Alle Kinder sind abhängig von ihrer Mutter und sind ihr gegenüber deshalb immer verletzlich, körperlich und seelisch, aus diesem Grund haben wir Müttern gegenüber ambivalente Gefühle, und aus diesem Grund tauchen in Wohlfühlfilmen auch so selten Mütter auf. Die Mutterfigur weckt zu komplizierte Gefühle, um sich wohl zu fühlen. Im Wohlfühlfilm der Wohlfühlfilme, Tatsächlich … Liebe, treten Mütter nur als kleinste Nebenfiguren auf, trotz all der unterschiedlichen Liebes- und Familienverhältnisse, auf die der Film ansonsten eingeht. Die wichtigste Mutterfigur, die darin vorkommt, ist tot, die zweitwichtigste ist eine betrogene Ehefrau, die wahrscheinlich deshalb betrogen wurde, weil sie so sehr Mutter ist, dass sie es nicht schafft, ihren untreuen Mann zu verlassen. Es hätte den Film ruiniert, den Müttern den ambivalenten Raum zu geben, den sie im wirklichen Leben einnehmen, ich schreibe das als eine Mutter. In Hedda Gabler gibt es keine Mutter, während General Gabler mit seinen Pistolen viel Raum bekommt. Jørgen Tesmans Vater Jochum ist tot, erfahren wir, aber die Mutter wird nicht erwähnt, in Ibsens Stücken, in denen die Mutter im Mittelpunkt steht, ist sie oft das, was wir früher und heute als Rabenmutter bezeichnen. In Søren Kierkegaards großem Werk, die vielen Episteln, Briefe, Tagebücher eingerechnet, erscheint der Vater als Wurzel der Qualen, der Psyche, des Glaubens und des Schreibens des Sohnes, während die Mutter nicht ein einziges Mal erwähnt wird, an keiner einzigen Stelle.