Einmal war ich dreizehn Jahre alt. Ich kam aus der Schule, und im Esszimmer war der Tisch gedeckt, am nächsten Tag erwarteten meine Eltern Gäste, zum Glück nur acht, wichtige Gäste, reich, sagte Mutter ängstlich erregt, ich fand es toll, dass meine Eltern reiche und wichtige Leute kannten. Auf dem Küchentisch lagen viereckige Karten mit Goldrand, Tischkarten, auf die ich die Namen der Gäste schreiben und kleine Blätter zeichnen sollte. Mutter gab mir den Auftrag wie eine Art Befehl, als ob sie mir auftrüge, mein Bett zu machen oder mein Zimmer aufzuräumen, aber darunter zitterte etwas, das mein Herz erwärmte: Mutter findet, dass ich schönere Buchstaben schreibe und hübschere Blätter zeichne als sie, ich fühlte mich geehrt und hatte Mutter sehr lieb. Ich holte die Schachtel mit den hundertfünfzig Farbstiften und dachte, sie könne ihren Spruch aus dem Buchladen bereuen. Sie hatte die Namen der Gäste mit Blockbuchstaben auf ein Blatt Papier geschrieben, ich sollte sie in Schlingenschrift übertragen. Zwei Namen waren amerikanisch, sie waren reich, wenn die Gäste mit Vater zusammenarbeiten wollten, würden wir auch reich werden, es war ein wichtiges Essen, und es waren überaus wichtige Tischkarten. Mutter machte eine Zitronencreme, auf der Fensterbank stand ein Topf mit Zitronenmelisse, ich sollte in die Ecken der Karten die Zitronenmelissenblätter zeichnen. Ich nahm den türkisen Stift, aber sie wollte, dass ich die Namen in Rot schrieb. Ich sagte, türkis wäre schöner, wenn ich die Zitronenmelissenblätter in der Farbe zeichnen sollte, die sie in Wirklichkeit hatten, aber ich könne sie auch rosa zeichnen. Rosa, fragte Mutter, wie aus allen Wolken gefallen, Zitronenmelissenblätter sind grün, sagte sie, hob den Topf von der Fensterbank und stellte ihn vor mich hin, siehst du, ja, sagte ich, aber sind Namen rot? Mutter sah mich unsicher an, wartete einen Moment, dann sagte sie, ich bestimme hier, es ist mein Abendessen. Wir wissen beide, dass Vater hier bestimmt, sagte ich, dreizehn Jahre alt und auf Widerstand gebürstet. Hast du keinen Respekt, fragte sie mit harter Stimme, hast du keinen Respekt vor deiner Mutter, sagte sie scharf wie Vater, ich schrieb die Namen in roter Schlingenschrift. Und die Zitronenmelissenblätter in die Ecken, sagte sie sanfter, ich zeichnete ein Zitronenmelissenblatt in die Ecke, es hat keine Ähnlichkeit, sagte sie, doch, sagte ich, nein, sagte sie, schau nur, sagte sie, riss ein Blatt von der Pflanze und legte es vor mich hin, ich zeichnete Zitronenmelissenblätter, wie Mutter sie wollte, dann stand ich auf. Willst du einen Schokoladenkeks, fragte sie, ich schüttelte den Kopf. Nein? Nein, das will ich nicht, sagte ich, mir hatte etwas im Hals gesteckt, es tat gut, es draußen zu haben.

 

Nein, ich will nicht, nein, ich will nicht, sagte Mutter, du bist so negativ. Es ist schwer, Menschen zu mögen, die negativ sind. Prinzessin Nein-ich-will-Nicht, sagte Mutter, mit ihr nimmt es kein gutes Ende.