Daisy Amahle Coleman, geboren am 26. Juni 2000 in Los Angeles, ist eine US-amerikanische Schauspielerin, Model und Singer-Songwriterin.
Schon im Alter von zehn Jahren beginnt die Tochter des Tischlers Isaiah Coleman und der Lehrerin Sharon Stenberg mit Castings. Nachdem sie in mehreren Werbespots mitgespielt hat, wird Daisy mit fünfzehn als Darstellerin für die ChannelD-Serie Rock My Life entdeckt, in der sie eine der Hauptrollen spielt.
Daisy Amahle, deren zweiter Vorname auf Zulu »die Schöne« bedeutet, ist berühmt für ihre außergewöhnliche Schönheit. Ihre Eltern erklären, dass sie bereits als Kind auffiel. Tatsächlich waren es ihre großen, goldbraunen Augen mit den endlos langen Wimpern, ihre makellose, schwarze Haut und ihre vollen Lippen mit dem vollendeten Amorbogen, die die besten Agenten der Stadt auf den Plan riefen.
Dass sie heute ein Teenager-Idol, das Gesicht von Weltmarken und ein It-Girl ist, um das sich jeder reißt, hat sie einer Castingshow zu verdanken, die ihr Leben veränderte.
Hier ist die Abschrift eines Interviews, das ich mit Daisy in ihrer Anfangszeit geführt habe.
Kaylee Walters: Warst du zuversichtlich?
Daisy Coleman: Ganz und gar nicht! Ich war erst vierzehn und hatte entsetzliche Angst. Als ich auf dem Flur warten musste, umgeben von wunderschönen Mädchen, die wahrscheinlich alle besser waren als ich, bin ich total ausgeflippt. Ich habe mich auf der Toilette eingeschlossen und mir die Seele aus dem Leib gekotzt. Fünf Minuten, bevor ich an die Reihe kam, war ich unauffindbar. Am liebsten hätte ich die ganze Sache abgeblasen und wäre abgehauen, aber ich schämte mich zu sehr, meinem Vater und meinem Bruder – sie begleiteten mich – mein Versagen zu gestehen. Habe ich erwähnt, dass es mein Geburtstag war?
K. W.: Netter Zufall! Was hat dich dann doch dazu bewogen, dich dem Casting zu stellen?
D. C.: Ich heulte gerade Rotz und Wasser, als ich hörte, wie jemand die Tür zur Toilette öffnete. Ich verhielt mich ganz still in meiner Kabine, aber die Schritte näherten sich. Und plötzlich hörte ich: »Daisy?« Es war die Stimme von Thomas, dem besten Freund meines Bruders, der sich vergewissern wollte, ob alles in Ordnung war. Ich versuchte, ihn zu beschwichtigen, aber er ging einfach nicht weg. Also … (Lachen) sagte ich das Erste, was mir einfiel: »Ich habe meine Tage.«
K. W.: Hat er dir geglaubt?
D. C.: Keinen Augenblick. Thomas lässt sich nicht täuschen. Er sagte: »Daisy, hier ist das Herrenklo«, und bat mich dann freundlich, die Tür zu öffnen. Er wollte den Schaden begutachten. Der arme Kerl … Er war eigentlich mit seiner damaligen Freundin verabredet gewesen, hatte ihr aber abgesagt, weil ich darauf bestanden hatte, dass er mich begleitet. Ich fühlte mich schuldig, also trocknete ich meine Tränen und ging hinaus. Ich weiß noch, dass er mich lange schweigend betrachtete und mich dann fragte, was los wäre. Schließlich meinte er, dass man an seinem Geburtstag nicht weinen sollte. Ich gestand ihm die Wahrheit, nämlich dass ich Angst hatte.
K. W.: Das Casting zu verpassen?
D. C.: Nein … es zu bestehen. Ich weiß, was du denkst (Lächeln). Thomas sagte genau das zu mir. »Das ist bescheuert.« Das war es auch. Aber ich hatte Angst davor, angenommen zu werden. Davor, dass die ganze Welt über mich lachen könnte, weil ich nicht schön genug war, oder nicht weiß genug, nicht lustig genug, nicht talentiert genug … oder weil ich ein bisschen seltsam bin. Weißt du, was er mir geantwortet hat?
»Das kann alles sein, ja. Es wird immer Menschen geben, die solche Dinge denken, auch wenn sie nicht stimmen.« Ich erinnere mich, dass ich daraufhin erst recht weinte. Er hockte sich vor mich und wischte mit seinem Daumen meine Tränen fort. Thomas zeigt niemals Gefühle, aber seine Gesten waren so sanft, dass sie mich sofort beruhigten.
Er sagte: »Daisy, hör mir gut zu. Menschen sind gemein, egoistisch und eifersüchtig. Die Leute werden dich auslachen, ganz gleich, was du tust … Also kannst du auch gleich das tun, was dir Spaß macht, oder?« Bei diesem Satz machte es klick.
K. W.: Ein wirklich weiser Satz. Wie ging es dann weiter?
D. C.: Ich habe es immerhin versucht. Ihm mag es einfach erschienen sein, weil ihm nichts etwas anhaben konnte. Für mich war es komplizierter. Trotzdem hatte ich begriffen, dass ich, wenn ich Erfolg hätte, nie würde verhindern können, dass die Leute über mich reden. Ich würde mich distanzieren müssen und dafür sorgen, dass mich nichts treffen konnte. Solange mir klar wäre, was ich wert war, würden Anfeindungen keine Rolle spielen.
Schließlich lächelte ich. Ich hatte mich wieder unter Kontrolle. Ich glaube, das hat ihn gefreut, denn er fing wieder an, mich zu necken – das war seine Lieblingsbeschäftigung.
K. W.: Standet ihr euch nah?
D. C.: Sehr. Zumindest … rede ich mir das gern ein. Es war vor allem ein einseitiges Gefühl. Ich klebte an ihm. Meine Augen folgten jeder seiner Bewegungen. Sein Name war ständig auf meinen Lippen. Er war der Held aller Träume, die ich mir abends vor dem Schlafengehen ausdachte. Ich vergötterte ihn, aber er würdigte mich keines Blickes. Nicht wirklich … jedenfalls nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte.
Aber meinen Geburtstag vergaß er nie und versuchte, mich um jeden Preis zu beschützen. Ich erinnere mich noch gut an das Gespräch an jenem Tag, als wir die Toilette verließen. Er nannte mich »Kleine«, was ich hasste. Zugegeben, angesichts seiner Größe von 1,88 m wirkte ich winzig. Aber ich schrie ihn trotzdem an: »Ich bin nicht klein! Ich werde heute vierzehn! Ich habe schon einen Jungen mit Zunge geküsst, und ich rasiere mir die Beine.« (Lachen)
Ihm konnte ich solche Dinge sagen, meinen Bruder hätte der Schlag getroffen. Vor allem aber wollte ich ihn auf kindliche Weise eifersüchtig machen … Natürlich war ihm das völlig egal. Trotzdem verzog er angewidert das Gesicht, was ich sofort als Sieg wertete.
»So genau wollte ich es gar nicht wissen, Gollum!«
K. W.: Gollum? Wie in Der Herr der Ringe ?
D. C.: Ja, so hat er mich immer genannt, weil er wusste, dass mich das ärgerte. Wenn ich ihn aufforderte, damit aufzuhören, tätschelte er mir nur den Kopf und meinte: »Verleugne deine Wurzeln nicht, Daisy. Denk daran, wo du herkommst.«
An diesem Tag erfand ich aus Rache einen eigenen Spitznamen für ihn: Ich nannte ihn Thor. (Lachen) Mit seinem neuen Bart und seinen blonden, halblangen Haaren sah er ein bisschen aus wie Chris Hemsworth.
Daraufhin drohte er mir, dass er Hakeem alles erzählen würde. »Wer ist dieser Junge? Sag ihm, dass ich einen Baseballschläger habe. Wenn ihm seine Beine wichtig sind, sollte er seine Hose lieber zulassen.« Ich schämte mich zu Tode.
K. W.: Und weiter?
D. C.: Wir kehrten in den Flur zurück, wo ich von einer Frau mit Brille aufgerufen wurde. Ich war an der Reihe. Aus dem Augenwinkel nahm ich gerade noch wahr, wie mein Bruder ermutigend den Daumen hob, dann betrat ich den Raum, wo das Vorsprechen stattfinden sollte. Ich hatte keine Angst mehr. Ich gab alles und wusste sofort, dass ich einen Volltreffer gelandet hatte. Es war noch ein anderes Mädchen da, das mir die Stichworte gab. Damals wusste ich es noch nicht, aber es handelte sich um Destiny … meine zukünftige Kollegin in der Serie.
K. W.: Das war wahrscheinlich der schönste Tag deines Lebens, oder? Jedenfalls der beste Geburtstag.
D. C.: Merkwürdigerweise nicht. Als ich vom Vorsprechen zurückkam, war der Flur leer. Mein Vater war auf der Toilette, und die Jungs hatten sich verdrückt. Ich ging hinaus, um sie zu suchen … und hörte zufällig einen Gesprächsfetzen, der nicht für meine Ohren bestimmt war.
Hakeem rauchte, Thomas lehnte an der Wand. Mein Bruder fragte ihn, ob Jess ihm immer noch böse wäre. Die bloße Erwähnung von Thomas’ Freundin genügte, um mich traurig zu machen. Aber er antwortete, es wäre aus. Dass er Schluss machen, oder besser gesagt, dass er sie ghosten würde. Er wollte sich nicht weiter damit beschäftigen.
Als Hakeem ihm auf den Kopf zusagte, dass er sie offenbar trotzdem noch mochte, antwortete Thomas etwas, das alle meine Hoffnungen zerstörte: »Ich glaube, ich habe es nicht so mit Gefühlen. Mit Gefühlen im Allgemeinen.«
K. W.: Was meinte er damit?
D. C.: In diesem Moment habe ich es noch nicht wirklich verstanden. Die Wahrheit erfuhr ich erst später, an meinem sechzehnten Geburtstag. Zunächst wollte ich nachfragen, aber was Hakeem Thomas antwortete, ließ mich erstarren: »Tommy … Ich finde, wir sollten reden.« Er wirkte, als hätte er Angst. Thomas fuhr ihn an, er solle den Mund halten, aber Hakeem sprach weiter, die Sache sei »ernst« und dass er nicht so tun könne, als wüsste er nichts.
Thomas verschloss sich wie eine Auster. Ich dachte, er würde nie wieder sprechen. Als Hakeem vorschlug, mit ihm zur Polizei zu gehen, drehte Thomas durch. Er packte meinen Bruder am Kragen und drückte ihn mit aller Kraft gegen die Wand. Sie standen Stirn an Stirn. Ich hatte eine Heidenangst und machte mir große Sorgen. »Wag es ja nicht, der Polizei auch nur einen Ton davon zu erzählen!«, fauchte Thomas, und in seinem Gesicht stand eine Mischung aus Wut und Panik. Noch nie hatte ich ihn so gesehen.
K. W.: Weißt du, wovon er sprach?
D. C.: Damals noch nicht, nein … Ich hatte keine Ahnung, was Thomas so Schlimmes getan haben könnte, aber Hakeem beruhigte sich bald und versprach ihm, nichts zu unternehmen. Er entschuldigte sich mehrmals, bis Thomas ihn losließ. »Ich brauche deine Hilfe nicht«, fauchte er, als Hakeem sich rechtfertigen wollte. Sie beschlossen, es dabei zu belassen und die Sache zu vergessen.
Als wir sie beim Auto trafen, benahmen sie sich, als wäre nichts geschehen. Aber ihr Gespräch verfolgte mich noch jahrelang, ohne dass ich es wagte, darüber zu sprechen …
Wenige Tage später beschloss Thomas, nach Schweden zurückzukehren und in die Armee einzutreten.