Bequeme Anleger können mit ETF (Indexfonds) einfache, aber langfristig erfolgversprechende Anlageideen umsetzen.
Wenn Sie sich entschieden haben, ein Depot mit Fonds auf- oder auszubauen, müssen Sie sich zunächst über Ihre Risikotragfähigkeit und Risikobereitschaft klar sein. Die Risikotragfähigkeit wird insbesondere von Ihrem Anlagehorizont bestimmt. Ergibt sich danach, dass Sie längerfristig anlegen und mit Kursschwankungen leben können, können Sie Ihrem Depot einen größeren Anteil an Aktienanlagen beimischen. Wie hoch die Quote im Einzelnen sein darf, hängt von Ihrer subjektiven Risikobereitschaft und von Ihren sonstigen Geldanlagen ab. Ist Ihre Risikotragfähigkeit geringer oder wollen Sie eher mittel- bis langfristig überwiegend sicher, also mit wenigen Kursschwankungen anlegen, sollte Ihr Depot überwiegend aus festverzinslichen Anlagen bestehen. Das können zum Beispiel Rentenfonds sein, die in Anleihen investieren, die in Euro notiert sind. Natürlich können Sie statt Rentenfonds auch Festgeldanlagen als sicheren Anlagebaustein heranziehen. Dafür eignet sich dann besonders dieTreppenstrategie, bei der Sie Festgelder mit unterschiedlichen Laufzeiten kaufen.
Sind Sie sich über die für Sie passende Gewichtung der Anlageklassen Aktienanlagen und Festverzinsliche im Klaren, können Sie im nächsten Schritt überlegen, wie Sie diese mit Fonds umsetzen können.
Anleger, die vor allem eine bequeme und kostengünstige Geldanlage suchen oder die noch nie mit Fonds zu tun hatten, können einfach auf marktbreite ETF setzen. Möchten Sie möglichst bequem nur im Aktienbereich investieren, sollten Sie in einen ETF investieren, der den globalen oder europäischen Aktienmarkt abdeckt, indem er entsprechende Indizes nachbildet. Mit einem ETF auf den MSCI World setzen Sie auf die Wertentwicklung von über 1 600 international bedeutenden Unternehmen. Die ganze Welt umfasst der MSCI World aber trotz seines Namens nicht, sondern nur die sogenannten entwickelten Märkte, also vor allem USA, Westeuropa und Japan. Wollen Sie auch Schwellenländer abdecken, eignet sich ein ETF auf den MSCI AC (All Country) World Index. Alternativ können Sie dem MSCI World ETF auch einen ETF auf den MSCI Emerging Markets beimischen. Anleger, die lieber nur im europäischen Raum anlegen wollen, können dies mit einem ETF auf den MSCI Europe oder den Stoxx Europe 600 tun.
Was Anleger immer beachten sollten, ist, dass die Aufteilung von Aktien- und Zinsanlagen einen größeren Einfluss auf den Verlauf der Geldanlage hat als die Auswahl einzelner Produkte wie ein konkreter Fonds. Für bequeme Anleger hat Finanztest daher die Pantoffel-Portfolio-Strategie entwickelt, die so einfach ist wie Schuhe kaufen.
Jedes Pantoffel-Portfolio besteht aus einem sicheren und einem chancenreichen Teil. Für den sicheren Teil können Anleger auf Rentenfonds Euro zurückgreifen, für den chancenreichen Teil stehen mehrere Aktien- und ein Rohstofffonds zur Auswahl. Daraus ergeben sich acht verschiedene Depotmöglichkeiten. Anleger können jeden der acht Pantoffeln in sicherer, ausgewogener oder riskanter Form kaufen – ähnlich wie es Schuhe für schmale oder breite Füße gibt. In den ausgewogenen Pantoffel-Portfolios liegen je zur Hälfte Aktienfonds und Rentenfonds Euro, die riskanten Pantoffel-Portfolios bestehen zu drei Vierteln, die sicheren zu einem Viertel aus Aktienfonds.
Diese Anlagestrategie ist sehr komfortabel. Sie können sie einfach mit ETF umsetzen. Ein ETF für den sicheren Teil ist in allen Pantoffel-Portfolios ein ETF auf den Index iBoxx Euro Sovereigns Eurozone. Sie sollten sich von dem komplizierten Namen nicht abschrecken lassen. Der ETF enthält Staatsanleihen von elf ausgesuchten Ländern der Eurozone. Weitere Indizes, die sich für die Umsetzung der einzelnen Pantoffel-Portfolios anbieten, finden Sie in der
Tabelle „Welchen Index für welche Anlageklasse?“.Zu viel Pflege macht Schuhwerk nicht schöner, bei zu wenig Pflege zerfleddert es irgendwann. Ungefähr so ist das auch mit den Pantoffel-Portfolios. Anleger sollten eingreifen, wenn die ursprüngliche Aufteilung nicht mehr stimmt – allerdings müssen sie nicht bei jeder kleinen Abweichung reagieren. Oft anpassen macht Arbeit und kostet Geld.
Die Experten der Stiftung Warentest haben verschiedene Modelle geprüft und festgestellt, dass die Anpassung nach einem Schwellenwert am bequemsten ist. Dabei fasst der Anleger sein Depot so lange nicht an, bis ein Fonds so stark gestiegen oder gefallen ist, dass sein Anteil im Depot eine bestimmte Schwelle überschritten hat. Die Schwelle ist erreicht, wenn der Fonds 20 Prozent von seinem gewünschten Gewicht abweicht.
Anleger müssen ihr Depot dazu aber nicht ständig im Auge behalten. Es genügt, wenn sie ihre Bestände einmal im Jahr überprüfen. Und zusätzlich dann, wenn die Berichte über die Aktienmärkte in den Medien besonders erschütternd oder euphorisch klingen. Dann könnte das Depot aus dem Gleichgewicht geraten sein.
Beispiel: Ein Anleger steckt 10 000 Euro in den Welt-Pantoffel und kauft je zur Hälfte Aktienfonds Welt und Rentenfonds Euro. Die Schwelle ist überschritten, wenn der Anteil eines Fonds über 60 Prozent steigt – oder unter 40 Prozent fällt. Angenommen, nach einem Jahr liegt der Rentenanteil bei 6 000 Euro, der Aktienanteil bei 7 500 Euro. Das Depot ist dann 13 500 Euro wert. Der Anleger rechnet nun aus, wie viel der Aktienanteil am Gesamtdepot ausmacht. Dafür teilt er 7 500 Euro durch 13 500 Euro. Heraus kommt 0,56 oder 56 Prozent. Das Depot kann so weiterlaufen.
Sollte nach zwei Jahren der Rentenanteil 6 100 Euro und der Aktienanteil 9 900 Euro betragen, sieht die Sache anders aus. Das Depot ist 16 000 Euro wert. Der Anleger teilt den Aktienanteil von 9 900 Euro durch den Depotwert von 16 000 Euro. Heraus kommt 0,62 oder 62 Prozent. Jetzt sollte er etwas tun. Bei hälftiger Aufteilung sollten je 8 000 Euro im Aktien- und im Rentenfonds liegen. Der Anleger verkauft Aktienfondsanteile im Wert von 1 900 Euro und kauft dafür Rentenfondsanteile.
Es ist kein Problem, wenn Anleger nicht sofort bemerken, dass die Gewichte der Fonds sich verschoben haben. Wichtig ist dennoch, sich zumindest ungefähr an die gewählte Anpassungsmethode zu halten. Gerade in fallenden Märkten könnte das dem einen oder anderen schwerfallen – wenn ein Fonds abgestürzt ist, möchte man nicht unbedingt nachkaufen. Doch unterm Strich hat sich ein solch antizyklisches Verhalten bisher meist ausgezahlt.
Sie können mit Ihrem Pantoffel-Portfolio einfach loslegen. Wenn Sie aber die Kosten optimieren möchten, sollten Sie Folgendes beachten: Ab welcher Anlagesumme sich ein Pantoffel-Portfolio für Sie lohnt, hängt davon ab, bei welcher Bank Sie sind und welchen Pantoffel Sie wählen. Je höhere Mindestgebühren Ihre Bank verlangt, desto größer sollte Ihre Anlagesumme sein.
Beispiel: Berechnet Ihre Filialbank 1 Prozent Transaktionskosten, mindestens aber 25 Euro für jede Order, sollten Sie am besten mindestens 2 500 Euro investieren. Grund ist das Umschichten. Beim ausgewogenen Portfolio müssen Sie anpassen, wenn statt der 50:50-Mischung eine 60:40-Mischung erreicht ist. Sie schichten also 10 Prozent des Anlagebetrags um, im Beispiel 2 500 Euro. 1 Prozent von 2 500 Euro sind 25 Euro – also genau die Mindestkosten.
Bei Direktbanken geht es deutlich preiswerter. Finden Sie eine günstige Bank, können Sie die Mindestanlage entsprechend senken. Am wenigsten Geld benötigen Sie, wenn Sie sich für die ausgewogenen Pantoffeln entscheiden, die nur zwei Fonds enthalten. Wenn Sie ein defensives oder ein offensives Pantoffel-Portfolio bauen, richtet sich das Umschichten nach dem Fonds mit dem geringsten Anteil. Genauso ist es bei einem Drei-Fonds-Pantoffel. Das heißt, die gesamten Anlagesummen werden entsprechend höher. Lassen Sie sich aber von den Zahlenbeispielen nicht verwirren oder abschrecken. Umschichtungen kommen beim Pantoffel sehr selten vor. Wenn Sie also zum Beispiel dreimal in zehn Jahren zu etwas höheren Gebühren umschichten, lohnt sich Ihr Investment immer noch.