Ruth schaut Mutter an, es sieht aus, als ob sie seufzte, rasch Atem holt und rasch ausatmet, wie aus einer Art Enttäuschung heraus. Sie packt ihren Rucksack zusammen, sie hat das schon so oft gemacht, einmal pro Woche, vierzehn Jahre lang, zusammen mit Mutter, und sie weiß, wo sie das ausgebrannte Grablicht und die Blätter und Abfälle hinwerfen kann, weniger als einen Meter von mir entfernt, ich höre alles in den Kasten fallen, wenn du nur wüsstest, dass dein besonderes Mädchen hinter dem Busch kauert und dich anschaut. Ruth geht zu Mutter und stellt sich neben sie, sie stehen einige Sekunden zusammen da, und Ruth legt Mutter den Arm um die Schulter, und Mutter scheint gleichzeitig zu sich zu kommen und in sich zusammenzusinken, sie schüttelt den Kopf und sagt dann, so dass auch ich es höre, ja, ja.
Bitte lass mich deine Augen sehen! Deine großen dunklen Augen! Sie sind kalt, ja, das weiß ich! Aber lass sie mich anschauen, lass mich tief in sie hineinsehen und sehen, ob es in der tiefsten Tiefe einen Gedanken für mich gibt, einen kleinen guten Gedanken über mich!
Der Nebel senkt sich, und es fängt an zu regnen. Ruth nimmt den Rucksack ab und zieht einen Taschenschirm heraus, sie hat an alles gedacht. Sie spannt ihn auf, und Mutter tritt darunter, sie gehen jetzt noch dichter und langsamer, und traubengroße Tropfen explodieren an meinem Kopf und laufen an Hals und Nacken unter meine Kleidung, Ruth und Mutter gehen nicht den Weg zurück, den sie gekommen sind, sie gehen um den großen Baum hinter dem Grabstein herum, und der Nebel senkt sich wie ein niedriges Dach auf alles herab. Ruth und Mutter verschwinden unter dem schwarzen, ein wenig schwankenden Regenschirm und sehen aus wie ein Gespenst, sehen aus wie der Tod in einem Film von Ingmar Bergman, ein unbeholfener und ungeschickter, schiefer und erschöpfter Tod, ein um so beängstigender Tod, ich folge dem Tod nicht. Ich setze mich auf den Boden mit dem Rücken zum Busch und spüre, wie die Feuchtigkeit durch meine Hose und meine Unterhose dringt, so wie früher. Ich sitze im Regen auf dem Friedhof, wo Vater begraben ist, und scharre in der Erde nach einer Badezimmerscherbe, am liebsten einer blauen, während der Regen nach unten schlägt und strömt und schwerer ist als normaler Regen, und der Himmel ist grauer als sonst, wenn es regnet.