Wien, 3. Bezirk
»Und jetzt?«
Andi sah Corina zu, wie sie in ihre Jeans schlüpfte. Er selbst stand noch immer in Shorts und nacktem Oberkörper vor ihr.
»Jetzt werden wir uns wohl voneinander verabschieden«, sagte sie nüchtern. Für Sentimentalitäten war hier kein Platz.
»Fährst du jetzt zu deiner Mutter?«
»Ich muss erst noch etwas erledigen.«
Ihr Plan, über Wien nach Rumänien weiterzureisen, war anfangs unausgegoren gewesen. Sie wusste selbst nicht recht, was sie hier eigentlich zu finden hoffte. Ein einfaches Es tut mir so leid wog angesichts dessen, was sie angerichtet hatte, die Schuld von damals nicht auf.
Lange hatte sie sich damit getröstet, dass sie damals beherzt vor die Kamera getreten war, um zumindest einen Teil ihrer Schuld zu tilgen. Doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass es nicht gereicht hatte.
Seit sie das Amulett gesehen hatte, gab es für sie kein Zurück mehr. Vergebung erwartete sie nicht, doch sie wollte über diese Sache von damals zumindest reden und eingestehen, dass sie Mitschuld daran trug, dass Ani nun von einer Brücke gesprungen war.
»Corina.« Andi trat von hinten an sie heran, legte ihr den Arm um den Oberkörper. »Bleib noch hier. Lass uns noch ein paar Stunden miteinander verbringen.«
Corina, die gerade dabei gewesen war, ihren Ohrring zu befestigen, wand sich mit einer eleganten Drehung aus seiner Umklammerung. Seine Anhänglichkeit, die ihr vor ein paar Stunden noch geschmeichelt hatte, begann sie zu stören.
»Ich muss jetzt gehen«, erklärte sie entschieden. »Wie schon gesagt, ich habe noch etwas zu erledigen.«