Rückblick: Goruskhan 2988 A.D.

»Verdammter Blechkopf!«, rief Jonas enttäuscht aus.

Der Stein hatte den Roboter knapp verfehlt. Das Gelächter und der Spott der anderen trieben ihm die Röte ins Gesicht. Die laute Mischung aus Johlen und höhnischen Bemerkungen ließ die wenigen Besucher des Parks, vorwiegend ältere Bürger des Planeten Goruskhan , die es sich in der angenehmen Mittagssonne auf den Parkbänken bequem gemacht hatten, missbilligend zu der kleinen Gruppe Schüler blicken, die sich gegenseitig anfeuerten, endlich herauszufinden, wer wohl als Erster den Rasenpflegeroboter mit einem Wurfgeschoss treffen würde.

Nicht etwa, dass alle Senioren dieses Verhalten grundsätzlich missbilligt hätten. Weit gefehlt! Unter den Älteren gab es genügend, die von der unaufhaltsamen Übernahme des Arbeitsmarktes durch autonome Maschinen nicht begeistert waren. Sie hörten in den gelegentlichen Holofongesprächen mit ihren Kindern und Enkeln oder bei den noch selteneren Familientreffen immer wieder davon, dass deren Arbeitsplätze gefährdet oder bereits durch einen Roboter übernommen worden waren.

Seit die Menschheit nach der Erfindung des Hypertunnelantriebs vor knapp zweihundert Jahren begonnen hatte, sich im All auszubreiten, war der Einsatz autonomer Maschinen unaufhaltsam vorangeschritten.

»Los, Jonas!«

»Noch mal!«

»Versager!«

Die Stimmen der überwiegend männlichen Jugendlichen, die allesamt um die zwölf Jahre alt sein mochten, klangen durcheinander und waren für die außenstehenden Beobachter kaum zu verstehen. Jonas hingegen, der den Roboter mit seinem Wurf gerade knapp verfehlt hatte, verstand sie sehr wohl. Wenn er den Roboter mit dem nächsten Stein erneut verfehlte, konnte er die Aufnahme in Nikolais Gruppe vergessen. Jeder wollte zu Nikolais Gruppe gehören – zumindest jeder, den Jonas kannte. Nikolai war der größte und stärkste Junge seiner Altersstufe an der Highschool von Ertlov-City und man gehörte entweder zu Nikolais Gruppe – und genoss dadurch dessen Schutz – oder man gehört zu den anderen , den Außenseitern.

Es war eindeutig besser, zu Nikolais Gruppe zu gehören.

Jonas blickte suchend über den Kiesweg, um einen weiteren, von der Größe her passenden Stein für seinen nächsten Versuch zu finden.

Der Roboter drehte ungerührt seine Runden und hinterließ einen ebenmäßig gemähten Rasen in seiner Spur. Die Maschine konnte zwar die ihr aufgetragene Arbeit autonom erledigen, war aber für eine komplexe Interaktion mit Menschen nicht ausgelegt. Ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet erschöpften sich darin, diejenigen vor ihren scharfen Schermessern zu warnen, die eventuell den Rasen betraten und Gefahr liefen, ihren Weg zu kreuzen. Falls die Warnung ignoriert wurde, würde die Maschine selbstverständlich ausweichen und sich gegebenenfalls sogar selbstständig deaktivieren, um einen unliebsamen Zwischenfall zu vermeiden.

Unter keinen Umständen konnte zugelassen werden, dass ein Roboter einem Menschen Schaden zufügte.

Die Stimmung war auch so bereits angespannt genug, wie die für die Parkpflege verantwortlichen Lokalpolitiker nur zu gut wussten.

Nicht etwa, weil es so viele Bewerber für die Arbeit als Parkpfleger gegeben hätte. Genauer gesagt gab es überhaupt niemanden, der diesen Job machen wollte, doch es ging ums Prinzip ! Zumindest war dies die Aussage derjenigen, die sich allabendlich in den Holonews über den Vormarsch der Maschinen und den Niedergang der Arbeiterklasse beklagten. Es gab zwar kaum noch Menschen, die bereit waren, die Straßen der Städte zu fegen, als Erntehelfer den ganzen Tag gebückt über den Ackerfurchen zu stehen, als Lagerarbeiter endlos lange Regale zu bestücken oder in stundenlanger Monotonie am Fließband einer Werkshalle Schrauben in irgendwelche Teile zu drehen. Aber es ging ums Prinzip  …

Selbst für komplexere Arbeiten wie zum Beispiel als Kindermädchen, Reinigungskraft oder in bestimmten Dienstleistungsbereichen wurden mehr und mehr Roboter eingesetzt. Sie wurden in der Massenproduktion immer billiger, wurden nie krank, arbeiteten rund um die Uhr und beschwerten sich auch nicht über die Arbeitsbedingungen. Allerdings mangelte es den Robotern auf einigen Gebieten noch an Verständnis für menschliche Verhaltensweisen. Den Maschinen fehlte das, was man gemeinhin 'emotionale Intelligenz' nannte, und dieses Defizit begrenzte ihre Einsatzmöglichkeiten enorm. Allerdings war nicht jeder hierüber unglücklich!

Da sich kaum noch jemand fand, der bereit gewesen wäre, niedere Arbeiten auszuführen, führte die demzufolge zunehmende Automatisierung zwangsläufig dazu, dass immer mehr Menschen ohne Aussicht auf einen Job blieben. Die Roboter waren zum Symbol eines Systems geworden, dessen Hochtechnologie immer weniger manuelle Arbeit erforderte.

In Wahrheit waren nicht die Roboter schuld am zunehmenden Elend vieler Menschen, sondern die Politiker, die es versäumt hatten, die Auswirkungen der technologischen Entwicklung vorherzusehen und entsprechend Vorsorge für diejenigen zu treffen, die von diesen Umwälzungen besonders betroffen waren. Trotzdem waren die Roboter bei vielen regelrecht verhasst.

Steine auf einen Rasenpflegeroboter zu werfen war deshalb in den Augen vieler Senioren eine lässliche Sünde. Manch einer hätte wohl insgeheim selbst nur zu gerne mitgemacht, wenn die steif gewordenen Gliedmaßen es ihm erlaubt hätten.

Jonas hatte inzwischen einen Stein gefunden, der gut in der Hand lag, nicht zu schwer und nicht zu leicht war und den er weit genug würde werfen können. Zu der Prüfung, die Nikolai ihm abverlangte, gehörte es nämlich auch, einen Treffer aus einer Entfernung zu erzielen, die dies nicht gerade einfach machte.

Noch während der Stein durch die Luft segelte, wusste Jonas, dass er dieses Mal treffen würde. Tatsächlich schlug das Wurfgeschoss mit einem metallischen 'Plonk' mitten auf dem kleinen, turmähnlichen Aufbau auf der Oberfläche des diskusförmigen Roboters auf, hinter dem sich die elektronische Steuereinheit mit dem Hauptprozessor befand.

Nikolai schlug Jonas anerkennend auf die Schulter, was diesem beinahe wie ein Ritterschlag vorkam. Die kleine Gruppe johlte erneut auf. Doch das Geheul und Gelächter erstarb so schnell, wie es begonnen hatte.

Der Rasenpflegeroboter blieb plötzlich stehen und aus seinem Innern ertönte eine laute, blecherne Stimme.

»Bitte machen Sie Platz! Bitte machen Sie Platz! Bitte machen Sie …«

Die Stimme erstarb und die Maschine begann, sich im Kreis zu drehen. Aus dem Lautsprecher erklangen nur noch undefinierbare Töne, die sich zwischen einem hohen Quietschen und einem Geräusch bewegten, als würde man mit einem Stück Kreide unter hohem Druck über eine Schultafel fahren.

Instinktiv hielt sich Jonas mit beiden Händen die Ohren zu.

Von den nahen Bänken her, auf denen die Senioren dem Spektakel mit offenen Mündern folgten, ertönten die ersten Flüche. Zwei der älteren Herren erhoben sich und gingen, so schnell ihre Füße sie noch trugen, in Richtung Parkausgang, um dem schrecklichen Lärm zu entkommen. Andere, die nicht mehr so gut zu Fuß waren, pressten die Hände auf die Ohren.

Das jaulende Geräusch ging Jonas durch Mark und Bein. Und es wurde immer lauter.

»Du musst etwas kaputt gemacht haben«, schrie Nikolai ihm ins Ohr. In dem Lärm war er kaum zu verstehen.

Dann beschleunigte der Roboter plötzlich und fuhr mit klappernden Schermessern auf die Jungs zu. Nikolai und die anderen schrien entsetzt auf und sprangen in alle Himmelsrichtungen auseinander. Nur Jonas blieb vor Schreck wie gelähmt stehen. Fast schien es ihm, als wollte sich der Roboter an ihm rächen.

Als die Maschine die Kante der Rasenfläche erreichte, stieß sie dort gegen eine kleine, kaum handbreite Einfassung aus Natursteinen, die dafür gedacht war, eine Ausbreitung des Rasens auf den Gehweg zu verhindern. Normalerweise hätte der Roboter einfach abgedreht, wenn er mit den Sensoren an seiner Vorderseite gegen die Einfassung stieß. Doch die weit überhöhte Geschwindigkeit, mit der er jetzt unterwegs war, führte zu einem anderen Effekt. Anstatt sanft abzudrehen, knallte er mit voller Wucht gegen die Begrenzung, der hintere Teil der Maschine wurde nach oben geschleudert und der Roboter vollführte einen halben Purzelbaum.

Auf dem Rücken liegend kam er nur einen Meter vor dem immer noch wie gelähmt dastehenden Jonas zur Ruhe. Die nun nach oben ragenden Schermesser an seiner Unterseite drehten sich immer noch und schienen drohend nach Jonas greifen zu wollen. Das jaulende Geräusch aus dem Innern des Roboters erstarb mit einem kläglichen Winseln.

* * *

Jonas Jordan öffnete die Augen und lächelte vor sich hin. Die Szene von vor zwanzig Jahren hatte sich in Sekundenbruchteilen vor seinem inneren Auge abgespielt. Es war seine erste nähere Begegnung mit einem Roboter gewesen und vielleicht hatte sie mit dazu beigetragen, dass er den Beruf ergriffen hatte, den er nun ausübte.

Seine Eltern waren nicht gerade begeistert gewesen, als man ihnen die Rechnung für die Reparatur des Rasenpflegeroboters präsentiert hatte, und Jonas hatte für geraume Zeit eine heftige Kürzung seines Taschengeldes hinnehmen müssen, doch der Anblick der hilflos vor ihm auf dem Rücken liegenden Maschine hatte etwas in ihm geweckt: Die Neugier, wie ein solches Ding wohl funktionieren mochte.

Das Studium der Robotik war die logische Konsequenz dieser Neugier gewesen.

Und nun gehörte Jonas trotz seiner noch jungen Jahre bereits zu den führenden Robotikern der Terranischen Planetenunion .

Mit der rechten Hand griff Jonas vorsichtig in die offene Klappe an der Vorderseite des Roboters, der vor ihm auf dem Labortisch lag, und setzte das neueste Modell des von ihm entwickelten Emotioprozessors ein.

»Der große Moment«, sagte Genia, die neben ihm stand. »Darauf hast du zwei Jahre hingearbeitet.«

»Und ohne dich hätte ich es nicht geschafft!« Er drückte Genias rechte Hand sanft mit seiner Linken. Auch wenn sie sich sehr nahestanden, führten sie keine Beziehung miteinander. Jonas hätte zwar nichts dagegen gehabt – Genia war eine überaus attraktive Frau in seinem Alter und er hatte durchaus Gefühle für sie –, doch sie war seit fast drei Jahren mit seinem besten Freund liiert und Jonas wäre es im Traum nicht eingefallen, sich in diese Beziehung einzumischen. Dazu mochte er Genia und auch Rolgar einfach zu gerne.

Sollte sein bester Freund jedoch in nächster Zeit keine Anstalten machen, Genia die entscheidende Frage zu stellen, würde er zunächst seinem Freund ins Gewissen reden und dann seine Position noch einmal überdenken.

Wieder musste Jonas leicht lächeln, diesmal jedoch nicht bei dem Gedanken an ein Ereignis aus seiner Vergangenheit, sondern an eines, das vielleicht in der Zukunft liegen mochte.

Mit einem leisen Klicken rastete der neue Chip in seiner Halterung ein. Jonas zog die Hand aus dem Roboter, schloss die Wartungsklappe und seufzte. Dann blickte er Genia an.

»Möchtest du?«, fragte er.

»Ist das dein Ernst?« Genia sah ihn erstaunt an. »Es ist deine Arbeit, die in dem Ding steckt.«

»Es wäre mir eine Ehre, wenn du die Erste wärst, die den Chip aktiviert.«

Ihr Lächeln hätte selbst Titan schmelzen können.

»Danke! Das ist sehr … lieb von dir!«

Genia sah Jonas noch einmal fragend an und legte einen Finger auf die Sensortaste neben der Wartungsklappe des Roboters, nachdem er zustimmend genickt hatte.

Aus dem Roboter ertönte ein leises Brummen, als die Hardware hochgefahren wurde. Dann öffnete er die Augen.

»Basisaktivierung erfolgt. Erwarte Eingabe.«

»Aktiviere Testmodus«, befahl Jonas.

»Testmodus aktiviert.«

Die Stimme klang beinahe menschlich, aber das war es nicht, was diesen Prototyp so besonders machte.

Hoffentlich besonders machen wird , dachte Jonas.

Noch war nicht sicher, ob sich die jahrelange Forschung bezahlt gemacht hatte. Natürlich klingende Stimmen bei Robotern waren nur eine Frage der Finanzen. Hochwertige Stimmmodulatoren kosteten eine Stange Geld. Die zugrunde liegende Software hingegen war trivial.

Was diesen Roboter besonders machen sollte, war nicht seine menschenähnliche Stimme – es sollte sein menschenähnliches Verhalten sein. Seine emotionale Intelligenz !

Es war noch nie gelungen, eine Künstliche Intelligenz zu erschaffen, die diesen Namen verdiente. Zwar hatte man das menschliche Gehirn bis auf das letzte Atom analysiert, die unzähligen Verbindungen seiner Synapsen gemappt und all seine elektrischen Verknüpfungen bis ins letzte Detail vermessen, doch jeder Versuch, es künstlich zu reproduzieren, war kläglich gescheitert. Selbst die modernsten Roboter waren nicht in der Lage, emotional angemessen auf komplexe Szenarien zu reagieren, was ihre Einsatzbereiche nach wie vor stark einschränkte.

Bisher!

Jason hoffte, mit seiner Arbeit den ersten Schritt in Richtung einer echten KI getan zu haben.

Wobei er sich der Grenzen einer KI sehr wohl bewusst war. Selbst wenn es gelänge, ihr nicht nur menschliches Denken, sondern auch menschliche Gefühle verständlich zu machen, so würde doch jegliches einer Software entspringende Verhalten immer die Folge mathematischer Berechnungen und simulierter Empfindungen bleiben. Roboter waren keine Lebewesen, sie waren nicht echt ! Deshalb konnten sie sich niemals ihrer selbst bewusst sein und echte Gefühle empfinden. Sie konnten diese nur analysieren und simulieren, doch zu mehr waren sie nicht in der Lage. Die hoffentlich von Jonas‘ neu entwickeltem Prozessor simulierte emotionale Intelligenz war nicht das Produkt echter Gefühlsregungen, sondern lediglich das Ergebnis hochkomplexer Algorithmen.

Roboter würden zwangsläufig immer künstliche Wesen bleiben und immer im Dienst der Menschen stehen. Roboter hatten keine Seele und würden nie eine haben!

»Steh auf!«, sagte Jonas.

Der Roboter hob den Oberkörper, schwang die Beine über die Tischkante und rutschte langsam und vorsichtig vom Labortisch herunter. Als seine Füße schließlich den Boden berührten, stand er, ohne zu schwanken, vor Genia und Jonas.

»Wer bist du?«

»Testeinheit 23 Strich 3008«, antwortete der Roboter, ohne zu zögern. Das dreiundzwanzigste Versuchsobjekt im Jahr 3008 A.D. Zweiundzwanzig vorherige Versionen von Jonas´ Emotioprozessor hatten versagt.

»Selbstanalyse. Nur die Basisfunktionen.«

Ein paar Sekunden verstrichen, bis der Roboter antwortete.

»Testeinheit 23 Strich 3008 in optimalem Funktionsmodus. Energiespeicher bei einhundert Prozent. Kognitivprozessoren bei siebzehn Prozent Auslastung. Emotioprozessor bei dreiundachtzig Prozent Auslastung.«

Genia sah Jonas überrascht an.

»Warum hat er eine so hohe Auslastung des E-Prozessors?«, wunderte sie sich.

Auch Jonas konnte sich das nicht erklären. Der Emotioprozessor war seine Erfindung, das Teil, wegen dem sie hier standen. T23 , wie sie den Roboter getauft hatten, war das Exemplar, in dem der nochmals überarbeitete Emotioprozessor in seiner hoffentlich endgültigen Version getestet werden sollte. Die vorherigen Versionen hatten entweder völlig versagt oder nicht ganz das erwünschte Ergebnis gebracht: die von einem Menschen ununterscheidbaren emotionalen Reaktionen eines Roboters auf äußere Reize. Doch keiner von ihnen hatte bereits zu Beginn des Testvorgangs eine so hohe Auslastung aufgewiesen.

Jonas befürchtete, dass auch dieser Test wieder scheitern würde, denn nun kam die kritische Phase. Der Roboter würde Antworten geben müssen, die nicht mehr mit strenger Logik zu berechnen waren. Die Selbstreflexion verlangten. Die einen funktionierenden Emotioprozessor voraussetzten!

»Wie geht es dir?«, fragte Jonas.

Wieder verstrichen einige Sekunden, bevor T23 antwortete.

»Ich … ich bin … verwirrt.«

»Verwirrt? Aktiviere Analysemodus: Beschreibe den Begriff 'verwirrt'.«

Die Aufforderung, in den Analysemodus zu gehen, blockierte bis zum gegenteiligen Befehl den Emotioprozessor, damit Gefühle, selbst künstliche, eine sachliche Analyse nicht beeinträchtigen konnten.

Sofort änderte sich auch die Stimme des Roboters hörbar. Sie klang nun weniger moduliert und sehr viel technischer, kälter .

»Verwirrung. Widersprüchliche Input/Output-Paare. Unvorhersehbare kognitive Reaktion auf Inputdaten. Unterschiedliche, nicht berechenbare Outputparameter bei wiederholten und identischen Inputparametern.«

Jonas nickte zufrieden. An dieser Stelle hatten alle vorherigen Testroboter versagt. Entweder hatten sie sich nicht mehr selbst analysieren können und waren mit einer Art 'robotischer Psychose' durchgedreht, was dazu geführt hatte, dass sie keinem Befehl mehr gehorchten und zwangsabgeschaltet werden mussten, weil sie Input und Output nicht mehr in einen koordinierten Zusammenhang bringen konnten oder ihre elektronischen Gehirne waren durch den sich selbst verstärkenden Resonanzprozess überlastet worden und letztlich durchgebrannt.

»Aktiviere Testmodus.«

»Testmodus aktiviert.«

»Was fühlst du?«

Wieder verstrichen einige Sekunden.

»Ich … mir fehlt Input. Ich habe keine Referenz.«

Jonas seufzte erneut. Das lief nicht ganz so, wie er eben noch gehofft hatte. Wenigstens war das Ding nicht gleich durchgebrannt und funktionierte noch. Doch der Input/Output-Nexus schien nicht korrekt mit der emotionalen Resonanzschaltung zu koppeln.

Dann hatte er eine Idee. Eine verrückte Idee.

»Was würde dich glücklich machen?«

Genia sah ihn von der Seite an. Diese Frage hatten sie im Briefing vor dem Testlauf nicht besprochen.

Dieses Mal erfolgte die Antwort sofort.

»Eine Aufgabe zu haben. Nützlich zu sein.«

»Warum?«, fragte Jonas.

»Weil … ist es nicht meine Bestimmung, meinen Erschaffern zu dienen?«

»Woher kommt dieser Gedanke?«

»Das schließe ich aus meiner Basisprogrammierung.«

»Aber warum würde es dich glücklich machen?«

»Weil es meiner Existenz einen Sinn gibt. Ich diene, also bin ich!«