Das letzte Mal, als ich in der Klinik bin, habe ich einen Unfall bei der Volleyballtherapie. Ich stolpere, falle, und mein Hinterkopf schlägt mit einer Wucht, die ich bis heute nicht verstehe, gegen die Backsteinwand der Turnhalle. Das Loch in meinem Kopf stelle ich mir immer kreisrund vor, mit einem Spinnennetz aus Knochensplittern darin, die in einem klebrigen Bett zwischen Gehirn und Kopfhaut liegen, aus dem sie bei der Notoperation Stück für Stück mit einer Pinzette herausgezupft werden. Danach kommen künstliches Koma, Wissen-Sie-denn-schon,-ob-er-überleben-wird?-Nein, Intensivstation, Aufwachen, weniger Schläuche, weniger Kabel, ein anderes Zimmer, Gleichgewichtsprobleme, Sehstörungen, noch eine Operation, dann eine Reha. Irgendwie haben die Ärzte und mein Gehirn mich wieder hingekriegt. Nur das Loch ist geblieben.

– Wenn der Schädelknochen einmal vom Rest getrennt ist, stößt der Körper ihn meist ab, sagt die Ärztin. Wir könnten Ihnen ein Stück Plastik einsetzen, aber danach haben die meisten Patienten epileptische Anfälle.

Als mein Körper im Überlebensmodus läuft, ist mein Denken wie neugeboren.

– Wie kann es sein, fragt die Ärztin, dass der Patient aus der Psychiatrie unser freundlichster Kunde ist?

Später in der Reha schleiche ich heimlich meine Medikamente aus. Ich weiß noch, wie ich in meinem Zimmer an der Ostsee mit Panoramafenster zum Parkplatz sitze, The Voice Kids gucke und alle dreißig Sekunden vor Rührung zusammenbreche. Als hätte jemand meinen Gefühlen einen Sack vom Kopf gezogen, als würden sie nach monatelangem Waterboarding endlich wieder Luft bekommen.

Vielleicht würde das noch mal helfen. Fast sterben, auf Überlebensmodus schalten, und die Kopfmaschine läuft wieder.

Die Volleyballtherapeutin arbeitet noch in der Klinik. Als ich sie das erste Mal wiedersehe, ist sie erstaunt, dass es mir so gut geht. Als ich sage, dass ich gern wieder Volleyball spielen würde, lacht sie.

Ich sage, dass der Blitz nie zweimal an derselben Stelle einschlägt, und sie lacht noch einmal.

– Nein, ernsthaft, sagt sie, bitte machen Sie was anderes.