VOM STAR ZUM GANGSTER! WIE KONNTE ZUKO ZUHÄLTER SO TIEF FALLEN?
Zuko Zuhälter ist eine schwierige Nummer. Kiki hat ihre Crawler das Netz nach ihm durchforsten lassen. Zum dritten Mal überfliegt sie das dabei entstandene Dossier. Es ist viel zu lang, um es komplett zu lesen. Sie könnte natürlich einen der Algos drüberjagen, die solche Dossiers zusammenfassen. Aber diese Dinger haben meist ein sehr simples Verständnis von Relevanz. Je mehr Zugriffe es auf eine Information gibt, desto wichtiger ist sie. Für Kiki ist aber der kaum bekannte kleine Datenpunkt im Schatten viel interessanter. Doch schon das Überfliegen des Dossiers ergibt ein ziemlich eindeutiges Bild. Zuko ist ein Dreckschwein. Ihm ist wirklich alles zuzutrauen. Inklusive die Bastardkinder von Mitgliedern des 90er-Clubs auszuknipsen. Aber warum sollte ein fieser Gangstertyp ein Alter Ego haben, das ein fieser Gangstertyp ist? Das ergibt doch keinen Sinn.
Kiki faltet ihr QualityPad zusammen. Ihr Blick fällt auf die reglose M.A.M.A. in der Ecke.
»Was mache ich nur mit dir?«, murmelt sie.
Im Büro nebenan rumpelt es. Kiki nimmt ihre Elektroimpulswaffe und positioniert sich neben der Tür, sodass diese sie verdecken wird, falls jemand sie öffnet. Gleich darauf wird die Tür tatsächlich aufgerissen. Kiki will schon abdrücken, aber es ist nur Peter, der hereinstolpert.
Kiki stöhnt und senkt ihre Waffe.
»’tschuldigung«, sagt Peter. »Ich hatte erst die falsche Tür erwischt …
«
Kiki schaut ihn schockiert an. Peter hat zwei blaue Augen, einige fiese Schrammen im Gesicht, und seine Nase sieht aus, als sei sie gebrochen.
»Ach du Scheiße! Was ist denn mit deinem Gesicht passiert? Hat dich jemand verprügelt?«
»Nein. Also ja. Aber hauptsächlich bin ich gestolpert.«
Peter hält ihr seine Hände hin, die immer noch in Handschellen stecken.
»Als ich gestolpert bin, waren meine Hände noch hinter meinem Rücken.«
»Uh«, sagt Kiki und verzieht das Gesicht. Sie holt ein paar kleine Metallgegenstände aus einer Schublade und beginnt damit, das Schloss zu traktieren.
»Was ist denn passiert?«, fragt sie.
»Der Typ …«, sagt Peter immer noch außer Atem. »Der Typ, der dich umbringen will. Er ist wieder da!«
»Ich weiß«, sagt Kiki. »Ich weiß sogar, wer ihn angeheuert hat.«
Erschöpft lässt sich Peter auf den Stuhl neben Kiki fallen.
»Das weißt du schon?«
»Ja. Mein Vater.«
»Nein, ich meinte, du weißt, dass er wieder da ist?«
»Klar. Habe ich das nicht erzählt? Er hat ein zweites Mal versucht, mich umzubringen, aber dann fiel ein Staubsaugroboter aus heiterem Himmel und hat ihn erschlagen.«
»Dein Vater?«, fragt Peter verblüfft.
»Mir scheint, du hängst immer eine Frage hinter dem aktuellen Gesprächsstand«, sagt Kiki. »Ja, mein Vater. Er ist Chef von myRobot.«
»Warte mal«, sagt Peter und rutscht auf seinem Stuhl herum, »hast du gerade gesagt, dass ein Staubsaugroboter vom Himmel gefallen ist?
«
»Ja«, sagt Kiki. »Einfach so. Bumm. Zack. Voll auf die Zwölf.«
»Der Chef von myRobot?«, fragt Peter. »Den Staubsaugroboter hab übrigens ich aus der Drohne geschmissen.«
»Ja, der Chef von myRobot. Lange Geschichte, wenn du mal aufhören würdest, so aufgeregt zu sein, dann könnte ich dir alles erklären.«
Peter rutscht auf seinem Stuhl nach hinten.
»Alles klar«, sagt er. »Bin ganz Ohr.«
»Warte mal«, sagt Kiki, »hast du gerade gesagt, dass du den Staubsaugroboter aus einer Drohne geschmissen hast?«
»Also, jedenfalls habe ich einen Staubsauger aus einer Drohne geworfen«, sagt Peter. »Wenn das kein neuer Trend ist, dann wird es wohl der Staubsauger meiner Eltern gewesen sein.«
»Warum hast du das gemacht? Es ist voll asozial, etwas aus einer Drohne zu werfen.«
»Ich will nicht drüber reden.«
»Aber jetzt mal ehrlich?«, fragt Kiki. »Du hast den Staubsauger, der den Zyklopen zerschmettert hat, aus einer Drohne geworfen?«
»Vermutlich.«
»Verdammt noch mal. Darauf hätte ich gerne gewettet, die Quoten müssen astronomisch gewesen sein.«
Endlich macht es KLICK
, und die Handschellen springen auf.
»Und dein Vater ist der Chef von myRobot?«, fragt Peter und rutscht auf seinem Stuhl wieder nach vorne. »Wer von uns beiden ist jetzt High Society, hm?«
Kiki erzählt, was sie herausgefunden hat.
»Sie war also ein Prototyp«, sagt Peter staunend.
»Ja. Mein Großvater muss ihn meinen Eltern zur Verfügung gestellt haben. Vielleicht hat er sich wirklich Sorgen um mich gemacht. Oder vielleicht wollte er das Ding nur testen.«
Peter rutscht auf seinem Stuhl nach vorne
.
»Aber ein Nanny-Prototyp, der ein Kind aus seiner Familie entführt …«, sagt er.
»Das ist denkbar schlechte Promo«, sagt Kiki. »Ja.«
»Also haben sie alles vertuscht.«
»Und mein Vater will immer noch nicht, dass das rauskommt.«
»Okay. Na gut«, sagt Peter. »Da kann ich mit meinem Familientrauma nicht mithalten.«
»Du hast ein Familientrauma?«
»Es hat mit dem Staubsaugroboter zu tun.«
»Aber du willst nicht drüber reden?«
»Nein, will ich nicht.«
»Woher weißt du
eigentlich, dass es noch einen Zyklopen gibt?«, fragt Kiki.
»Er hat mich entführt.«
»Und du bist ihm entkommen?«
»Ich hab da so meine Tricks.«
»Tricks?«
»Also eigentlich hab ich nur einen Trick.«
Peter rutscht auf seinem Stuhl nach links, sodass er nur noch auf der rechten Pobacke sitzt.
»Was rutschst du denn die ganze Zeit auf dem Stuhl herum?«
»Ich weiß auch nicht«, sagt Peter. »Irgendwie ist der Stuhl unbequem. Jedenfalls tut es mir beim Sitzen weh.«
Plötzlich springt Kiki auf.
»Zieh die Hose runter«, sagt sie. »Los!«
»Äh, okay«, sagt Peter, »ich finde den Befehlston zwar etwas befremdlich. Aber warum nicht mal was Neues probieren?«
»Dreh dich um«, sagt Kiki. »Ich will deinen Hintern sehen.«
»Nein! Ich will deinen
Hintern sehen!«, sagt Peter. »Zieh du dich aus! Äh … sofort!«
Kiki rollt die Augen
.
»Ich will nur sehen, ob dir der Puppenspieler einen Ortungschip in die Arschbacke implantiert hat.«
»Oh«, sagt Peter verlegen.
»Wenn du mal drüber nachdenkst – ich weiß, das ist nicht deine Stärke –, ist das die wahrscheinlichste Erklärung dafür, dass du ihm entkommen konntest!«
Peter sagt nichts. Kiki blickt ihn fragend an.
»Ich denke!«, sagt er.
Dann steht er auf und lässt seine Hose runter.
»Den Schlüpfer auch«, sagt Kiki. »Jetzt mal nicht so schüchtern.«
Peter zieht seine Unterhose runter und dreht sich um. Kiki beginnt, seinen Hintern zu untersuchen, und kneift ihm in die Pobacken.
»Wehe, du verarschst mich nur«, sagt Peter.
»Verarschen«, sagt Kiki. »Sehr passendes Wort.«
Dann inspiziert sie eine Stelle gründlicher.
»Mist.«
»Was ist los?«
»Bleib so!«, ruft Kiki und rennt ins andere Zimmer.
»Na klar«, sagt Peter mit heruntergelassener Hose. »Ich bleibe so. Warum auch nicht.«
Kiki kommt mit einem kleinen Gerät in der Hand zurück und hält es an Peters Arschbacke. Das Gerät macht aufgeregte Biep-Laute: selten ein gutes Zeichen.
»Verdammt!«
»Es tut mir leid«, sagt Peter. »Ich wusste nicht …«
»Ich versuche, den Chip mit einem gezielten elektromagnetischen Impuls zu schrotten.«
»Wie bitte?«
»Du wirst nichts spüren.«
»Aber macht das nicht Krebs?
«
»Die einen sagen so, die anderen so.«
»Sehr beruhigend. Zählst du auf drei?«
»Es ist schon passiert.«
»Wie bitte?«
Peter dreht sich zu ihr um.
»Aber dafür«, sagt er, »darf ich jetzt auch überprüfen, ob du einen Ortungschip in deinem Hintern hast.«
»Du Quatschkopf«, sagt Kiki. »Wir müssen sofort weg hier.«
Vom Flur her sind plötzlich Schritte zu vernehmen. Kiki wendet sich gerade zur Tür, als diese mit einem gewaltigen Krach aus den Angeln fliegt. Der Zyklop betritt Kikis Versteck, seine Handlanger dicht hinter ihm.
»Oh«, sagt der Puppenspieler belustigt. »Ich hoffe, wir stören nicht bei etwas Wichtigem.«
Ernst und Bertram lachen.
Peter, der von der ganzen Po-Untersuchung eine kleine Erektion bekommen hat, sieht, wie sein Glied in Rekordzeit zusammenschrumpelt.
Schnell zieht er Schlüpfer und Hose hoch.
»Und zu mir hat er gesagt, ihr seid gar nicht mehr zusammen«, sagt der Puppenspieler und lacht.
Peter sieht sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Nur wie? Und wohin?