Kapitel 2
Der Softie stellte sich als riesiger Rottweiler heraus und Logan sah besorgt zu, wie er ihn durch das dünne Glas des Autofensters hinweg, das sie trennte, anstarrte. Der Code, den Sylvie ihm gegeben hatte, hatte ihn das vordere Tor passieren lassen, deshalb war es nicht weit hergeholt anzunehmen, dass auch zutraf, was sie über den Hund gesagt hatte, aber als er die riesigen Zähne des Tieres sah, während es ihn anbellte, überlegte er es sich noch einmal anders. Es war ein weiteres Zeichen, dass er nicht hier sein sollte ‒ dass er den Brief wieder zusammenfalten, ihn zurück in glatten, weißen Umschlag stecken und so tief in die Mülltonne stecken sollte, wie er konnte.
Aber nichts davon hatte er getan. Stattdessen hatte er ihn noch einmal gelesen und dann noch ein drittes Mal. Beim letzten Mal hatte er tatsächlich ihre gebrochene Stimme gehört, die ihn anflehte, sich um Dom zu kümmern. Und so war er in sein Auto gestiegen, hatte an einem Laden angehalten, um die verdammten Hotdog-Würstchen zu holen, und hatte die beinahe zwei Stunden lange Fahrt zum Terminal der Fähre in Anacortes angetreten, wo er gerade rechtzeitig angekommen war, um die Fähre zu erwischen, die ihn zu den Inseln brachte. Er hatte Dutzende Gelegenheiten gehabt umzudrehen und zweimal hatte er es auch getan, aber etwas hatte an seinem Inneren genagt und er hatte sich wieder auf den Weg nach Norden gemacht, bis sein Auto schließlich auf das riesige Schiff aufgefahren war, auf dem sich Fahrzeuge und Touristen drängten. Und während er zugesehen hatte, wie das Dock der Fähre in Friday Harbor immer näher und näher gekommen war, war seine Nervosität gewachsen. Er tat es für Sylvie, hatte er sich immer wieder gesagt, aber er wusste, dass das eine Lüge war. Er tat es für sich selbst… er tat es für Dom.
Nun stand er buchstäblich an der Türschwelle zu seiner persönlichen Hölle und vor ihm befand sich ein wortwörtliches Biest, das die Tore bewachte. Er schielte zum Haus, dann wieder zu dem Hund. Niemand war zu sehen gewesen, seit er vor ein paar Minuten angekommen war, und das würde wohl auch niemand, deshalb musste er es entweder hinter sich bringen oder den Schwanz einziehen und die Flucht ergreifen. Er wollte letzteres tun, aber er wusste, dass das weniger mit dem Hund zu tun hatte, sondern mit dem Mann, der so viele ungewollte und unangenehme Gefühle in ihm geweckt hatte.
Logan drehte das Fenster ein wenig herunter und holte ein Würstchen aus der Verpackung. Er ließ es aus dem Fenster fallen und sah zu, wie der Hund es hinunterschlang, bevor er brav Platz machte, als wollte er um mehr bitten. Logan schluckte schwer und erinnerte sich daran, keine Angst zu zeigen ‒ was leichter gesagt war als getan ‒ und tastete nach dem Türgriff. Während er die Autotür öffnete, beobachtete der Hund ihn stumm, ohne zu knurren oder das Nackenfell aufzustellen, aber mit dem Schwanz wedelte er auch nicht.
„Braver Hund“, murmelte er und zwang sich, aus dem Auto auszusteigen, ein weiteres Würstchen griffbereit. Er warf es dem Tier hin, das nur noch ein paar Meter entfernt war, aber zu seinem Schrecken ignorierte der Rottweiler das Würstchen und stand stattdessen auf, um sich ihm zu nähern, dabei beobachtete er ihn mit seinen dunklen Augen. Scheiße, sollte er den Blick abwenden? War das nicht eine Art Dominanzspielchen? Warum hatte er nicht öfter Animal Planet geschaut statt ESPN?
Er blieb wie erstarrt stehen, während der Hund an ihm schnüffelte, dann stieg Panik in ihm auf, als ihm der Gedanke kam, dass der Hund ihn anpinkeln könnte, um sein Revier zu markieren. Beinahe musste er lachen.
Beinahe.
Mehrere Sekunden vergingen, bevor der Hund schließlich die Packung mit den Würstchen in Logans Hand anstupste und Logan ihm ein weiteres gab. Zwei Bissen und es war verschwunden. Logan entspannte sich, als das Tier sich an ihn lehnte und seine Hand anstupste, in der er die Würstchen hielt und ihn erwartungsvoll anstarrte. Ein weiteres Würstchen, dann streichelte er tatsächlich den enormen Kopf des Hundes. Ein Punkt für Sylvie ‒ der Hund war ein Softie.
Logan drehte sich um, um das Anwesen zu betrachten. Ein Haus konnte man es nicht nennen, denn es war so viel mehr. Das eiserne Tor, das niemand geöffnet hatte, weswegen er den Code benutzen musste, den Sylvie ihm gegeben hatte, befand sich über einen Kilometer entfernt. Das eigentliche Haus lag auf einem Grundstück am nördlichsten Punkt der Insel und musste annähernd fünf Hektar groß sein und es waren keine unmittelbaren Nachbarn zu erkennen. Große Pinienbäume umgaben das Grundstück, als wollten sie das große, zeitgenössische Gebäude vor neugierigen Augen verbergen. An einer Seite lag ein Gebäude, das Logan für das Gästehaus hielt, und auf der anderen Seite war eine monströse Garage, in der wahrscheinlich mehrere Autos gleichzeitig Platz hatten. Das dunkle Wasser hinter dem Haus wurde von einer endlosen Reihe schneebedeckter Berge umrahmt.
Weil er unaufmerksam war, stibitze ihm der Hund die Packung mit den Würstchen aus der Hand, fraß sie und schnüffelte an Logan auf der Suche nach mehr. Erst die fallenden Regentropfen erinnerten ihn daran, dass sich in den aufgewühlten Wolken über ihm ein Sturm zusammenbraute. Logan schloss die Autotür und eilte zur Eingangstür. Sobald er unter den Türbogen trat, öffneten sich die Schleusen des Himmels und Regen fiel in großen Tropfen herab. Er klopfte und klingelte, aber mehrere Minuten vergingen, ohne dass sich etwas rührte. Er suchte nach dem Zettel, auf den er die Codes geschrieben hatte, und gab die Nummer für die Eingangstür an der Tastatur neben der Tür ein. Ein deutliches Klicken war zu hören und er konnte die Tür aufstoßen. Der Hund trottete sofort hinein und Logan folgte ihm, dabei schaute er sich um auf der Suche nach Lebenszeichen.
Der Hauptteil des Hauses war offen gestaltet und Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten, bildeten die Rückwand des Gebäudes. Er schaute sich schnell im Erdgeschoss um, in dem es dunkle Holzfußböden und im Kontrast dazu mit Holz verkleidete Wände gab. In der Küche gab es weiße, weiche Sitzmöbel und farbenfrohe Akzente und Kunstwerke ‒ definitiv die Hand einer Frau. Ein steinerner Kamin reichte bis zur Decke. Die Küche war wie der feuchte Traum eines Küchenchefs und hatte einen doppelten Ofen und Geräte aus Edelstahl in Profiqualität. Jegliche Zweifel, die er bezüglich des Reichtums von Dom und Sylvie gehabt hatte, lösten sich in Luft auf ‒ sie befanden sich in der Stratosphäre, in die nur wenige Glückliche aufgestiegen waren.
„Dom“, rief er leise, während er alle Räume durchsuchte. Im Erdgeschoss gab es keine Schlafzimmer, deshalb stieg er die Treppe in die nächste Etage hinauf. Interessanterweise blieb der Hund bei ihm, statt seinen Besitzer zu suchen. In der Küche kam er am Fressnapf des Hundes vorbei und sah, dass jemand einfach einen großen Sack mit Hundefutter danebengestellt und ihn aufgerissen hatte, statt etwas in die Schale zu geben. Es war kein gutes Zeichen, dass es anscheinend zu viel Aufwand war, das Tier regelmäßig zu füttern.
Logan erreichte den Kopf der Treppe und konnte nicht umhin, die vielen Bilder von Dom und Sylvie zu bemerken und von weiteren Familienmitgliedern, wie er annahm. Dom mit anderen Männern, als er noch jünger war ‒ Brüder vielleicht ‒ ein älteres Paar mit vier kleinen Jungen, Sylvie als Teenager, Schnappschüsse von Dom und Sylvie auf ihrer Hochzeit… die Fotos waren endlos und schienen eine Geschichte zu erzählen, während er durch den Flur ging und in jedes Zimmer spähte, an dem er vorbeikam.
Als er die letzte Tür am Ende des Flurs erreichte, lauschte er, aber hörte nichts.
„Dom, hier ist Logan“, sagte er und drehte den Türknauf. Der Klang des Regens auf dem Dach war nun ohrenbetäubend und er hörte ein Donnergrollen, als er das Schlafzimmer betrat. Es war größer als das Erdgeschoss seines eigenen kleinen Hauses. Er sah ein Kingsize-Bett, eine Sitzgruppe auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes vor einem riesengroßen Flachbildfernseher, zwei begehbare Kleiderschränke und eine Tür zu seiner Linken, die vermutlich in das Hauptbadezimmer führte. Glas knirschte unter seinen Schuhsohlen und er blieb stehen, als er den Grund dafür sah. Noch mehr gerahmte Bilder, Dutzende, lagen verstreut auf dem Boden, nachdem sie gegen die Wand geworfen worden waren, und Glas hatte sich auf dem gesamten Fußboden verteilt. Die meisten der Bilder zeigten Dom und Sylvie, glücklich lächelnd und verliebt. Schmerz durchschoss Logan, als er Sylvies strahlendes Lächeln und den hingebungsvollen Ausdruck in Doms Gesicht sah, als dieser seine Frau anschaute. Erneut kam in ihm der Drang zur Flucht auf.
Der Hund trottete an ihm vorbei und Logan wollte ihn schon zurückrufen, damit er sich seine Pfoten nicht an dem Glas verletzte, aber er hielt inne, als er sah, wohin der Hund wollte. An der Seite des Raumes, der zum Wasser hin zeigte, schien es mehrere Scheiben zu geben, die man zur Seite schieben und zusammenfalten konnte, sodass man die gesamte Wand öffnen konnte. Hinter den Fenstern war ein Balkon und Dom stand am Geländer.
Er trug immer noch dieselben Klamotten wie zuvor bei der Beerdigung, aber nun klebten sie an ihm, während er starke Regen ihn durchnässte. Er hatte Logan den Rücken zugewandt, deshalb konnte Logan Doms Gesichtsausdruck nicht sehen, aber das musste er auch nicht. Schmerz strahlte in Wellen von ihm aus und sein gesamter Körper war steif und unbeweglich. Logan trat über das zerbrochene Glas und ging hinaus auf den Balkon, dabei wurde er sofort auf das Blut aufmerksam, das von Doms rechter Hand tropfte, die an seiner Seite zur Faust geballt war. Der Hund ging ihm voraus auf den Balkon, aber blieb stehen, bevor er Dom berührte. Er fiepte und legte sich neben Doms Füße, aber der Mann bemerkte ihn nicht.
„Dom“, sagte Logan ruhig, während er einen weiten Bogen um den Mann machte und sich ihm langsam von der Seite näherte. Blut mischte sich mit dem Regen, der sich zu Doms Füßen sammelte. Logan konnte die Verletzung selbst nicht sehen, aber nach der Menge an Blut zu urteilen, war sie nicht lebensbedrohlich. „Dom“, sagte er erneut, ein wenig lauter dies Mal. Er stand nun neben ihm und war nicht auf das vorbereitet, was er sah ‒ absolut nichts. Es war, als wäre der Mann nicht mehr da und man müsste seinen Körper einfach neben den seiner geliebten Frau in der Erde platzieren. Wasser lief in Strömen an seiner Haut hinab und der Stoff seines Hemdes war so durchnässt, dass Logan die Konturen seines Körpers deutlich erkennen konnte. Er wurde nervös, als er erkannte, wie viel schlimmer die Situation tatsächlich war.
Vorsichtig berührte Logan Doms blutige, geballte Hand und stellte zufrieden fest, dass er eine Reaktion erntete. Aber als Dom ihn einfach nur anschaute und in seinem Blick kein Wiedererkennen zu sehen war, erschauerte Logan bei der Leere, die er dort sah. Noch vor einem Monat hatte der Mann Selbstsicherheit, Lust und Leidenschaft ausgestrahlt ‒ nun war er nur noch eine Hülle, eine Masse aus Knochen und Muskeln, nichts weiter. Seine Haut war eiskalt, sein Gesicht leer.
„Oh mein Gott“, murmelte Logan und seine Besorgnis wurde zu ausgewachsener Angst. Er ignorierte das Blut und packte Doms Hand, dann zog er daran. Er war schockiert, als Dom bei der Bewegung nach vorn zuckte, doch Logan erholte sich schnell und zog ihn vom Rand des Balkons weg ins Schlafzimmer. Er war froh, dass Dom immer noch Schuhe trug, denn überall war Glas und es wäre unmöglich gewesen, den Mann zu manövrieren, wäre er barfuß gewesen. Er schaltete das Licht an, als sie das Badezimmer betraten, dann waren sie an der riesigen Dusche und er schaltete das Wasser an. Wärme ‒ er musste Dom aufwärmen, dann würde es ihm besser gehen. Er würde aus dem Nebel aufwachen, in dem er sich befand.
Logan ignorierte seine eigenen, völlig durchweichten Klamotten und begann, die Knöpfe von Doms Hemd zu öffnen. Es war, als würde man eine Statue entkleiden. Als er nach Doms Hand griff, um ihm das Hemd auszuziehen, öffnete er vorsichtig die geballte Faust und hielt inne, als er sah, dass Glasscherben in der Handfläche steckten. Er wusste nicht, ob er zuerst die Splitter entfernen oder Dom aufwärmen sollte. Scheiße, er war mit dieser Situation einfach vollkommen überfordert, dachte er, während er die größten Glasscherben aus der aufgerissenen Haut zog und sie in einen Mülleimer in der Nähe warf. Dann zog er Dom das Hemd ganz aus und auch den Rest seiner Kleidung. Dann führte er ihn in die Dusche und hoffte, dass das warme Wasser irgendeine Art von Reaktion hervorrufen würde, aber Dom starrte einfach weiter ins Leere, vollkommen blind für alles um sich herum.
Logan zögerte, dann zog er seine eigene Kleidung aus. Er trat schnell, ohne sich allzu viel Zeit zum Nachdenken zu geben, zu Dom in die Dusche und manövrierte ihn unter die Brause. Über eventuell unangenehme sexuelle Spannung brauchte er sich keine Gedanken zu machen, denn der Mann bemerkte ihn überhaupt nicht. Und Logan verspürte nichts als Sorge, weil er immer noch keine Reaktion bekam. Zehn Minuten vergingen, dann weitere zehn Minuten, bevor Logan endlich spürte, dass die Kälte ein wenig nachließ und Doms Haut sich erwärmte. Während sie dort standen, versuchte Logan, Dom etwas Trost zu spenden, indem er ihm den Rücken massierte, aber falls der Mann seine Berührung spürte, ließ er es sich nicht anmerken. Als er fand, dass Doms Körpertemperatur sich allmählich wieder normalisiert hatte, trat Logan aus der Dusche und ließ Dom unter dem warmen Wasser zurück. Dann machte er sich auf die Suche nach trockener Kleidung für sie beide. Er fand für Dom eine Pyjamahose und für sich selbst eine Jogginghose, dann eilte er wieder ins Badezimmer, wo Dom noch genauso dastand, wie er ihn zurückgelassen hatte.
Nach einem weiteren vorsichtigen Zupfen trat Dom hinaus auf die Badematte, wo Logan ihn schnell abtrocknete und ihm dann die Pyjamahose anzog. „Dom, kannst du mich hören?“, fragte er dabei leise.
Nichts.
Er untersuchte Doms Handfläche und suchte in den Schränken, bis er eine Pinzette fand. Dom stand einfach stumm da, während Logan alle Reste des Glases entfernte, die er sehen konnte. Während er in der Wunde stocherte, reagierte Dom endlich, weil er wegen des Schmerzes zusammenzuckte. Da seufzte Logan erleichtert auf. Das war doch wenigstens etwas.
Er reinigte die Verletzung, so gut er konnte, dann verband er sie mit ein paar Pflastern, die er in einer Schublade gefunden hatte. Er führte Dom aus dem Badezimmer und schickte ein Dankgebet gen Himmel, als er sah, dass zwischen ihnen und dem Bett keine Glasscherben auf dem Boden waren. Er schob Dom weiter, bis dessen Beine das Bett berührten, dann zwang er ihn, sich hinzusetzen.
„Dom“, sagte er erneut und berührte den Mann an der Schulter. Wegen der anhaltenden Stille seufzte er frustriert und drehte sich zum Badezimmer um, um ihre Kleidung zu holen.
„Sie ist nicht mehr da.“
Es war kaum ein Flüstern, aber Logan hörte es und drehte sich um. Dom starrte immer noch vor sich, aber statt Leere war in seinen dunklen Augen nun unendliches Leid zu sehen. Logan sog scharf die Luft ein, als er sah, wie sie sich mit Tränen füllten.
„Es tut mir leid, Dom“, sagte er und kniete sich vor ihn.
„Sie ist nicht mehr da“, sagte Dom erneut, die Stimme heiser, weil er sie so lange nicht benutzt hatte.
„Was kann ich tun?“, flüsterte Logan, während sich seine eigene Kehle vor Emotionen verschloss. „Sag mir, was ich tun kann, Dom.“ Endlich traf Dom seinen Blick und es war wie ein Schlag in die Magengrube.
„Mach, dass es aufhört, wehzutun.“ Tränen rannen über Doms Wangen. „Bitte, Logan, mach, dass es aufhört, wehzutun“, flehte er.
Logan schüttelte den Kopf und legte die Stirn an die von Dom. „Ich weiß nicht wie.“ Dann spürte er, wie Doms Lippen seine suchten. Es war eine kurze Berührung, kaum ein Kuss, dann zog Dom sich zurück. Logan wusste, dass er Dom gehen lassen sollte. Er sollte den Mann in das warme Bett stecken und sich dann auf die Suche nach jemandem machen, der wusste, was zum Teufel man in solch einer Situation tun konnte, denn er selbst hatte keine Ahnung. Aber statt nach seinem Handy zu greifen, packte er Dom und legte den Mund auf dessen tränenfeuchte Lippen. Dom seufzte und öffnete für ihn die Lippen.
Dieser Kuss war das Gegenteil jenes ersten Kusses im Hotel, aber das Verlangen war gleich ‒ es war augenblicklich da. Und Logan konnte es nicht auf die Umstände schieben, denn dieses Mal war er derjenige, der den Kuss dominierte. Bei jedem sanften Stoß seiner Zunge in Doms warmen Mund schrie sein Körper nach mehr. Zum Glück war noch ein wenig seines gesunden Menschenverstandes übrig geblieben, sodass er sich erinnerte, dass Dom im Moment unglaublich verletzlich war. Deshalb beließ er es bei sanften, tröstenden Küssen und nutzte seine Daumen, um die Spuren der Tränen wegzuwischen, die an Doms Wangen herunterliefen.
Als Logan sich zurückziehen wollte, legte Doms Hand sich in seinen Nacken und hielt ihn fest. Die Zunge des größeren Mannes rang mit seiner, dann standen sie plötzlich da, die Hände suchend, die Haut brennend, wo immer sie sich berührten. Die Dinge gerieten für Logan schnell außer Kontrolle, als Dom die Hand unter den Bund seiner Hose schob und sie um seine steife Länge schloss. Alles andere um ihn herum hörte auf zu existieren, während Dom ihn streichelte und den Schlitz an seiner Spitze berührte.
„Oh Gott, Scheiße“, schrie Logan auf, während er in Doms Hand stieß. Doch bevor er den Gedanken zu Ende denken konnte, war Doms Zunge wieder in seinem Mund und seine Zähne klickten verzweifelt gegen die von Logan. Doms Hand ließ ihn los, jedoch nur lange genug, um seine Hose herunterzuschieben. Noch bevor er protestieren konnte, streichelte Dom ihn wieder und als er nach unten schaute, um zuzusehen, wie diese raue Hand ihn drückte, bemerkte er, dass Dom sich seiner eigenen Hose ebenfalls entledigt hatte.
„Dom“, sagte Logan und legte die Hände an die Brust des Mannes, um diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten.
„Bitte“, sagte Dom und schaute auf in Logans Augen. Beide erstarrten sie und nur ihre schweren Atemzüge durchbrachen die Stille im Raum. Er sah zu, wie Dom nach dem Nachttisch langte, der in der Nähe war, und erschauerte, als der Mann eine Flache Babyöl herausholte. Es ging viel zu schnell, aber Logan war nicht in der Lage, dem eine Ende zu bereiten. Er wollte diesen Mann ‒ es ergab absolut keinen Sinn, aber er wollte ihn mehr als er je jemanden in seinem ganzen Leben gewollt hatte. Doch Dom litt und er musste derjenige sein, der Stärke zeigte.
„Dom“, versuchte er es erneut.
„Nur für eine Weile Logan ‒ bitte, nimm mir nur für eine kleine Weile den Schmerz“, flüsterte Dom, während er die Flasche öffnete.
Doch auf eine Antwort wartete er nicht. Er ließ Logan los und drehte sich um, dann beugte er sich über das Bett, wobei er seinen Arsch offen präsentierte. Lust durchschoss Logan, als er sah, wie Dom Öl auf seine Finger gab und sie dann zwischen seine Arschbacken schob. Sein Schwanz schmerzte bei dem Anblick und er merkte, dass er nähergetreten war und seine Hände Doms Arschbacken auseinanderzogen, damit er zusehen konnte, wie der Mann das Öl in sein zitterndes Loch arbeitete. Jeder Gedanke, das hier zu beenden, löste sich in Luft auf, als er sich vorstellte, in dieses winzige Loch zu stoßen.
„Jetzt“, verlangte Dom und griff hinter sich, um Logans Schwanz zu packen, wobei er etwas von dem Öl auf Logans empfindlicher Haut verteilte. Logan erkannte an der Stimme des Mannes, dass etwas nicht stimmte, und versuchte, sich zurückzuziehen, doch dann spießte Dom sich selbst auf Logans Schwanz auf und Logan schrie auf, denn er wurde von dem heißesten, engsten Griff umfangen, den er je erlebt hatte.
„Fuck“, brüllte er, dann stieß er hart zu und seine Spitze verschwand in Doms heißem Körper. Er spürte, wie der starke Mann unter ihm aufstöhnte, als er sich mehrmals zurückzog und wieder eindrang. Trotz des Öls wehrte Doms Körper sich gegen ihn, deshalb packte Logan ihn an den Hüften und stieß hart zu. Doms Stöhnen wurde von der Bettdecke gedämpft, aber Logan war nicht entgangen, wie falsch es sich angehört hatte. Er hielt sofort inne, als er erkannte, dass Doms Schreie und sein Stöhnen nicht von Lust, sondern von Schmerz herrührten. Entsetzen stieg in ihm auf, als er erkannte, wie gedankenlos er gewesen war.
„Hör nicht auf!“, schrie Dom und versuchte, sich wieder auf Logans Länge zu schieben. Doch Logans Augen waren nun offen und er erkannte, was der Mann da tat. Er packte Dom fest an den Hüften und ließ nicht zu, dass er noch mehr von Logan in sich zwang.
„Nein“, schrie Dom auf und brach auf dem Bett zusammen, die Fäuste in die Decke gekrallt. Er wurde von Schluchzen geschüttelt, als ihm klar wurde, dass er dem Schmerz in seinem Inneren nicht entgehen konnte, indem er Logans Körper benutzte, um sich von außen her Schmerzen zuzufügen.
Logan wusste, dass er sich herausziehen sollte, denn das hier war mehr als verrückt. Sein eigener Körper brannte immer noch vor Verlangen, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was er fühlte, als er Doms klägliches Stöhnen hörte.
„Schhh“, flüsterte Logan und beugte sich über Doms Rücken, dabei achtete er darauf, nicht weiter in ihn einzudringen. Sein einziges Ziel war nun, Dom zu trösten, deshalb küsste er Doms Nacken, dann fuhr er mit der Zunge über die weiche Haut an seinem Schlüsselbein. Er löste eine Hand von Doms Hüfte und streichelte sein Rückgrat, dabei drückten seine Finger sanft in jede Delle. Dom erschauerte unter ihm und das Stöhnen ließ nach. Logan steckte eine Hand unter Doms Körper und streichelte seinen festen Bauch, dann berührten seine Fingerspitzen Doms schlaffen Schwanz. Zufrieden stellte er fest, dass er sofort reagierte, aber ignorierte ihn und fuhr mit der Hand nach oben zu Doms Brust. Der größere Mann hob sich ein wenig, damit Logan genug Platz hatte, um in Doms Brustwarzen zu kneifen. Logan spürte, wie die Muskeln um seinen Schwanz sich zusammenzogen, und er musste sein eigenes lustvolles Stöhnen an Doms Schulter unterdrücken.
Logan küsste sich an Doms muskulösem Rücken entlang, während seine Hand wieder zu dessen hart werdendem Schwanz wanderte. Als er zudrückte, schrie Dom auf, aber dieses Mal vor Lust, wie Logan erkannte. Er spürte, wie Doms Schwanz zuckte, als dieser versuchte, sich nach hinten auf den von Logan zu schieben. Als Doms Hüften das nächste Mal nach hinten stießen, ließ Logan es zu. Es war eine Qual, nicht in ihn zu stoßen, wie er es gern wollte. Doch er begann, Doms Bewegungen mit leichtem Wiegen seiner Hüften entgegenzukommen. Ein lustvolles Zischen entkam seinen Lippen, als er den Ring aus Muskeln durchdrang, der ihn abzuhalten versuchte. Er bearbeitete weiterhin Doms Schwanz in dem Rhythmus, den Dom vorgab und der bald schneller wurde, bis Logan vollkommen eingedrungen war. Lusttropfen drangen aus der Spitze von Doms Schwanz und Logan nutzte sie, um seine Bewegungen zu intensivieren. Gleichzeitig zog er sich fast vollkommen aus Dom zurück und drang wieder ein.
„Ja“, brüllte Dom, als Logan seine Prostata traf. Also tat Logan es erneut, und dann wieder und wieder mit tiefen, quälend langsamen Stößen. Sein eigener Körper schrie nach Erlösung, deshalb beugte er sich weiter über Dom und zwang den Körper des Mannes auf das Bett, sodass seine Brust flach auf der Matratze lag. Logan nutze sein Gewicht, um Dom unten zu halten, während er begann, in ihn zu rammen. Gleichzeitig verstärkte seine Hand den Druck auf Doms Schwanz.
Erneut schrie Dom auf, aber dieses Mal bettelte er um Erlösung, als Logan immer wieder in ihn stieß. Schweiß tropfte von ihren Körpern und Logan packte Doms Hüfte so fest, dass er einen blauen Fleck hinterlassen würde, während er ihn unablässig fickte. Er spürte, wie seine eigenen Eier sich zusammenzogen, und stöhnte auf, als sein Höhepunkt ihn durchschoss. Dom schrie unter ihm auf und Logan spürte, wie der Beweis von Doms Orgasmus seine Hand bedeckte. Lust flutete seinen sämtlichen Nervenenden wie ein Flächenbrand, während er in Dom abspritzte. Dann gab er den Kampf auf und ließ sein ganzes Gewicht auf den größeren Mann fallen. Doms Körper wurde schlaff und er brach auf dem weichen Bett zusammen.
Mehrere lange Minuten vergingen, während sie versuchten, wieder zu Atem zu kommen. Schließlich drückte Logan sich hoch und zog sich vorsichtig aus Doms Körper zurück. Seine Glieder fühlten sich an, als wären sie aus Gummi und er wollte nichts mehr, als neben Dom auf das Bett zu sinken, aber er erstarrte, als er Feuchtigkeit an seinem Schwanz spürte.
Er hatte kein Kondom benutzt.
Er hatte zum ersten Mal in seinem Leben einen Mann gefickt, und zwar am gleichen Tag, als dieser seine Frau begraben hatte, und er hatte das verdammte Kondom vergessen! Wie zum Teufel war das bloß passiert?
Er trat zurück und suchte nach Worten, um sich bei Dom zu entschuldigen, doch dann sah er, dass der Mann weiter auf das Bett geklettert und eingeschlafen war. Logan stand noch lange da, während ihm allmählich klar wurde, was er getan hatte, und er kämpfte die Übelkeit nieder, die in ihm aufkam. Er hatte etwas Unverzeihliches getan. Scham breitete sich in ihm aus und er drehte sich zum Gehen um, nachdem er die Decke über Dom gelegt hatte, damit dieser wenigstens etwas Wärme hätte, wenn er in dem Albtraum erwachte, in dem er gelandet war.