Die Ermordung eines italienischen Pizzabäckers

„Das Wichtigste bei dieser Aktion ist, dass du heil wieder rauskommst“, sagte der Chef der Sicherheitsfirma, für die Ex-Polizist Fallner seit einem Jahr arbeitete. „Und damit meine ich nicht heil wie Heil Hitler, sondern wie Gesund & Munter. Du brichst sofort ab, wenn du nur den winzigen Verdacht hast, es könnte schiefgehen, ist das klar?“

So redeten Ex-Polizisten, wenn sie etwas mit Nachdruck gesagt haben wollten. Immer nah an der Grenze zum Brüllen.

Fallners Chef war gleichzeitig sein älterer Bruder, ebenfalls Ex-Polizist, aber geschäftstüchtiger. Deshalb nicht immer zu einer klaren Abgrenzung zwischen legal und illegal in der Lage. Der Auftrag, den er als „Aktion“ bezeichnete, war in dieser Hinsicht jedoch so eindeutig einzuordnen, dass Fallners Frau Jaqueline nichts davon wissen durfte, weil sie keine Ex-, sondern immer noch Polizistin war, und das aus voller Überzeugung – sie hätte ohne Vorwarnung mit einem Kommando diese Sicherheitsfirma stillgelegt und Ehemann Fallner, seinen Bruder und den Rest festgenommen (scheiß auf die Familie und alle Ex-Polizisten!).

Im ICE München-Dortmund fragte sich Fallner (während sich eine Logorrhoe-Frau, die allein am Tisch auf der anderen Seite des Gangs saß, über die Nutten, Zuhälter und „Arroganzfotzen“ beschwerte, von denen sie aus dem Job gemobbt worden war), warum er von Polizisten und Ex-Polizisten umzingelt war – und von Verpflichtungen und Wünschen und Aufträgen, mit denen sie ihn fertigmachten (die verdammte Familie!).

Er achtete auf die Frau, die mit kaum noch unterdrückter Wut Worte aus ihrem Körper zerrte, die sie nicht behalten konnte. Um bereit zu sein, wenn sie in ihm einen dieser Zuhälter erkannte. Er hatte immer etwas Angst, dass diese Leute jeden Moment ein Messer ziehen könnten. Immerhin war sich die etwa Fünfzigjährige bewusst, dass sie riskierte, aus dem Zug geführt zu werden, wenn sie zu laut abdrehte. Die Angst in ihren Augen war sehr viel größer als seine, und sie hatte keine Angst vor ihm, sondern vor dem, was in ihr außer Kontrolle geraten war.

Er stellte sich vor, dass sie an einem Bahnhof von ihrer Tochter abgeholt und umarmt wurde und weinte, weil sie sich endlich in Sicherheit fühlte (die schützende Familie!).

Das Problem war nicht das Ziel, sondern der Zielfahnder war das Problem. Selbst wenn der Zielfahnder das Gesetz hinter sich hatte. Das Ziel wusste nicht, dass es im Visier war. Das Ziel hatte vielleicht den Hauch einer Ahnung, der sich jedoch leicht ignorieren ließ.

Der Zielfahnder aber dachte nicht nur an das Ziel, sondern auch an sich selbst. Und die Familie möglicherweise. Und hatte Angst.

Er hatte sich seit Wochen auf sein Ziel vorbereitet – landete jetzt in seiner Nähe – und hatte bei seinen Vorbereitungen tausend Möglichkeiten entdeckt, die aus der Aktion ein Desaster machen konnten – er entdeckte eine Fehlerquelle in seinem Plan – dachte darüber nach, wie der Fehler auszuschalten war – fand eine Lösung – und entdeckte eine neue Möglichkeit, wie er draufgehen konnte.

Der Zielfahnder machte einen falschen Schritt und war ein toter Mann.

Und wenn er keinen falschen Schritt machte, wurde er von einem mehr als unwahrscheinlichen, unvorhersehbaren Zufall gestoppt.

Fallner konzentrierte sich, um die Armee der verdammten unvorhersehbaren Zufälle schon vor Beginn der Aktion zu erkennen. Aber er erkannte nichts – er sah sich immer nur fallen, abgeschossen fallen, Einschüsse groß im Bild. Und wenn er auf dem Boden aufkam, hatte er noch genug Zeit gehabt, um zu verstehen, dass er schon Tage vorher draufgegangen war, weil er sich in seinen Zweifeln verfangen hatte.

Deshalb hatte der Zielfahnder einen Partner. Der ihn rausholte, wenn er sich in seiner Angst verirrte. Und der, das war das Wichtigste, ans Ziel kam, wenn er selbst auf der Strecke geblieben war.

Deshalb waren Psychopathen die besten Zielfahnder: Weil sie sich für Angst einen Dreck interessierten, oder für eine krepierende Partnerin auf der Strecke – denn nicht der Weg war das Ziel, sondern das Ziel war das Ziel.

Es war ein Nachteil, dass er allein war. Und es war ein Vorteil, dass er allein war. Es war ein Nachteil, dass der Vorteil kaum mehr Gewicht als der Nachteil hatte … Ihm wurde bewusst, dass er selbst das größte Problem bei dieser Sache war, als er im Hotel auf dem Bett saß. Eine Hand am Griff seiner Makarow, die andere Hand am Schalldämpfer. Er drehte die Pistole sanft hin und her. Ohne zu bemerken, was er tat. Wie ein Trinker, der mit der Flasche meditiert. Sah sich nur dabei zu, wie er fiel … Als er am Metall der Waffe eine Lichtveränderung wahrnahm, schreckte er auf und ihm wurde klar, dass er seit zwei Stunden auf dem Bett saß und die Makarow hin und her drehte.

Nicht ausgeschlossen, dass im Hotel bereits aufgefallen war, dass er nachmittags im Zimmer war. Diese Kleinigkeiten, die in kleinen Hotels, die nicht mal ausgebucht waren, schnell auffielen.

Keine Panik: Er war seit drei Stunden in einer fremden Stadt und hatte noch keinen Fehler gemacht und war von keinem irrsinnigen Zufall umgehauen worden.

Er stellte der jungen Frau an der Rezeption viele Fragen. War logisch, denn er trat als Akquisiteur für eine Tourismus-Website auf und war in dieser schönen kleinen Stadt Ahlen auf der Suche nach Kunden, die Werbeflächen kauften.

Es war eine Fake-Website der Sicherheitsfirma, eine einfache und für viele Aktionen passende Tarnung. Er würde durch die Stadt laufen und schöne Fotos machen und zum Beispiel ein Fitnesscenter betreten, um den Geschäftsführer zu überzeugen, dass ihn ein Artikel (gratis) mit Foto und einem Banner (schon ab 150 €) nach vorn bringen würde.

Es gefiel der Rezeptionistin, mit jemandem etwas zu tun zu haben, Fragen gestellt zu bekommen, Antworten zu geben, die beachtet wurden. Sie suchte immer neue Prospekte und malte Kreuze auf den Stadtplan, die Sehenswürdigkeiten, Geschäfte und Sonstiges markierten. Kam dann sogar auf seine Seite der Theke und stellte sich eng neben ihn.

Er ging also als freundlicher Normalmann von Mitte vierzig durch, mit dem man sich nett unterhalten konnte. Wirkte auf sie nicht wie ein Typ, der einen italienischen Killer im Visier hatte und von sich dachte, er würde einen intensiven Geruch nach Angst und Tod verströmen. Das war beruhigend. Jedenfalls ein wenig.

„Sie helfen mir wirklich sehr“, sagte er, „ich werde Ihr Hotel auf jeden Fall empfehlen, versprochen, danke für Ihre Zeit.“

„Ach, alles gut“, sagte sie. „Sie sehen ja, was hier los ist, Wochentag, Nachmittag, weniger als am Arsch der Hölle!“

Er machte ihr vor, er wäre verunsichert. Denn Arsch der Hölle war kein Ausdruck, den ein Akquisiteur gebrauchen würde, es sei denn, er musste Diskotheken neue Biersorten andrehen. Aber er war kein lässiger Vertreter für Club-Ausrüstung, sondern der alerte und immer höfliche Tourismus-Typ.

Seine Unsicherheit schien sie in Fahrt zu bringen: „Und wissen Sie, was? Das dürfen Sie aber nicht schreiben, genau da sind wir hier nämlich, am Arsch der Hölle“, sagte sie und verpasste ihm einen sanften Stoß mit dem Ellenbogen.

„Aber nein, da ist es nicht so kalt“, sagte er, obwohl er keine Vorstellung von diesem Ort hatte.

„Wir haben ein Grad unter null“, sagte sie, „das ist nicht normal, Ende März. Da stimmt doch irgendwas nicht mehr, wenn Sie mich fragen.“

Für Fallner war es ein Vorteil, dass es ein Frühling wie im tiefsten Winter war. In den großen Innentaschen seines langen Wintermantels konnte er die Makarow mit dem aufgesetzten Schalldämpfer gut unterbringen. Eine Belastung, Behinderung, aber er hatte sie einsatzbereit am Körper. Die Maschine war dreißig Zentimeter lang und wog mehr als ein Kilo. Er fragte sich, was er im Sommer getan hätte. Vielleicht eine Plastiktüte. Müsste sie nicht mal aus der Tüte ziehen.

Er fragte sich, ob sie eine Frau war, die sich für Männer mit Waffen interessierte. Und was er zu ihr als derjenige gesagt hätte, der er wirklich war.

Während sie etwas suchte, was ihn als Tourismus-Profi interessieren sollte, erkannte er den Sänger Heino auf einem Foto der Zeitung, die auf der Theke lag. Hier im Münsterland hatte der seit vielen Jahren sehr beliebte Schlagersänger Heino der Heimatministerin eine seiner Schallplatten überreicht, auf der er auch schon etwas ältere Lieder sang, die schon damals auch SS-Männern gefallen hatten, wurde berichtet.

Was Fallner daran erinnerte, dass sein Vater diesen Heino mochte, aber auch daran, dass sein bester Freund, der alte Punk Armin, gelegentlich erzählte, dass er damals in Berlin einen Punksänger gekannt hatte, der sich Der wahre Heino genannt und damit gefeierte Auftritte gehabt hatte, ehe ihm dieser echte Heino, der nun der Heimatministerin ein Heimatgeschenk überreicht hatte, den Namen per Gericht verbieten ließ.

„Noch eine Frage“, sagte Tourismus-Fallner, „diese leerstehende Nahrath-Fabrik, stimmt die Information, dass da ein großer Abenteuerpark geplant ist, so eine Art Disneyland?“

„Ein Disneyland hier in Ahlen?“, sagte sie, „kann ich mir nicht vorstellen.“

„Nur ein Gerücht. Wäre aber eine tolle Nutzung für so ein großes Fabrikgelände, sicher toll für die Stadt.“

„Aber voll und ganz sicher!“

Sie hatte recht, es war Unsinn – aber die Fabrik war nah an seinem Ziel, hatte sie was Interessantes dazu zu sagen? Er strich suchend über den Stadtplan, und sie zeigte ihm den Weg, den er sich auf der Karte so oft angesehen hatte, dass er ihn jetzt draußen mit verbundenen Augen gefunden hätte.

„Wir sind hier am Marktplatz, Sie gehen in die Südstraße, immer geradeaus, durch die Bahnunterführung, dann stehen Sie vor der Nahrath-Fabrik. Koch und brat mit Nahrath! Den Spruch kannte ich schon als Kind von Mutter. Und gegenüber im Toscana können Sie gut essen. Und sofort fragen, ob die auf Ihrer Seite Werbung machen, die haben Geld, das sieht man. Sie sind der Pizza-Mafioso-Typ, geben Sie es zu.“

Das schien ein Kompliment zu sein, und er lachte. Vielleicht sollte er sie einladen. Sie hatte Sehnsucht nach Abenteuern. Alle hatten Sehnsucht nach Abenteuern. Er nicht. Er hätte eines gebrauchen können, das ihn von diesem Abenteuer abhielt, in das er reinlief und bei dem er kein gutes Gefühl hatte.

Es wurde dunkel und fing heftig zu schneien an, als Fallner die Unterführung passierte, die den Übergang von der Südstraße in die Dolberger Straße bildete, und er im Stadtgebiet „jenseits der Bahn“ rauskam, wie es die Rezeptionistin erklärt hatte.

„Jenseits der Bahn“ war die alte Bezeichnung für die schlechte Seite der Stadt, die früher von der längst abgewickelten Westfalen-Zeche und den Siedlungen ihrer Arbeiter geprägt war. Man sagte es noch, würde es aber nicht mehr so ernst meinen. Die Türken, die Moschee und das Fußballstadion waren natürlich jenseits der Bahn. Am Ristorante Toscana fing das Jenseits an und gegenüber mit der verrottenden, früher bedeutenden Emaille-Fabrik Nahrat.

Die dicken Schneeflocken flogen langsam. Wenn sie landeten, hatten sie ihre Aufgabe erfüllt und waren sofort verschwunden – genau so musste es laufen.

Der Ex-Polizist blieb in seinem weißen Mittelklasse-Leihwagen in Sichtweite sitzen. Einen Stadtplan über dem Lenkrad ausgebreitet. Auf der einen Seite des Restaurants ein mit zehn Autos belegter Parkplatz, auf der anderen Seite eine Einfahrt, deren Torflügel geöffnet waren.

Er konzentrierte sich darauf, nicht als Ex-Bulle rüberzukommen. Sein komischer Hut, die Brille mit den Fenstergläsern und die Aktentasche waren nicht unbedingt ein ausreichender Schutz. Wenn er nicht aufpasste, würde man ihm seine zwanzig Bullenjahre ansehen, wenn man einen Blick dafür hatte und einen Berg Misstrauen – der Italiener hatte diesen Blick, das war sicher. So sicher wie das Material, das sie über ihn bekommen hatten.

Sie hatten die Informationen mehrmals überprüft. Bis Fallner schließlich aufgab, die Sache abzulehnen, diese „Aktion“, von der sein Bruder behauptete, es handle sich um einen Polizeiauftrag – der allerdings so weit unter dem Radar geflogen kam, dass außer ihnen beiden niemand in der Firma etwas von dem Auftrag wissen durfte. Und wenn es ein Problem geben würde, wüsste auch kein Auftraggeber etwas von einem Auftrag.

„Wenn es jemand verdient hat, gestoppt zu werden, dann dieser Typ“, hatte Fallners Bruder gesagt.

„Du nennst es stoppen?“, sagte Fallner.

„Du musst ihn nicht erledigen, du kannst ihn auch ins Auto setzen und in Rom abliefern“, sagte sein Bruder, und fügte hinzu: „Du bist der Einzige von uns, der dieser Sache gewachsen ist.“

„Ich bin der Einzige von uns, der dich nicht reinzieht, wenn‘s schiefgeht“, sagte Fallner, „und die Firma braucht das Geld.“

„Die Welt braucht mehr Schutz vor diesen Scheißtypen“, sagte sein Bruder.

Er war vollkommen auf sich allein gestellt. Er konnte die Aktion immer noch stoppen – sich ein Bild von der Lage machen und dann stoppen. Zurück ins Hotel fahren und versuchen, mit dem Hotelfräulein am Arsch der Hölle ein Feuer zu machen …

Er nahm die Aktentasche mit dem Laptop und stieg aus.

Er ging vor den vier Toscana-Fenstern auf und ab, die etwas erhöht und deshalb nicht optimal einsehbar waren, und redete Unsinn in sein Telefon. In drei Fenstern Blumentöpfe in gedämpftem Licht, im neonhellen Fenster links die Küche, auf dem Fenstersims eine halb volle Flasche Rotwein und ein großes Gefäß mit einem dunklen Gewürz. In einem Regal im Hintergrund ein Haufen Blech.

Sie hatten nicht herausgefunden, wofür ihr Mann im Restaurant zuständig war, hatten niemand vorschicken können, um etwas herauszufinden. Sie wussten nicht, ob der Besitzer etwas wusste oder dazugehörte oder erpresst wurde oder ein Cousin war, der von seiner Mutter gezwungen wurde, diesem Mitglied der Familie zu helfen.

Und plötzlich sah Fallner seinen Mann im Fenster, er hielt beide Arme nach oben, in einer Hand einen weißen Teller. Er war wütend und riss die Klappe auf, und Fallner hatte für einen Moment ein Gefühl, als würde er mit einer Achterbahn abstürzen – das war der 32-Jährige, der die Bezeichnung Monster verdiente. Man würde seine unfassbare Bösartigkeit nicht vermuten, wenn man keine Informationen hatte. Er ging schimpfend in der Küche herum, war eine Sekunde im Fenster, dann wieder weg, dann wieder da. Er war nicht der Küchenchef, das war klar.

Fallner betrat das Restaurant und blieb zuerst am Eingang stehen, um seine Brille sorgfältig zu putzen. Ein freundlicher Herr unter einem komischen Hut, der vor dem Schneetreiben geflohen war, und sich nun an einen kleinen Tisch in einer Ecke setzte.

Er bestellte ein Glas Rotwein und fragte die Bedienung, eine etwa vierzigjährige, stämmige Frau, ob er den Chef in einer geschäftlichen Angelegenheit sprechen könnte. Er war hungrig, aber allein beim Gedanken an Pizza oder Pasta wurde ihm schlecht. Der ganze Brei, der rote Schleim.

Und vom Nebentisch schwappte schon wieder Schützt-unsere-Heimat-Gesabber, vermutlich Heino-Fans, die glaubten, irgendwas endlich mal sagen zu dürfen.

Der Chef kam tatsächlich kurze Zeit später zu ihm an den Tisch. Er sah der Bedienung gespenstisch ähnlich, war misstrauisch, was wollte dieser unbekannte Gast von ihm, Finanzamt oder sowas? Er warf einen Blick auf Fallners geöffneten Laptop mit der Website, die er sich ansehen sollte und sagte, nachdem er was mit Werbung verstanden hatte: „Keine Zeit, Mann, Arbeit, Arbeit!“ Willigte jedoch ein, sich die Sache mit der Werbung genauer anzuhören, wenn sein Toscana-Laden um 22:30 schloss.

Als der Patron wieder hinter der Theke stand, kam der Killer aus der Küche und stellte sich zu ihm. Der Wirt deutete mit dem Kopf zu dem Gast, der sich geschäftlich mit ihm unterhalten wollte. Fallner blickte starr auf den oberen Rand seines Bildschirms und registrierte, dass der italienische Killer ihn musterte. Er wagte es nicht, ihn anzusehen. Wieso hatte der mitbekommen, dass sein Boss mit diesem Gast geredet hatte? Musste bedeuten, dass er in permanenter Alarmbereitschaft war. Auf jeden Gast achtete. Oder doch nur Zufall.

Fallner schwitzte … nicht hinsehen, Mann … Scheiß drauf – er sah hoch – seine Zielperson war weg und die Schwingtüren zur Küche schwangen hin und her.

Fallner ging an der Herrentoilette vorbei den gelblich beleuchteten Gang runter, der erheblich weniger gepflegt war als der Speiseraum, und verirrte sich in den Hinterhof, um sich ein Bild zu verschaffen. Ruderte vorsichtshalber mit den Armen, verzweifelt auf der Suche nach einem Pisspott.

Ein roter Transporter stand da, mit dem Heck nah an der Hintertür, eine vielbenutzte Karre, die rote Farbe war zum Teil abgeblättert und zeigte nackten Stahl, der linke Vorderreifen hatte fast keine Luft mehr. Der Motor lief nicht, aber eine Tür stand offen und aus der Kabine kam Musik.

Eine Sängerin sang von Kleingeld in der Tasche. Der Song kam ihm bekannt vor. Es ging um „Brass in Pocket“, mit dem sie sich Mut antrinken wollte. So geht’s mir auch, Schwester, hauchte Wo-ist-denn-das-Scheißhaus-Fallner.

Auf beiden Seiten des Transporters war wenig Platz. Die Türen ließen sich gerade weit genug öffnen, um auszusteigen. Bis zur Straße waren es wenige Meter, hinter dem Transporter zog sich der Hof in die Länge bis in die Dunkelheit. Er ging vorsichtig in diese Dunkelheit hinein … da lagen Bretter, Stühle, Kisten, Kübel … und schließlich war da ein Strauch an einer Wand, zehn Meter entfernt von der Sängerin, die nur noch als Wispern zu hören war … er stand in der Dunkelheit und betrachtete den roten Transporter im Licht, das aus dem Lokal kam, … diese Dunkelheit war seine Freundin.

Nachdem er bezahlt hatte, machte er wieder ein paar Fotos in der Umgebung, um im Notfall beweisen zu können, dass er permanent für seine Website unterwegs gewesen war.

Das gegenüberliegende imposante Nahrath-Gebäude sah unheimlich aus. Als würde irgendwo drinnen jemandem der Mund zugehalten. Düster, leerstehend, einige Fenster kaputt, Lichtflecken von Straßenlampen. Die Straßenkreuzung totenstill. Der Zaun um die Fabrik taugte nicht viel. Wie eine Einladung, den Italiener im Keller abzulegen. Unsinn, das wäre viel zu kompliziert.

Er ging stadtauswärts, betrat spontan einen Spielsalon, der auf den ersten Blick heruntergekommen schien, jedoch überraschend neu und gut ausgestattet war – und vollkommen leer. Die elektronischen Geräusche und Lichter freuten sich über sein Eintreten, Leben kam in die Bude. Fast wie versteckt in einer Ecke am Ende des Raums an einem Tisch mit Computer der diensthabende Rentner, er schüttelte nur den Kopf, als Fallner ihn fragte, mit wem er über Werbung reden könnte. Auf die Frage, ob er ihn verstehen würde, reagierte er nicht. Fallner gab ihm seine Karte, machte Fotos. Bedankte sich, wünschte eine gute Nacht. Der Rentner starrte ihn an, als hätte er angekündigt, den Laden sofort zu schließen.

Es war eiskalt draußen, keine Seele unterwegs. Alle Leute von der Kälte geschockt – falls sie nicht, wie die Rezeptionistin angedeutet hatte, sowieso immer geschockt waren. Er wartete im Auto auf seinen Toscana-Termin. Mit Stadtplan und iPhone beschäftigt, beobachtete er das Restaurant. Vielleicht pisste der Killer auf die Arbeitszeiten und kam jetzt schon raus; weil er machte, was er wollte und keiner sich traute, ihn anzuschnauzen, weil alle Angst vor ihm hatten.

Endlich tat sich was – ein schwarzer extrabreiter Golf rollte vorbei und ballerte Basswellen in die Nacht raus. Die Lautstärke im Wagen wirkte sicher wie eine gute harte Droge.

Der Toscana-Wirt betrachtete Fallners Website drei Minuten lang mit gespieltem Interesse, was nicht ausreichte, um auch nur zu ahnen, dass es sich um eine Fake-Seite handelte. Er versprach dann, sich die Sache mit der Werbung zu überlegen. Lüge. Es war also eine klassische fake/fake-Situation (sagte man jetzt „Faffanculo“?).

Vollkommen echt zum Glück: Sein Mann war noch in der Küche tätig. Er hatte ihn nicht verloren, und als Fallner auf die Toilette ging (diesmal ohne sich zu verirren), sah er ihn von hinten, er trug zwei Müllsäcke raus und stellte sie vermutlich in den Transporter.

Fallner wartete im Auto auf ihn, war sich sicher, dass er mit dem Lieferwagen den Müll wegbringen würde. Er hoffte auf eine Chance noch in dieser Nacht. Je schneller, desto besser. Seine Nerven gingen ihm auf die Nerven. Das Abwarten machte ihn fertig, und die ungünstigen Bedingungen. Er konnte hier kaum was tun, ohne aufzufallen.

Nach zwanzig Minuten kam der Pizzabäcker aus der toscanischen Vordertür und Fallner musste sich im Auto hastig umziehen. Damit hatte er nicht gerechnet, dass der Italiener sich zu Fuß auf irgendeinen Weg machen würde. Der Typ ging locker weiter rein ins Gebiet „jenseits der Bahn“ und fühlte sich sicher, er registrierte den Mann im weißen Anorak und großer weißer Mütze nicht, der mit etwas Abstand hinter ihm torkelte und leise besoffene Laute von sich gab. Sollte sich der Killer umdrehen, würde er vor allem die Schnapsflasche sehen, die der besoffene Penner im weißen Anorak in der Hand hielt.

Fallners Makarow steckte unangenehm schwer in seiner Hose. Es war anders nicht möglich, denn den Wintermantel mit den großen Taschen und die Aktentasche hatte er ja schon als dieser Werbemann benutzt, an den sich der Fake-Pizzabäcker erinnern würde … Kein Mensch auf der Straße … er könnte etwas näher an ihn rangehen und ihn von hinten erschießen. Keine gute Idee. Wenn jemand etwas bemerkte, kam er hier nicht mehr weg, eine wandelnde Leuchtreklame, ein besoffener Schneemann … er schwitzte, nah an einer Panik, er kannte den Zustand … Am Anfang der Zechensiedlung steckte der Italiener den Schlüssel in ein schmales Haus und tauchte ab.

Ende des Versuchs, die Aktion durchzuführen. Fallner ging zurück Richtung Glückaufplatz. Fragte sich, ob er Glück nötig hatte, ob er völlig falsch dachte, ob er danach glücklicher wäre. Er sah sich ratlos um. Der Weg vom Kriminalkommissar zum Ex-Polizisten und weiter zum Killer sah nicht gut aus – aber wurde er zum Killer, wenn er den Pizza-Mafiakiller erledigte oder nicht doch zum guten Hirten?

Er hörte ein Auto mit einer irrsinnigen Anlage. Der breite schwarze Golf, wer sonst. Er drehte sich mitten auf der Kreuzung im Kreis, konnte in den vier Straßen jedoch keine Scheinwerfer entdecken. Sie kamen nicht näher. Zivilbullen möglicherweise, in den leeren Straßen auf der Suche nach einem Lebewesen, dem sie ihre Langeweile auf die Rechnung setzen konnten … Er nahm den ersten richtigen Schluck aus seiner Schnapsflasche mit dem Klaren, der ihm nicht schmeckte, drehte dann seinen Anorak um, schwarz war jetzt besser als weiß.

Er ging zum Hotel und hatte dabei das Gefühl, dass jetzt jemand hinter ihm herging – aber nichts, niemand, nirgendwo.

In einem Garten dann die Bestätigung, dass er es mit einer friedlichen Stadt zu tun hatte: An zwei Pfosten eine Tafel mit der Aufschrift Heimat für alle. Mit Telefonnummer. Also keine Botschaft von Heimat-Heino an die Deutschen, sondern eher als Der Wahre Heino was here! zu interpretieren. Er machte ein Foto, ein Blitz in der Nacht.

Heimat für alle – wären doch schöne letzte Worte für den Italokiller, dann hätte er was nachzudenken, denn der Weg in die Hölle war lang: ohne seine Mama!

Die Stadt lag da wie tot – und war doch voller Überraschungen. Im Frühstücksraum des Hotels explodierte an einem Tisch eine Mitternachtsparty. Zwei betrunkene ältere Ehepaare, alle mit Übergewicht und weißen Zetteln an die Stirn geklebt, auf denen ein Wort stand. Sie machten ihr Spiel und waren guter Dinge. Fallner blieb in der Tür stehen und winkte ihnen freundlich zu. Und wartete ab. Vielleicht war die charmante Rezeptionistin noch da und würde gleich mit einer weiteren Flasche Wein für das Quartett antanzen, genervt, weil sie endlich ins Bett wollte, erfreut, ihn zu sehen. Er wollte noch einen angenehmen Menschen treffen. War doch nicht zu viel verlangt.

„Aber ich bin noch nicht gestorben, richtig?“, sagte eine der dicken Frauen.

„Nein, du bist noch nicht gestorben“, sagte einer der dicken Männer.

Da lachten sich die vier kaputt und er stieg rauf in sein Zimmer und legte sich, so wie er war, aufs Bett – blätterte in seinem Notizbuch, auf der Suche nach einer Eintragung, die ihm jetzt helfen könnte.

Stieß auf einen Satz, den er bei Charles Mingus gefunden hatte: „… schrieb einen Song mit dem Titel Alles was du jetzt sein könntest wenn Sigmund Freuds Frau deine Mutter wäre.“

Er verstand nicht, was damit gesagt oder angedeutet sein sollte und konnte sich nicht vorstellen, dass er jemals was verstanden hatte. Aber vielleicht steckte jetzt doch ein persönlicher Hinweis drin … Die einen warfen eine Handvoll Patronen auf die Erde und studierten ihre Lage, um eine Botschaft aus ihrer Zukunft zu entdecken – und er nahm eben ein paar Wörter eines den bewusstseinserweiternden Drogen nie abgeneigten Jazzbassisten … War die Mutter in diesem Titel von Mingus ein Hinweis auf die Mama des italienischen Killers? Dessen Mama war vielleicht kürzlich verstorben und jetzt sollte er dem Killer den Gefallen tun, ihn zu seiner Mama zu befördern?

Nach einer Nacht, in der er kaum geschlafen hatte, parkte Fallner in Tourismus-Werbemann-Montur eine Stunde lang in Sichtweite des Hauses, das der Killer nach der Arbeit in der Nacht betreten hatte. Nichts. Er drehte zu Fuß eine Runde in der Nähe und machte Fotos. Länger konnte er nicht bleiben, ohne aufzufallen. Selbst am Tag war hier kaum was los.

Er fuhr zur Westfalen-Zeche, besichtigte die riesige ehemalige Lohnhalle. Tausende Arbeiter hatten hier jede Woche Bargeld auf die Hand bekommen, während draußen ihre Frauen gewartet hatten, um sie abzufangen.

Das Gebäude gegenüber war eine kurze Geschichte der Arbeiterklasse: Die Kohle war weg, ein Tanzstudio das neue Ding, nebenan eine verrußte Halle mit kaputten Scheiben … Er machte Fotos, verteilte seine Karten, fragte nach zuständigen Leuten, redete großspurig mit großen Gesten – Mensch, diese Werbeprofis! Kann man eigentlich noch anders Kohle machen als mit Werbung?

Vor dem Museum, in dem früher die Rettungs- und Feuerwehrleute über ihrer Trainingsgrube untergebracht waren, erklärte ihm ein alter Mann, dass diese Jungs den härtesten Job gehabt hatten. Länger als zwei Stunden wäre es unten im Schacht mit Sauerstoff- und anderen Geräten – nicht zu schaffen gewesen.

„Wenn einer nicht rechtzeitig raufging, dann hat ihn die Schwarze Marie geholt“, sagte er.

„Wer ist denn diese Schwarze Marie?“, fragte Fallner.

„Wenn du was anstellst, oder nur ‘nen Fehler machst, holt sie dich in‘ Schacht runter bis nach ganz unten“, sagte der Alte.

„Wenn sie gut aussieht, von mir aus“, sagte Fallner.

Sie lachten und gaben sich die Hand, Arbeiter unter sich – er würde wieder schwitzen wie ein Kumpel in der tiefsten Tiefe, wenn er in die Nähe seiner Zielperson kam. Um diesen Bäcker, der kein Bäcker war, endlich an die Schwarze Marie auszuliefern. Einer musste den dreckigen Job schließlich machen.

Am späten Nachmittag lag er auf dem Hotelbett. Die Makarow auf dem Bauch. Er dachte zwanghaft an die Situationen, in denen er damals im Dienst zwei Männer erschossen hatte.

Konnte man nicht vergleichen, das waren spontane Handlungen gewesen, denen er nicht hatte ausweichen können. Nichts Geplantes, kein Nachdenken.

Er rauchte Kette bei offenem Fenster, hatte keine Idee, hatte nichts entdeckt, was nach einem guten Weg aussah. Er war der falsche Mann für den dreckigen Job, was machte er hier?

Er starrte auf den Fernseher, ohne etwas zu verstehen – Männer in dunklen Anzügen, denen er nicht folgen konnte.

Er war nicht zu feige für den Job. Sicher nicht. Er konnte es, wenn es sein musste. Sicher.

Wenn er Zweifel hätte, sollte er an die miesesten Typen denken, die er sich vorstellen könnte, hatte ihm sein Chef und Bruder gesagt, und sich klarmachen, dass der Italiener noch eine riesengroße Spur mieser wäre. Und das machte er.

Zuckte dann aus dem Schlaf hoch, weil er nicht wusste, woher das Gewicht auf seinem Bauch kam. Er blieb liegen, bis er in der Dunkelheit nichts mehr erkannte, und dann noch länger, bis es Zeit war.

Der Toscana-Wirt wollte seine Pizzeria schließen und fertigte ihn mürrisch ab. Nein, keine Werbung, und er solle ihm nicht mehr damit kommen. Fallner blieb freundlich, kein Problem, er bezahlte wieder ein Glas Rotwein und wünschte alles Gute.

Er hatte keinen Plan, als er beim Haupteingang zur Straße rausging und dann in die Einfahrt zum Hinterhof. Hatte sich keinen Grund überlegt, was er hier zu suchen hätte, wenn er angesprochen würde. Der Transporter stand da, er duckte sich hinter der Frontseite und hatte eine Idee: Er würde in diesem Fall einfach fragen, ob der Transporter zu verkaufen wäre. War doch genau der Unsinn, der jedem normal vorkam. Er hörte die Geräusche, die der Italiener beim Einladen machte, und dabei fiel ihm auf, dass er diesmal keine Musik angemacht hatte. Deshalb hörte Fallner seine Schritte, die leiser wurden, als er zurück ins Lokal ging – und das war die Gelegenheit, um in den dunklen Teil des Hinterhofs bis zum Gestrüpp an der Mauer zu laufen.

Er hatte die zweite Hand noch nicht ganz in den Vinylhandschuh gezwängt, als der Italiener wieder rauskam. Fallner erstarrte, senkte den Kopf, um sein helles Gesicht zu verbergen. Hielt die Hände hinter dem Rücken, atmete ruhig ein und aus, dachte an nichts, nahm alles auf. Er verhielt sich automatisch so, wie er es gelernt, trainiert und angewendet hatte. Sah auch nicht auf, als er hörte, dass der Italiener nicht ins Haus ging, sondern ein schleifendes Geräusch verursachte, was machte er? Jetzt drehte er das Autoradio auf, und das bedeutete noch etwas mehr Glück für den Ex-Polizisten an der dunklen Wand, der es auf ihn abgesehen hatte, und der glaubte, noch mehr Glück nicht zu benötigen, um seinen Auftrag auszuführen.

Als der Italiener wieder im Restaurant verschwunden war, zog Fallner die Makarow aus dem Mantel, befestigte den Schalldämpfer, hielt sie in der rechten Hand nach unten und starrte weiter zu Boden. Er ging langsam los, als der Italiener die nächsten Kartons in den Transporter stellte und ihm dabei den Rücken zuwandte.

Er stand ruhig da und hielt die Waffe ausgestreckt mit beiden Händen, als der Killer sich aufrichtete und umdrehte – in Kopf und Oberkörper getroffen wurde – drei kaum hörbare Schüsse, die zum Rapper aus dem Radio passten. Er fiel nach hinten auf die Ladefläche zwischen die Kartons und Säcke mit Müll, ohne seinen Richter erkannt zu haben, und Fallner ging zu ihm und schoss ihm in den Unterleib. Wie es als Antwort auf gewisse Beleidigungen in gewissen Familien üblich war.

Er schob den Toten in den Transporter und schloss die Ladetüren. Der Schlüssel steckte, er sperrte ab. Drückte im Vorbeigehen die Fahrertür zu, sperrte nochmals ab und warf den Schlüssel über die Mauer zum angrenzenden Garten. Das brachte ein paar Minuten, falls es gleich auf jede Minute ankam.

Er fuhr langsam mit seinem Mietwagen aus der Toscana-Zone, warf die Handschuhe noch vor der Unterführung – immer noch „jenseits der Bahn“ – aus dem Fenster. Überlegte, ob er auch die Makarow entsorgen sollte. Konnte sich so schnell nicht entscheiden. Ein Fehler möglicherweise. Sein Körper rebellierte, wollte kotzen. Zu viele Fehler möglicherweise.

„Wenn du es geschafft hast, denkst du an Folgendes“, hatte sein Chef zu ihm gesagt, „du bist ein Held, du bist eine Art Anne Frank. Wenn sie es wüssten, würden dich alle Menschen, die ein Herz haben, verehren wie Anne Frank. Vergiss es nicht, du denkst an nichts anderes, hör auf deinen Bruder, du hast eine gute Tat begangen.“

„Du redest unglaubliche Scheiße, Bruder“, hatte er geantwortet, „halt endlich dein dummes Maul.“

Aber er versuchte dann doch, es sich so einzureden. Weil er sonst nichts hatte. Kam sich dabei grotesk und dumm und schändlich vor, kam aber nicht dagegen an und gab es dann irgendwann auf. Versuchte zu beten, obwohl er schon lange keine Gebete mehr sprach, irgendwas musste doch helfen. Er lag im Hotel und der Schnaps blieb nicht unten. Er war überzeugt, dass er sich schon beim Verlassen des Hotels oder bei der Rückgabe des Mietwagens irgendwie verraten würde.

Denn die Regel lautet: Auf das Glück, mit dem man nicht rechnet, folgt das Pech, das man sich nicht vorstellen kann.

Bei Sonnenaufgang war er so verzweifelt, dass er seine Frau Jaqueline anrief.

„Du musst mich hier rausholen“, sagte er, „ich komme hier allein nicht mehr raus.“ Er hörte selbst, dass seine Stimme nicht normal klang.

„Was ist denn passiert, wo bist du?“, sagte sie.

Er nannte ihr die Stadt, und weil sie ihr nichts sagte, nannte er ihr die Städte, durch die er mit der Bahn gefahren war.

„Du bist wo?!“, schrie sie ihn an.

„Am Arsch der Hölle“, sagte er.

Und das war die ganze Wahrheit.