Verglichen mit anderen Forschungsgebieten sind Ernährungswissenschaften und -medizin noch sehr junge Disziplinen. Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts wusste man eigentlich nur, dass Nahrungsmittel die drei Energielieferanten Fett, Kohlenhydrat und Protein beinhalten. Je mehr Energie ein Nahrungsmittel lieferte, als desto hochwertiger wurde es eingestuft. Ein Zusammenhang zwischen dem, was man isst, und der Entstehung von Krankheiten war nicht bekannt. Im Jahr 1910 wurden dann das erste Vitamin, Thiamin (Vitamin B1), sowie seine heilende Wirkung bei der Mangelkrankheit Beriberi entdeckt. Trotz der bahnbrechenden Erkenntnis, dass es Krankheiten gibt, die durch Ernährung geheilt werden können, dauerte es noch weitere 46 Jahre, bis 1956 das erste Institut für Menschliche Ernährungslehre in Gießen gegründet wurde. Das zeigt, wie sehr dieses Forschungsgebiet noch in den Kinderschuhen steckt. Glücklicherweise können wir heute aber trotzdem bereits auf etliche Erkenntnisse der Ernährungsmedizin zurückblicken. Insbesondere bei Kindern wird immer deutlicher, dass die Ernährung vor allem in den ersten Lebensjahren Einfluss auf die gesundheitliche Entwicklung hat.
Mit dem Ziel vor Augen, Kindern ein möglichst gesundes Aufwachsen zu ermöglichen, wollen wir uns in diesem Kapitel in erster Linie den Aspekten widmen, die Sie als Eltern in der Hand haben. Zum Start des Kapitels richten wir unser Augenmerk auf die Ernährung vor und während der Schwangerschaft. Denn hier wird das Fundament für eine gesunde Entwicklung gelegt. Vieles lässt sich auch auf die folgenden Phasen, insbesondere die Stillzeit, übertragen.