Mutters Cousine Grethe wohnt der Auskunft zufolge nicht weit weg von Mutter, man kann zu Fuß gehen. Sie treffen sich sicher oft. Fahren mit der U-Bahn nach Vassbuseter und machen dort einen Spaziergang im Wald, in den ich nicht gehe, aus Angst, auf die beiden zu stoßen. Ich habe meinen eigenen Wald, ich habe eine Blockhütte in Bumarken gemietet, dort treffe ich niemanden. Zwanzig Minuten dauert der Fußweg vom Parkplatz zur Hütte, und bisher ist mir nur ein Elch begegnet. Ich kann dort gut arbeiten, ich zeichne Bäume. Mutter und Grethe gehen von Vassbuseter nach Groleitet und trinken Kakao, sie achten nicht mehr auf ihre Linie. Aber vielleicht haben sie sich auch zerstritten, das kommt vor unter Cousinen, sogar auf deren alte Tage. Mutter und Grethe gehen von Vassbuseter nach Groleitet, wenn sie sich nicht zerstritten haben und wenn sie keinen Rollator brauchen. Der Rollator kommt früher oder später auf uns zu, wir altern dem Rollator entgegen. Minas Mutter hat in ihrem letzten Lebensjahr einen Rollator gebraucht, aber sie war dick. Ich hoffe, Mutter ist nicht dick. Minas Mutter manövrierte sich ungeheuer langsam vorwärts, die Hände um den Handgriff gekrampft, mit weiß werdenden Fingerknöcheln, wie ein verletztes Insekt, der Tod einer Motte, der Tod einer Fliege, beides gleichwertig prosaisch. In der Stofftasche vor ihr auf dem Sitz lagen eine Kreuzworträtselzeitschrift, Papiertaschentücher, Kekse und Medizinfläschchen, der graue Hinterkopf war ungekämmt. Ältere Menschen vergessen, sich den Hinterkopf zu kämmen, die Hinterköpfe älterer Menschen lassen mich ihre Betten vor mir sehen, warum ist das ein so trauriger Anblick? In meiner Jugend ist es einige Male vorgekommen, dass ich Mutters lange kupferrote Haare gekämmt habe, das war eine Ehre, aber es war auch beängstigend. Kämmt Ruth Mutters Haare, sind die beiden einander so vertraut? Kennt Ruth Mutters Geruch, und mag sie ihn?