„Logan?“
Logans Kopf zuckte beim Klang von Rileys Stimme hoch. Er sprang von dem Stuhl auf, auf dem er gesessen hatte, und eilte an die Seite des Krankenhausbettes, um ihre Hand zu nehmen. Sie blickte ihn verwirrt an, dann schaute sie sich in dem kleinen Raum um.
„Wo … wo sind wir?“, fragte sie mit kratziger Stimme. „Wo ist Gabe?“
„Er ist unterwegs, Riley. Er wird sehr bald hier sein, okay? Du bist im Krankenhaus.“
„Krankenhaus?“, wiederholte sie und versuchte sich aufzusetzen, dann zuckte sie zusammen.
Logan legte eine Hand auf ihre Schulter, um sie davon abzuhalten, sich erneut zu bewegen. „Bleib still, Liebes. Du hast deinen Kopf ziemlich hart angeschlagen. Du warst eine ganze Weile bewusstlos“, sagte er.
Dom kam herein, zwei Tassen Kaffee in den Händen. Logan sah auf und sagte: „Dom, sie ist wach. Hol die Krankenschwester.“
Dom nickte und eilte wieder hinaus.
„Was ist passiert?“, wollte Riley wissen.
„Das ist im Moment nicht wichtig. Ruh dich einfach aus“, sagte Logan.
Ihre Augen verengten sich verwirrt und sie legte eine Hand auf ihren Kopf. „Es gab eine Explosion“, sagte sie. Ihre Stirn kräuselte sich, als sie versuchte, sich zu erinnern. Dann riss sie die Augen weit auf. „Eli! Raul!“
„Es geht ihnen gut, Riley“, sagte Dom, als er zurück ins Zimmer kam, allerdings ohne Kaffee.
„Dieser Mann! Er hat uns mitgenommen!“, schrie Riley und versuchte erneut, sich aufzusetzen. Dom und Logan hielten sie vorsichtig zurück und Dom packte ihr Gesicht.
„Riley, hör mir zu. Eli geht es gut. Er ist ein wenig durcheinander, aber es geht ihm gut. Raul auch ‒ er ist vor einer halben Stunde aus dem OP gekommen und die Ärzte rechnen mit seiner vollständigen Genesung.“ Sie beruhigte sich bei Doms Worten. „Sam ist tot ‒ er kann weder dich noch sonst jemanden je wieder verletzen.“
Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie nickte, als sie versuchte, zu Atem zu kommen.
„Miss Sinclair, wie geht es Ihnen?“, fragte die Krankenschwester, als sie ins Zimmer eilte und begann, Rileys Vitalwerte zu überprüfen. Dom trat aus dem Weg, aber Logan bewegte sich nicht, weil Rileys Hand sich an seine klammerte.
„Mein Kopf tut weh“, sagte sie und wischte sich die Tränen ab, die ihr aus den Augen liefen.
„Ich werde beim Arzt nachfragen, was wir gegen Ihre Schmerzen unternehmen können“, sagte sie, als sie die Schürfwunden an Rileys Handgelenken überprüfte, an denen sich die Handschellen in ihre Haut gegraben hatten.
"Riley?!", hörten sie einen lauten Schrei vom Flur her, dann war Gabe da und Riley schluchzte, als er sie in die Arme nahm. „Oh Gott, danke“, flüsterte er, als er sie an sich drückte.
„Gabe“, rief Riley, als ihre Hände sich an sein Hemd klammerten. „Ich hatte solche Angst, Gabe.“
„Ich weiß, Süße. Du bist jetzt in Sicherheit“, flüsterte er gebrochen, als er ihren Kopf küsste.
„Der Arzt wird gleich da sein“, sagte die Krankenschwester zu den beiden, aber Logan war sich nicht sicher, ob sie sie hörten.
Dom nahm seine Hand und führte ihn aus dem Raum, um dem Paar etwas Privatsphäre zu geben. Als sie im Flur waren, spürte Logan, wie ihm ein Schluchzen entkam, als ihn Erleichterung überfiel, weil es endlich vorbei war, und er spürte, wie Doms Arme ihn umschlangen.
„Es ist vorbei, Baby“, hörte er Dom flüstern.
Logan nickte, war aber zu aufgewühlt, um etwas zu sagen. Durch den Schmerz, mitanhören zu müssen, wie seine Schwester verbal gequält wurde, während sie alle hilflos dasitzen und zuhören mussten, ohne der Sache ein Ende machen zu können, und dem Anblick von Riley, die bewusstlos auf dem kalten Boden dieses Schuppens lag, war er geistig und körperlich völlig erschöpft.
„Ist sie okay?“
Dom ließ ihn los und Logan sah, wie Cade den Flur entlang kam.
„Ja, sie ist wach“, sagte Dom.
„Und der Junge?“
„Es geht ihm gut ‒ sie werden ihn zur Sicherheit über Nacht zur Beobachtung hier behalten. Seine Mutter sollte bald hier sein. Vin ist jetzt bei ihm.“
Cade nickte und lächelte dann erleichtert. „Ich werde nach ihm sehen“, sagte der Mann und Logan verbarg ein Lächeln. Cade hatte so getan, als würde er den Jungen nicht mögen, aber der Mann war im Herzen ein großer Softie, trotz seines harten Äußeren.
Dom musste dasselbe gedacht haben, denn die Andeutung eines Lächelns zeichnete sich auf seinen Lippen ab, bevor er Cade sagte, in welchem Raum sich Eli befand.
Cade eilte davon und dann schob sich ein Arzt an ihnen vorbei in Rileys Zimmer. Sie folgten ihm und standen in der
Nähe der Tür, als der Arzt Riley und Gabe begrüßte, die sich immer noch aneinanderklammerten.
„Wie geht es Ihnen, Miss Sinclair?“, fragte der Arzt, als er Rileys Patientenakte auf dem Computer neben dem Bett aufrief.
„Besser“, sagte sie und sah zu Gabe auf.
„Das ist gut“, sagte der Arzt, bevor er eine schnelle Untersuchung durchführte. Er überprüfte die Wunde an ihrer Schläfe, dann die auf ihrem Gesicht. „Das werde ich mit ein paar Stichen nähen müssen“, sagte er, als er die Verletzung über ihrem Auge überprüfte. „Aber die andere Wunde sollte auch so verheilen ‒ wir werden sie nur mit Kompressen verbinden.“ Er trat um Gabe herum, als er seine Untersuchung beendet hatte, bat den Mann aber nicht, Platz zu machen.
Er ging zurück zum Computer und gab ein paar Dinge ein.
„Alles sieht gut aus, aber ich möchte Sie über Nacht zur Beobachtung aufnehmen, falls Sie eine Gehirnerschütterung haben“, sagte er. „Ich werde Sie auch von einem Gynäkologen untersuchen lassen, aber ich rechne bei dem Baby nicht mit Komplikationen.“
Logan erstarrte und fühlte, wie Dom sich neben ihm anspannte. Gabe und Riley waren fassungslos und starrten den Arzt schockiert an. Der Mann schien es nicht zu bemerken, als er seine Notizen eintippte.
„Dem Baby?“, flüsterte Gabe.
Der Arzt blickte schließlich von dem auf, was er tat, und bemerkte die verblüfften Gesichtsausdrücke aller Anwesenden. „Miss Sinclair, Sie wissen, dass Sie schwanger sind, nicht wahr?“
Riley schien keine Worte zu finden, also schüttelte sie den Kopf.
„Es tut mir leid, ich habe angenommen, Sie wüssten es“, murmelte der Arzt. „Wir führen routinemäßig bei jeder Frau im gebärfähigen Alter, die in die Notaufnahme kommt, einen
Schwangerschaftstest durch“, erklärte er.
„Ich kann nicht schwanger sein“, sagte sie wie betäubt. „Ich nehme die Pille.“
„Haben Sie sie einmal vergessen oder nehmen Sie andere Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel?“
Riley schüttelte den Kopf, dann erstarrte sie plötzlich. „Doch. Ein Freund bei der Arbeit hat mir ein pflanzliches Mittel gegen Angstzustände empfohlen. Wir standen in den letzten Monaten unter großem Stress …“, sagte sie mit leiser Stimme.
„Das wird es sein. Es ist selten, aber bestimmte Kräuter können die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva hemmen.“
„Oh Gott“, sagte Riley. Sie sah zu Gabe auf und schüttelte den Kopf. „Es tut mir so leid, Gabe. Das wusste ich nicht“, rief sie.
Plötzlich küsste Gabe sie lange und fest. „Ein Baby, Riley“, flüsterte er staunend. „Wir bekommen ein Baby“, sagte er, als er sie erneut küsste. „Ich liebe dich so sehr.“
Gabe hielt sie fest, während sie weinte, und dann lächelten sie beide, als sie schließlich ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Arzt richteten. Logan spürte, wie Doms Hand sich um seine legte.
Der Arzt lächelte sie freundlich an. „Dann werde ich jemanden von der Gynäkologie bitten, Sie zu untersuchen, dann wird entschieden, ob ein Ultraschall gemacht werden muss. Ich vermute, dass es dafür noch etwas früh ist, aber das kann man Ihnen dann mit Sicherheit sagen. Herzlichen Glückwunsch Ihnen beiden“, sagte er, als er den Raum verließ.
Gabe kletterte in das kleine Bett neben ihr und sie kuschelte sich an ihn, als sie leise miteinander sprachen. Logan folgte Dom aus dem Raum.
„Wir hatten so viel Glück“, flüsterte er Dom zu, als er die Tür zum Raum schloss, um Riley und Gabe Privatsphäre zu geben. „Wenn diese junge Frau nicht da gewesen wäre“, begann er, bevor er seinen Kopf schüttelte. Sie wussten beide,
dass Sam kurz davor war, den Abzug zu betätigen, und keiner von ihnen hätte den Schuppen rechtzeitig erreichen können, um ihn aufzuhalten. „Ist sie schon wach?“, fragte Logan.
„Nein“, sagte Dom. „Sie ist in ziemlich schlechter Verfassung. Dehydriert, unterernährt. Die Verletzung von dem Halsband, das sie getragen hat, hat sich entzündet und sie hat Fieber bekommen.“
„Wir müssen herausfinden, wer sie ist ‒ und ihr helfen, wenn wir können“, sagte Logan.
„Das werden wir“, sagte Dom. „Was auch immer notwendig ist.“
Dom blickte auf seine Uhr,
als er den Flur entlang in Richtung des Krankenzimmers ging, in dem die junge Frau war, wie die Krankenschwester ihm gesagt hatte. Es war fast Mitternacht, und er wollte nach ihr sehen, bevor er und Logan zum Hotel in der Nähe gingen und sich ausruhten, was dringend nötig war. Das Adrenalin, das ihn den ganzen Tag über am Laufen gehalten hatte, begann endlich zu schwinden und er hatte das Gefühl, er würde jeden Moment zusammenbrechen.
Shane und Savannah waren vor einer Stunde angekommen. Dom hatte einen der wohlhabenden Kunden seiner Firma darum gebeten, das Paar in seinem Privatflugzeug herzufliegen, da auf Linienflügen keine Sitzplätze verfügbar gewesen waren. Das Paar war mit den Nerven am Ende gewesen, als es angekommen war, aber Riley zu sehen, hatte Wunder gewirkt, und die eng verbundene Familie hatte sich um sie versammelt, um ihre Freude über die Schwangerschaft zu teilen. Eli hatte Riley besuchen dürfen, bevor er in die Pädiatrie gebracht wurde, um dort die Nacht zu verbringen. Das Personal hatte für Mariana eine Pritsche aufgetrieben, damit sie ihren Sohn nicht allein lassen musste.
Erleichterung überschwemmte ihn, als ihm klar wurde, dass jetzt wirklich alles vorbei war und er und Logan beginnen konnten, sich ein gemeinsames Leben aufzubauen.
„Sir, Sie müssen die dranlassen“, hörte Dom eine Frau aus dem Raum sagen, den er gerade betreten wollte. „Sir, ich werde den Sicherheitsdienst rufen!“
Dom zuckte bei ihren Worten zusammen und beschleunigte sein Tempo.
„Dann tun Sie das“, hörte er Vin sagen und wurde langsamer, als eine verärgerte Krankenschwester aus dem Raum eilte. Dom blieb in der Tür des Zimmers der jungen Frau stehen und betrachtete den Anblick vor sich. Sein Bruder entfernte gerade die zweite Fessel vom Handgelenk des Mädchens. Die Erste hing schon lose am Geländer des Krankenhausbettes. Sie war immer noch bewusstlos, bewegte sich aber und schlug im Bett um sich, als sie einen Albtraum abzuwehren schien.
„Schhh“, hörte er seinen Bruder sagen, als er sich neben sie auf die Bettkante setzte und ihre Hand in seine nahm. Seine Finger rieben sanft die Schürfwunden an ihrem Handgelenk, die durch das verursacht worden waren, was auch immer Sam benutzt hatte, um sie zu fesseln. Dank des unmenschlichen Halsbandes und dem Beweis, dass sie kürzlich gefesselt worden war, konnten sie nur annehmen, dass sie ein weiteres Opfer von Sam war ‒ eines, das er aus irgendeinem Grund am Leben gelassen hatte.
Dom sah zu, wie Vin sanft über die Wange des Mädchens streichelte und sie sich unter der Berührung beruhigte. „Wie geht es ihr?“, fragte er, als er den Raum betrat.
Vin stand schnell auf, aber zu Doms Überraschung ließ er ihre Hand nicht los. Tatsächlich rieb sein Daumen über ihre Finger, als wollte er sie beruhigen, und Dom fragte sich, ob Vin bewusst war, was er da tat.
„Sie verliert immer wieder das Bewusstsein. Das Fieber ist
gesunken, aber jedes Mal, wenn sie aufwacht, dreht sie durch und diese Arschlöcher scheinen zu glauben, es wäre hilfreich, sie zu fixieren“, sagte er wütend. Während er sprach, tauchte die Krankenschwester mit einem stämmig aussehenden Krankenpfleger wieder auf, der den Raum betrat und zum Bett ging.
„Sir, ich muss Sie bitten hinauszugehen“, sagte er zu Vin, während er nach einer der Fesseln griff.
„Wenn Sie sie berühren, nehme ich Sie auseinander, verdammt“, sagte Vin leise und kalt. Dom kannte diesen Ton und trat vor, bevor der Pfleger etwas unternehmen konnte.
„Holen Sie auf der Stelle jemanden her, der hier etwas zu sagen hat“, sagte Dom. Der Pfleger öffnete den Mund, aber nach einem weiteren Blick auf Vin klappte er ihn wieder zu und verließ dann den Raum.
Dom wandte sich wieder Vin zu, der die Frau studierte, die jetzt friedlich im Bett lag. Sie war ein hübsches Ding, aber unglaublich dünn und blass. Das Krankenhauspersonal hatte es geschafft, sie größtenteils sauber zu machen, aber ein Teil ihrer langen, kastanienbraunen Haare war mit getrockneten Blutklumpen verklebt.
„Die Cops waren hier und haben versucht, mit ihr zu sprechen“, erzählte Vin. „Sie haben ein Zimmer im Haus gefunden, das vielleicht ihr gehört hat.“ Vin sah zu ihm auf. „Es war schlimm, Dom, was sie gefunden haben. Und überall auf dem Grundstück schlagen Leichenspürhunde an.“
Dom wusste, dass Elena wahrscheinlich zu den Leichen gehören würde, die ausgegraben werden würden, und ihm graute davor, es Eli und seiner Mutter erzählen zu müssen. Er nickte in Richtung des Mädchens. „Wissen sie, wer sie ist?“
„Sie haben einige Notizbücher in dem Zimmer gefunden ‒ wie Kinder sie in der Schule benutzen, wenn sie klein sind.“
„Kladden“, schlug Dom vor.
„Richtig. Der Name ‚Mia Hamilton‘ stand darin.“
„Eli sagte, dass Sam sie Mia genannt hat.“
Vin verstummte für einen Moment und sagte dann: „Die Polizei hat im Haus Unterlagen entdeckt. Es gehörte Cyrus Hamilton.“
Cy. Der Name, den Sam bei Elis Schwester verwendet hatte. Ein Schock durchfuhr ihn, als der Rest von dem, was Vin gesagt hatte, sich zusammenfügte.
„Sie denken, sie könnte seine Tochter sein, Dom.“
„Scheiße“, sagte Dom, als er auf sie herabblickte.
„Sie werden ihre DNS mit seiner vergleichen.“ Vin legte schließlich die Hand der Frau wieder auf das Bett, obwohl seine Finger noch einige Sekunden auf ihrer Haut verweilten. „Es gibt einen neuen Hinweis auf Ren.“ Normalerweise hätte er diese Neuigkeit aufgeregt und hoffnungsvoll erzählt, aber die Art und Weise, wie Vin es gesagt hatte, ließ Dom vermuten, dass sein Bruder allmählich den Glauben verlor, dass Ren immer noch da draußen sein könnte.
„Geh“, sagte Dom. „Finde ihn.“ Er sehnte sich danach, Vin wieder als festen Bestandteil in seinem Leben zu haben, aber wenn es auch nur die geringste Möglichkeit bestand, Ren lebend zu finden, mussten sie sie nutzen. „Ich werde mich hier um alles kümmern“, fügte Dom hinzu und deutete auf die Frau zwischen ihnen.
Vin sah ihn an und sah dann wieder Mia. Er nickte, kam dann um das Bett herum und zog Dom in eine schnelle Umarmung, bevor er ihn losließ und zur Tür ging.
„Lass nicht zu, dass sie sie wieder fesseln!“, sagte er im Hinausgehen.
„Das werde ich nicht“, versprach Dom und sein Blick wanderte wieder zurück zu Mia. Diese Frau hatte jeden Schutz verdient, den sein Geld und sein Ruf kaufen konnten.
„Ich war heute so stolz
auf dich, Savannah“, sagte Logan, als seine Schwester sich an ihn lehnte und er seine Arme um sie schloss. Sie saßen auf einer der Bänke im Wartezimmer. Ihre Augen waren geschwollen und rot von den Tränen, die ihr seit der Ankunft im Krankenhaus immer wieder gekommen waren. Sie waren in Rileys Zimmer geblieben, bis die junge Frau ihre Augen nicht mehr offen halten konnte. Gabe war keinen Moment von ihrer Seite gewichen und Logan vermutete, dass es dank der Angst, die er heute durchgemacht hatte, und der Nachricht, dass er Vater wurde, lange dauern würde, bis Gabe würde schlafen können. Shane war gegangen, um ihre Koffer in Doms Auto zu laden, während Dom nach der jungen Frau sah, die heute ihrer aller Leben gerettet hatte.
„Ich hatte solche Angst“, gab sie zu. „Angst, dass ich das Falsche sagen würde …“ Sie schauderte in seinen Armen und er küsste sie auf den Kopf.
„Du hast ihn am Reden gehalten ‒ du warst unglaublich“, antwortete er.
„Ist zwischen uns alles in Ordnung? Zwischen dir und mir?“, fragte sie, als sie sich zurücklehnte und zu ihm aufsah.
Er nickte. „Ja, das ist es.“
Sie lehnte sich wieder an ihn. „Du leidest nicht mehr, oder, Logan?“
Er beugte sich vor und küsste sie auf den Kopf. Er sah Dom um die Ecke kommen und ihre Blicke trafen sich. „Nein, Kleines, das tue ich nicht.“
„Schlaf jetzt“,
murmelte Dom.
„Ich kann nicht“, sagte Logan, als er sah, wie Dom die Augen öffnete. Sie lagen auf dem Hotelbett und schauten einander an. Durch die Vorhänge fiel gerade genug Licht, dass er die Umrisse von Doms Gesicht erkennen konnte.
„Warum nicht?“, wollte Dom wissen und verschränkte den Arm unter dem Kopf.
„Ich bin noch nicht bereit dazu“, sagte er. Sie waren beide todmüde und hatten es kaum geschafft, sich in den winzigen Raum zu schleppen, bevor sie auf dem Bett zusammengebrochen waren. „Sylvie hat mir wieder geschrieben“, sagte er. Dom atmete tief ein. „Ich habe den Brief bekommen, nachdem ich dich beschuldigt hatte, meine Krankenhausrechnungen bezahlt zu haben“, sagte Logan zu ihm.
„Ich erinnere mich“, sagte Dom und Logan sah die Umrisse seines Lächelns, als er sich daran erinnerte, was bei dieser Begegnung in seinem Büro noch passiert war. Logan wurde augenblicklich hart, als die Erinnerung daran aufblitzte, wie Dom ihn tief einsaugte, während er gegen das kalte, glatte Glas des Fensters gedrückt wurde.
„Hör auf damit“, ermahnte Logan. Dom lachte. „Sie hat mir gesagt, ich soll das Geld nicht zurückzahlen. Sie sagte, ich sollte es weitergeben.“
„Kluge Frau“, sagte Dom leise mit einem warmen Schimmer in seiner Stimme.
„Ich habe darüber nachgedacht, vielleicht ein Zentrum zu eröffnen … ein Krisenzentrum oder so etwas. Für Kinder wie Eli“, begann er. „Ein Ort, an dem sie sich sicher fühlen ‒ wo sie die Unterstützung bekommen können, die sie brauchen.“ Logan streichelte Doms Wange. „Du hast den Jungen gerettet, Dom. Du hast ihn von der Straße geholt, ihm ein Dach über dem Kopf gegeben, seine Mutter gefunden … Ich möchte Leute wie dich mit den Kindern zusammenbringen, die jemanden brauchen“, sagte er. „Wenn meine Eltern nur ein bisschen weniger Geld gehabt hätten, wären das Savannah und ich da draußen gewesen. Wir hätten wie Eli und seine Schwester enden können.“
Dom war so lange still, dass Logan nervös wurde. „Ich
denke, Sylvie wäre stolz, Logan“, sagte Dom, als er sich vorbeugte und ihn küsste. „Ich bin es auf jeden Fall“, sagte er, als er näher kam. „Du bist so viel stärker, als du dir jemals zugetraut hast.“
Logan lag flach da, als Dom sich über ihn beugte. Er zitterte, als Doms große Hand sich an die Seite seines Gesichts legte. „Ich liebe dich und ich werde Gott und Sylvie für den Rest meines Lebens jeden Tag dafür danken, dass sie dich zu mir gebracht haben.“ Doms Lippen bedeckten seine eigenen und Logan seufzte erleichtert, als sich alles in seiner Welt zusammenfand. Er war endlich genau dort, wo er hingehörte.