Als ich die Kapseln das erste Mal nehme, muss ich richtig lachen. Das ist ein Jahr und ein paar Monate nach Theos Geburt. Da ist manches noch ein ziemlicher Witz. Schon bedrohlich und scheiße, aber irgendwie auch ein interessantes Experiment. Ich glaube, dass es Sommer ist, ich bin mit dem Fahrrad unterwegs, vielleicht auch ein sehr warmer Frühlingstag. Oder Regen. Ich weiß es nicht mehr. Nein, kein Regen.
Vor Venlafaxin hat der Arzt Cipralex ausprobiert. Ich brauche ziemlich lang, um mich dazu durchzuringen, ihm zu sagen, was passiert ist.
– Als es angefangen hat zu wirken, waren die ersten Tage richtig gut, sage ich.
Dann nehme ich allen Mut zusammen.
– Aber dann ist etwas Komisches passiert. Irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, die Wirkung nicht verdient zu haben.
In meiner Erinnerung kneife ich die Augen zusammen und warte, bis der Arzt mich rauswirft, weil ich ein Simulant bin, weil ich ein Nichts bin und seine Zeit verschwende.
– Ja, sagt er stattdessen, das haben wir hier öfter. Dann versuchen wir es mit etwas anderem. Kennen Sie Venlafaxin?
Eine weitere mögliche Nebenwirkung sei Mundtrockenheit, sagt der Arzt noch, als er mir das Rezept gibt. Ja klar.
Ich komme aus der Apotheke, schlucke eine Pille und setze mich aufs Fahrrad. Und irgendwann während der Fahrt, als ich gar nicht mehr daran denke, fühlt es sich plötzlich an, als hätte ich in eine Packung Mehl gebissen. Von einem Moment auf den anderen. Mein Mund, die Wangen, der Gaumen, die Zunge, staubtrocken. Das Schlucken fällt schwer, weil hinten im Rachen irgendwas zusammenklebt.