13
Meditation
Er war froh, dass seine Ankunft an der Anlegestelle vor dem Hotel keinerlei Beachtung fand, also nicht etwa vom Hotelpersonal oder von Gästen bemerkt worden war. Er hatte bereits während der Fahrt den gelbgoldenen Umhang abgelegt und war im Fahrtwind so weit getrocknet, dass er nun, nachdem er sich bei der Wasserwacht für den Transport bedankt und das Boot verlassen hatte, in einem nicht weiter auffälligen Zustand das Hotel betreten konnte. Nur seine Schuhe machten ein eigentümliches Geräusch, sie schmatzten.
»Neue Schuhe«, hätte Klee gesagt, hätte jemand ihn gefragt. Aber er gelangte gänzlich unbelästigt in sein Zimmer, zog sich aus und stellte sich eine Weile unter die Dusche, weniger, weil er fror, mehr, weil er sich verdreckt vorkam, vor allem sein Haar. Nach dem Duschen legte er sich noch kurz aufs Bett, um für einen Moment die Augen zu schließen. Eine halbe Minute vielleicht. Danach gelangte er endlich in »trockene Tücher«, was bedeutete, dass er ein weißes Hemd anzog und in einen leichten, graublauen Sommeranzug schlüpfte. Und dazu in ein Paar Schuhe, die nicht schmatzten.
So wenig er über Holls möglichen Verbleib erfahren hatte und so peinlich seine Rettungsaktion auch gewesen war, hatte er dennoch das Gefühl, etwas in Bewegung gesetzt zu haben. Und wahrhaftig, das hatte er.
Mit sauberem Haar und ruhigen Schuhen suchte Klee den Gastgarten eines italienischen Restaurants auf, um wieder einmal festzustellen, wie ungemein deprimierend und schwierig es war,
alleine Essen zu gehen. Bereits die Tischwahl. Der einzelne Esser erscheint irgendwie als eine Frechheit, eine Impertinenz, weil er ja, so klein der Tisch auch sein mag, einen Tisch besetzt, an dem zwei Leute sitzen und bestellen und eine sehr viel größere Rechnung zustande bringen könnten. Und dazu dann die mitleidigen Blicke anderer Gäste, die das Glück, sich in Gesellschaft zu befinden, genau dadurch erkennen, dass jemand anderer es nicht ist.
Richtig, Inoue fehlte. Seine Gefährtin. Das war ohnehin der bessere Begriff als Geliebte oder Ehefrau oder Partnerin. Ihm fehlte die Frau, die mit ihm die Gefahren teilte. Oder auch nur half, diesen Kellner zu ertragen, der jetzt endlich gekommen war und Klee mit einer Beiläufigkeit behandelte, die etwas Ekelhaftes besaß. Klee ließ sich aber nicht einschüchtern und bestellte trotz der etwas hingerotzten Empfehlung, den Hauswein zu nehmen, ein stilles Mineralwasser, sosehr ihm Leitungswasser lieber gewesen wäre. Immerhin, die Tortellini schmeckten ganz gut. Das stille Mineralwasser aber hätte er sich sparen können. Überhaupt schmeckt stilles Mineralwasser so, als habe es eine Grippe. Es schmeckt einfach nicht gesund.
Wenn Klee auf den Wein verzichtete, dann, weil er vorhatte, noch eine Bar aufzusuchen und einen Whisky zu trinken, und dabei nicht mischen wollte, auch nicht in einem seriellen Sinn.
Er verließ alsbald das Restaurant, wobei er den Kellner mit einem durchaus anständigen Trinkgeld bedachte. Der Kellner lächelte breit. Allerdings ein wenig unsicher, ängstlich. In seinem Schnurrbart glänzten Tröpfchen von Schweiß.
Die Entscheidung für dieses Restaurant hatte Klee selbst getroffen, des hübschen Gastgartens wegen. Bei der Wahl der Bar hingegen hatte er sich zuvor von der Hoteldirektorin beraten lassen.
»Eine Bar, wo es keine Cocktails gibt, werden Sie hier nicht finden«, hatte die Hotelchefin bewiesen, dass sie auch über Klees Riff
Bescheid wusste. »Außer, Sie wollen unser bekanntes Irish Pub
besuchen.«
Das wollte Klee nicht. So gut die Whiskyauswahl in Pubs auch
sein mochte, er fühlte sich in solchen Lokalen wie in einen Baumstamm eingemauert. Nein, wenn er einen Whisky an einer Bar trinken wollte, bevorzugte er Theken, die nicht den Charme eines mittelalterlichen Blocks besaßen.
Das Lokal, auf das er sich nun gemäß der Empfehlung der Hoteldirektorin zubewegte, war vor allem für sein Angebot an Gins und Tonics bekannt und eben auch für einen Barbereich nicht ohne Anmut.
Auf dem Weg dorthin läutete Klees Smartphone. Er kannte die Nummer nicht, das heißt, sein Handy kannte die Nummer nicht. Er hob ab. Eine männliche Stimme meldete sich und fragte, ob sich Klee noch für die »Holl-Geschichte« interessiere.
»Wer spricht denn?«
Anstatt einen Namen zu nennen, sagte der Mann: »Sie haben einer Dame eine Tasche gerettet. Und jetzt wünscht die Dame, dass ich Ihnen einen Gefallen tue. Also?«
»Ich bin auf dem Weg in eine Bar«, sagte Klee und nannte eine Adresse.
»Kenne ich.«
»In zehn Minuten«, schlug Klee vor.
»Zwanzig Minuten«, antwortete der Anrufer, als versuche er, höher zu bieten.
»Sehr gut«, sagte Klee.
Wie gesagt, er hatte – trotz der Peinlichkeit einer Taschenrettung anstelle einer Kinderrettung – etwas in Bewegung gesetzt.
Zwei Dinge mochte Klee an dieser Passauer Bar besonders. Einerseits die Art und Weise, wie die stählerne Kaffeemaschine in die mit Flaschen vollgestellte Rückwand integriert war: familiär. Und ihm gefielen die Beleuchtungskörper, die über der Theke hingen, kristalllusterartige Säulen, die von Kugeln aus Rauchglas umhüllt waren: in durchsichtige Tresore gefügte Colliers sehr großer Frauen.
Als er zuvor auf der Internetseite der Bar noch einmal nach der genauen Adresse gesehen hatte, war ihm gleich deren Motto ins
Auge gestochen, das von Ernest Hemingway stammte: »A man can be destroyed but not defeated.«
Er mochte den Satz, weil der Satz einfach gut klang. – Aber stimmte er auch? War das nicht einer dieser Sätze, deren ganze Wahrheit aus ihrem Pathos resultieren? Sätze, die allein dadurch wahr werden, indem sie ein Gefühl und ein Bedürfnis bestätigen, nur leider nicht die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegeln. Was für einen »Mann« meinte Hemingway überhaupt, der da zwar zerstört, aber nicht besiegt werden konnte? Klee überlegte, ob dieser Satz nicht mittels einer Umkehrung eine viel größere Berechtigung erhalten würde, wenn man sich nämlich vorstellte, dass der Mann – und keine Frage, dass dieser Mann auch eine Frau sein konnte – zwar besiegt, aber nicht zerstört werden konnte. Wobei natürlich für nicht wenige Menschen galt, dass sie in gleichem Maße besiegt wie zerstört worden waren und sich das eine aus dem anderen ergeben hatte.
Wie gesagt, die schöne Wahrheit von Hemingways Satz bestand darin, ein Traum zu sein.
Klee setzte sich an die Bar, sodass er praktisch unter dem eingerauchten
Collier einer sehr großen Frau zu sitzen kam, und bestellte einen Jack Daniels, was vielleicht etwas überraschte, wenn man um seine Vorliebe für Single Malts wusste. Aber seine Lieblingswhiskys waren selten in einer anderen Bar als der eigenen zu finden, da war ihm schon lieber diese günstige Standardvariante der meisterverkauften amerikanischen Whiskymarke: Old No. 7. Er mochte die rauchige Süße, das leicht Ölige, die zurechtgebogene Schärfe, das Schwere im Leichten, wenn nicht gar das Leichte im Schweren. Und er mochte den Namen!
Wir trinken immer auch einen Namen.
»Was trinken Sie?«, fragte der Mann, der sich zu Klee in dem ansonsten leeren Lokal an die Theke stellte. Bei diesem Wetter saßen die meisten Gäste draußen auf der Straße.
»Jack Daniels«, antwortete Klee.
»Ich nehme auch einen«, sagte der Mann und fragte: »Sie sind doch Klee, oder?
«
»Ja.«
»Ich bin Pavić.«
Der Mann war Kroate. Dazu hätte es freilich nicht der Nennung seines Vornamens bedurft. Er trug eines dieser T-Shirts mit Camouflage-Muster und kroatischem Landeswappen, dessen Muster aus fünfundzwanzig in Rot und Silber geschachteten Feldern nicht zu Unrecht umgangssprachlich als Schachbrett bezeichnet wird. So wie Schachbretter nicht zu Unrecht an Schlachtfelder erinnern.
Nachdem Pavić ebenfalls ein Glas serviert bekommen hatte, prostete man sich zu. Klee erwartete, dass der Mann den Inhalt des Glases hinunterstürzen würde. Tat er aber nicht, sondern nippte in der gleichen genießerischen Weise daran wie Klee.
»Ich fahre ein Taxi«, eröffnete Pavić.
»Darf ich raten«, sagte Klee, »Sie haben Eva Gehring und Klemens Holl gefahren.«
»Na, meine Gäste«, erwiderte Pavić, »nennen mir in der Regel nicht ihre Namen. Weder die echten noch die erfundenen.«
»Natürlich.«
»Aber ich habe die beiden wiedererkannt. Auf Fotos, die ich heute Nachmittag auf mein Handy bekam. Ich fahre oft Gäste zu diesem Hotel. Oder von diesem Hotel weg.«
Und das hatte er auch am vorletzten Tag jener vier Tage getan, in denen das »Ehepaar Gehring« ein Zimmer im Hotel gebucht hatte.
»Ich habe die zwei hinüber nach Österreich gebracht. An einen Ort, der heißt Wesenufer. Eine gute Fuhre. Das sind immerhin fünfunddreißig Kilometer. Da fährt man über eine halbe Stunde.«
»An welche Adresse?«
»Die wollten einfach in der Ortsmitte hinausgelassen werden. Die zwei haben während der Fahrt kein Wort gesprochen. Der Mann kam mir ein wenig deprimiert vor. So ein kleiner Kerl. Die Frau dagegen war wohl eher eine von der strengen Sorte. Älter als er. Und kräftiger. In jeder Hinsicht.«
»Er ist ein ehemaliger Polizist.
«
»Ja, das weiß ich jetzt auch. So hat er aber nicht gewirkt.«
»Sie haben die zwei aber nicht wieder zurückgefahren.«
»Nein. Das hat dann spät am Abend ein anderer Fahrer gemacht, ein österreichischer Kollege.«
»Woher wissen Sie das?«
Er hob die Hände, kehrte die Innenfläche nach außen und fragte: »Wollen Sie mich verhören?«
»Nein, ich will mich nur auskennen.«
Pavić erklärte, dass er, nachdem er die beiden Personen auf den Fotos als seine damaligen Fahrgäste wiedererkannte, noch einen Rundruf unter den Kollegen vorgenommen habe. Einer »von drüben« hätte sich gemeldet und ihm erzählt, in dieser Zeit einmal von Wesenufer nach Passau gefahren zu sein. Was ja selten vorkomme, daran erinnere man sich.
»Aber das eigentlich Interessante«, sagte Pavić, »kommt erst noch.«
»Und zwar?«, fragte Klee, während er dem Barkeeper mittels Handzeichen zu verstehen gab, die beiden Gläser nachzufüllen.
»Die Frau«, sagte Pavić, »ist alleine zurückgefahren.«
»Wie bitte?«
»Ja. Der Kollege hat sie nach Passau gebracht. Die gleiche strenge Person. Aber alleine.«
»Das heißt, Holl ist dortgeblieben. Wie heißt der Ort noch mal?«
»Für einen Detektiv«, meinte Pavić, »haben Sie ein ziemlich schlechtes Gedächtnis.«
»Ich bin kein Detektiv«, versicherte Klee und wiederholte die Frage nach dem Ort.
»Wesenufer«, antwortete Pavić. »Die haben da keine hundert Häuser. Aber ein Seminarhotel.«
Was Klee nicht begriff, war der Umstand, dass es doch hieß, die »beiden Gehrings« hätten die vier Tage gemeinsam in ihrem Passauer Hotel verbracht. War Holl also alleine zurück nach Passau gefahren? Oder war es vielleicht so, dass Eva Gehring ohne ihn aus dem Hotel ausgecheckt hatte? Wem hätte das auffallen sollen,
ob Gehring alleine oder mit ihrem angeblichen Ehemann das Hotel verlassen, alleine oder zu zweit ihre Heimreise angetreten hatte?
»Klar«, sagte der Taxifahrer, »so genau kann man so was nicht wissen. Wenn Sie mich fragen, ich würde eher schätzen, dieser Mann, dieser Holl, dieser Polizist, der wie keiner aussieht, ist dortgeblieben, in Wesenufer.«
»Das will ich gerne glauben«, sagte Klee. Und er glaubte es auch gerne.
Und dann fragte er: »Fahren Sie mich dorthin?«
»Ich habe Feierabend«, sagte Pavić und zeigte auf das Glas Whisky, das er vor sich stehen hatte.
»Natürlich. Ich meine morgen früh.«
»Das macht siebzig Euro.«
Klee bot an, hundert zu bezahlen.
»Ich muss Sie dafür aber nicht noch aus der Donau retten, oder?«, erwies sich Pavić als gut informiert.
»Wenn wir nicht von der Straße abkommen, sicher nicht«, antwortete Klee.
»Wann soll ich Sie abholen?«
»Zehn Uhr vor dem Hotel«, antwortete Klee. Nicht, dass er vergessen hatte, selbst einen Wagen zu besitzen und damit über ein funktionierendes GPS
-System. Aber er hielt es einfach für vernünftig und passend, von dem gleichen Mann nach Wesenufer gebracht zu werden, der auch Holl an diesen Ort chauffiert hatte.
»Wieso«, fragte Klee, »helfen Sie mir?«
»Sie haben einer bestimmten Dame geholfen«, sagte Pavić, »und diese bestimmte Dame hat mir geholfen. Das halbe Leben funktioniert auf solche Weise, oder?«
»Und wie funktioniert die andere Hälfte?«
»Indem man sich selbst hilft«, sagte Pavić, ließ einen letzten Tropfen Whisky über die Innenwand des Glases in seinen Mund gleiten, rutschte vom Barhocker und erklärte, noch Freunde treffen zu wollen
.
Klee sah ihm nach. Anders als Holl schien Pavić jemand zu sein, der in der Entfernung nicht mehr ganz so mächtig wirkte wie in allernächster Nähe. Seine Wucht schrumpfte.
Als Klee zeitig am Morgen in seinem Hotelbett erwachte, spürte er einen Schmerz, als würde jemand in seinem Kopf … nicht wie in diesem Zitat, wo eine Frau meint, es würde sich so anfühlen, als sei da ein Hund in ihrem Kopf gestorben, sondern vielmehr so, als sei derselbe Hund noch recht lebendig und würde mit seiner kalten, feuchten Schnauze gegen das Innere der Schädelwand stoßen. Einen Ausgang suchen, der naturgemäß nicht existierte.
Klee ordnete die Kopfschmerzen eher dem Gemisch aus Inn und Donau zu, in das er am Vortag geraten war, als dem Jack Daniels vom Abend, drehte die Schreibtischlampe an, griff nach seinem Smartphone und schaute nach der Zeit. Kurz nach vier.
Vor sieben Uhr würde er kaum ein Frühstück bekommen. Sich bis dahin mit Pornografie die Zeit zu vertreiben wäre zwar eine Möglichkeit gewesen – Pornografie war ein merkwürdiger Trost, eine Religion, die versprach, dass alles nur Einbildung ist –, aber es war dann doch die Wikipedia-Enzyklopädie, in die Klee geriet und in der er sich mal umschaute, was es über diesen Ort namens Wesenufer zu erfahren gab.
Schöne Flusslage, erste Siedlungsspuren im Neolithikum. Der ursprüngliche Name lautete Wesenurfar
, was »Überfuhr für Wesen« bedeutet. Klee fand es außerordentlich hübsch, nicht von Menschen zu sprechen, die über die Donau fuhren, sondern von Wesen, bevor er dann aber begriff, dass dies der Name jener Erhebung war, auf der man zu Beginn des 12. Jahrhunderts eine Höhenburg errichtet hatte, die Burg Wesen, nach der sich wiederum der Sohn des Erbauers benannt hatte. So war das Geschlecht der Herren von Wesen entstanden, das mit dem Tod des Erchanger von Wesen im Jahre 1322 seinen Abschluss fand.
Fast siebenhundert Jahre später wurde die Gemeinde Waldkirchen am Wesen – mit Wesenufer als dem größten Ort mit etwas über zweihundert Seelen (man hätte gerne von »Wesen« gesprochen) –
von einem Bürgermeister der Österreichischen Volkspartei angeführt.
Beim Durchschauen der Ergebnisse der letzten Landtagswahl passierte Klee der hübsche Irrtum, zu meinen, es existiere an diesem Ort eine »Christliche und Kommunistische Partei Österreichs«, so eine Art austriakische Don-Camillo-und-Peppone-Allianz, aber bei genauerer Betrachtung waren es dann doch zwei verschiedene Parteien, die bloß über einen ähnlich geringen Stimmenanteil verfügten.
Der Ort Wesenufer, ein Markt, befand sich nicht unweit der touristisch berühmten Donauschlinge von Schlögen, besaß eine dem heiligen Wolfgang geweihte Pfarrkirche, einen Fußballverein, einen Musik- und einen Eisschützenverein und neben jenen vier Wählern der Kommunistischen Partei auch mehrere Männer und Frauen der freiwilligen Feuerwehr (und irgendetwas sagte Klee, dass die, die die Kommunisten wählten, nicht
Mitglieder dieser Feuerwehr waren). Zudem existierte ein Schloss, das eine Zeit lang eine Brauerei gewesen war, bevor dort jenes Seminarhotel untergebracht worden war, das Pavić erwähnt hatte. Wesenufer verfügte über ein eigenes Postamt, laut Wikipedia über einen einzigen Schriftsteller, und in der Nähe des Ortes befand sich die sogenannte Bräukapelle, in der es eine frei zugängliche Wasserquelle gab. Dem Wasser dieser Quelle war einst eine heilende Wirkung nachgesagt worden, und die wundersam geheilten Leute hatten ihre Krücken in der Kapelle zurückgelassen. Sehr passend übrigens, dass Klee bei der Suche nach Informationen diese magische Quelle betreffend auf den Eintrag des Geschäftsführers des hiesigen Tourismusverbandes stieß, wo unter dem Satz »Wir sprechen folgende Sprachen« einzig und allein die rot-weiß-rote Flagge Österreichs aufleuchtete. Und nicht etwa der Begriff »Deutsch«, was ja auch nicht ganz gestimmt hätte.
Klee forschte noch ein wenig nach jenen Herren von Wesen, fand aber nicht viel mehr als einige Hinweise auf die Burgruine und dass nach dem Aussterben dieses Geschlechts es ein Hadamar von Waldeck gewesen war, der die Burg übernommen, sie aber
bald dem Hochstift Passau als »ewiges Seelgerät« vermacht hatte, als ewige Messstiftung für ihn und seine Familie.
»Ewiges Seelgerät« war ein fabelhafter Begriff, der Klee daran erinnerte, dass die Zwillinge so gerne von der »Seelenzergliederung« gesprochen hatten, ein Wort aus ihrem Zauberberg
-Vokabular.
Mit der Fantasie, sich ein Seelgerät als eine Art homöopathisches Messer vorzustellen, mit dem man sich die Sünden wegschnitt, stand Klee auf und begab sich unter die Dusche.