A
m frühen Montagabend
bog Nolan auf die Einfahrt des Shadowlands ein und parkte direkt hinter Beths Pkw-Anhänger, in dem sich ihre Gerätschaften befanden. Die schwüle Luft hüllte ihn ein, als er zu ihrem Auto lief, sich dagegenlehnte und auf sie wartete. Würde er sie mit seiner unerwarteten Anwesenheit verängstigen? Oder wäre sie glücklich, ihn zu sehen?
Es kam selten vor, dass er sich mit den Frauen verabredete, die er im Club kennenlernte. Jedoch hatte er letzten Samstag Facetten ihrer Persönlichkeit ans Licht gebracht, die ihn dazu bewegten, bei ihr eine Ausnahme zu machen. Sie war mutig genug gewesen, um ihren Fehler zuzugeben, wodurch sie sich seinen Respekt verdient hatte. Der Kontrast zwischen ihrer sexuellen Begierde und ihren tief verwurzelten Ängsten lockte seinen inneren Dom aus dem Versteck. Und der überraschte Gesichtsausdruck, wenn sie kam … Welcher Mann konnte dem widerstehen?
Bisher hatte Dominanz und Sex zwischen ihnen die leitende Rolle gespielt. Die Chemie zwischen ihnen stimmte, sowohl auf der Dom/Sub-Ebene als auch beim Sex. Doch es war ihm nicht entgangen, dass sie mehr wollte. Hin und wieder blitzte dieser Wunsch in ihren Augen auf.
Etwas abseits der Autos fand er ein schattiges Plätzchen
und zog seinen elektronischen Organizer heraus. Wenn er schon wartete, konnte er auch ein bisschen Arbeit erledigen.
„Hey.“
Nolan hob den Kopf, betrachtete den Stand der Sonne und erkannte, dass er sich für mindestens eine halbe Stunde in der Arbeit verloren hatte. „Da bist du ja. Ich habe auf dich gewartet.“
Beth trug ein blassgelbes Tanktop und dazu Khakishorts. Sie in Alltagsklamotten zu sehen, törnte ihn genauso an wie ihre Fetischkleidung. Von der Arbeit waren ihre Wangen leicht gerötet und ihre roten Haare standen in alle Richtungen. Ein Schweißtropfen bahnte sich einen Weg zu dem Tal zwischen ihren Brüsten und er konnte nur daran denken, sie gegen ihre Autotür zu pressen und den Tropfen wegzulecken. Er wurde hart. Reiß dich zusammen, Junge. Heute geht es nicht um Sex.
„Warum bist du nicht zu mir gekommen?“
Er zuckte mit den Achseln. „Ich mag es nicht, bei der Arbeit gestört zu werden. Ich nahm an, dass es dir vielleicht ähnlich geht.“
„Oh. Äh, danke. Und du wartest auf mich, weil …“
Als er sich näherte, machte sie einen Schritt nach hinten, bis sie mit dem Rücken gegen ihre Autotür krachte. Mit den Unterarmen neben ihrem Kopf hielt er sie gefangen. Zufrieden stellte er fest, dass sein kleines Häschen heute weitaus weniger ängstlich wirkte. Mehr Fortschritt. Er belohnte sie mit einem Kuss, sanft und feucht und heiß. In diesem Moment kamen nur seine Lippen zum Einsatz, denn brächte er seine Hände ins Spiel, würden sie hier und jetzt ficken.
Rechtzeitig zog er sich zurück und musste bei dem vernebelten Ausdruck in ihren Augen lächeln. Er schaffte es nicht, den Blick von ihren feuchten Lippen zu nehmen, als er sagte: „Der Kuss war dringend nötig gewesen. Und, na ja, ich würde dich gerne zum Abendessen einladen.“
„Abendessen?“ Ihre Hände lagen auf seiner Brust. Plötzlich
riss sie diese weg, als wäre es eine Straftat, ihn zu berühren.
„Beth, ich mag deine Hände auf mir“, betonte er. „Ich will sie wieder auf mir spüren.“ Er wartete, bis ihre zierlichen Finger seine Schultern umfassten. Er erinnerte sich an ihre Handgelenke in Fesseln. So hinreißend. Wie sie an den Einschränkungen gezogen hatte, während er … Verdammt nochmal.
Dann räusperte er sich. „Abendessen. Schließlich musst du essen – mehr, als du das bisher tust, wenn du mich fragst – und ich habe immer Hunger. Die Straße runter gibt es einen Italiener, in dem wir mit Arbeitsklamotten nicht zu fehl am Platz wirken.“
„Essen.“ Gerade war ihr Verstand eindeutig mit einer anderen Art von Hunger beschäftigt. Die Art und Weise, wie sie auf seinen Mund starrte, ihre Hände über seine Schultern rieb, sich ihre Pupillen weiteten … Ob es ihr nun selbst bewusst war oder nicht, sie gierte nach ihm. Seine Körpertemperatur war um mindestens zehn Grad angestiegen. Wie schnell würde sie Reißaus nehmen, wenn er ihre unausgesprochene Einladung annehmen würde?
Er wollte nicht, dass sie wegrannte. Nicht, wenn sie doch jetzt erst anfing, ihm ein bisschen zu vertrauen. Betonung auf ein bisschen
.
„Ja genau. Essen.“ Seine Hand legte sich in ihren Nacken, drückte leicht zu. „Du bist noch nicht bereit, Zeit allein mit mir zu verbringen. Ein guter Kompromiss ist ein Abendessen. Sofort.“ Bevor er ihr die Shorts von den Hüften riss und sich so tief und hart in ihr vergrub, dass sie die nächste Woche o-beinig laufen müsste.
Als könnte sie seine Gedanken lesen, weiteten sich ihre blau-grünen Augen und sie schluckte schwer. „Okay.“ Ihre Stimme trat heiser über ihre Lippen, was ihn auf der Stelle an ihre Orgasmus-Laute erinnerte.
Entschlossen zog er sie von ihrem Fahrzeug weg, schob sie
vor sich und teilte einen Klaps auf ihren entzückenden Hintern aus, um sie in Bewegung zu setzen. „Sehr gut. Mein Auto steht gleich dort drüben.“
Als sie in
dem italienischen Restaurant zu einem Tisch geführt wurden, entging Beth nicht, wie enthusiastisch Nolan von den Kellnerinnen begrüßt wurde. Anscheinend kam er oft hierher und keine Frau war in der Lage, ihn zu vergessen.
Er bot Beth den Stuhl an und nahm gegenüber von ihr Platz. Sie konnte sehen, was die Kellnerinnen sahen: einen außergewöhnlichen Mann. Sein blaues Arbeitshemd verbarg nicht, wie muskulös er war. Zwei Knöpfe standen offen und ihr Blick fiel auf seinen sehnigen Hals. Der Mann strahlte Macht aus, seine Körpersprache zu jeder Zeit von Selbstbewusstsein strotzend. Einige Doms legten ihre Dominanz außerhalb einer Session ab, außerhalb des Clubs. Nicht er. Nolan war kein kleiner, braver Junge; er war ein gefährlicher Mann.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als seine Augen auf ihre trafen. Ein schiefes Lächeln formte sich. „Entspann dich, Babe. Es gibt hier keine Bar zum Dekorieren.“
Von Kopf bis Fuß errötete sie. Würden sich so die Hitzewallungen in zwanzig Jahren anfühlen? Guter Gott.
Die Kellnerin reichte ihnen Speisekarten und schaffte es irgendwie, Sirs Hand zu berühren. Beth knirschte mit den Zähnen, als Eifersucht wie ein überspanntes Gummiband durch ihren Körper zischte.
Sie bestellten. Nach einem Stirnrunzeln von ihm fügte er ihrer Bestellung eine zusätzliche Beilage hinzu. Schon bald verschwand die Kellnerin und sie beobachtete, wie sich Sir zurücklehnte und sie musterte. „Ich weiß, dass du Landschaftsgestalterin bist. Welche Dienstleistungen bietest du an?“
Sie konnte nicht fassen, dass sie wahres Interesse in seinen Augen erkennen konnte. Oh, das hätte er nicht tun sollen. Sogleich lieferte sie ihm eine Beschreibung ihrer Tätigkeiten: Instandhaltung, Unkraut jäten, Rasen mähen und Hecken schneiden. Genauso wie das Planen und Entwerfen von Beeten. Anstatt gelangweilt auszusehen, quetschte er sie aus. Eine Frage folgte der nächsten. Die Salate kamen und sie ließ es sich schmecken. Seit Langem hatte sie mal wieder richtig Hunger.
„Wo hast du das alles gelernt? Auf dem College?“, fragte er.
„Nein, mein Vater hatte eine Gärtnerei, in der er auch Landschaftsgestaltung anbot. Ich habe ihm oft geholfen. Irgendwann möchte ich auch eine Gärtnerei betreiben.“ Ohne groß nachzudenken, hatte sie ihm von ihrem sehnsüchtigsten Traum erzählt. Ihm. Master Nolan. Sie erstarrte, erwartete, von ihm verspottet zu werden.
Seine Augen verengten sich, doch er antwortete in einem gelassenen Ton: „Ich denke, das wäre perfekt für dich. Jessica ist sicher gerne bereit, dir bei der Planung und bei finanziellen Fragen zu helfen. Wenn es um die Finanzen bei mittelständischen Unternehmen geht, kennt sie alle Tricks.“
Sie entspannte sich. Er hatte sie nicht ausgelacht. Hatte sogar Jessica ins Spiel gebracht. Beth schüttelte ungläubig den Kopf. Warum hatte sie nicht daran gedacht, Jessica um Rat zu bitten?
Sie sprühte vor Freude, als ihr Traum begann zu sprießen. „Das ist eine gute Idee. Danke.“
Sie aß ihren Salat, knabberte an einem Stück Paprika und musterte ihn. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit. Dieser Mann hatte in ihr gesteckt, hatte erotische und intime Dinge mit ihr angestellt und doch … wusste sie nichts über ihn. Sie räusperte sich, spürte, wie die Hitze in ihre Wangen stieg. „Was ist mit dir? Was machst du beruflich?“
Er hatte seinen Salat bereits aufgegessen, schob den Teller
beiseite und schenkte Wein nach. „Ich bin Bauunternehmer.“
War er deswegen so muskulös? Sie spitzte die Lippen. „Der Immobilienmarkt ist erschöpft. Geht es dir gut?“
„Ich baue zumeist Bürogebäude. Tampa befindet sich trotz der bescheidenen Wirtschaft in einem Aufschwung.“ Er grinste. „Wie du bin auch ich in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Er ist in Texas der Inhaber einer Baufirma.“
„Ich habe mich bereits gewundert, wo dein Akzent herkommt. Warum hast du Texas verlassen?“
„Meine Frau hatte Familie hier und sie wollte ihnen näher sein. Sie hat mich überredet, herzuziehen.“
Die unerwartete Neuigkeit traf sie wie ein Schlag in die Magengegend. „Du bist verheiratet?“
„Nein, Süße. Ich würde nicht im Club spielen, wenn ich das wäre. Vor sieben Jahren haben wir uns scheiden lassen. Meine Frau ist fremdgegangen.“ Sein ernster Blick landete auf ihr. „Ich verabscheue Lügner und ich finde, dass Fremdgehen nur eine andere Form des Lügens ist.“
Dieser Schlag fühlte sich noch brutaler an. Ihre Augen senkten sich auf ihre linke Hand, wo die weiße Linie von ihrem Ehering kaum noch zu erkennen war.
Ihr Hauptgericht wurde gebracht. Die Lasagne blubberte in der Auflaufform. Es sah köstlich aus, doch der Duft der pikanten Sauce drehte ihr den Magen um. Fremdgehen. Lügen.
Hatte ihr Ehemann
sie betrogen? Aufmerksam betrachtete Nolan das Gesicht der kleinen Sub. Ihre Lebhaftigkeit war verschwunden, der Funken in ihren blau-grünen Augen verblasst. Auch ihr Appetit schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Verdammt.
Manche Frauen aßen, wenn sie unglücklich oder gestresst waren. Beth gehörte offensichtlich nicht zu dieser Kategorie. Er hatte das Bedürfnis, sie auf seinen Schoß zu ziehen und ihr zu sagen, dass alles gut werden würde.
Er hatte es genossen, ihr zuzuhören. Sie war kompetent in ihrem Job, ging darin regelrecht auf, hatte ihn mit ihrer Leidenschaft mitgerissen. So ein krasser Kontrast zu dem schüchternen Häschen im Club. Dieser Unterschied war es, der in ihm die Entschlossenheit anstachelte, ihr zu helfen. Er wollte, dass sie heilte. Irgendwann würde sie diese Energie aus der Arbeit womöglich in ihr Sexleben einbringen.
„Ich habe ein Haus auf dem Land. Mit einem großen Garten und einem See“, sagte er, in der Hand ein Stück Knoblauchbrot. „Die Aussicht ist wunderschön, doch das Grundstück ist mit Unkraut übersät. Ich könnte eine Landschaftsgestalterin gebrauchen.“
Sie erstrahlte, als hätte er ihr einen Strauß Rosen geschenkt. „Ich kann dir ein paar Ideen geben. Vielleicht –“
Er sah den Moment, in dem sie erkannte, dass sie ihn dafür in seinem Haus besuchen müsste. Dass sie allein mit ihm wäre. Kleines Häschen.
Er entließ einen Seufzer. „Wie wäre es, wenn ich etwas arrangiere, damit du nicht mit mir allein bist?“
„Es tut mir leid, Sir.“
„Nolan, Süße.“ Er nahm ihre Hand in seine und rieb über ihre schlanken Finger. Er wusste nun, woher die Schwielen und die Hornhaut kamen. „Außerhalb des Clubs höre ich auf Nolan.“
„Du hast also kein Interesse an der Vierundzwanzig-Stunden-am-Tag-Routine zwischen einem Master und seiner Sklavin?“ Ihre Finger bebten.
„Iss weiter und ich beantworte deine Frage.“ Er wartete, bis sie den ersten Bissen ihrer Lasagne genommen hatte. „Ich hatte für fast ein Jahr eine Sklavin, aber ich habe ihr das Halsband abgenommen, bevor ich in den Irak bin.“
Die Gabel stoppte auf halbem Weg zu ihrem Mund. Er runzelte die Stirn, bis sie sich wieder in Bewegung setzte. Sie kaute und ihre Augen hatten sich mit Fragen gefüllt, die sie sich nicht traute, auszusprechen.
„Nein, im Moment bin ich mit niemandem zusammen. Nein, ich habe kein Interesse an einer weiteren Sklavin.“
Erleichterung war deutlich auf ihrem Gesicht zu erkennen, gefolgt von Verwirrung. „Warum nicht? Ich dachte, alle Männer mögen den Gedanken.“
„Einige tun das. Wahrscheinlich weniger als du denkst, vor allem, nachdem sie es ausprobiert haben.“ Er wies auf ihr Abendessen und grinste, als sie die Augen rollte und dann noch einen Bissen nahm.
„Denk kurz darüber nach, Süße: In einer Master/Sklave-Beziehung bist du nicht nur für dein eigenes Wohlbefinden verantwortlich, sondern auch für das einer anderen Person. Alltägliche Entscheidungen müssen getroffen werden, vierundzwanzig Stunden am Tag, ohne mal eine Pause machen zu können.“ Er hob ihre Hand an seine Lippen, platzierte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen. „Das bedeutet nicht, dass ich jemals die Kontrolle im Bett abgebe. Hin und wieder genieße ich es auch in anderen Bereichen. Zum Beispiel, wenn ich dich dazu zwinge, den Schmetterling bei einem Restaurantbesuch zu tragen.“ Er warf ihr ein sündhaftes Grinsen zu und konnte regelrecht miterleben, wie erotische Bilder ihren Kopf füllten. Als er an ihrem Zeigefinger knabberte, zeigte sich ihre bezaubernde Schamesröte. „Für den Großteil unserer gemeinsamen Zeit bevorzuge ich es aber, eine Partnerin an meiner Seite zu haben, keine Sklavin. Ergibt das Sinn?“
„Äh, ja.“ Die Röte wollte nicht verschwinden.
Er grinste und nahm sich etwas zurück. Heute keinen Sex, ob sie ihn nun mit den Augen anflehte oder nicht. Verdammt.
Kyler sah auf
seine Armbanduhr und zog die Augenbrauen zusammen. Fast zwei Uhr nachmittags. Er konnte nicht länger warten, sonst würde er seinen Flug verpassen.
Scheiße.
Nichts funktionierte, wie es sollte.
Zornig sah er sich in dem Loch um, in dem Elizabeth hauste – eine Ein-Raum-Wohnung mit billigen Möbeln. Nicht mal ein richtiges Schlafzimmer hatte sie. Anstatt mit ihm zu leben, bevorzugte es die Schlampe also, in Armut zu wohnen. Na ja, sie würde nicht mehr lange hier sein.
Durch das Zimmer laufend warf er ein paar ihrer Habseligkeiten in eine Plastiktüte: einen CD-Player inklusive einiger CDs, Bargeld, die wenigen Schmuckstücke auf der Kommode. Er nahm genug, sodass sie glaubte, sie hätte es mit einem Einbruch zu tun.
Er sah zur Tür und lächelte bei der Erinnerung an das splitternde Holz. Nicht so befriedigend wie das Geräusch von brechenden Knochen, nein, aber bald … bald würde er auch wieder in diesen Genuss kommen. Vielleicht sollte er ihr dafür danken, einen Bungalow gemietet zu haben, der so weit abgelegen lag.
Wenn er doch nur die Zeit hätte, sich jetzt mit ihr auseinanderzusetzen! Für ihre Bestrafung bräuchte er mehr Zeit und er musste morgen ins Gericht. Den Mittwoch müsste er noch überstehen. Danach sollte es möglich sein, seinen Partnern in der Kanzlei ein paar seiner Fälle aufzudrücken.
Er steckte sein Notizheft in seine Tasche. Er war durch ihren Papierkram gegangen, hatte sich Informationen aus ihren Rechnungen und ihrem Adressbuch notiert. Selbst wenn es ihr gelang, ihm zu entkommen, würde er sie anhand dieser Notizen schnell auftreiben.
Wenn er dieses Mal mit ihr fertig war, wäre sie nie wieder in der Lage, vor ihm wegzurennen.
Beth schloss das
Tor in dem drei Meter hohen Zaun auf und trat von hinten in den privaten Garten von Master Z. Donner
rumpelte über ihr und die Gräser tanzten wild in der steifen Brise. Sie war spät dran, doch sie musste kurz anhalten und ihr Werk bewundern.
In den letzten Monaten hatte sie viel Zeit investiert, um das weitläufige Grundstück umzugestalten. Zuvor hatten alle seine Gärten – die Privaten und auch die vom Club – einen englischen Stil verfolgt. Langsam aber sicher passte sie den Bereich dem Club an: ungeniert und ein bisschen wild. Mit der Hilfe einer Baufirma hatte sie den Swimmingpool in einen tropischen Teich verwandelt, inklusive eines Wasserfalls, der sich über eine unechte Steinwand in den glasklaren Pool ergoss.
Durch bunt blühende Beete hatte sie verschiedene Bereiche geschaffen, alle mit einem Thema behaftet: Zu ihrer Rechten gab es das Jacuzzi-Separee. Näher am Haus, mit dem Ausblick auf die aufgehende Sonne, befand sich die Frühstücksnische mit einem kleinen Tisch und schmiedeeisernen Stühlen. Im Ruhebereich hingegen hatte sie wohltuende, blaue Blumen gepflanzt.
Ihre Arbeit zu sehen, erfüllte sie mit Stolz. Noch nie hatte sie bei einem Projekt derart viel Spaß gehabt. Es war erstaunlich, was sie in so kurzer Zeit vollbracht hatte. Wunderschön.
„Willst du den ganzen Tag dort rumstehen und deine Arbeit bewundern?“
Beth zuckte zusammen und entließ ein erschrecktes Quietschen. Die Stimme kam von oben … Stirnrunzelnd hob sie den Kopf und sah Jessica, die sich über das Balkongeländer im dritten Stock lehnte.
„Das nächste Mal“, sagte Beth, „anstatt mich zu Tode zu erschrecken, erschieß mich doch einfach.“
„Tut mir leid.“ In Shorts und einem hellgrünen Tanktop näherte sich Jessica über die Treppe. „Ich habe dich von der Küche gesehen. Komm, ich habe ein Friedensangebot.“ Als
Beth die überdeckte, abgeschirmte Terrasse betrat, reichte ihr die Blondine eine gekühlte Coladose. „Gönne dir eine Pause.“
„Ich habe schon Pause gemacht. Deswegen war ich auch spät dran.“ Beth öffnete die Dose und nahm einen großen Schluck. „Ich bin bei meinem Apartment vorbei, um etwas zu holen und musste feststellen, dass jemand meine Tür eingetreten hat.“
„Verdammt, echt jetzt?“
„Samt Türrahmen, ja.“ Der Anblick hatte ihr solche Angst eingejagt, dass sie kurz davorgestanden hatte, alles stehen und liegen zu lassen und erneut die Flucht zu ergreifen. Doch das Paar im Bungalow nebenan hatte sie gesehen und war zu ihr gekommen, um sie mental zu unterstützen. Zusammen waren sie über die am Boden liegende Tür getreten. Ein paar Dinge fehlten, wie ihr CD-Player, einige CDs selbst und ihr Schmuck. Nur ein Einbruch. Wie bescheuert war es, dass sie erleichtert darüber war?
Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, erkannte sie, dass Kyler gar nicht wissen konnte, wo sie sich befand. Und wenn er das tat, würde er sicher Schlimmeres tun, als ihre Wohnungstür einzutreten. „Das Gute ist, dass ich nicht viel zum Stehlen hatte. Der arme Einbrecher war bestimmt furchtbar enttäuscht.“
„Es ist trotzdem gruselig. Wurde die Tür repariert?“
Beths Magen drehte sich. „Nein. Der Hausmeister hat sich letzte Woche das Bein gebrochen, also wird die Verwalterin mit Anfragen bombardiert. Sie meinte, dass sie erst morgen jemanden schicken kann. Wenn ich hier fertig bin, werde ich Schadenbegrenzung betreiben, die Tür hochheben und über die Nacht einen Stuhl dahinterklemmen.“
„Das gefällt mir nicht.“
„Mehr kann ich gerade nicht tun. Na ja, das ist der Grund für meine Verspätung und warum ich für eine Pause eigentlich keine Zeit habe.“ So beiläufig wie möglich sah sie sich um. Sie
erinnerte sich an Nolans Abmachung mit Z, weshalb sie geplant hatte, beizeiten von hier zu verschwinden. Und nun war sie spät dran und sein Auto stand in der Einfahrt. Dass er im Haus war, löste ein merkwürdiges Gefühl in ihr aus. Alles kribbelte. Sie hatte es zu sehr genossen, gestern Zeit mit ihm zu verbringen. Na ja, zumindest bis er von dem Thema Ehebruch angefangen hatte. Gefolgt von dem Thema Lügen.
Es war ihr wie Schuppen von den Augen gefallen: Sie durfte sich nicht mit ihm einlassen. Sie musste die Sache zwischen ihnen zwanglos halten. Nur Sex. Im Club.
„Wie es scheint, bekommst du jetzt eine Pause, ob du nun willst oder nicht“, sagte Jessica, als die ersten Regentropfen auf die breiten Blätter einer Pagodenpflanze fielen. Die Blondine ließ sich am Eichentisch in einen schmiedeeisernen Stuhl fallen und wies Beth an, sich ebenfalls hinzusetzen. „Bis der Regen nachlässt, kannst du genauso gut auch Platz nehmen.“
„Meine Güte.“ Donner dröhnte über ihren Köpfen und der Regen ergoss sich eimerweise. Beth setzte sich. „Bist du immer so aufdringlich?“
Jessica lachte. „Das war doch gar nichts. Du solltest mich sehen, wenn es um Quittungen bei Reisekosten oder Büroausgaben geht. Ich kann wirklich fies werden. Apropos, Nolan hat erwähnt, dass du gerne eine Gärtnerei eröffnen möchtest und dabei eine Finanzberatung nicht ablehnen würdest.“
Beths Atem stockte, während ihr Herz in der Brust wie eine Blume mit einer schweren Blüte schaukelte. Nolan glaubte an sie, glaubte, dass sie es schaffen konnte. Konnte sie das? Ja, oh ja!
Sie legte die Hand auf ihre Brust, auf ihr wild klopfendes Herz und wagte den Schritt. Den Schritt in ihre Zukunft. „Hilfe wäre nötig. Und du wärst bereit dazu?“
„Natürlich! Die Beratung ist umsonst.“ Jessica hob ihren Zeigefinger. „Sobald du aber deine Gärtnerei hast und alles
läuft, engagierst du mich als deine Steuerberaterin. Dann musst du mich auch bezahlen und musst deine Quittungen im Griff haben, deine Ausgaben dokumentieren und –“
Beth lachte. „Bist du bei Master Z genauso?“
„Gott, nein.“ Jessica rollte die Augen. „Als ich es das letzte Mal gewagt habe, war er grad an einer spannenden Stelle in seinem Krimiroman. Anstatt mir das zu sagen – mal ehrlich, das hätte er wirklich tun können –, hat er mich gefesselt, geknebelt und vibrierende Dinge in alle meine Löcher gesteckt. Dann hat er mich auf dem Boden liegen lassen, um sein verdammtes Buch zu Ende zu lesen.“
„Oh wow.“
„Das kannst du laut sagen.“ Jessica zog die Augenbrauen zusammen. „Ich bin so oft gekommen, dass ich nicht mehr auf die Füße kam, nachdem er die Fesseln gelöst hat. So fies. Schließlich befinden wir uns als Master und Sklave nicht in einer Vierundzwanzig-Stunden-am-Tag-Beziehung. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, habe ich mir fast die Hand gebrochen, als ich ihm gegen seine Brust geboxt habe. Seine Muskeln sind härter als Stein.“
Beth gab ihr Bestes. Wirklich, sie gab alles. Zuerst entrang ihr ein Kichern und als Jessica sie ungläubig ansah, verlor sie jegliche Zurückhaltung und brach in Lachen aus. Die blonde Buchhalterin sah immer so konservativ, so gelassen aus. Reserviert. Der Gedanke an sie, wie sie nackt gegen Master Zs Brust boxte, schickte Beth in einen Lachanfall.
„Wenn du so weitermachst, muss ich dir wehtun, Freundin.“ Jessica schnaubte und dann grinste sie. „Ist dir eigentlich klar, dass es nicht besonders viele Menschen gibt, denen ich diese kleine Anekdote erzählen kann? Die meisten würden die Polizei rufen. Oder das bunte Auto mit den viereckigen Rädern.“ Sie blinzelte und sagte dann in einem toternsten Ton: „Wenn du nicht mit dem Lachen aufhörst, werde ich meine Drohung wahrmachen.“
„Ja, natürlich. Das verstehe ich.“ Beth versuchte, ihr Lachen mit der Cola herunterzuspülen, und verschluckte sich. „Es tut mir leid. Wirklich, so leid.“
Ein Blitz leuchtete auf, schlug irgendwo im Wald ein. Wenige Sekunden später folgte ein Donnern. Der Regen kam stärker herunter und Beth legte den Kopf in den Nacken, um diesen typischen Florida-Schauer zu beobachten, die Geräusche und die abgekühlte Luft zu genießen.
„Na, wen haben wir denn hier?“ Master Z erschien hinter Jessica und küsste sie auf die Wange.
Überrascht schnappte Beth nach Luft. Der Regen musste seine Schritte übertönt haben.
Er sah zu ihr und runzelte die Stirn. „Warum arbeitest du nicht?“
Oh Gott
, er hielt sie für faul! Bestürzt öffnete sie den Mund, um sich zu erklären, zu verteidigen, doch dann sah sie die Belustigung in seinen Augen. Für einen Moment empfand sie einen Hauch Mitleid für ihre Freundin. Dieser Dom hatte einen schwarzen Sinn für Humor. „Also ich –“
„Wie es aussieht, hat der Regen ein kleines Häschen auf die Veranda getrieben, Z. Ich fange es für dich ein.“ Zwei große Hände streckten sich über Beths Schultern, schoben sich in ihr tiefgeschnittenes Oberteil und umfingen ihre Brüste.
Panik erhob sich in ihr und ihr stockte der Atem. Sie versuchte, wegzuspringen, und wurde bei dem Versuch gegen die Lehne gepresst. Ein warmer Atem wehte über ihr Ohr und eine heisere Stimme sagte: „Entspann dich, kleines Häschen.“
Master Nolan.
Sie wusste, dass er hier sein würde. Mit klopfendem Herzen folgte sie seiner Anweisung und beruhigte sich allmählich. Nicht, dass sie ihm entkommen könnte, wenn er sie am Stuhl festnagelte. Er biss ihr in den Hals, küsste die Stille, um den Schmerz zu lindern, während er ihre Brüste massierte.
Nolan knabberte an
ihrem Hals, schmeckte Salz, sog den warmen Duft der Frau ein, die immer nach Erdbeeren roch. Sie trug ein goldenes Tanktop unter ihren Latzshorts. Noch nie hatte er eine Frau von Latzshorts befreit. Sah nach Spaß aus. Er umfasste ihre hübschen, kleinen Brüste und fühlte, wie ihre Nippel hart wurden. Nur gut, dass er sich in angemessener Gesellschaft befand und sie nicht loslassen musste.
Unter seinen Händen beruhigte sich ihr Herzschlag und sie kam über ihre Panikattacke hinweg. So ein kleines, ängstliches Häschen. Er wurde zornig und seine Muskeln spannten sich an. Was er nicht dafür geben würde, dem Bastard gegenüberzutreten, der dieser Frau das Fürchten gelehrt hatte.
Vor ein paar Minuten hatten Z und er auf dem Balkon gestanden und den beiden Frauen bei ihrem Gespräch zugehört. Beim Lachen. Bis dato hatte er Beth noch nie herzhaft lachen hören. So unbeschwert und befreit hatte sie geklungen, dass er steinhart geworden war.
Jetzt wollte er sie erneut lachen hören und herausfinden, wie er sie zum Lachen bringen konnte. Ihr gemeinsames Abendessen hatte ihm mehr Freude bereitet, als erwartet. Die Frau loderte so hell wie ein Feuer, gab Hitze ab, Hitze und Licht … solange sie nicht total verängstigt war. Seither hatte er viel darüber nachgedacht, wie sehr ihre Ängste sie doch lähmten.
Er hatte eine Menge Arbeit vor sich und er war genau der richtige Dom für den Job.
„Setz dich, Nolan. Trink was“, bat Z an und reichte ihm ein Root Beer. Widerwillig ließ Nolan von seiner Gefangenen ab. Sein Blick fiel auf den leeren Stuhl neben Jessica. Zu weit weg von dem Ort, an dem er sein wollte.
„Auf Beths Stuhl ist genug Platz für mich“, sagte er und hob sein kleines Häschen hoch. Sie entließ ein Quietschen, das ihn sehr zufriedenstellte. Dann setzte er sich und platzierte sie auf seinem Schoß. Er ignorierte ihr Gezappel, denn sie war
sowieso nicht mit vollem Herzen dabei, wie er erfreut feststellte. Grinsend zog er sie an seine Brust und legte eine Hand auf ihre Hüfte. „Ich weiß nicht, ob es mir gefällt, dass du dich mit Zs Sub abgibst, Süße. Sie ist immer so frech.“
Aufgebracht drückte Beth ihre Schultern durch. Sie war bereit, ihre Freundin zu verteidigen. Er festigte seinen Griff, indem er seine andere Hand auf ihrer Brust positionierte. Na ja, eigentlich hatte er sie zwischen ihre Brüste legen wollen. Ups.
Er grinste. Kann passieren.
Offensichtlich genervt teilte Jessica die Lippen. Ein Blick von Z reichte aus und ihr Mund klappte zu.
Z setzte sich neben Jessica und küsste sie auf ihre Fingerknöchel. „Im Moment befinden wir uns nicht im Club, meine Kleine, also darfst du so unhöflich sein, wie du wünschst.“ Als Jessica teuflisch grinste, fügte er hinzu: „Ich sollte dich wohl vorwarnen: Nolan ist äußerst nachtragend und am Samstag bist du ganz sicher im Club.“
Missmutig ließ sie sich gegen die Stuhllehne fallen. „Also das ist einfach nicht fair.“
Nolan schenkte ihr einen Blick, der Bedauern ausdrückte. „Deswegen bevorzuge ich es, der Dom zu sein.“ Als Beth lachte, küsste er sie und schwelgte in dem Gefühl ihrer weichen Lippen. Er zog sich wenige Millimeter zurück und flüsterte: „Eigentlich gibt es mehr als diesen einen Grund.“ Sie errötete und ihr Nippel richteten sich unter seinen Fingern auf.
„Benimm dich, Nolan.“ Z nahm einen Schluck von der Cola seiner Sub. „Beth ist nicht hier, um zu spielen, erinnerst du dich? Sie arbeitet für mich. Apropos, was denkst du von meinem privaten Garten?“
Nolan verglich die Gestaltung mit seiner Erinnerung. „Ein großer Unterschied“, sagte er gedehnt. „Es gefällt mir. Nicht mehr so spießig.“
Ein zaghaftes Lächeln zeigte sich auf Beths Lippen, das sofort wieder verschwand.
Z runzelte die Stirn. „Beth hat genau dasselbe Wort benutzt. Spießig. Ich mag das Ergebnis. Hier und auch in den Gärten des Clubs.“
„Was hat –“
Nolans Frage wurde von Männerstimmen unterbrochen, als Dan und Cullen durch das offene Tor und auf die überdachte Terrasse platzten. „Scheiße nass da draußen“, sagte Cullen, der sogleich seine ungezähmten Haare schüttelte und alle bespritzte. „Wo sind das Bier und die Karten? Spielen wir hier unten?“ Er schenkte Jessica und Beth ein Grinsen. „Und Leckerlis habt ihr auch mitgebracht. Wie nett.“
Die kleine Sub auf Nolans Schoß rutschte umher und er festigte seinen Griff. Es war Zeit für ihre nächste Lektion. Sie sollte sich besser an Cullens Art gewöhnen. Schließlich wollte er, dass sie sein Haus sah, ohne bei dem Besuch in Panik zu geraten. „Da wir alle versammelt sind …“
Alle verstummten. „Am Dienstag ist der vierte Juli, daher würde ich gerne eine Party in meinem Haus veranstalten. Vom Balkon haben wir einen tollen Ausblick aufs Feuerwerk. Nur wir vier und unsere Subs. Wir können uns drei Uhr nachmittags treffen und als Höhepunkt das Feuerwerk ansehen.“
Daniel und Cullen waren dabei, doch Z musste ablehnen. Nolan betrachtete sein kleines Häschen, das in seinen Armen erstarrt war. „Soll ich dich abholen oder bevorzugst du es, selbst zu fahren? Ich kann dir sagen, wo du lang musst.“
Ihre großen, blau-grünen Augen fanden die seinen und er konnte beinahe ihre Gedanken lesen. Die Zurückhaltung kam instinktiv bei ihr. Es dauerte aber nicht lange, bis ihr klar wurde, dass sie nicht alleine wäre. Ein kleiner Schauer ergriff Besitz von ihrem Körper, dann kapitulierte sie. „Ich möchte selbst fahren.“
„Beth? Dan ist ein Polizist. Hast du den Einbruch in deine Wohnung angezeigt?“, wollte Jessica wissen.
Dan sah zu Beth und fragte gleichzeitig mit Nolan:
„Einbruch? Welcher Einbruch?“
Verflucht seist du,
Jessica!
Beth lehnte an einem Lichtmast neben ihrem Bungalow und runzelte die Stirn, als Nolan ein neues Schloss an ihrer Tür installierte. Davor hatte er mit robusterem Holz den Rahmen erneuert und sich murmelnd über billige Materialien beschwert. Und zu guter Letzt: Er weigerte sich, für die Reparatur eine Zahlung anzunehmen.
Bei einem Mann in der Schuld zu stehen – egal, um welchen Mann es sich auch handelte – störte sie wahnsinnig. Bei diesem Mann in der Schuld zu stehen …
Noch immer kniend machte er die Tür zu, drehte den Schlüssel und nickte zufrieden, als der Bolzenriegel seine Arbeit verrichtete. „Sieht gut aus.“ Er stand auf und kam zu ihr.
Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ihn an. Seine schiere Größe war nervenaufreibend. Die Sonne lenkte ihre Aufmerksamkeit auf seine Lachfalten um die Augen. Dann landete ihr Blick auf der Narbe auf seiner Wange, seinen ernsten Lippen und dem markanten Kiefer. Wenn sie mit ihm zusammen war, erkannte sie, dass das Wort dominant
mehr war als nur ein Ausdruck. Dominanz machte sein gesamtes Wesen aus.
Er bemerkte ihre Musterung und lächelte. Er streckte seine Hand mit der Handfläche nach oben aus – die Bitte eines Doms nach den Handgelenken einer Sub. Ihr war es ein völliges Rätsel, warum sie ihm nicht widerstehen konnte … Gleichzeitig aber jagte ein Schauer durch ihren Körper, der sich verdächtig nach Nervosität anfühlte. Würde er sie in ihre Wohnung ziehen und sie …
Sie hob den Arm, entspannte ihre Faust. Dann legte er ihr die Schlüssel in die Hand und schloss ihre Finger um das Metall.
„Danke“, murmelte sie vollkommen verwirrt. Er hatte keine sexuellen Avancen gemacht und benahm sich, als wären sie lediglich befreundet. Nur der besitzergreifende Ausdruck in seinen Augen strafte seinem Verhalten Lügen. „Ich finde wirklich, dass du mich zumindest für die Materialien bezahlen lassen solltest.“
„Nein.“ Er umfasste ihr Kinn, um ihr mit einem Blick deutlich zu machen, dass er in dem Punkt nicht nachgeben würde. „Und nächstes Mal erwarte ich, von derartigen Problemen von dir zu hören, nicht von Jessica.“
„Aber …“ Handelte es sich bei ihnen nicht ausschließlich um eine Dom/Sub-Beziehung? Er wollte nicht mehr. Genauso wenig wie sie und …
„Auf deinem Tisch findest du die Adresse zu meinem Haus und wie du dorthin gelangst. Sei pünktlich um drei bei mir. Trage, was auch immer du möchtest; du wirst es ohnehin nicht lange anhaben. Und stelle sicher, dass du dich gut mit Sonnencreme einschmierst – überall.“ An ihren Oberarmen zog er sie auf ihre Zehenspitzen und presste ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, der ewig anzudauern schien. Mit diesem Kuss schaffte er es, dass sie sich so in Besitz genommen fühlte, als hätte er sie gefesselt. Zum Abschied tippte er gegen ihre Wange und sie beobachtete benommen, wie er davon spazierte.