Nachwort

Diese drei für diese E-Book-Ausgabe zum Teil erheblich überarbeiteten Kriminalstorys wurden im Fahrwasser meiner ebenfalls beim Tropen Verlag erschienenen drei Kriminalromane geschrieben. Die man wiederum nicht kennen muss, um diese Storys zu lesen. Hauptperson hier wie dort ist (Ex-)Kommissar Fallner.

Die Storys sind Expeditionen in mir bis dahin unbekanntes Gelände, in Begleitung von Personen, die ich literarisch schon verfolgt hatte und von denen ich erfahren wollte, wie sie sich mit mir in diesen Gebieten verhalten würden.

Am Anfang eines Texts, egal ob Roman oder Kurzgeschichte, habe ich nie alle, sondern nur einige wichtige Details auf dem Plan. Ich brauche die Möglichkeit (oder Hoffnung), während der Arbeit etwas zu entdecken, denn es kommen immer Sätze um die Ecke, auf deren Inhalt ich nicht gefasst bin. Mit Erkenntnissen, die ich am Anfang nicht gehabt hätte. Mit Problemen, auf die ich mich nicht eingelassen hätte. Jedenfalls will ich mich auf keinen Fall bei der Arbeit langweilen und zum Beispiel die zehnte Version eines immer wieder aufgewärmten Bratknödelgulaschs schreiben.

Pech und Glück mit Nashville Pussy erschien zuerst im Playboy 3/2016 und ist ein Prequel zur Roman-Serie. In deren erstem Buch Ein Bulle im Zug (2014) war diese Vorgeschichte nur mit dem Satz erwähnt, dass sich Kommissar Fallner und seine Frau, Kommissarin Jaqueline Hosnicz, bei einem Konzert der Band kennengelernt hatten. Als ich vom Playboy zu einer Story eingeladen wurde, wollte ich mir diese Begegnung mal genauer ansehen. Kommissarin Jaqueline Hosnicz wurde dann übrigens die Hauptperson meiner Radio-Tatort-Hörspiele für den Bayerischen Rundfunk (2019-2022) und dort von Bibiana Beglau verkörpert; während in Nina Grosses Verfilmung meines Romans Ein Schlag ins Gesicht (unter dem Titel Nicht tot zu kriegen) Julischka Eichel die Frau spielt, die sich auch von Fallner nichts gefallen lässt.

Die Ermordung eines italienischen Pizzabäckers (eine Anspielung auf John Cassavetes Film The Killing of a Chinese Bookie) erschien zuerst unter dem Titel „Amen in Ahlen“ in der Anthologie Henkers.Mahl.Zeit – Mord am Hellweg IX (Grafit Verlag, 2018) und wurde mehrmals und jetzt wieder umgeschrieben. Der Ort der Handlung musste für die Anthologie in der sogenannten Hellweg-Region liegen. Ahlen wurde mir zugeteilt und ich war einige Tage dort, Orts- und andere Angaben sind nicht erfunden (eine Pizzeria Toscana gibt es allerdings nicht). In meinem Kriminalroman Ein Schuss ins Blaue (2019) ist nur angedeutet, Fallner hätte ein äußerst seltsames Jobangebot bekommen. Was jedoch nicht weiter ausgeführt wurde, ich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit, den Ex-Polizisten diese Grenze überschreiten zu lassen.

Heimat ist da, wo man sich aufhängt ist eine erheblich geänderte Variante des Schlusskapitels von Ein Bulle im Zug und erschien im Krimi-Magazin polar Nr. 10/2016 mit dem Titel Fallner vor Weihnachten. Bereits 2012 war eine erste Fassung in der kommunistischen Berliner Tageszeitung junge Welt abgedruckt worden, weshalb ich mich heute zu dieser Bemerkung verpflichtet fühle: Ich hatte für die junge Welt über zwanzig Jahre geschrieben, als ich 2021 meine Zusammenarbeit aufkündigte, nachdem sich die politische Haltung des Blatts von Israelkritik zu Israelfeindschaft entwickelt und „unter dem Banner des Anti-Zionismus der alte miserable Antisemitismus sich wieder hervorgewagt“ (Jean Améry) hatte. Zu dem Zeitpunkt schien das von der Hamas verübte genozidale Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 unvorstellbar …

10. März 2024