Die Erde – zweihunderttausend Jahre später

Shra kam Mart immer noch hin und wieder besuchen. Sie war eine der wenigen menschlichen Bewusstseinskopien, die noch nicht die Vollimmersion vollzogen hatte.

Die meisten menschlichen Ego-Matrizen existierten nur noch als Qbits und Hyperfelder in einer Subraummatrix, die bereits jeden Kontakt zum physischen Universum verloren hatte. Dies bildete den Beginn des Aufstiegs, den Tasso vor langer Zeit dem Rest der Menschheit in Aussicht gestellt hatte.

Shra hatte bisher – vielleicht sogar wegen Mart – auf die Vollimmersion in die Subraummatrix verzichtet und war noch in der Lage, mithilfe einer Avatarprojektion mit der realen Welt zu verkehren. So war es ihr möglich gewesen, Kontakt mit Mart zu halten. Mart war sogar nach wie vor dazu fähig, in eine physische Inkarnation zu schlüpfen, wenn er dies für nötig erachtete. Zwar verbrachte auch er die meiste Zeit in virtueller Inkarnation in dem Quantencomputer mehrere Kilometer unter der Erdoberfläche, doch er konnte sein Bewusstsein jederzeit in einen neu gezüchteten Klonkörper übertragen, wenn es galt, mit der realen Welt zu interagieren.

Die Anderen , an die sich Mart kaum noch erinnern konnte und die sich schon lange nicht mehr gemeldet hatten, erhoben jedenfalls keine Einwände dagegen. Er konnte sich jedoch daran erinnern, dass es ihm verboten war, die Erde in seiner physischen Inkarnation zu betreten, da es ihr schaden könnte. Mart hielt sich aus Respekt vor der Schönheit des Planeten daran.

Er war unter seinen Brüdern und Schwestern immer mehr zum Außenseiter geworden. Vielleicht war er dies schon immer gewesen. Er erinnerte sich an einen ganz besonderen Bruder, einen der Anderen , mit dem ihn eine enge Beziehung verbunden hatte, doch er konnte sich nicht mehr an dessen Namen erinnern.

Auch dieser Bruder hatte sich schon lange nicht mehr gemeldet.

Mart schreckte instinktiv davor zurück, auch die letzte Verbindung zum Universum zu kappen. Es gab dort noch so viel zu entdecken, so viele Wunder zu bestaunen, und er war noch lange nicht bereit, seinen Brüdern und Schwestern in die Vollimmersion zu folgen.

Eines Tages würde auch er diesen Schritt wagen, doch Mart war davon überzeugt, dass das Universum bis dahin noch die eine oder andere Überraschung für ihn bereithalten würde.