überwiegend Sepharden, fragten mich um Rat bezüglich passender Partner. Was konnte ich ihnen schon erzählen? Ich sagte ihnen, sie sollten nach Amuka fahren. Ich bin auch im Tallit-Geschäft tätig, und eines Tages nahm ich mehrere Leute mit nach Amuka, ließ sie alle einen Tallit tragen und betete spezielle Gebete. Dann sammelte ich die Tallits ein und verkaufte sie als Amuka-Tallit, Tallits mit besonderer Leistung, die ihren Käufern helfen, ihre Partnerinnen zu finden.«

Da haben wir’s. Na, Nach, Nachman, Nachman von Uman, Amuka-Tallits und Bat Ajin – Torheiten, die zu zentralen Glaubensartikeln werden.

Nachdem der Amuka-Verkäufer gegangen ist, erhalte ich eine Nachricht von Reb Moische, dem Lelever Chassid, der mich vor geraumer Zeit in Jerusalem zu sich nachhause zum Sabbatmahl eingeladen hat. Er hat gerade in einem Sabbat-Bulletin, schreibt er mir, einen zweiseitigen Artikel über den Vater meiner Großmutter gelesen, der zufälligerweise der Enkel von Rabbi Akiva Eger war, einer der angesehensten Autoritäten in der Geschichte des europäischen Judentums. Es ist unglaublich: Diese Charedim wissen mehr über meine Familie als ich. Ich bin natürlich begeistert, zu erfahren, woher ich komme, und vielleicht werde ich eines Tages, man weiß ja nie, auch als Fürst der Thora bekannt. Unter welchem anderen Titel sollte ich mit einem solchen Stammbaum auch bekannt werden? Ich, Fürst. Ganz mein Ding.