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Nadel im Haarhaufen

U nas Körper fühlte sich an wie ein fester Klumpen Fleisch. Sie konnte nichts weiter tun, als ihn schockiert anzustarren. Es war, als wirke eine erhöhte Schwerkraft auf sie ein. Wie ernst war ihre Verletzung? Im Kopf spürte sie keinen Schmerz, doch das konnte auch ein schlechtes Zeichen sein. Wenigstens war Ken in Sicherheit, und die Hochzeitsfeier ging weiter.

Ken hatte Arthur inzwischen aufgerichtet und gegen das Tischbein gelehnt. Er war noch bewusstlos, atmete aber. Ken schüttelte ihn sanft an den Schultern.

»Arthur, ich bin’s, Ken. Kannst du mich hören?«

»Natürlich kann ich dich hören«, antwortete Arthur. »Du schreist mir ins Ohr.«

Er öffnete die Augen und zuckte zusammen, als er den lebhaften Ken und die reglose Eastbourne-Schneekugel zu seinen Füßen sah. Una wandte sich ihnen zu und beobachtete sie.

»Du hast eine Beule am Kopf«, sagte Ken. »Ich weiß nicht, was passiert ist, aber wir sind gestürzt, und die Kugel ist auf dich gefallen.«

»Das war zu erwarten.« Cassie betrachtete die Schneekugel. »Meine Gabe ist zurück; die Stadt ist herabgefallen, genau wie in meiner Vision.«

Anton näherte sich Ken und vermied es, Unas Kopfwunde anzuschauen. »Er hat versucht, dich mit einer Stricknadel zu erstechen, Dad. Das war kein Unfall. Und Una hat dich beschützt.«

»Ruf einfach einen Krankenwagen, ja?« Ken tätschelte Arthurs Kopf. »Er ist eindeutig neben der Spur. Konzentrieren wir uns darauf, dass alle wieder auf die Beine kommen.«

Jean war inzwischen aufgetaucht, John und Raj im Schlepptau.

»Was ist denn hier passiert?«, fragte sie. »Ist er gestürzt?«

Ken rappelte sich auf. »Ich bin mir sicher, es handelt sich nur um ein Missverständnis, das wir aus der Welt schaffen können.«

Una war außerstande, detailliert zu berichten, was Arthur getan hatte. Es kostete sie all ihre Kraft, einfach dazusitzen und den anderen zuzuhören. Allerdings spürte sie die Wut in sich aufsteigen. Am liebsten wäre sie aus dem lavendelfarbenen Schößchenkleid gesprungen. John hockte sich hin und musterte die Schneekugel.

»Sieh nicht nach, ob sie beschädigt wurde«, sagte Ken. »Die Verletzungen der Menschen gehen vor.«

»Die Kugel ist völlig unversehrt. Das ist auch gut so«, sagte John. »Die ist nicht leicht zu ersetzen, das steht fest. Wenn du irgendwelche Probleme damit bekommst: Der Hersteller hat einen ausgezeichneten Kundendienst. 4,5-Sterne-Durchschnitt.«

Raj näherte sich Una mit unbeholfenen Schritten in seinen grauen Plastikstiefeln. Er beäugte ihren Kopf und grub dann seine Hand in ihr Haar, um die Kopfhaut zu mustern.

»Lass mich nur …« Er zog die Stricknadel heraus.

»Was tust du da?«, fragte Una. »Was, wenn mein Gehirn ausläuft?«

»Ich glaube, die Nadel konnte dank deiner extrem steifen Frisur heute keinen größeren Schaden anrichten.«

Sie fasste sich an den Kopf und fühlte sofort den riesigen, klebrigen Haarberg. Rosas überschwänglicher Einsatz von Haarspray heute Morgen hatte Una und ihren Schädel geschützt.

»Danke, Raj«, sagte sie und betrachtete die gefährlich aussehende Nadel in seiner Hand.

Una hatte überlebt! Sie hatte Ken nach Kräften verteidigt und es heil überstanden. Sie spürte, wie das taube Gefühl aus ihren Gliedern wich. Sie wackelte mit den Zehen und Fingern.

»Fass die Nadel besser nicht an«, sagte John, »falls die Polizei sie nach Fingerabdrücken untersuchen will. Ich habe einen wiederverschließbaren Gefrierbeutel in meinem Rucksack, den ich holen kann.«

Raj legte die Nadel vorsichtig auf den aufgebockten Tisch. »Gut mitgedacht. Ich lass sie so lange hier liegen.«

»Wie kann man nur versuchen, jemanden mit so einer Nadel anzugreifen?« Jean schüttelte den Kopf. »Wenn er wirklich jemanden verletzen wollte, hätte er eine Vier-Millimeter-Nadel nehmen sollen, keine Sechser – spitz, aber immer noch stabil genug.«

»Ich musste improvisieren.« Arthur stöhnte. »Jedenfalls habe ich niemanden angegriffen, sondern versucht, Ken vor Cassie zu schützen.«

Una stand auf. »Nein. Ich habe die falschen Schlüsse gezogen. Du bist es, der hinter den sogenannten Unfällen steckt.«

»Nicht das schon wieder.« Ken ging zu dem Berg aus Geschenken zurück.

Arthur tupfte sich die Kopfhaut ab. »Was fällt dir ein, mich zu beleidigen, wo ich gerade einen Schlag auf den Kopf bekommen habe? Ich glaube, du erhebst hier große Anschuldigungen, für die es keine Beweise gibt.«

»Es war wegen der Lotterie.« Una stützte sich am Tisch ab. »Es muss so sein.«

Arthur hatte recht, sie konnte keine stichhaltigen Beweise für seine Beteiligung vorbringen, nur Spekulationen. Aber endlich fügte sich alles zu einem Bild.

»Ich denke, das Ganze lief folgendermaßen. Du hast Cassies Platz in der Tippgemeinschaft übernommen, als sie sich mit Harry zerstritten hatte. Am 1. November warst du an der Reihe, den Schein für den Monat auszufüllen. Du hast Cassies Nummer, die 22, beibehalten, die auch deine Hausnummer ist. Als an jenem Tag die Ziehung stattfand, hattet ihr sechs Richtige und gewannt den Jackpot, aber aus irgendeinem Grund hast du den anderen vorher gesagt, deine eigene Tipp-Nummer wäre die 23.«

»Das stimmt.« John nickte.

»Nach der Ziehung hast du so getan, als hättest du die 23 angekreuzt und nicht die 22, die gewonnen hat«, fuhr Una fort. »Auf diese Weise konntest du den großen Jackpot für dich behalten. Ich glaube, du hast das Geld einkassiert, auf der Website die Gewinnsumme für fünf Richtige recherchiert und jedem seinen Anteil auf Grundlage dieses kleineren Gewinns ausgezahlt. Das war perfekt – alle waren glücklich und du um 1,2 Millionen Pfund reicher!«

»Was?«, fragte Jean. »Das ist alles ziemlich weit hergeholt, Una.«

»Meinst du?«, erwiderte Una. »Wenn du dem Muster folgst, hat Harry am 1. Dezember das Ruder übernommen. Er war sehr genau und wollte die Ziehung des Vormonats überprüfen. Du, Arthur, hast behauptet, du hättest den Schein abgeben müssen, um den Gewinn zu erhalten. Aber nach allem, was ich über Harry erfahren habe, glaube ich nicht, dass er dir das einfach so abgekauft hätte. Er muss es herausgefunden haben – vielleicht hat er überprüft, wo die anderen Gewinner wohnten, so wie Tim. Er muss dir Fragen gestellt haben, oder? Und da bist du auf die Idee mit dem Unfall gekommen.«

»Das ist reine Spekulation«, sagte John.

Una nickte. »Okay. Ich will auf Folgendes hinaus: Die Person, die am Monatsersten einen Unfalltod erleidet, ist in eurer Tippgemeinschaft zugleich dafür zuständig, die Ziehung des Vormonats zu prüfen – ein ziemlich regelmäßiger Zufall.«

»Schon besser«, sagte John.

Kens Gesicht lief rot an. »Ich hab den Faden verloren. Warum hast du Tim erwähnt?«

»Ich hätte wissen müssen, dass Tim sich einmischt«, sagte Anton, der wieder alles mitfilmte.

»Tim hat mir eine Textnachricht geschickt. Er hat sich die damaligen Lottogewinner angesehen«, erklärte Una. »Er recherchierte die Namen und Wohnorte der beiden Gewinner, die fünf Richtige hatten, und keiner von ihnen kommt aus Eastbourne … nur der Jackpot-Gewinner wird nicht namentlich genannt.«

»Was hat das alles zu bedeuten, Arthur?«, fragte Ken.

Arthur hielt sich den Kopf. »Mein Kopf tut weh. Ich kann mich an nichts erinnern.«

»Die Nummer kannst du dir sparen«, sagte Ken. »Vor zwei Sekunden warst du noch zurechnungsfähig.«

»Hast du wirklich unser Geld behalten?« Jean trat energisch vor. »Eine Million Pfund! Wir könnten für den Rest unseres Lebens auf Kreuzfahrt gehen, John. Wie Jane McDonald.«

»Ich könnte mir zwei Ferraris und einen Whirlpool leisten und hätte trotzdem längst nicht alles ausgegeben«, sagte Ken. »Ich wäre der Hugh Hefner von Eastbourne.«

»Kenneth!«, rief Unas Mum.

»Natürlich. Du würdest die Summe in einem breit gefächerten Investmentfond anlegen und von den Zinsen leben«, prophezeite Una. »Aber wir kommen vom Thema ab. Wir wissen jetzt, wo das Geld ist und wieso es zu den Unfällen kam.«

»Okay, Arthur«, sagte Ken. »Hast du mit Harry über unsere Lottozahlen gesprochen? Lüg nicht.«

Arthur wimmerte. »Es war wirklich ein Unfall. Alles daran. Es begann mit einem Tippfehler. Ich habe euch auf WhatsApp gesagt, dass ich die 23 angekreuzt habe, meinte aber die 22. Keiner von euch hat mich darauf angesprochen. Oder gefragt, warum ich gerade diese Zahl gewählt habe. Ihr habt einfach geglaubt, dass wir fünf Richtige haben. Ich konnte es nicht fassen! Tja, bis Harry zu mir kam. Ich habe ihn nach dem Flashmob getroffen, und er sagte, es sei sehr merkwürdig, dass die Lottogesellschaft keinen Gewinner aus Eastbourne anführt. Falls ich ihm das nicht erklären könne, würde er bei den Leuten von der Lotterie nachfragen. Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, ich habe ihn sanft geschubst, er fiel hin und schlitterte über den Boden. Ich geriet in Panik und ging.«

Er zog sich am Tischbein hoch.

»Ich kam ungeschoren davon … Bis ich zu Eileen ging, um nachzusehen, ob ihr euch noch immer ihre Urlaubsbilder anseht. Ein Urlaub, für den ich euch das Geld überwiesen hatte, vergesst das nicht. Tja, sie hat mich abgefangen und dieselben Fragen gestellt. Sie meinte, da sie keine Bestätigung von Harry erhalten habe, dass er die Ziehung überprüft hätte, habe sie selbst nachgesehen. Sie war gerade dabei, ihre Pflanzen zu gießen. Ich bot ihr meine Hilfe an und wollte den Korb herunterholen – es war ein Unfall. Damals habe ich den Krankenwagen gerufen und bei ihr gewartet.«

»Und Tommo?«, fragte Ken.

»Tja … das war eher kein Unfall«, sagte Arthur. »Er hat meine Kontoauszüge gefunden, als er in meinem Haus ein paar Sachen entrümpelt hat, und wollte mich zur Rede stellen.«

»Das ist ja unfassbar«, sagte Jean. »John und ich wären als Nächste an der Reihe gewesen.«

»In der Tat.« Una nickte. »Und heute hatte er es auf Ken abgesehen, weil er nicht sicher sein konnte, ob Ken die Sache prüfen würde.«

Ken stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich habe genug gehört. Ich bin wütend. Arthur, du hast mich sehr verletzt. Aber ich will trotzdem etwas sagen. Diese Leute waren unsere Freunde. Warum hast du das getan? Wirklich nur wegen des Geldes?«

»Unseres Geldes«, krächzte Jean.

»Ich hatte endlich mal Glück«, sagte Arthur. »Ich hatte das Gefühl, es mehr verdient zu haben als ihr. Ihr wolltet mich anfangs nicht in eure Tippgemeinschaft aufnehmen, und außerdem könnt ihr nicht mal beweisen, dass wir eine hatten. Es gibt keine Aufzeichnungen.«

»Wir haben alle unsere WhatsApp-Chats«, entgegnete Ken.

»Viel Glück dabei«, sagte Arthur. »An das Geld kommt ihr sowieso nicht heran, denn ich hab’s umgewandelt. Ich hab im Internet recherchiert und es in alternative Anlagen investiert. Ein bisschen Kryptowährung …«

»Ach du je!«, sagte Una.

»… und in ein wertvolles Kunstwerk.«

Una stockte. »Moment mal, das war aber keine Vase, oder?«

»Auf keinen Fall«, erwiderte Arthur. »Ich habe die einzige Vase, die ich hatte, weggeworfen. Nein, es ist ein schönes Gemälde, eine Landschaft. Ich hatte das Bild sogar eine Woche lang in meinem Haus, damit ich es aus der Nähe betrachten konnte – niemand würde es dort klauen, oder? Und jetzt ist es eingelagert, und ihr werdet es nie finden. Ich bin von nun an Lucky Arthur.«

»Ein Bild?«, hakte Ken nach. »Wie sah es denn aus?«

»Es ist ein sehr altes Bild, das eine ländliche Szene zur Erntezeit zeigt.«

Kens Gesicht nahm den Farbton Alaska-Hochzeitssuite an. »Sieht das Bild ein bisschen düster aus?«

»In der Tat.« Arthur strotzte vor Selbstzufriedenheit. »Dafür habe ich das ganze Geld ausgegeben.«

Ken schaute Una an, und sie erwiderte seinen Blick. Ein Blick, der ihr bestätigte, dass Ken die Bilder in Arthurs Haus vertauscht hatte. Irgendwo in einem geheimen Lagerraum befand sich ein völlig wertloses, aber knallbuntes Bild von Eastbourne. Das wertvolle Gemälde war auf der Müllhalde gelandet.

Una hatte einen Einfall. »Nur zur Sicherheit: Dein Gemälde ist doch durch eine umfangreiche Versicherung abgedeckt, die du abgeschlossen hast, oder?«

Arthur lächelte süffisant. »Ich hab keine abgeschlossen. Tommo hat mir mal gesagt, dass Versicherungen Schwindel sind und nie für etwas aufkommen, selbst wenn ein Schaden entsteht.«

Una zuckte zusammen. »Keine Versicherung!«

»Wie kommen wir jetzt an unser Geld?«, fragte Jean.

»Hört mal alle her, wir stehen nicht besser oder schlechter da als zuvor«, sagte Ken. »Und wenigstens kennen wir jetzt die Wahrheit. Um das Geld kümmern wir uns ein andermal.«

»Ich wollte nur mein Glück genießen«, jammerte Arthur.

»Machst du Witze?«, sagte Una. »Ich hab noch gar nicht erwähnt, dass du mich mit einem Fußbad erschlagen wolltest, nachdem du mitbekommen hattest, dass ich mich mit der Zahlenreihe befasse.«

»Fußbad?«, fragte Anton. »Das hast du bisher nie erwähnt. Was hast du uns sonst noch verschwiegen?«

»Fußbad?«, echote Jean. »Ich hoffe, das ist nicht das aus meinem Laden.«

»Doch«, erwiderte Una, »genau das Fußbad, noch in Originalverpackung.«

»Erzähl weiter«, drängte ihre Mum. »Lass ihn nicht vom Haken.«

Anders als beim Hochzeitsessen sprudelten die Worte nur so aus Unas Mund.

»Nach diesem Beinaheunfall hatte ich schreckliche Angst. Ich war mir nicht sicher, ob ich Ken heute beschützen könnte. Aber als ich Mum so glücklich sah, wusste ich, dass ich sozusagen den Kopf hinhalten müsste. Und was dich betrifft, Arthur, du hast dich nicht ein einziges Mal dafür entschuldigt, dass du diese Menschen getötet hast, oder dafür, dass du meine wichtige Ermittlung behindert hast.«

Zwei Polizeibeamte kamen durch den Korridor auf sie zu, gefolgt von mehreren Sanitätern.

»Ich habe alles gefilmt.« Anton tätschelte die Kamera. »Das wird das beste Hochzeitsvideo aller Zeiten.«

Danach schien alles im Schnelldurchlauf zu passieren. Arthur verschwand im Krankenwagen, und die Polizisten nahmen von jedem eine Aussage auf. Una zeigte ihnen die Bilder der Zahlen, die sie an den Tatorten geschossen hatte, und führte ihre Theorie über Arthur und die Lotterie aus. Die Polizeibeamtin wirkte skeptisch, doch Una wusste, Antons Video würde ihre Aussage untermauern, und es tat gut, endlich jemandem das Ergebnis ihre Analysen der letzten sechs Wochen mitzuteilen.

Nach einer Stunde verließ die Polizei den Raum, und nur die wichtigsten Gäste blieben in der Garderobe zurück.

»Okay, Leute. Lasst uns das Beste aus dem Rest des Abends machen.« Ken wippte auf seinen Pikes hin und her. »Ich stehe immer noch unter Schock, wie wir alle, aber in einer solchen Situation konzentriert man sich am besten auf die wirklich wichtigen Dinge.« Er blickte nachdenklich auf die Wand über dem Heizkörperregal vor ihm. »Wir dürfen nicht vergessen, dass wir füreinander da sein müssen. Aufeinander aufpassen. Jean, du hast dich um Raj gekümmert, als er letzte Woche gestürzt ist. Wir werden alle nicht jünger. Leider sind wir nicht mehr so viele, aber lasst uns künftig alle Streitigkeiten in unserer kleinen Gruppe aus der Welt schaffen.«

»Hört, hört!«, rief John.

Ken legte den Arm um Unas Mum und drückte sie. »Also, ich habe diesen Deluxe-Saal für den ganzen Abend gemietet und will auch was für mein Geld bekommen.«

»Möchtest du tanzen?« Unas Mum hielt ihm die rechte Hand hin.

»Bittest du darum?«

»Ja.«

»Dann tanz ich mit dir.« Ken nahm ihre Hand. »Ha, läuft da gerade etwa The Shamen

Die Sonne ging schon unter, und als die Leute in den Festsaal zurückströmten, wo Chrissie Ibiza-Tanzhits abspielte, fiel Una ein, dass sie noch ihr Handy finden musste. Sie hatte es sicher verloren, als sie Cassie im Schuppen eingesperrt hatte. Da die größten Krisen des Tages hinter ihr lagen, kam es ihr halbwegs ungefährlich vor, allein dorthin zurückzukehren.

Anton kam zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich hoffe, es geht dir gut. Möglicherweise stehst du unter Schock.«

»Ich hab mich nie besser gefühlt.« Selbst Unas Schuhe taten nicht mehr so weh.

»Tut mir leid, dass ich dir im Café nicht geglaubt habe.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Das war auch eine ziemlich unglaubliche Geschichte.«

»Gehst du rein?« Er deutete zur Tanzfläche. »Irgendwo dadrin gibt es bestimmt ein ruhiges Plätzchen.«

»Gleich«, sagte Una. »Ich will noch mein Handy holen. Ich habe es irgendwo im Schuppen verloren.«

»Soll ich mitkommen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nach der Sache vorhin kann ich jetzt auch alleine gehen, keine Sorge.«

»Okay, bis gleich. Ich geselle mich zu Rosa und ein paar anderen. Und danke, dass du meinen Dad beschützt hast. Ich verstehe immer noch nicht, wie du dir das alles zusammengereimt hast.«

»Das gehört zum Tagesgeschäft einer Aktuarin«, erwiderte Una und trat ins Freie, um ihre letzte Aufgabe zu erledigen.