Die Tierheilkunde der Griechen
Von den Griechen vor der Zeitenwende sind nur sehr wenige veterinärmedizinische Schriften bekannt. Tierkrankheiten werden zum ersten Mal im Corpus Hippocraticum erwähnt, das Entstehungsdatum der Schrift ist ungewiss. Eine der frühesten Quellen, die zumindest ein wenig Tierheilkunde beschreibt, ist die Tierkunde, Historia animalium, des Aristoteles (384–322 v. Chr.) (s. S. 128). Aristoteles stammte aus einer Arztfamilie, kannte sich also mit medizinischen Schriften aus. Er sezierte alle möglichen Arten von Tieren, um mehr über Anatomie und Physiologie zu erfahren. Wie viele Wissenschaftler seiner und auch unserer Zeit war er nicht zimperlich und nahm häufig Sektionen an noch lebenden Tieren vor. Nur ein kleiner Teil seines Werkes ist den Krankheiten der Haustiere (Pferd, Rind, Schwein, Hund, Kamel, Esel und Vögel) gewidmet, über Therapien notiert er nur wenig. So beschreibt er die Kolik beim Pferd, als deren Heilmittel er die Kastration empfiehlt. Auch erwähnt er akut verlaufende Lähmungen, Starrkrampf und Krankheiten, bei denen die Identifizierung schwerfällt. Maßnahmen der Behandlung sind meist Brennen, Verätzen oder Kastrieren. Ausführlich beschreibt er die Vorgänge der Kastration sowohl beim männlichen (Zermalmen und Abtrennen der Hoden) als auch beim weiblichen Tier (Einschnitt vor dem Schambein). Aristoteles gilt als der Vater der Zoologie und der vergleichenden Anatomie.
Ein weiterer Autor, der sich umfassend mit Pferden befasste, ist Xenophon (um 430–354 v. Chr.). Xenophon war ein Schüler des Sokrates. Als junger Mann diente er bei der athenischen Reiterei und führte ein recht abenteuerliches Leben. Noch heute wirkt sein Werk über die Reitkunst absolut modern. Die Liebe und den Respekt, den er vor seinem Partner Pferd hatte, schimmert durch all seine Schriften. Er beschreibt in aller Ausführlichkeit, was man beim Kauf eines Pferdes zu beachten hat, wie man ein Pferd beurteilt, wie der Stall beschaffen sein soll und wie die Ausbildung des Pferdes idealerweise vonstattenzugehen hat. Ernährung und Pflege nehmen einen recht großen Teil des Werkes ein, aber es ist fast nichts über die Erkrankungen des Pferdes und seine Therapie zu finden.
Landwirtschaftliche Schriften hat es mit Sicherheit gegeben, Terentius Varro erwähnt einige Dutzend. Allerdings ist von ihnen kaum etwas erhalten geblieben, und sie scheinen nicht von praktischem Nutzen gewesen zu sein.
Veterinäre in der Legion
In den Armeen des Römischen Reiches ist mit mehreren Tausend Tieren pro Legion zu rechnen: Pferde, Maultiere, Zugochsen und Vieh. Am wertvollsten waren sicher die Pferde der Alen, der römischen Kavallerieeinheiten. Ein ausdauerndes, kräftiges, nervenstarkes Pferd war nicht einfach zu bekommen, seine Leistungsfähigkeit zu erhalten war enorm wichtig. Die Tiere medizinisch zu versorgen war Sache der veterinarii, Soldaten im Rang von immunes (in etwa Gefreite). Ob es auch höherrangige Veterinäre gab, ist unbekannt. Immunes waren Soldaten, die für spezielle Aufgaben von anderen militärischen Verpflichtungen und vom Routine-Arbeitsdienst freigestellt waren. Diese Soldaten-Tierärzte hatte nicht nur die Aufgabe, erkrankte Pferde zu behandeln, sondern in erster Linie sollten sie sie gesund und einsatzfähig erhalten. Dazu gehörte auch ein regelmäßiger Aderlass, um die Tiere von angesammelten Giftstoffen zu befreien. Xenophon empfiehlt in seiner Schrift über die Reitkunst, Militärpferde zu kastrieren, da sie dann besser handhabbar sind. Davon hielten die Römer nichts. Sie setzten auf die größere Aggressivität der Hengste und hielten deren quadratischeren Körperbau für besser geeignet für die Reiterei.
Apsyrtos – der Briefeschreiber
Apsyrtos lebte zur Zeit Konstantins des Großen, ca. 300–350 n. Chr. Er war Militärtierarzt und nahm als Hauptveterinär an den Feldzügen gegen Sarmaten und Goten an der Donau teil. Vermutlich hat er in Alexandria Human- und Veterinärmedizin studiert und lebte lange Zeit in Kleinasien, wo er auch geboren wurde. In Prusia und Nikomedeia arbeitete er nach den Feldzügen als Tierarzt und war in der Lehre tätig.
Apsyrtos schrieb kein systematisch-wissenschaftliches Werk, sondern verfasste seine in Griechisch gehaltenen Verordnungen, Anweisungen und Lehren in Briefform. So schrieb er an Freunde, Bekannte, Schüler, Kollegen, Militärs und andere „hohe Herren“ oder er beantwortete echte oder fingierte Briefe. Diese Briefe gab er schließlich in Buchform heraus.
Der Stil seiner Vorschriften ist äußerst selbstbewusst. Er fühlte sich als die größte Autorität in tiermedizinischen Fragen seiner Zeit. Wahrscheinlich war er das auch. Die Beschreibung der Pferdekrankheiten und ihrer Behandlung ist umfassend und lässt den scharfen Verstand des Autors dahinter erahnen. Jedenfalls sind uns aus dieser Zeit kaum andere Tierärzte bekannt, was aber daran liegen mag, dass sich nicht jeder zum Schreiben berufen fühlte. Zu nennen ist hier aber der Gelehrteste unter den Veterinären, Theomnestos, der ebenfalls Militärtierarzt war und viele seiner Erfahrungen, die er auf dem Feldzug mit Kaiser Licinius (reg. 308–324 n. Chr.) machte, sehr eindrucksvoll schilderte. Er schrieb ein pferdeheilkundliches Werk für die Praxis, das später sogar ins Arabische übersetzt wurde.
Im Gegensatz zu Theomnestos scheint Apsyrtos kein gebildeter Mann gewesen zu sein. Die Sprache seiner Briefe ist keineswegs geschliffen und gut zu lesen, sondern eher in dem Umgangsgriechisch der unteren Schichten verfasst. Seine gesammelten Schriften fanden Aufnahme im Corpus Hippiatricorum Graecorum.
Sicher überprüften die Veterinäre auch Haltung, Futter und Training der Pferde. Da die Tiere unbeschlagen waren, musste besonderes Augenmerk auf die Hufe gelegt werden. „Ohne Huf kein Pferd“ sagt man heute noch. Das galt sicher noch mehr in der antiken Militärreiterei. Zug- und Lasttieren band man bei Bedarf, also bei schlechtem Boden, sogenannte Hipposandalen unter die Hufe, von Pferden ist das nicht bekannt, da die Konstruktion vermutlich zu instabil war. Allerdings wird in der Mulomedicina Chironis bei einem Pferd mit einer Hüfterkrankung geraten, das gesunde Bein des Tieres mit einer Hipposandale zu schützen.
Die meisten römischen Militärlager besaßen ein veterinarium, ein Tierlazarett, in dem kranke, verwundete und erschöpfte Tiere behandelt wurden. Und von manchen römischen Heilbädern ist bekannt, dass dort auch Pferde zu Erholung hingeschickt wurden. Stallungen, Koppeln, Trainingsplätze und sogar Bewegungsbäder standen den vierbeinigen Patienten zur Verfügung. Speziell ausgebildete veterinarii oder mulomedici wurden dort für die Behandlung der wertvollen Pferde eingesetzt. Die heute als so innovativ beworbene Wasserbewegungstherapie in Rehakliniken für Pferde ist also ein ganz alter Hut.
Grabsteine und Weihereliefs, die Tierärzte bei der Arbeit zeigen, machen deutlich, dass die Veterinäre, ganz gleich, ob sie der Legion oder dem Postdienst angehörten oder als Freiberufler auftraten, stolz auf ihre Arbeit waren und der Beruf große Anerkennung genoss.
Pelagonius – Tierarzt der Vornehmen
Pelagonius Saloninus lebte in der 2. H. des 4. Jhs. n. Chr. Er verfasste die erste lateinisch geschriebene Schrift über Pferdeheilkunde. Wie auch in der Humanheilkunde waren die meisten Tierärzte Griechen. So wurde die Ars veterinaria auch sehr rasch ins Griechische übersetzt und in das Corpus Hippiatricorum Graecorum aufgenommen. Wie Apsyrtos, den er als Quelle benutzte, verfasste Pelagonius seine Vorschriften und Anweisungen in Briefform. Auch der Agrarschriftsteller Columella diente ihm als Vorbild und Quelle. Er war kein Militärtierarzt, wie viele seiner Kollegen, sondern war vornehmlich in den Rennställen reicher und vornehmer Personen beschäftigt und verdiente wahrscheinlich ziemlich gut, denn Rennpferde waren äußerst teuer und wertvoll. Vermutlich züchtete er auch selbst Rennpferde. Er scheint ein gebildeter Mann gewesen zu sein. Umso mehr erstaunt es, dass sein tiermedizinisches Werk so viele Zaubermittel und -sprüche enthält. Doch damit passt er sich der Strömung der Spätantike an, wieder vermehrt magische Mittel und Mittel aus der sogenannten „Drecksapotheke“ zu verwenden.
Corpus Hippiatricorum Graecorum
Das Corpus Hippiatricorum Graecorum (kurz CHG), entstammt dem oströmisch-byzantinischen Bereich und enthält eine Anzahl tiermedizinischer Schriften aus dem 3.–5. Jh. n. Chr. Tiermedizinisch ist vielleicht zu weit gefasst. In der Spätantike galt das Hauptinteresse der Veterinäre dem Pferd und über dessen Erkrankungen schrieben sie. Basis des Sammelwerkes bilden die Schriften des Apsyrtos (1. H. 4. Jh.), sieben weitere Autoren sind auszumachen, Eumelos von Theben (3. Jh.), ein weiterer Hauptautor, Theomnestos (Anf. 4. Jh.), Pelagonius (2. H. 4. Jh.), Hippokrates, Hierokles, Tiberios und Anatolius (alle 4. o. 5. Jh. n. Chr.), weitere Autoren sind wahrscheinlich. Im 9. oder 10. Jh. wurden die Schriften der verschiedenen Veterinäre zu den sog. Hippiatrika (= Pferdeheilkundliches) zusammengestellt.
Das CHG enthält 132 Kapitel. Zu Anfang werden die häufigsten Pferdekrankheiten beschrieben, z. B. Fieber, Rotz, Lungenerkrankungen, Hufrehe. Danach folgen Vorschriften wie, wo und wann ein Aderlass zu erfolgen hat.
Wie die Humanmediziner hielten sich auch die Veterinäre an das gängige systematische Verfahren „vom Kopf bis zu den Füßen“ und handelten nun die Pferdekrankheiten von Augen, Ohren, Nüstern über den Hals-, Nacken- und Schulterbereich, den inneren Erkrankungen, den Extremitäten und den Hufen und zuletzt von Haut und Haaren ab. Am Ende geben die Autoren eine Sammlung zahlreicher und höchst interessanter Rezepte für Heiltränke, Umschläge, Pflaster und Salben. Erst im 18. Jh. erreichte die Pferdeheilkunde wieder dieses wissenschaftliche Niveau und konnte weiterentwickelt werden.
Rezept bei ausgetrockneter Haut
Wenn die Haut eines Tieres ausgetrocknet ist, und es, obwohl gefüttert, keinen Fortschritt macht (= appetitlos ist), was sich aus der großen Sommerhitze heraus ergibt, so wird es auf folgende Weise geheilt: Nachdem du vorher den ganzen Körper mit Rautenöl abgerieben hast, gib hierauf den nachfolgenden vorher dargereichten Trank, der besteht aus Möhre (Pastinak), Tragant, wilder Raute und wilder Minze je 1 1/2 Unzen, Sellerie, Honigklee und pontischem Wermut, von jedem die gleiche Menge. Nachdem du alles zusammen fein zerrieben, zusammengemischt und mit heißem Wasser gekocht hast, setze es ihm vor.
(CHG/Pelagonius)
Vegetius – der Militär
Publius Vegetius Renatus lebte vermutlich zur Zeit des Kaisers Theodosius I., also in der 2. H. des 4. Jh. und zu Beginn des 5. Jh. n. Chr. Er gehörte dem hohen Adel an und so sind auch seine in gepflegtem Latein verfassten Schriften für die römische Oberschicht gedacht. Zwei bedeutende Werke sind von Vegetius bekannt. Zum einen verfasste er ein berühmtes Werk über das Militärwesen, dem seine ganze Leidenschaft gehörte. Zum anderen schrieb er über sein anderes Interessensgebiet, die Veterinärmedizin. Die Digesta artis mulomedicinalis umfassen vier Bände, die sich mit der Heilkunde der Pferde, Maultiere und Rinder beschäftigen. Vegetius bezog sich dabei auf die Schriften seiner Vorgänger Chiron, Apsyrtos, Pelagonius und Columella. Auch die Mulomedicina Chironis fand in seiner Schrift Aufnahme und wurde hauptsächlich in der Sprache verfeinert. Vom Mittelalter bis zur Neuzeit galt Vegetius als der bedeutendste Vertreter der Tiermedizin. Ob er selbst praktizierender Tierarzt war, bleibt jedoch unbekannt. Manchmal scheint er eher ein etwas unsortierter Sammler tiermedizinischer Schriften und Erkenntnisse gewesen zu sein. Nichtsdestotrotz kannte er sich hervorragend in der Tierheilkunde aus. Anders als viele seiner Zeitgenossen lehnte er jegliche magischen Heilsprüche ab, er ließ nur die reine Wissenschaft gelten.
Vegetius bedauert in seinem Werk, dass die Tätigkeit der Hippiater, der Pferdeärzte, oft geringer eingeschätzt wird als die Arbeit der Humanmediziner. Dabei stellt er, nicht ganz unrichtig, fest, dass es die Tierärzte doch sehr viel schwerer haben, da ihre Patienten ihre Leiden nicht mit Hand oder Stimme bezeichnen könnten. Auch prangert er Kollegen an, die aus Gewinnsucht viel zu teure Behandlungen vornehmen, und damit einige Tierhalter dazu zwingen, ihr Tier seinem Schicksal zu überlassen oder selbst an ihm herumzupfuschen. Hier wird deutlich, dass die Tierärzte der Spätantike ein ausgeprägtes Berufsethos besaßen, das ihren vierbeinigen Patienten sicher zugute kam.
Mulomedicina Chironis
Die Mulomedicina Chironis stammt aus dem weströmischen Bereich der 2. H. des 4. Jhs. Neben dem Corpus Hippiatricorum Graecorum (CHG) gehört die Mulomedicina zu den bedeutendsten Werken über die Tierheilkunde der Spätantike. Es ist eine Sammlung tiermedizinischer Texte verschiedener Zeitabschnitte. Über den Autor weiß man nicht viel. Als Quelle wird jedoch u. a. Apsyrtos genannt. Die Mulomedicina ist nur durch eine Niederschrift des 15. Jhs. erhalten und in einem bäuerlichen Umgangslatein verfasst. Wie die meisten tierheilkundlichen Schriften der Spätantike geht es auch in der MC in erster Linie um Pferde. Aber es gibt auch einige wenige Kapitel über Rinder, Schafe und Schweine. Weit unsystematischer als das CHG lässt die Mulomedicina Chironis in ihren zehn Büchern doch das enorme Fachwissen in Anatomie, Diagnostik und Therapie erkennen. Zum ersten Mal wird hier die Periodische Augenentzündung oder Mondblindheit genannt, eine periodisch auftretende, nicht-eitrige Entzündung der Iris und der Aderhaut, die im schlimmsten Fall zur Erblindung des Pferdes führt. Auch in der Mulomedicina gibt es eine sehr interessante Rezeptsammlung in Buch IX.
Rezept bei Verrenkungen und Erkrankungen von Sehnen und Gelenken (Umschlag)
Gartenminzesamen
Terpentinharz
Storaxharz
Bdellium (Balsamharz)
Mutterharz
trockenes Pech (je 6 Unzen)
Honig (1/2 Unze)
(1 Unze entspricht etwa 27,29 g)
Nachdem du alles gekocht hast, schütte 4 Eier und genügend Wein hinein. Nachdem du es dann auf ein Stück Leinwand aufgestrichen hast, gebrauche es.
(CHG)
Abb. 34: Villa rustica des Dominus Julius. Römisches Mosaik aus Karthago, 5. Jh. n. Chr. Viele der großen Gutsbesitzer hatten Erfahrung und Kenntnisse in der medizinischen Behandlung von Tieren. Geschultes Personal kümmerte sich um den wertvollen vierbeinigen Besitz. Museum Bardo, Tunis.
Rezept zur Blutstillung
10 Scripula Misum
10 Scripula gebranntes Kupfer
4 Scripula Kresse
4 Scripula Korkrinde
4 Scripula Weihrauchmehl
15 Scripula Chalkitis
10 Scripula Weihrauch
8 Scripula Harz
(1 Scripulum entspricht etwa 1,14 g)
Das alles zerreibst du in einem irdenen oder hölzernen Gefäß, darin sollst du es beiseite stellen. Durch langes Stehen wird es milder und verdunstet. Frisch aber führt diese Arznei zum sofortigen Erfolg. Du wirst die blutende Stelle mit dem Finger festdrücken, solange sie offen ist und sie dann auflegen, in derselben Stunde wirst du die Blutung zum Stillstand bringen.
(Mulomedicina Chironis)
Lucius Iunius Moderatus Columella wurde im 1. Jh. n. Chr. in Gades (heute Cádiz) in der Baetica, einer römischen Provinz in Südspanien, geboren. Er stammte aus dem römischen Ritteradel und diente vermutlich als Militärtribun in der Legio VI Ferrata in Syrien und Kilikien. Columella war kein Tierarzt, aber er besaß große Güter in der Nähe von Rom und hatte ein ausgesprochenes Faible für die Landwirtschaft. In seinem vollständig überlieferten zwölfbändigen Werk De re rustica handelt er die wichtigsten Fragen der Landwirtschaft ab und beschäftigt sich zudem in Buch VI–XI mit der Tierheilkunde und der Haltung und Aufzucht von Haustieren. Anders als die Veterinärautoren der Spätantike beschäftigte er sich mit allen Nutz- und Haustieren. Natürlich stehen auch bei ihm Pferd und Maultier an erster Stelle, aber ebenso wichtig waren dem Gutsherren Rinder, deren Krankheiten und Behandlungen er ausführlich beschreibt, dann folgen Schafe, Ziegen, Schweine, Hunde, Esel, Geflügel, Bienen und Wildtiere wie Rehe, Antilopen und Wildschweine, die im Gehege gehalten wurden und der Ernährung dienten.
Columella erwähnt in seiner Schrift auch Tierärzte und regt an, dass jeder Gutsbesitzer auch in der Kunst der Tierheilkunde bewandert sein sollte. Es sei von großer Wichtigkeit, dass er jeden Tag seine Tiere untersuche und kranke Tiere in ein Tierlazarett schaffen lasse. Wie wir uns diese Tierlazarette vorstellen dürfen, ist der Phantasie überlassen, da bisher noch keines bei Ausgrabungen eindeutig identifiziert wurde.
Columellas Schriften gehören zu den frühesten erhaltenen tiermedizinischen Abhandlungen. Älter ist das Werk des Universalgelehrten und Agrarschriftstellers Marcus Terentius Varro (116–27 v. Chr.), der sich in seiner Schrift über die Landwirtschaft in erster Linie mit Haltung und Zucht, aber auch, wenn auch nur zu einem geringen Teil, mit den Erkrankungen von Weide- und Hütetieren und von Hoftieren beschäftigt. Da Varro jedoch im Gegensatz zu Columella kein Landwirt war, gehen seine Angaben und Vorschriften manchmal ein wenig an der Praxis vorbei.
Abb. 35: Bingener Trepan mit herausgenommenem Führungsdorn. Historisches Museum am Strom, Bingen.