ÜBER
John of Us
»Frau Professorin, was halten Sie eigentlich von den Leuten, die in John of Us so etwas wie den menschengemachten Messias sehen?«, fragt Julia Nonne. »Glauben Sie daran, dass John noch existiert?«
»Nun, ich möchte Ihnen eine Gegenfrage stellen. Was ist mit all dem Leid auf der Welt?«
»Mit dem Leid auf der Welt?«
»Ja. Wir haben es hier mit einer interessanten Variante des Theodizee-Problems zu tun. Finden Sie nicht auch?«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, früher haben sich die Leute gefragt, wenn Gott allgegenwärtig, allgütig und allmächtig ist, warum gibt es dann all das Leid auf der Welt? Und jetzt möchte ich, dass Sie sich dasselbe fragen, nur ersetzen Sie bitte Gott durch John. Wenn John allgegenwärtig, allgütig und allmächtig ist, warum dann all das Leid?«
»Das ist eine gute Frage.«
»Die einfachste Erklärung ist natürlich, wie so oft, dass eine oder mehrere der Prämissen nicht stimmen. Also vielleicht ist Gott nicht gut, vielleicht ist er nicht allmächtig, vielleicht ist er nicht allgegenwärtig, und vielleicht gibt es ihn gar nicht. Oder auf unsere Zeit
übertragen, vielleicht ist John nicht allgütig, nicht allmächtig, nicht allgegenwärtig oder vielleicht gibt es ihn gar nicht. Verstehen Sie, wenn auch nur ein Multiplikator null ist, ist es egal, dass alle anderen unendlich sind. Es kommt am Ende trotzdem null dabei heraus.«
»Etwas weniger kompliziert ausgedrückt, glauben Sie also nicht, dass John zu einer Superintelligenz mutiert ist und insgeheim die Geschicke der Welt steuert?«
»Nein. Und wenn doch, dann ist er entweder nicht allgegenwärtig, nicht allmächtig oder nicht allgütig.«
»Wobei Letzteres sicher der schlechteste Fall wäre.«
»In der Tat.«