Ich halte vor der Arne Bruns gate 22, noch läuten die Kirchturmglocken nicht, ich schalte den Motor aus und bin warm angezogen, trotzdem wird es rasch kalt, obwohl es draußen zwei Grad über null ist, und die Sonne scheint. Ich lasse den Motor an, ich bin unvorsichtig oder gleichgültig geworden, vielleicht auch trotzig. Die Straße ist leer, aber warum stehen die Bäume Wache, Mutters Block liegt friedlich da, aber warum sieht er aus wie eine Festung? Die Kirchturmglocken läuten jetzt, aber niemand kommt aus dem Haus, ein Räumfahrzeug taucht auf, und ich muss wegfahren und auf der nächsten Kreuzung umdrehen, ich fahre hinter dem Räumfahrzeug her und halte dort, wo ich eben schon gestanden habe, ich schaue in die andere Richtung, niemand hat die Arne Bruns gate 22 verlassen. Ich habe den Eingang höchstens zwei Sekunden lang aus den Augen gelassen, die Glocken läuten nicht mehr, der Gottesdienst hat begonnen, und Mutter geht nicht hin. Vielleicht ist Mutter nicht zu Hause, vielleicht ist Mutter weggefahren, vielleicht wird Mutter am Mittelmeer Weihnachten feiern, das ist ein scheußlicher Gedanke, jetzt, da ich ihr so nahe bin. Ich drehe den Motor aus und steige aus dem Auto, gehe über die Straße und um das Haus herum, bis ich unter Mutters Balkon stehe, hinter Mutters Fenstern brennt Licht, zum Glück, und ich stehe skrupellos auf dem verschneiten Rasen und starre zu ihr hoch, das ist nicht verboten, ich bücke mich, hebe eine Handvoll Schnee auf und forme einen Ball, ich werfe und treffe das, was ich für Mutters Wohnzimmerfenster halte. Auf der Fensterbank stehen Topfblumen und ein siebenarmiger Leuchter, vermutlich weil bald Weihnachten ist, ich habe das Werfen nicht verlernt, ich warte, es passiert nichts. Ich bücke mich noch einmal, hebe eine Handvoll Schnee auf und forme einen Ball, ich hebe den Arm, ziele, werfe und treffe, es knallt lauter als beim ersten Mal, ich habe fester geworfen, ich warte auf Mutters Schatten hinter den Blumen, ich komme mir vor wie ein Freier in vergangenen Zeiten, vielleicht öffnet sie das Fenster und sagt ja. Ich sehe nichts, ich höre nichts, ich bücke mich, hebe eine Handvoll Schnee auf, forme einen festen Ball und werfe, sehe, kurz nachdem ich geworfen habe, einen Schatten hinter den Blumen, der Ball trifft, die Fensterscheibe zerbricht, ich renne, ich wollte nicht, dass das passiert.