Reichsstadt Nürnberg, März 1503

Diesmal ging alles ganz schnell. Die Wehen dauerten nicht einmal zwei Stunden. Gott sei Dank hatten Apollonia und Mina den Gebärstuhl schon vor einer Woche vom Dachboden geholt und hergerichtet. Die Hebamme, die in Windeseile gekommen war, hatte kaum Zeit, ihre Kräutersalben und -öle auszupacken.

»Habt ihr auch an die Eierschalen gedacht?«, fragte sie Mina und Apollonia.

»Ach du lieber Gott, nein!« Mina rannte los, um sämtliche Eierschalen im Haus in winzigste Stückchen zu zerschlagen. Jedermann wusste schließlich, dass die überall in den Lüften allgegenwärtigen Hexen nur darauf lauerten, auf Eierschalen als Vehikel ins Gebärzimmer zu fliegen, um dem neugeborenen, noch ungetauften Kind ihre gräuliche Drudensalbe auf den Kopf zu schmieren. Solch ein Kind war rettungslos verloren und würde unweigerlich selbst zur Hexe werden.

»Vergiss die Eierschalen nicht, die ich immer ins Gießwasser für die Blumen tu’!«, rief Apollonia und eilte in die Küche, um heißes Wasser zu holen.

Gerade als die Hebamme den in Beifußtinktur getränkten Wollfaden um Helenas kleinen Finger wickeln wollte, um die Leibesfrucht herauszuziehen, kamen schon die ersten Presswehen. Der Wollfaden landete auf dem binsenbedeckten Fußboden, die Hebamme griff beherzt zu – und nach der dritten Wehe hatte sie das Kind in ihren Händen.

»Hellerin, das nächste Mal müsst Ihr mich aber früher rufen lassen.« Sie hielt das Kind an den Beinen hoch und schlug mit einer Hand klatschend auf das kleine Hinterteil. Ein dünnes Stimmchen erhob sich wie zum Protest.

»Ein gesundes Mädchen! Brav, meine Liebe. So, und jetzt noch mal pressen.«

Helena, die sich gerade erschöpft von Mina den Schweiß von der Stirn wischen ließ, sah die Hebamme ungläubig an. »Was?«

»Ja, ja, es sind zwei!«, nickte die. »Das hab ich beim Abtasten vorhin ganz deutlich gemerkt. Könnt Ihr noch? Wart, ich helf Euch.«

Sie holte eine Phiole mit weißlichem Pulver hervor, streute etwas davon auf ihre Hand und hielt es der Kreißenden unter die Nase. »Tief einatmen!«

Helena holte tief Luft. Sofort wurde sie von einem starken Niesreiz gepackt, der sich nach einigem Prusten und Luftschnappen in einer heftigen Explosion entlud. Das zweite Kind landete in den kräftig zupackenden Händen der Hebamme und begann sofort zu schreien.

»Ein Bub! Das Zweite ist ein Bub.«

Mina schlug vor Freude die Hände zusammen, während Apollonia das Kind in Empfang nahm. Ihr schmallippiges Lächeln gefror, als sie den Knaben anschaute. Im Gegensatz zum ersten Zwilling war sein Köpfchen von einem dichten, fast schwarzen Flaum bedeckt. Sie sah Mina, die ebenfalls stutzte, mit einem bedeutungsschwangeren Blick an. Die Magd riss die Augen auf. So wie jeder wusste, dass Krüppel und Blöde allesamt in der Nacht zum Sonntag gezeugt waren, in der die Kirche die Beiwohnung verbot, so war auch allgemein bekannt, dass unterschiedliche Zwillinge von verschiedenen Vätern stammen mussten. Ein Geschlechtsakt konnte schließlich nur ein Kind hervorbringen. Das bedeutete, dass Zwillinge entweder kurz hintereinander von ein und demselben Mann gezeugt werden konnten und dann auch gleich aussahen – oder aber, die Mutter hatte sich innerhalb eines kurzen Zeitraums zwei Männern hingegeben …

»Na, da wird sich der Konrad freuen«, versetzte die Alte giftig und wandte sich mit verächtlichem Gesichtsausdruck ab. Helena richtete sich halb auf, aber sie brachte vor Empörung kein Wort heraus. Stattdessen kam ihr die Hebamme zu Hilfe.

»Ich weiß schon, was Ihr jetzt denkt, Apollonia. Viele Leute glauben diesen Unsinn, aber es ist nicht wahr. Ich hab schon viele solche Zwillinge auf die Welt geholt, und da war niemals Untreue im Spiel. Auch Drillinge. Es ist einfach eine Laune unsres Herrgotts.«

»Glaubt, was Ihr wollt, aber ich seh, was ich seh«, knurrte Apollonia. »Ein Bub und ein Mädchen, und der Bub so schwarz wie der Teufel! Ha!« Sie drückte Mina, die gerade das erste Kind gewickelt und Helena an die Brust gelegt hatte, den Jungen in die Hand, als ob sie sich an ihm verbrannt hätte, und knallte die Tür hinter sich zu.

Helena war fassungslos. »Ich hab niemals … ich war meinem Mann immer eine treue Ehefrau, Gott ist mein Zeuge.« Das alles konnte nicht wahr sein!

Die Hebamme tätschelte ihr die Hand.

»Nehmt’s nicht ernst, Hellerin. Die Apollonia ist eine alte, missgünstige Giftkröte. Natürlich sind beide Kinder von Eurem Mann.«

»Meine Mutter hat mir einmal erzählt, dass mein Großvater dunkle Haare hatte, und auch einer ihrer Brüder.«

»Seht Ihr, da haben wir die Erklärung.«

Helena schüttelte den Kopf. »Aber der Konrad wird’s mir nicht glauben.« Sie lehnte sich in den Kissen zurück, von Müdigkeit und Erschöpfung überwältigt. Eigentlich hätte sie froh über die leichte Geburt sein müssen und glücklich darüber, zwei gesunden Kindern das Leben geschenkt zu haben. Aber Apollonias unausgesprochene Anschuldigung hatte alle Freude zunichte gemacht.

»Ich glaub’s Euch, dass Ihr die Wahrheit sagt, Hausfrau.« Mina war ans Bett getreten und legte Helena nun den Buben in den noch freien Arm. »Die Loni kann manchmal so gemein sein. Nehmt’s Euch nicht zu Herzen.«

Helena seufzte. Dann sah sie auf ihre beiden Neugeborenen hinunter und konnte doch lächeln. Das kleine Mädchen schlief tief und fest, ein winziges, rosiges, runzliges Etwas mit rundem Stupsnäschen und einem tiefen Grübchen im Kinn. Der Bub machte glucksende Geräusche und suchte mit schmatzenden Lippen, die großen dunklen Augen unter langen schwarzen Wimpern auf ihr Gesicht gerichtet. Mina half ihr, ihn an die Brust zu legen, und er begann, erstaunlich kräftig zu saugen. Da spürte Helena endlich das Glücksgefühl kommen, auf das sie gewartet hatte. Doch im Hintergrund war da immer noch die Angst vor Konrads Rückkehr.

 

Elf Tage lang war Helenas Glück ungetrübt. Sie lag im Wochenbett, stillte die Kinder, für die noch keine Amme gefunden war, und erholte sich schnell von den Strapazen der Geburt. Die Verwandten und Freunde kamen und gingen, und die Geschenke stapelten sich bald in der Wohnstube. Obwohl manch skeptischer Blick auf die Zwillinge fiel, sagte niemand ein Wort, ließ keiner eine Bemerkung fallen. Der kleine Konrad stand anfangs staunend, dann doch recht enttäuscht vor den kleinen Wesen, die seine Geschwister waren. Er hatte Spielkameraden erwartet und nicht solch brüllende, hässliche, faltige Winzlinge, mit denen so ganz und gar nichts anzufangen war. Schließlich entwickelte er eine rechte Eifersucht, weil Helena sich so viel mit ihnen beschäftigte und er sich vernachlässigt fühlte. Mina sprang in die Bresche und spielte mit ihm, wann immer sie Zeit hatte.

Am zwölften Tag kam Konrad aus Frankfurt zurück. Bei strahlendem Sonnenschein ritt er mit seinem Tross über das Spittlertor in die Stadt ein. Er war glänzender Laune, hatte er doch dort einen vorteilhaften Geschäftsabschluss zustande bringen können. Die Reise war wegen des anhaltenden schönen Wetters schnell und angenehm gewesen, und er hatte die Strecke in weniger als einer Woche geschafft. Schon als er über den Weinmarkt kam, rief man ihm die ersten Gratulationen zu, und er dankte fröhlich winkend und indem er einem Grüppchen Kinder, die zwischen den Marktständen spielten, Münzen zuwarf.

Im Hof stieg er ab, warf die Zügel seines Braunen dem Hausburschen zu und nahm immer drei Stufen gleichzeitig auf seinem Weg in den ersten Stock. Unterwegs warf er den staubigen Reisemantel samt dem Hut auf eine Truhe und rannte fast die alte Apollonia um, die ihm entgegengeeilt war. Noch bevor sie den Mund aufmachen konnte, schob er sie zur Seite und betrat die Wochenstube. Mina hatte gerade geräuchert, Kräuterduft hing in der Luft und dünne weißliche Schwaden waberten unter der Decke. Die Sonnenstrahlen des Spätnachmittags ließen die Staubkörnchen in der Luft tanzen und warfen ein rötliches, warmes Licht auf Helenas Haar. Sie saß aufrecht im Wochenbett, das Unterkleid weit aufgeschnürt, und stickte das Hellersche Wappen auf ein zweites Taufkleidchen.

»Was hör ich, es sind zwei geworden?« Konrad setzte sich schwungvoll zu Helena aufs Bett und zog spielerisch an einem ihrer langen Zöpfe. »Bist du wohlauf?«

»Es geht mir gut.« Helena hatte sich vor diesem Moment gefürchtet, der Mund wurde ihr trocken. »Wir sind jetzt zu viert! Du hast zwei gesunde Kinder, einen Buben und ein Mädchen.« Ihre Hand zitterte ganz leicht, als sie hinüber zur Wiege zeigte. »Sie schlafen grad.«

Apollonia kam herein und reichte Konrad den Willkommensbecher Wein, den er durstig leerte, bevor er aufstand und zur Wiege ging. Die Alte blieb stocksteif stehen und beobachtete die Szene mit wachsamen Augen, während Helena versuchte, ihn günstig zu stimmen.

»Ich möchte das Mädchen gern Margarethe nennen, nach deiner Mutter. Und dem Buben könnten wir den Namen deines Großvaters geben, Rupprecht, meinst du nicht? Schließlich war er ein bedeutender Mann, damals als erster Losunger, und deine Familie würde sich bestimmt freuen.«

Konrad nahm von ihrem bemüht fröhlichen Ton keine Notiz. Er sah eine Zeit lang auf die Wickelkinder herab, die friedlich beieinander lagen. »Welches ist der Bub?«

»Der da, mit dem Daumen im Mund.« Apollonia war neben ihn getreten.

»Der ist ja ganz schwarz!« Konrad runzelte die Stirn, sodass eine steile Falte über seinem Nasenrücken entstand. In seinem Gehirn arbeitete es.

»Das ist andern Leuten auch schon aufgefallen«, bemerkte Apollonia trocken.

»Ich weiß, was du denkst«, fiel Helena ein, und in ihrer Stimme schwang die Angst mit, »aber glaub mir, es ist nicht wahr. Sie sind beide von dir, das schwör ich bei allen Heiligen. Ich war dir immer eine treue Ehefrau. Der Bub kommt, wie’s scheint, nach meinem Großvater, der dunkelhaarig war.«

Konrads Augen wurden schmal. »Nach deinem Großvater?« Er grunzte.

»Konrad, ich bitt dich! Schau genau hin, das Kinn hat er von dir, und auch den Schwung der Augenbrauen.«

Er schüttelte den Kopf. So unterschiedliche Zwillinge mussten zwei Väter haben, natürlich! Etwas in ihm begann zu kochen. »Wieso sollt ich dir wohl glauben, Helena, bei deiner Vergangenheit?« Er trat ans Bett und ballte die Fäuste. »Du sagst mir jetzt sofort, von wem das Balg ist, hörst du?«

»Er ist von dir und niemand anderem, ich schwör’s beim Grab meiner Mutter!« Helena legte flehend die Hände auf seinen Unterarm. »Konrad, ich weiß, ich hab gefehlt vor unserer Ehe, aber seit wir verheiratet sind, hab ich keinen andern Mann auch nur angesehn. Gott ist mein Zeuge. Die Hebamme sagt auch, dass … «

Er schüttelte sie ab. »Die Hebamme, die Hebamme! Aber was werden die Leute sagen, he? Ich kann’s schon hören: ›Dem Heller hat sein mannstolles Weib Hörner aufgesetzt‹. Die ganze Stadt wird über mich lachen.«

»Nicht wenn du den Jungen öffentlich und ohne zu zögern als deinen Sohn anerkennst. Geh mit ihm und deiner Tochter gleich morgen zur Taufe. Das ist der einzige Weg.« Das war Apollonia. Sie hatte kurz das Zimmer verlassen und trat jetzt wieder durch die Tür. »Ganz gleich, von wem das Kind ist, du musst gute Miene machen und dadurch die Schande vermeiden.«

Helena hielt es im Bett nicht mehr aus. Sie sprang auf und stellte sich im Hemd vor ihren Ehemann und Apollonia. Ihre Nasenspitze war ganz weiß, wie immer, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlte. »Herrgott, die Kinder sind beide von dir, Konrad. Hör auf, diesen Unsinn zu glauben, den alte Weiber daherschwätzen. Da gibt es keinen andern Mann!«

»So? Und was ist das?«

Apollonia zog die Hand hervor, die sie unter der Schürze versteckt gehalten hatte, und warf triumphierend ein Stück Papier auf die weißen Laken. Helena stockte der Atem. Es war Niklas’ letzter Brief, an der Ecke klebte noch ein Rest Siegellack.

»Das hab ich beim Aufräumen in der Wäschetruhe gefunden.« Die Alte reckte das Kinn.

Konrad war mit einem Sprung am Bett, faltete den Bogen auseinander und las mit mahlenden Kiefern. Er nahm sich lange Zeit, bevor er aufblickte und Helena ansah, die kreidebleich dastand.

»Niklas? Den Namen kenn ich doch!« Seine Stimme war leise und schneidend. »Das ist doch der Hurenbock, von dem du dich mit so großem Vergnügen hast anstechen lassen, bevor ich dich geheiratet hab, stimmt’s? Stimmt’s?« Er fasste Helena mit einer Hand um den Hals, drängte sie zur Wand hin und drückte ihren Kopf gegen die Holzvertäfelung. »Und der schreibt dir heut noch Briefe, ja? Die du mir verheimlichst?« Er brachte sein Gesicht ganz nah an ihres, und seine Stimme wurde noch leiser. »Und vermutlich schreibst du ihm auch zurück, hm?«

Sie atmete ganz flach und schluckte ein-, zweimal; ihr Kehlkopf glitt unter seiner Handfläche auf und ab. »Konrad, er … er hat damals Nürnberg verlassen. Manchmal schreibt er mir noch, das ist alles. Und ich kann dich gar nicht mit ihm betrogen haben: Sieh doch, wo der Brief herkommt! Er lebt jetzt in Venedig.« In ihren Augen stand die blanke Angst, und sie spürte, wie sie zu schwitzen begann.

»Na, da schau her!« Apollonia konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. »Konrad, lass sie los, sie ist noch Wöchnerin! Und dieser Niklas wird wohl nicht der Kindsvater sein.«

Konrads Finger um Helenas Hals lockerten sich. »Sei froh, dass ich nüchtern bin, Weib, sonst hätt ich dich jetzt schon erwürgt.« Er ließ von ihr ab und ging mit großen, schweren Schritten im Zimmer auf und ab. Schließlich hatte er einen Entschluss gefasst. »Loni, bring Schreibzeug!«

Die Alte eilte sogleich und legte Papier, Feder und Tintenglas auf dem großen Tisch zurecht. Konrad stieß Helena grob auf die Bank. »Schreib!«

Helena tauchte mit zitternder Hand den Gänsekiel ein. »Was …?«

»Du schreibst diesem Hundskrüppel, diesem elenden, dass du in Zukunft nicht mehr von ihm belästigt werden willst. Und ich rat dir, Helena: Schreib das so deutlich, dass ich damit zufrieden bin!«

Helena schrieb, und die Tränen liefen ihr dabei über die Wangen.

»Helena Hellerin an ihrn Vetter Nicklas Linck zu Venezia, den Freitag vor Judica anno 1503. Dieweiln ich nunmero glücklich bin mit meim liben Mann und mit drei Kindtlein gesegnet, so möcht ich nit mer von dir in meiner Zufriedenheyt gestöret werden. Warst du mir auch einst lieb und theuer, so bist du’s heut lang nit mer. Meim Ehwirt bist du ein Störnfriedt, und ich mag nit mer daran erinnert werden, was früher gewesen. Drum bitt ich dich, lass ab davon, mir weiters Brieff zu schreiben, es ist mir zuwider. Auch ich will dir keyn Nachricht mehr zukommen laßen; unser Sach ist aus und vorbey.

Helena.

Konrad schnappte sich das Blatt, sobald Helena unterschrieben hatte, und las den Text genau. Dann nickte er und hielt ihr den Brief wieder hin. »Das kannst du so siegeln. Und du, Loni, geh raus. Wirst schon was zu tun haben.« Er wedelte mit der Hand, und die Alte verließ schweigend das Zimmer. Während Helena die Spitze des Wachsstäbchens über der Kerzenflamme erhitzte und das Wachs auftropfte, löste er langsam seinen Gürtel und schlang das Ende ein paar Mal um seine Finger.

»Bist du fertig?«

Helena hob den Kopf und sah das Leder in seiner Hand. Nein, mein Gott, dachte sie, nicht das! Lass nicht zu, dass er mich wieder schlägt! Ein kleiner erschreckter Laut drang aus ihrer Kehle, als Konrad näher kam.

»So, du Weibstück, jetzt wirst du lernen, was es heißt, einen Heller jahrelang zu hintergehen!« Er riss sie am Arm hoch und zwang sie bäuchlings über die Tischplatte. Das Tintenglas fiel um, und es tropfte blauschwarz auf den Boden. Helena versuchte, sich zu wehren, aber er drückte mit der linken Hand ihren Kopf nieder. Dann klatschte der Gürtel auf ihren Rücken, und sie schluchzte auf.

 

Am nächsten Tag trug ein prächtig gekleidetes, strahlendes junges Paar die Zwillinge zur Sebalduskirche. Helena hatte darauf bestanden, das Wochenbett zu verlassen und die Kinder selber zur Taufe zu bringen. Sie und Konrad winkten nach allen Seiten, nahmen Glückwünsche und Segenssprüche entgegen und hielten sich glücklich an den Händen. Helenas Rücken brannte wie Feuer, aber noch schlimmer schmerzten Schmach und Ekel. Tu’s für deine Kinder, sagte sie sich immer wieder, während sie die Kirche betrat und lächelnd neben Konrad durch den Mittelgang zum Taufstein schritt. Und als der Priester nach dem Namen für ihren Sohn fragte, antwortete sie, noch bevor Konrad etwas sagen konnte, mit fester Stimme: »Rupprecht. Wie sein seliger Urgroßvater.«