Es stimmt. Ich habe kein Recht auf irgendetwas, ich kann nur zur Kenntnis nehmen, wie sie das Ganze verstehen, meine Bilder, die sie als indirekte, nein, als direkte Kritik an der Familie verstehen, so kommt es mir vor, aber sind sie nicht selbst dafür verantwortlich, dass sie die Bilder so subjektiv deuten? Darf eine Künstlerin ihre Werke nicht mit Wörtern wie Kind, Mutter, Vater, Familie benennen, weil ihre tatsächliche Mutter, ihr Vater, ihre Familie die Werke dann für Abbildungen ihrer selbst halten?

Doch, natürlich, aber sei ehrlich, hast du nicht an deine eigene Mutter gedacht, als diese Werke entstanden sind? Nein, ich habe versucht, das Gefühl, ein Kind zu sein, zum Ausdruck zu bringen, das ich vermutlich mit vielen anderen teile, aber das natürlich unlöslich verbunden ist mit den Menschen, denen das Kind preisgegeben ist, was ich auszudrücken versuche, ist die Abhängigkeit des Kindes, alle Kinder sind abhängig, diese Abhängigkeit wollte ich zeigen, als ich noch mit ihr kämpfte. Hätte ich darauf verzichten sollen, eine komplexe Eltern-Kind-Beziehung zum Ausdruck zu bringen, in der sich viele Menschen wiedererkennen können, weil eine spezifische Mutter sich in dieses Bild hineinlesen und sich davon verletzt fühlen könnte?

Aber eine Künstlerin muss damit rechnen, dass eine spezifische Mutter von einem Werk verletzt und gekränkt sein kann, und sie darf davon nicht überrascht sein, vor allem, wenn die Mutter auf dem Bild rote Haare hat, genau wie die Mutter der Künstlerin? Aber ich bin selbst rothaarig, ich bin selbst Mutter, ich war gerade Mutter geworden, als ich das Bild gemalt habe, vielleicht habe ich es deshalb gemalt, es kann auch ein Selbstporträt sein, denn ein Bild erzählt immer mehr über seine Urheberin als über andere, sehen sie das nicht? Sind sie so kurzsichtig und narzisstisch, dass sie nur sich selbst in das Bild hineinlesen können und sich zugleich falsch dargestellt fühlen, das sind wir, aber wir sind nicht so! Können sie nicht das Allgemeine sehen, fühlen sie sich dermaßen gekränkt, dass sie gefühllos werden, dass sie über Mutters Geschenke reden, wenn wir doch über Mutters Krisen sprechen sollten? Ich hatte schon als kleines Kind eine offene Wunde und eine offene Tür, über die ich keine Kontrolle hatte, und durch diese kam Mutter herein und infizierte mich mit ihrem Unglück, und haben das nicht alle Kinder, tun das nicht alle Mütter, ich selbst eingeschlossen.

 

Warum protestierst du so heftig? Sie verlangen nichts anderes von dir, als zur Kenntnis zu nehmen, dass deine Wahl von damals, als du zugestimmt hast, Kind und Mutter  1 und 2 hier in der Stadt auszustellen, für sie einen Preis hatte, und den musst du jetzt bezahlen.

 

Nein, ich akzeptiere es nicht, ich kann es nicht ohne Einwand und Widerspruch hinnehmen, aus Prinzip nicht, genau wie wenn jemand an seinem Hass festhält, sich nicht traut, seinen Hass aufzugeben, um keinen Schmerz fühlen zu müssen. Denn ich glaube nicht, dass Mutter nicht verzweifelt ist, weil sie keinen Kontakt zu mir hat, und wenn sie nicht verzweifelt ist, sondern nur empört und wütend, dann sind Empörung und Wut nur verdrängter Schmerz.