Ich wachte damit auf: Du verstehst offenbar nicht, welchen Schmerz und welche Schwermut du deiner Familie mit deinen grotesken Bildern zugemutet hast. Du hast nie irgendeine Form der Dankbarkeit gezeigt, für alles, was Mutter und Vater dir in all diesen Jahren gegeben und für dich getan haben, für die unzähligen Geschenke, die Mutter dir gemacht hat, bevor du deinen Ehemann und deine Eltern einfach verlassen hast, im Gegenteil, du hast sie auf zutiefst kränkende Weise karikiert, um dich interessant zu machen, dich mit einer schlimmen Kindheit zu schmücken, weil das zu einer »Künstlerin« dazugehört. Wie, glaubst du, war es für Mutter und Vater damals, als Kind und Mutter bei Gråtveit ausgestellt wurde? Mutter ist danach ein halbes Jahr lang nicht mehr aus dem Haus gegangen, weil sie die Blicke und das Gerede der Leute mitbekommen hat, und sie hat nichts gehabt, um sich zu wehren. Du hast Mutters Leben gestohlen, du hast der Welt eine Erzählung über Mutter geliefert, für die es keinen Beweis und keine Grundlage gibt, aber woher sollen die Leute wissen, wie du alles verdrehst, damit es in dein Lebensprojekt passt, ohne daran zu denken, dass die Lebensprojekte anderer Menschen genauso wertvoll sind wie deine. Und du bist nicht nach Hause gekommen, als Vater krank war, du bist nicht zu Vaters Beerdigung nach Hause gekommen. Wenn du wüsstest, wie traurig und schockierend das für Mutter war. Bis die Kirchentüren hinter uns zuschlugen, hat sie gehofft, dass du auftauchen und in diesem ganz besonderen Augenblick mit uns zusammen sein würdest, als Familie. Mutter hat damals mit dem Gedanken gespielt, sich das Leben zu nehmen, und ich fürchte, sie könnte es diesmal wirklich tun, wenn du nicht aufhörst, sie zu belästigen. Du handelst mit einer unverzeihlichen Rücksichtslosigkeit. Wir beide bitten dich wegzubleiben. Du hast kein Recht auf irgendetwas, weder von Mutter noch von mir.

 

Sie unterschrieb nicht mit ihrem Namen. Über diesen Punkt waren wir hinaus. Ehemann und Eltern zu verlassen, schrieb sie, erwähnte sich selbst nicht, die Schwester, weil es ihr egal war oder weil es in keinem meiner Bilder auch nur die Spur einer Schwester gibt.