Kapitel 27

 

Marek

 

Meine Mannschaftskameraden feiern lautstark und ausgelassen, als wir nach unserem Sieg den Umkleideraum betreten.

Ich jedoch nicht.

Ich bin in einer düsteren Stimmung. Mit voller Wucht schiebe ich meinen Schläger in meinen Spind, in dem ich meine Ausrüstung aufbewahre, und versuche, zu ignorieren, dass alle um mich herum sich gegenseitig auf die Schultern klopfen und sich beglückwünschen. Ich streife meine Handschuhe ab, setze mich auf die Bank und schnüre meine Schlittschuhe auf, während ich über diesen furchtbaren Tag nachdenke.

Heute Morgen war alles in bester Ordnung, aber später bin ich mit dem Gesicht voran in einen Abgrund gestürzt, aus dem ich scheinbar nicht mehr entkommen kann.

Ich habe Lilly zum Eislaufen mitgenommen, um ihr noch besser verständlich zu machen, was ihr Vater beruflich macht. Ganz sicher habe ich nicht damit gerechnet, dass sie mit einer aufgeplatzten Lippe und einem lockeren Zahn in der Notaufnahme landen würde. Ich hatte fast einen Herzinfarkt, als einer der beiden Rabauken, die sich gegenseitig über das Eis jagten, Lilly von den Füßen holte. Sie hatte sich an meinen Fingern festgehalten, während ich hinter ihr herlief. Im nächsten Moment wurde sie mir von der Hand gerissen.

Der Anblick von Blut auf dem Eis ist für mich nichts Neues, denn ich habe schon eine Million Mal gesehen, wie ein Spieler sich verletzte. Aber es ist etwas völlig anderes, wenn es das Blut deiner Tochter ist. Ich habe die Fassung verloren und die beiden Jungen angeschrien, woraufhin deren Eltern zu uns eilten und sich gebührend entschuldigten. Am liebsten hätte ich diese kleinen Scheißer erwürgt.

Mir ist klar, dass Kinder sich verletzen und dass Lilly im Laufe der Zeit weitere Blessuren davontragen wird. Aber ich frage mich, ob ich die Kraft habe, so etwas noch einmal zu überstehen. Es hat mich um zehn Jahre altern lassen, sie ins Krankenhaus bringen zu müssen. Und als Gracen mir die Schuld an allem gab, wurde mein Tag umso schrecklicher.

Das Schlimmste daran ist, dass sie wahrscheinlich recht hat. Ich hätte sie zuerst um Erlaubnis bitten sollen, dann hätten wir zumindest darüber reden können. Obwohl ich so alt war wie Lilly jetzt, als ich zum ersten Mal auf Schlittschuhen stand, bedeutet das nicht, dass sie schon bereit dafür ist. Und wenn man es genau betrachtet, weiß ich nicht viel über meine Tochter. Wie soll ich ihre Fähigkeiten einschätzen können, obwohl ich sie erst seit anderthalb Monaten kenne?

Um diesen katastrophalen Tag perfekt zu machen, habe ich heute Abend beschissen gespielt.

Ich wusste, dass Gracen nicht auf der Tribüne saß und mir zusah, sondern wahrscheinlich gerade ihre Koffer packte. Also konnte ich mich kaum auf das Spiel konzentrieren und musste ständig an unseren Streit denken.

An den Teufelskreis, den wir wieder und wieder durchlaufen. Es ist jedes Mal dasselbe.

Ursache und Wirkung.

In einer Endlosschleife.

Sie wird wütend. Ich werde wütend. Ich werfe ihr vor, ein hinterhältiges Miststück zu sein, weil sie mir Lilly vorenthalten hat. Sie entgegnet, dass sie keine andere Wahl hatte, weil ich sie abserviert habe. Das sind die Waffen in unserem Arsenal, und wir zögern nicht, sie gegeneinander einzusetzen. Es ist völlig verkorkst und unnötig.

Aber ich verstehe nicht, warum ich die Vergangenheit nicht einfach ruhen lassen kann. Warum kann Gracen sie nicht ruhen lassen? Wir sind wieder zusammen. Und wir sind eine Familie.

Ich kann nur daraus schließen, dass wir vielleicht nie füreinander bestimmt waren. Wenn wir einander wirklich vergeben könnten, würden wir diese Hürde überwinden. Doch die Tatsache, dass wir immer noch daran festhalten, ist ein Hinweis darauf, dass wir möglicherweise nicht zusammengehören.

Bei dem Gedanken dreht sich mir der Magen um, aber dabei kommt mir nicht Lilly, sondern Gracen in den Sinn. Ich weiß, dass Lilly immer meine Tochter sein wird. Aber ich weiß nicht, ob Gracen auf ewig die Meine sein wird.

Jemand lege seine Hand mit solcher Wucht auf meine Schulter, dass ich sie durch meine Polsterung hindurch spüre. Ich blicke auf und sehe, wie Reed mich angrinst. „Für jemanden, der gerade ein wichtiges Spiel gewonnen hat, siehst du ziemlich sauer aus.“

 „Mir habt ihr diesen Sieg sicher nicht zu verdanken“, murmle ich und starre Reed finster an.

Ich habe Pässe und Checks verpasst und dem gegnerischen Goalie nicht die Sicht genommen, als es möglich gewesen wäre. Meine Beine sind wie Blei, und ich hinkte allen etwa zwei Sekunden hinterher. Es war wahrscheinlich eines der schlechtesten Spiele meines Lebens.

„Alter“, sagt Reed mit besorgtem Tonfall und setzt sich neben mich auf die Bank. „Was ist los?“

Ich werfe ihm einen düsteren Blick zu. „Hat sie es dir nicht erzählt?“

„Wer hat mir was nicht erzählt?“

„Lilly ist heute Morgen beim Eislaufen gestürzt. Ich musste sie in die Notaufnahme bringen, und Josie hat sie behandelt.“

Bestürzt legt er die Stirn in Falten. „Sie unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht und ist nicht befugt, mir so etwas mitzuteilen. Geht es Lilly gut?“

Ich stoße frustriert den Atem aus und lasse den Kopf hängen. „Sie hat sich die Lippe aufgeschlagen und musste genäht werden.“

„Deshalb hast du heute Abend so schlecht gespielt. Du hast dir Sorgen um Lilly gemacht.“

Ich richte mich auf und wende mich meinen Freund zu. Er hat von Anfang an auf Gracens Seite gestanden und alles darangesetzt, um mich zur Vernunft zu bringen. Im Nachhinein bin ich sogar dankbar dafür, daher habe ich keine Skrupel, ehrlich zu ihm zu sein. „Gracen und ich haben uns heute Nachmittag heftig gestritten, weil ich Lilly zum Eislaufen mitgenommen habe. Sie gab mir die Schuld für den Unfall. Wir haben eine Menge unschöner Dinge gesagt. Kurz bevor ich zum Stadion aufgebrochen bin, hat sie mir mitgeteilt, dass sie mit Lilly nach New York zurückkehren will.“

Reed schüttelt den Kopf, als könnte er es nicht glauben. „Auf keinen Fall. Das würde sie nicht tun.“

Ich schnaube skeptisch. „Du warst nicht dabei, Mann. Sie war stinksauer, und wir haben uns gegenseitig ein paar hässliche Beschimpfungen an den Kopf geworfen. Offenbar können wir gar nicht anders. Wir sind nicht in der Lage, die Vergangenheit ruhen zu lassen.“

„Hast du die Beschimpfungen ernst gemeint?“, fragt er mich neugierig.

Ich sehe ihn entgeistert an. „Natürlich nicht. Uns allen rutscht einmal eine dumme Bemerkung heraus, wenn wir wütend sind.“

„Daher würde ich behaupten, dass sie ihre Drohung, nach New York zurückzukehren, auch nicht ernst gemeint hat. Ich denke, ihr beide solltet in Ruhe darüber reden.“

„Wir sind nicht gerade Meister der Kommunikation“, brumme ich.

Reed gibt mir einen Klaps auf den Oberarm. „Dann würde ich dir empfehlen, es zu lernen, andernfalls könntest du deine Tochter verlieren. Ich kann mir keine bessere Motivation vorstellen.“

Ich könnte auch Gracen verlieren, und das macht mir genauso viel Angst wie der mögliche Verlust von Lilly. Wieder lasse ich den Kopf hängen und starre auf meine aufgeschnürten Schlittschuhe.

„Liebst du sie?“, fragt Reed und ich zucke zusammen. Ruckartig drehe ich mich zu ihm um.

Er wiederholt die Frage: „Liebst du Gracen? So wie früher?“

Ich glaube, ich liebe sie sogar noch mehr. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag.

Sie ist nicht dieselbe Frau wie die, die ich vor all den Jahren geliebt habe. Sie wäre fast gestorben, um mein Kind zu bekommen. Und als ich nicht Teil ihres Lebens war, war sie eine großartige Mutter für mein Kind. Sie hat so viel erlitten, um Lilly das Leben zu schenken und ihrer Tochter Sicherheit zu bieten.

Ja, ich liebe sie anders.

Noch mehr.

Unendlich viel mehr.

Reed beobachtet mich, während ich nachdenke. Und obwohl ich keinen Ton sage, sieht er mir an, dass ich mir gerade meiner Gefühle bewusst geworden bin. Er klopft mir auf die Schulter und grinst. „Ich bin zuversichtlich, dass du das hinbekommst.“

Vielleicht. Ich muss einen Weg finden, um es wiedergutzumachen. Wie kann ich sicherstellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert?

Ich weiß, wo ich nach einer Antwort auf meine Frage suchen muss.

 

***

 

Ich stehe vor dem Haus meiner Eltern und klopfe an die Tür. Kurze Zeit später öffnet mir mein Vater. Er scheint nicht überrascht zu sein, mich hier vorzufinden. Er war im Stadion und hat gesehen, wie schlecht ich gespielt habe. Er war im Krankenhaus und hat mitbekommen, wie besorgt ich um Lilly war. Und er hat die schreckliche Spannung zwischen Gracen und mir gespürt und wusste, dass wir danach ein ernstes Gespräch geführt haben.

„Hartes Spiel“, sagt er nur, als ich über die Schwelle trete.

„Ja“, gebe ich zu und schließe die Tür hinter mir.

„Willst du ein Bier?“

„Gern.“

Ich gehe ins Wohnzimmer, während mein Vater sich der Küche zuwendet. Meine Mutter sitzt auf der Couch und liest ein Buch. Sie schenkt mir einen mitfühlenden Blick, als ich auf sie zuschreite.

Ich beuge mich vor und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. Wortlos tätschelt sie mir sanft die Wange. Sie muss nichts sagen, denn sie weiß, dass ich hier bin, um mit meinem Vater zu reden. Er war schon immer der Mensch, dem ich mich zuerst anvertraut habe.

Sie steht auf, dreht sich um und zeigt auf die Couch, um mir zu bedeuten, dass ich mich setzen soll. „Ich gehe jetzt ins Bett.“

Ich nicke und lasse mich aufs Sofa fallen, als mein Vater mit zwei geöffneten Flaschen Molson zurückkommt. Meine Mutter streicht ihm im Vorbeigehen über den Bauch und verlässt dann den Raum.

Mein Vater reicht mir eine Flasche und setzt sich in seinen Sessel. Statt sich zurückzulehnen, rutscht er an die Kante und beugt sich vor. Geduldig wartet er darauf, dass ich anfange, zu reden.

Ich nehme einen Schluck Bier, setze die Flasche ab und sehe meinem Vater direkt in die Augen. Mit ihm konnte ich immer über alles sprechen. Meine Mutter liebt mich zwar genauso bedingungslos wie er, aber wenn ich jemanden um Rat fragen musste, habe ich mich stets an meinen Vater gewandt.

Ich beschließe, ohne Umschweife zur Sache zu kommen, und sage: „Gracen will zurück nach New York ziehen.“

„Warum?“, fragt er nur und trinkt einen Schluck Bier.

„Wir haben uns gestritten, bevor ich ins Stadion aufbrechen musste.“

Mein Vater nickt verständnisvoll.

Ich bin mir sicher, er wusste, dass die Unterhaltung nicht angenehm würde, nachdem Gracen mich um ein Gespräch unter vier Augen gebeten hatte. „Sie hat mir die Schuld für Lillys Unfall gegeben. Dann haben wir den ganzen alten Mist wieder aufgewühlt.“

Mein Vater wählt seine Worte mit Bedacht, da er weiß, wie schwer das alles für mich ist. „Es erscheint mir ziemlich drastisch, dass Gracen sich entschieden hat, nach New York zurückzukehren. Ich dachte, zwischen euch läuft es hervorragend.“

„Das dachte ich auch“, antworte ich niedergeschlagen. „Wir sind uns nähergekommen. Es fühlte sich gut an, wieder mit ihr zusammen zu sein.“

Sie hat dir gesagt, dass sie dich liebt, Marek. Und du hast ihr deine Liebe nie gestanden.

„Du musst das irgendwie klären, Junge.“ Mein Vater sieht mich erwartungsvoll an. Er will, dass ich selbst eine Lösung finde.

Ich stoße den Atem aus und richte mich auf der Couch auf. Es ist Zeit, offen zu reden. „In den ersten Tagen, nachdem ich Gracen nach North Carolina gebracht hatte, war ich nicht unbedingt nett zu ihr. Es fiel mir wirklich schwer, darüber hinwegzukommen, dass sie mir Lilly vorenthalten hatte.“

„Verständlich.“

„Und ich habe ihr das immer wieder vorgehalten. Ich wurde oft wütend und habe sie zur Schnecke gemacht. Eine Weile hat sie das hingenommen, weil sie ein furchtbar schlechtes Gewissen hatte. Aber eines Tages hatte sie genug davon. Sie sagte, sie habe sich ausreichend für ihre Taten entschuldigt, und ich solle endlich darüber hinwegkommen.“

„Damit hatte sie recht“, murmelt mein Vater.

„Ich weiß“, gebe ich zu und nicke. „Also habe ich beschlossen, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Ich wollte mich auf Lilly konzentrieren, und, nun ja, ich konzentrierte mich auch auf Gracen. Sie war immer die Eine für mich, Dad. Und ich hätte mich nie von ihr trennen sollen.“

Mein Vater schüttelt den Kopf und hebt eine Hand. „Bereue nicht, was du vor Jahren getan hast, Marek. Du warst jung, als du sie verlassen hast, und du wolltest Dinge, die sie dir damals nicht geben konnte. Daran ist nichts Verwerfliches.“

In diesem Punkt werde ich nie mit ihm übereinstimmen, denn ich habe vieles verpasst. Ich war während der Schwangerschaft nicht an Gracens Seite, und ich war in den ersten Lebensjahren meiner Tochter nicht für sie da.

„Wie dem auch sei“, fahre ich fort. „Gracen sagte, sie sei es leid, sich deshalb schlecht zu fühlen. Und als wir uns heute Abend gestritten haben, war es das Erste, was ich ihr an den Kopf geworfen habe. Obwohl ich ihr versichert hatte, dass ich ihr vergeben habe. Das hatte ich wirklich, ganz ehrlich. Ich dachte, ich wäre darüber hinweg, aber vielleicht habe ich es tief im Inneren noch mit mir herumgetragen. Warum hätte ich sie sonst mit den Worten verletzen wollen?“

Ich betrachte meinen Vater, der mich zugleich abschätzend und nachdenklich anstarrt. Er ist ein freundlicher Mann mit einem zuweilen harten Gemüt. Er ist sehr ausgeglichen und war immer in der Lage, das große Ganze zu sehen. Also warte ich auf seinen Rat, damit ich mich danach richten kann.

„Es wird dir nicht gefallen, was ich zu sagen habe“, warnt er mich vor.

Ich dachte mir schon, dass es nicht einfach sein würde, deshalb nicke ich nur.

„Also gut. Es liegt in der Natur des Menschen, hin und wieder etwas zu äußern, was andere verletzt.“

Ich blinzele ihn an und überlege, was er mir damit sagen will. Leider komme ich zu keinem Schluss. „In der Natur des Menschen?“

„Ganz genau“, bestätigt er. „Selbst wenn du und Gracen das durchsteht, kann ich euch garantieren, dass mindestens einer von euch diese alte Geschichte wieder ausgraben wird. Wenn wir gekränkt sind, schlagen wir um uns und greifen nach dieser einen Sache, mit der wir den anderen am meisten verletzen können.“

„Das ist keine Antwort“, entgegne ich stur. Das kann unmöglich die Lösung meines Problems sein.

„Doch, das ist es“, beharrt mein Vater. „Du musst nur daran arbeiten. Beziehungen sind kein Zuckerschlecken. Deine Mutter und ich sind seit neununddreißig Jahren verheiratet, und wir werfen uns immer noch böse Worte an den Kopf, wenn wir uns streiten. Vielleicht nicht mit der Härte, die du und Gracen jetzt an den Tag legen, aber als wir jünger waren, haben wir auch kein Blatt vor den Mund genommen. Du musst einfach akzeptieren, dass wir Menschen manchmal verdammt dumm sind. Wir handeln, ohne nachzudenken.“

„Versuch das mal Gracen zu erklären“, murmele ich und lehne mich auf der Couch zurück. „Sie hat gesagt, dass sie genug hat. Sie meint es ernst, Dad.“

„Bereust du es?“, fragt er.

„Natürlich bereue ich es“, rufe ich aus und richte mich wieder auf. „Ich will ihr nicht wehtun. Ich liebe sie.“

Mein Vater lächelt mich an, als wäre er stolz, mir dieses Geständnis entlockt zu haben. Dann stößt er das Messer noch tiefer in die Wunde und dreht es herum. „Hast du ihr das gesagt?“

Ich zucke zusammen und denke an den wunderschönen Moment zurück, in dem ich mich in Gracen vergraben hatte und sie mir gestand, dass sie mich liebt.

Damals habe ich die Worte nicht über die Lippen gebracht, und danach habe ich mich auch nicht dazu durchringen können.

Ich schüttle den Kopf und lasse ihn beschämt hängen. Mit dieser Geste gestehe ich meinem Vater gegenüber im Stillen meine Feigheit ein.

„Du wolltest nicht noch einmal von ihr verletzt werden“, schlussfolgert er.

Ich denke, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hat, und begegne erneut seinem Blick. „Niemand ahnt, wie schwer es mir gefallen ist, mit Gracen Schluss zu machen. Ich wollte sie und ich wollte zugleich meine Freiheit. Ich habe sie so sehr geliebt. Immer wieder fragte ich mich, ob meine Freiheit es wirklich wert war, sie verloren zu haben.“

„Du warst noch jung“, räumt mein Vater mit einer abwinkenden Handbewegung ein. „Daran ist nichts auszusetzen. Du verdienst eine zweite Chance.“

„Vielleicht hast du recht“, sage ich zögernd und starre auf meine Bierflasche.

„Hör zu“, sagt mein Vater, und ich blicke wieder auf. „Ich will dir noch einen Rat geben. Fazit ist doch, dass du sie liebst. Du bereust es, dich mit ihr gestritten zu haben. Entschuldige dich bei ihr und gestehe ihr, was du für sie empfindest. Halte nichts hinter dem Berg und leg deine Karten auf den Tisch, Marek.“

„Ich soll meine Karten auf den Tisch legen“, wiederhole ich und wäge seine Worte ab.

„Solange du ehrlich bist, wirst du es nicht bedauern“, fügt er hinzu. „Wenn du wirklich eine Familie und ein Leben mit Gracen willst, dann rede mit ihr darüber und bitte sie, bei dir zu bleiben.“

„Verdiene ich denn eine zweite Chance?“, frage ich mit emotionsgeladener Stimme.

„Natürlich tust du das. Du verdienst alles, was du dir wünschst.“