Gracen
Ich decke den Schinken mit Folie ab und schiebe ihn in den Ofen. In einem Topf köcheln hausgemachte Makkaroni mit Käse und in einem anderen dünstet Brokkoli. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hatte ich Lust auf eine traditionelle Mahlzeit, wie meine Mutter sie immer zubereitet hat. Mir ist durchaus bewusst, dass ich einfach nur Heimweh habe.
Es ist Sonntag, und als ich noch bei meinen Eltern lebte, kochte meine Mutter nach der Kirche ein üppiges Mittagessen für die Familie, das wir uns bis zum Abend schmecken ließen – Schinken, Schmorbraten oder gebratene Schweinekoteletts, dazu Süßkartoffelauflauf, gebackene Bohnen und Reispilaw. Außerdem frisches Gemüse aus ihrem Garten im Sommer oder eingemachte Vorräte im Winter.
Und es gab immer einen Nachtisch wie Kuchen, Torten oder selbst gemachtes Eis.
Damals lebte ich in der bescheidenen Kleinstadt Wilkie im Bundesstaat New York und liebte diese Sonntage. Nicht nur wegen des Essens, sondern auch, weil ich den ganzen Tag mit meinen Eltern und Lilly verbrachte. Owen ging weder in die Kirche, noch nahm er an Familienessen teil.
Zumindest nicht am kleinen, billigen Esstisch von Sheryl und Tim Moore.
Es war unter seiner Würde, auch wenn er das nie offen zugegeben hätte. Er schob immer die Arbeit vor oder hatte eine andere, ebenso fadenscheinige Ausrede, doch ich ließ ihn gewähren.
In Wahrheit wollte ich ihn nicht dabeihaben, denn er hätte nur die Familienidylle gestört. Und ich wollte meine Zeit mit den Menschen verbringen, die ich am meisten liebte.
Ich schließe die Ofentür, stelle den Timer auf meinem iPhone ein und überlege, was ich heute zum Nachtisch machen könnte. Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Bewegung vor dem Fenster über dem Waschbecken wahr und muss unwillkürlich lächeln. Marek spielt mit Lilly im Garten. Genau genommen erkundet sie den Garten und pflückt Blumen, während er ihr auf Schritt und Tritt folgt und sie beobachtet. An seiner Körperhaltung kann ich erkennen, wie verkrampft er ist, aber das Lächeln auf seinem Gesicht ist echt. Er weiß nicht, wie er mit Lilly umgehen soll, doch ich mache mir deshalb keine allzu großen Sorgen. Sie wird es ihm schon noch beibringen.
Das Gespräch gestern war eine der schwierigsten Aufgaben, die ich je in meinem Leben zu bewältigen hatte. Es wird eine Weile dauern, bis Lilly alles versteht, aber sie wird in die Beziehung zu Marek hineinwachsen. Ich bin mir sicher, dass es ihr sogar viel leichter fallen wird als ihm.
Gestern Abend, als ich sie ins Bett brachte, sagte sie: „Ich mag dieses Haus.“
Ich hatte so etwas schon erwartet. Zwar hat sie mich nicht direkt gefragt, ob Marek ihr Vater ist, denn das Konzept eines männlichen Elternteils muss sie erst einmal erfassen. Aber mit ihrer Aussage versuchte sie indirekt, ein besseres Verständnis der Situation zu gewinnen.
„Gefällt es dir hier?“, fragte ich sie mit einem Lächeln.
Lilly nickte. „Ich mag mein Zimmer. Und ich habe hier mehr Spielzeug als bei Mimi und G-Pa zu Hause.“
Ich lächle in mich hinein. Nachdem Marek uns hierhergebracht hatte und dann ans Meer gefahren war, hatte ich seine Kreditkarte genutzt, um Lillys Zimmer einzurichten. Ich war davon ausgegangen, dass ein professioneller Eishockeyspieler unbegrenzt Kredit hat, und kaufte ihr daher eine komplett neue Einrichtung, die einer Prinzessin würdig war. Flauschige Bettwäsche, Bilder mit Märchenmotiven für die Wände und eine Menge Spielzeug, Plüschtiere und Bücher. Marek hat nie ein Wort darüber verloren.
„Nun, ich bin mir nicht sicher, ob wir hierbleiben werden“, räumte ich ein. Ich wollte vermeiden, dass Lilly Mareks Haus als ihr neues Zuhause betrachtete, denn mein Bauchgefühl sagte mir, dass wir uns schon bald ein eigenes Heim suchen sollten. Allerdings wusste ich nicht, wie zum Teufel ich das ohne Einkommen oder Ersparnisse anstellen sollte.
Plötzlich klingelt mein iPhone in meiner Hand, und ich lasse es vor Schreck fast fallen. Ich verziehe die Lippen zu einem breiten Grinsen, als ich den Anruf annehme. „Hey, Mom. Seid ihr schon aus der Kirche zurück?“
Die warme und tröstliche Stimme meiner Mutter erfüllt mich mit Frieden. „Ja, und ich koche heute Hackbraten zum Mittagessen. Ich wollte gerade anfangen und dachte, ich rufe dich vorher an.“
Mmmm. Ich liebe den Hackbraten meiner Mutter. Vielleicht sollte ich ihn nächste Woche kochen.
„Wie geht es euch?“, fragt sie voller mütterlicher Sorge und senkt ihre Stimme um eine Oktave. Dabei bangt sie weder um meine noch um Lillys Sicherheit. Sie hat auch keine Bedenken, dass ich mich achthundert Kilometer von der Geborgenheit meines Zuhauses entfernt in ein neues Leben stürze. Ich bin sogar überzeugt, dass sie erleichtert war, dass ich Owen nicht geheiratet habe. Eher hätte sie mich vor die Tore der Hölle geschickt, denn das wäre in ihren Augen besser gewesen als eine Ehe mit Owen.
Nein, meine Mutter befürchtet, dass Marek mich für meine Vergehen in der Vergangenheit leiden lässt. Nachdem wir fünf Jahre lang unzertrennlich gewesen waren, kennt meine Mutter Marek fast so gut wie ich. Er verbrachte so viel Zeit in unserem Haus wie in seinem. Und ich habe seine Eltern oft besucht. Sie sind wunderbare Menschen, und als Marek mich verlassen hat, habe ich sie ebenso vermisst wie ihn.
„Es ist alles in Ordnung“, sage ich zu meiner Mutter, aber andererseits könnte Marek mich schlagen und ich würde nichts sagen, um sie nicht zu beunruhigen. Sie hat sich in den letzten Jahren genug Sorgen um mich gemacht und verdient eine Pause. „Wir haben Lilly gestern Abend erzählt, dass er ihr Papa ist.“
„Wie hat sie reagiert?“
„Sie hat kaum etwas gesagt. Ich glaube, sie hat es einigermaßen verstanden, aber es wird eine Weile dauern, bis sie es voll und ganz verarbeitet hat.“
„Ich vermisse meine kleine Lilly-Maus“, bemerkt meine Mutter mit sehnsüchtigem Tonfall. „Und dich natürlich auch.“
Ich stoße ein leises, trauriges Lachen aus. „Wir vermissen dich auch sehr.“
„Wirst du dortbleiben?“, fragt sie und versucht, ein Schniefen zu überspielen.
„Zumindest so lange, bis Lilly verstanden hat, welche Rolle Marek in ihrem Leben spielt, und bis er eine Beziehung zu ihr aufgebaut hat. Das bin ich ihm schuldig.“
„Ach, Schatz“, flüstert meine Mutter am anderen Ende der Leitung. Ihr mitfühlender Ton treibt mir Tränen in die Augen. „Du hast damals getan, was du für das Beste hieltest, mit den Informationen, die du hattest. Ich denke, du solltest langsam aufhören, dich deswegen zu quälen.“
Ich räuspere mich und komme auf ein Thema zu sprechen, das für mich noch deprimierender ist als der Gedanke daran, dass ich Marek hintergangen habe. „Hast du etwas von Owen gehört?“
Meine Mutter stößt ein entnervtes Schnauben aus. „Er war zweimal hier.“
Ich nehme nicht an, dass Owen meine Eltern besucht hat, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Das sähe ihm ganz und gar nicht ähnlich. Er würde nur bei ihnen vorbeischauen, wenn er einen Nutzen daraus ziehen könnte, denn er ist egoistisch.
„Er wollte wissen, ob du wieder bei Sinnen bist und nach Hause kommst“, fährt meine Mutter voller Verachtung fort.
„Und du hast ihm genau das gesagt, worum ich dich gebeten habe, nicht wahr?“, frage ich.
„Ja. Ich habe ihm erzählt, dass du wahrscheinlich nicht lange dortbleiben und hoffentlich in ein paar Wochen zurück sein wirst. Damit schien er zufrieden zu sein.“
Erleichtert stöhne ich leise auf. Solange er sich für eine Weile von meinen Eltern fernhält, habe ich Zeit, mir zu überlegen, was ich tun soll.
Mit Owen Waller habe ich das größte Chaos meines Lebens angerichtet. Ich liebe ihn nicht und habe ihn nie geliebt. Aber aus Gründen, die viel wichtiger waren als mein persönliches Glück, habe ich mich mit ihm eingelassen. Am Anfang war er sehr charmant, und wir hatten eine lockere Beziehung. Doch irgendwann geriet ich in eine Situation, die mir keine andere Wahl ließ, als ihn zu heiraten.
„Komm nicht zurück, Gracen“, sagt meine Mutter mit eindringlicher Stimme. „Ich weiß, dass du dich verpflichtet fühlst, Owen zu heiraten, aber das bist du nicht. Das kann ich dir versichern.“
Ich vermeide es, mich in irgendeiner Weise festzulegen. „Nun, darüber brauchen wir uns im Moment keine Gedanken zu machen. Ich kümmere mich jetzt erst einmal um Lilly und werde mich später mit Owen befassen.“
„Hat er sich bei dir gemeldet?“
„Wir haben uns Nachrichten geschrieben.“ Ich bleibe vage, weil ich nicht zugeben will, wie viel Angst er mir macht. Manchmal tut er besorgt und ist sehr freundlich, dann wieder bedroht er mich regelrecht. Natürlich will er, dass ich zurückkomme. Er will mich immer noch heiraten und wird das Druckmittel, das er gegen mich in der Hand hat, früher oder später einsetzen. Mehrmals täglich schreibt er mir, aber bisher konnte ich ihn in Schach halten, indem ich ihm erklärte, dass ich erst die Situation mit Marek und Lilly klären müsse, bevor ich nach Hause zurückkehre.
Im Moment ist er damit zufrieden. Er weiß, dass Lilly oberste Priorität für mich hat und sich daran nie etwas ändern wird. Sie kommt sogar vor Owen und vor der Sicherheit meiner Eltern. Ihm ist klar, dass er mich in dieser Hinsicht nicht zu sehr unter Druck setzen darf, aber der Tag wird kommen, an dem er das Warten satthat. Ich hoffe nur, dass ich bis dahin alles mit Marek geklärt und einen vernünftigen Plan habe, wie ich mich aus Owens Fängen befreien kann.
Das Geräusch der Seitentür, die vom Garten in die Waschküche führt, reißt mich aus meinen Gedanken. Blinzelnd blicke ich aus dem Fenster und stelle fest, dass niemand mehr im Garten ist.
Ich drehe mich um, als Lilly in die Küche kommt. „Schau mal, Mama. Ich habe dir ein paar Blumen gepflückt.“
Lilly reicht mir eine Handvoll Löwenzahn. Wie immer, wenn ich meine Tochter ansehe, wird mir ganz warm ums Herz. Ich hätte mir kein liebenswerteres und aufmerksameres Kind wünschen können.
„Die sind wunderschön, Lilly“, sage ich und gehe vor ihr in die Hocke. Ich ziehe sie in meine Arme und sie schmiegt ihr Gesicht in meine Halsbeuge. Mein Gott, ich liebe dieses Gefühl.
Ich blicke zu Marek auf, als er gerade in die Küche kommt. Mit ausdrucksloser Miene beobachtet er Lilly und mich.
Ich ziehe den Kopf zurück und nehme meiner Tochter die Blumen ab. „Wir sollten sie in ein Glas Wasser stellen.“
„Okay, Mommy“, stimmt sie freudig zu und folgt mir zum Spülbecken. „Ich habe sie gepflückt, aber Marek hat sie mir gezeigt.“
Mit einer Hand streichle ich Lilly über die Wange. „Wie wäre es, wenn du ihn Daddy oder Dad nennst? Das ist schöner, als ihn mit dem Vornamen anzusprechen.“
„In Ordnung“, trällert sie fröhlich. „Mir gefällt Daddy besser. Das klingt genauso wie Mommy.“
Ich werfe Marek einen verstohlenen Blick zu. Er starrt Lilly mit unleserlicher Miene an. Dann drehte sie sich zu ihm um, und er schenkt ihr augenblicklich ein strahlendes Lächeln.
„Mir gefällt Daddy auch“, sagt er mit rauer Stimme. „Es klingt schön.“
Lilly legt einen Finger an den Mund und senkt schüchtern den Blick. Sie macht anderen Menschen gern eine Freude, aber manchmal weiß sie nicht, wie sie mit Lob umgehen soll. Das liegt daran, dass sie nie etwas im Gegenzug für ihre Freundlichkeit erwartet.
Ich zerzause Lillys Haar und hole ein kleines Glas aus dem Schrank. „Ich werde einen Kuchen backen, Lilly-Maus. Willst du mir helfen?“
„Ja, ja“, antwortet sie überschwänglich. Sie hat meiner Mutter sonntags immer beim Backen geholfen, und nun wird sie diese Tradition wohl vorerst mit mir weiterführen.
Nachdem ich das Glas mit Wasser gefüllt und die kläglichen kleinen gelben Blumen hineingesteckt habe – die zugleich die schönsten Blumen sind, die ich je bekommen habe –, ergreife ich Lillys Hand. „Lass uns nach oben gehen, damit wir dich zuerst waschen können.“
Im Vorbeigehen sage ich zu Marek: „Der Schinken ist in etwa einer Stunde fertig.“
Er starrt mich an und hat sein schönes Gesicht erneut zu einer ausdruckslosen Maske verzogen. Ich habe keine Ahnung, was in seinem Kopf vorgeht.
Ich erwarte, dass er mich dankbar anlächelt, weil ich gekocht habe. Oder vielleicht seine Anerkennung äußert, weil ich Lilly daran erinnert habe, dass er nicht mehr nur Marek für sie ist.
Stattdessen tritt ein distanzierter und unterkühlter Ausdruck in seine Augen. „Eigentlich wollte ich gerade zu einer Labor-Day-Party im Haus eines meiner Mannschaftskameraden gehen.“
Mit den Worten gibt er mir zwar nicht direkt einen Korb, aber sein Tonfall lässt keinen Zweifel offen. Er hat mich damit unmissverständlich daran erinnert, dass ich für ihn nichts weiter bin als ein Hausgast. Sofort versteife ich mich und bin beschämt, weil ich überhaupt zu hoffen gewagt habe, dass das Eis zwischen uns etwas aufgetaut sein könnte. Immerhin sind wir nun durch Lilly verbunden und verfolgen in Bezug auf unsere Tochter gemeinsame Ziele.
„Kein Problem“, erwidere ich leichthin. Ich wende mich von ihm ab, lege die Hände auf Lillys Schultern und schiebe sie sanft in Richtung Treppe.
„Kann ich kurz mit dir reden?“ Es ist nicht zu überhören, dass die Frage im Grunde eine Aufforderung ist.
Ich beuge mich vor und flüstere Lilly ins Ohr: „Geh schon mal nach oben in dein Zimmer, ich komme gleich nach.“
Lilly nickt und stapft die Treppe hinauf. Mit ihren kleinen Beinchen macht sie vorsichtig einen Schritt nach dem anderen und hält sich am Geländer fest. Mein Elternhaus ist ein ebenerdiger Bungalow. Als wir bei Marek eingezogen sind, war meine größte Sorge, dass Lilly die Treppe hinunterfallen könnte. Aber sie schlägt sich tapfer.
Ich blicke ihr nach, bis sie außer Sichtweite ist, dann setze ich eine ausdruckslose Miene und ein unverbindliches Lächeln auf und drehe mich zu Marek um. „Was ist los?“
Er deutet auf den Herd. „Lass das.“
„Was soll ich lassen?“, frage ich freundlich.
„Diesen Mist mit dem Familienessen“, entgegnet er mit einer abwinkenden Geste. Gerade hat er mir bewiesen, dass er nach wie vor ein ziemliches Arschloch ist.
„Den Mist mit dem Familienessen?“, wiederhole ich.
Marek tritt einen Schritt auf mich zu und senkt die Stimme. „Ich werde Lilly ein guter Vater sein. Irgendwie werde ich mich schon in die Rolle einfinden. Aber ich werde nicht auf deine Tricks hereinfallen und mich für Familienessen mit euch an einen Tisch setzen. So wird das nicht laufen.“
Sofort werde ich von Wut gepackt, doch im Stillen wiederhole ich immer wieder: Du hast ihm unrecht getan, Gracen. Reiß dich zusammen. Lass ihn ruhig schimpfen.
Als ich die Fassung so weit wiedergewonnen habe, um etwas erwidern zu können, ohne ihm gleich die Augen auszukratzen, sage ich mit trügerisch ruhiger und gelassener Stimme: „Bilde dir nicht zu viel ein, Marek. Ich habe dieses Abendessen weder für dich gekocht, noch hänge ich irgendwelchen verkorksten Träumen nach, dass wir eine Familie sein könnten. Du hast mir bereits vor vier Jahren klargemacht, wie du darüber denkst. Diese Mahlzeit ist für Lilly. Diese Sonntagstradition gab es schon in meinem Elternhaus, und ich werde sie fortsetzen, solange wir hier sind. Und sobald wir in eine eigene Wohnung ziehen, werde ich sie dort fortführen. Ich wollte nur höflich sein und dich einladen, falls du Hunger hast. Aber wenn du andere Pläne hast, ist mir das auch recht. Wir werden das Essen mit dir oder ohne dich genießen. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich habe ein Kind zu waschen und einen Kuchen zu backen.“
Ich wende mich ab, bevor ich sehen kann, wie er auf meine Worte reagiert. Doch ich halte abrupt inne, als er knurrt: „Ihr werdet nicht ausziehen.“
Ich wirble so schnell herum, dass er überrascht zusammenzuckt und einen Schritt zurückweicht. Mit drei energischen Schritten gehe ich auf ihn zu und stoße ihm meinen Finger in die Brust. „Da liegst du falsch, Marek. Ich werde mit Lilly ausziehen. Ich weiß zwar bisher nicht, wann oder wohin oder wie ich es anstellen soll. Doch wir werden hier nicht mehr lange bleiben. Eher würde ich mir mit einer Häkelnadel die Eingeweide aus dem Bauchnabel reißen lassen, als deine Anwesenheit noch viel länger zu ertragen. Bis dahin werde ich dir höflich gestatten, Lilly ein guter Vater zu sein. Aber wenn du mir mein Leben weiter zur Hölle machst, schneide ich dir vielleicht im Schlaf die Eier ab.“
Marek blinzelt mich überrascht an und verzieht die Lippen zu einem stummen „O“. Ich schenke ihm ein strahlendes Lächeln. „Also … genieße deine Labor-Day-Party.“
Voller Stolz mache ich auf dem Absatz kehrt und eile die Treppe hinauf. Mir ist klar, dass ich dafür büßen muss, was ich Marek angetan habe, aber ich werde mich von ihm nicht noch schlechter behandeln lassen, als ich es verdient habe.
Im Geiste sehe ich einen Kirschkuchen vor mir, und ein beschwingtes Glücksgefühl durchströmt mich. Ich habe Lilly, Owen ist fürs Erste aus meinem Leben verschwunden, und gerade habe ich Marek bewiesen, dass ich Rückgrat habe.
Oh, und ich werde einen Kirschkuchen backen. Das ist doch Grund zur Freude.