Teil I
113 Ideen für Zeitreisen: Sehen, Staunen, Erleben
Die Welt versammelt an einem Ort
Weltausstellungen gehören zu den unkompliziertesten Reisezielen der Vergangenheit. Viele Besucher sind zum Teil von weit her angereist und nicht ganz der örtlichen Mode entsprechend gekleidet. Unbeholfenes Verhalten, mangelnde Erfahrung im Umgang mit der Währung und ahnungslose Fragen zu den Ausstellungsstücken fallen nicht weiter auf. Zur Not kann man sich als Bestandteil eines entlegenen oder futuristischen Exponats ausgeben. Lassen Sie sich nicht durch den Anblick von Dampfmaschinen, Glühbirnen oder Robotern zu der Annahme verleiten, dass Sie sich quasi zu Hause befinden. Bringen Sie Wasserfilter mit und trinken Sie nur gefiltertes oder abgekochtes Wasser. Noch während der Weltausstellung in Chicago 1933 gibt es eine Amöbenruhr-Epidemie mit achtundneunzig Toten, weil das Trinkwasser in zwei Hotels mit Abwasser kontaminiert ist. (Meiden Sie, falls Sie dorthin reisen, das Auditorium Hotel und das Congress Hotel.) Folgen Sie den anderen Besuchern und beobachten Sie, worauf sich deren Interesse richtet und warum. Es ist nicht immer das, was man aus heutiger Sicht erwarten würde. Dass Maschinen Lärm erzeugen, beeindruckt das Publikum im 19. Jahrhundert beispielsweise wesentlich mehr als in der Gegenwart.
London 1851
Wann:
1. Mai bis 15. Oktober
Eintritt:
Die Eintrittspreise liegen zwischen einem Pound für die Tageskarte an den ersten beiden Tagen und einem Shilling (20 Shilling = 1 Pound) an späteren Wochentagen.
Die erste Weltausstellung ist aus heutiger Sicht faszinierend langweilig. Es geht vor allem um Alltagsgegenstände: Geschirr, Möbel, Tapeten, Papier, das durch Anwendung von Leinöl und Hitze wasserfest gemacht wird, Kerzenleuchter, Stoffe, Statuen, einige besonders große Kohlebrocken und die ersten kostenpflichtigen öffentlichen Toiletten (Benutzung 1 Penny; 12 Pence = 1 Shilling). Die Herstellung von Textilien unter Zuhilfenahme von Spinn- und Webmaschinen – für Zeitgenossen eine der ausstellenswertesten Erscheinungen des Fortschritts – ist schwer zu würdigen für Zeitreisende, die nicht gerade auf historische Textilproduktion spezialisiert sind. Viele andere Bereiche der Wirtschaft sind selbst in Großbritannien, dem Vorreiterland der Industrialisierung, noch gar nicht besonders industrialisiert, von den übrigen Ausstellerländern ganz zu schweigen. Sehenswert ist hier also vor allem, dass es eigentlich nichts zu sehen gibt.
Außer natürlich den Tempest Prognosticator, ein Wettervorhersagegerät auf Blutegel-Basis: Die tortenähnliche Konstruktion aus Mahagoni und Messing enthält zwölf kreisförmig angeordnete Gläser, in denen je ein Blutegel in etwas Regenwasser lebt. Bei sinkendem Luftdruck klettern die Egel in den Gläsern nach oben. Im Hals jedes Glases ist eine kleine Nadel aus Fischbein angebracht, über die
die Egel eine Glocke in der Mitte des Geräts läuten können. Der Tempest Prognosticator
lässt sich auch ohne Zeitreise als Nachbau im «Barometer World»-Museum in Devon besichtigen, dort allerdings ohne Egel.
New York 1853/54
Wann:
14. Juli bis 30. November 1853, 1. Januar bis 15. April und 4. Mai bis 1. November 1854
Eintritt:
um die 50 Cent
Die Exponate der «Exhibition of the Industry of All Nations» sind nicht viel interessanter als die in London zwei Jahre zuvor. Aber die Ausstellung bietet eine gute Gelegenheit, Manhattan zu einer Zeit zu erleben, in der Kirchtürme die Skyline dominieren. Es gibt noch keine Hochhäuser, keine verspiegelten Fassaden. Das Südende der Insel ähnelt, abgesehen von den vielen Pferdefuhrwerken, dem Berlin der Gegenwart: gepflasterte Straßen, vier- bis fünfstöckige Häuser. Schon am Central Park endet die durchgehende Bebauung und geht in Wiesen, Bauernhöfe, Dörfer und Villenviertel über. Der Central Park selbst wird erst einige Jahre später eröffnet. Zu beiden Seiten der Insel verkehren Segel- und Dampfschiffe in großer Zahl. Die Staten Island Ferry, bis heute ein bei Touristen beliebtes Verkehrsmittel, existiert bereits; für 6 Cent können Sie die einfache Strecke mit einem Raddampfer zurücklegen. Die beste Aussicht über New York genießen Sie vom Latting Observatory. Die 96 Meter hohe Holzkonstruktion wurde extra für die Weltausstellung errichtet, sie ist das höchste Gebäude in New York und dient Gustave Eiffel als Vorbild für den Eiffelturm. Allerdings gibt es den ersten Passagieraufzug erst
drei Jahre später (verpassen Sie nicht Elisha Otis’ Demonstration einer Sicherheitsbremse für abstürzende Aufzüge auf genau dieser Weltausstellung). Der Aufstieg zu Fuß ist, wie die «New York Times» berichtet, «ein wenig ermüdend, befördert aber die Verdauung».
Paris 1855
Wann:
15. Mai bis 15. November
Eintritt:
Je nach Termin und Wochentag zwischen 20 Centimes und 5 Francs
Die Pariser Weltausstellung im Jahr 1855 bietet eine günstige Gelegenheit zur Urlaubsfinanzierung. Das Metall Aluminium, bis dahin nur wenigen Chemikern ein Begriff, wird hier in Form von zwölf kleinen Barren zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Das weckt das Interesse der Oberschicht an Knöpfen und Schmuck aus Aluminium. Napoleon III
. (nicht der
Napoleon, aber sein Neffe) erhofft sich vom neuen Material militärische Vorteile. Für eine kurze Zeit ist das neue Metall teurer als Gold, erst ab 1856 sinkt der Preis. Die Weltausstellung in Paris ist der richtige Moment, zerkratztes Alu-Campinggeschirr zu einem sehr stattlichen Preis zu verkaufen.
London 1862
Wann:
1. Mai bis 1. November, täglich außer sonntags
Eintritt:
wechselnd, ab einem Shilling
In den elf Jahren seit der ersten Weltausstellung in London ist die industrielle Revolution vorangekommen. Es gibt einen elektrischen Telegraphen zu bestaunen, einen
dampfbetriebenen Kühlschrank und das erste Plastik namens «Parkesine» (eine Art Zelluloid). Der Designer William Morris ist mit seiner Firma Morris, Marshall, Faulkner&Co. vertreten (Abteilung «Glas für Dekorations- und Haushaltszwecke», Ausstellernummer 6734). In der Abteilung «Photographische Apparate und Photographie» (Ausstellernummer 3011) kann man ein kleines Stück von Charles Babbages mechanischer Rechenmaschine Difference Engine
besichtigen. Allerdings ist das Fragment zu diesem Zeitpunkt bereits ein Museumsstück, der Bau der vollständigen Rechenmaschine scheiterte aus verschiedenen Gründen, darunter Geldmangel. Der Erfinder ist selbst nicht anwesend und arbeitet sowieso längst an einer verbesserten Version, die ebenfalls nicht fertig wird. Wenn Sie ihm Ratschläge erteilen möchten, tun Sie das am besten per Post. Seine Adresse ist 1 Dorset Street, Marylebone, London. Aber beeilen Sie sich, Babbage stirbt 1871. Die unvollendete Difference Engine
wird zwischen 1985 und 2002 im Londoner Science Museum nach Babbages Plänen schließlich doch noch gebaut. Man kann sie dort ganz ohne Zeitreise besuchen.
Internationale Elektrizitätsausstellung, Paris 1881
Wann:
15. August bis 15. November
Eintritt:
Je nach Wochentag und Tageszeit zwischen 50 Centimes und 1,50 Francs
Keine offizielle Weltausstellung, aber sehenswert für alle, die eine Zeit kennenlernen wollen, in der Elektrizität und ihre Anwendungen noch echte Begeisterung hervorrufen.
Unter anderem stellt Thomas Alva Edison die Glühlampe vor, Alexander Graham Bell das erste kommerzielle Telefon, Werner von Siemens steuert eine erste elektrische Straßenbahn mit Oberleitung bei und Gustave Trouvé zeigt ein experimentelles Elektroauto. Mit dem von Clément Ader entwickelten Theatrophon kann man der Live-Übertragung einer in zwei Kilometer Entfernung aufgeführten Oper lauschen. Kopfhörer gibt es noch nicht, man muss sich zwei Hörmuscheln an die Ohren halten. Publikum und Berichterstatter sind beeindruckt. Das Theatrophon mit Münzeinwurf wird in den nächsten Jahrzehnten in Frankreich, Belgien, Großbritannien und Schweden sehr beliebt, anderswo setzt es sich nicht durch.
Paris 1889
Wann:
6. Mai bis 31. Oktober
Eintritt:
ein Franc, an manchen Tagen müssen zwei Tickets gelöst werden
Diese «Exposition universelle» feiert das hundertjährige Jubiläum der Französischen Revolution und ist deshalb im Ausland umstritten. Den brandneuen Eiffelturm, das höchste Bauwerk der Welt, muss man in der ersten Woche der Weltausstellung noch zu Fuß besteigen, da die Aufzüge nicht rechtzeitig fertig geworden sind. Nachts ist der Turm beleuchtet. Sie dürfen ihn fotografieren und die Fotos nach Belieben verwenden. Machen Sie davon Gebrauch, in der Gegenwart stellt das nämlich aus Bildrechtegründen ein Problem dar: Die Betreibergesellschaft beansprucht das Urheberrecht für nächtliche Aufnahmen des beleuchteten Eiffelturms.
Im Palais des Beaux-Arts gibt es konservative akademische Malerei zu sehen. Impressionismus ist dort nicht zu finden, weshalb der Maler Paul Gauguin im nahegelegenen Café des Arts (gegenüber vom Pressepavillon, außerhalb des Messegeländes) die «Exposition Volpini» veranstaltet. Dort hängen um die hundert Bilder verschiedener Impressionisten. Verkauft wird kein einziges. Einerseits könnten Sie also durch den Kauf einiger Bilder die Impressionisten ermutigen. Andererseits sollten Sie diese Bilder nicht mit nach Hause nehmen, so groß die Versuchung auch sein mag (siehe das Kapitel «Mitnehmen und Mitbringen»). Verschenken Sie sie im Jahr 1889 weiter, am besten an jemanden, der sie auch zu schätzen weiß und nicht gleich zum Flohmarkt tragen wird.
Im «village nègre» werden vierhundert Menschen aus verschiedenen französischen Kolonien in sechs Dörfern ausgestellt. Es ist einer der größten Menschenzoos dieser Zeit, aber keineswegs der einzige. Wie bei allen solchen Exponaten sind die gezeigten Rituale, Geräte, Kostüme, Tänze und Tätigkeiten zum größten Teil französische Erfindungen, die mit dem Alltag in den jeweiligen Kolonien wenig zu tun haben. Das Exponat soll dem Publikum den Unterschied zwischen französischem Fortschritt und fremder Barbarei verdeutlichen und so die Kolonialherrschaft rechtfertigen. Das ist nicht nur ein Problem dieser speziellen Ausstellung. Falls Sie bereits vorangegangene Weltausstellungen bereist haben, werden Ihnen auch dort Raubkunst und Ergebnisse der Ausbeutung von Kolonien begegnet sein – und beides finden Sie noch in den Museen der Gegenwart. Auch Buffalo Bills vielbesuchte «Wild West Show» ist ein fragwürdiges Unternehmen, das Sie nicht
unbedingt unterstützen sollten. Im Unterschied zum französischen Publikum von 1889 haben Sie die Möglichkeit, sich ein realistischeres Bild von der Geschichte Nordamerikas zu verschaffen, und sind nicht auf solche Inszenierungen angewiesen. Machen Sie davon Gebrauch.
Chicago 1893
Wann:
1. Mai bis 3. Oktober
Eintritt:
50 Cent, Kinder 25 Cent
Die «World’s Columbian Exposition» findet nicht in Kolumbien statt, sondern in den USA
; der Name bezieht sich auf die 400 (genau genommen 401) Jahre zurückliegende Landung von Kolumbus in Amerika. Auch hier beeindrucken einige Exponate durch große Langweiligkeit – so trägt der Staat Michigan einen elf Meter hohen Stapel Baumstämme bei, «eines der Weltwunder», wie es heißt. Aluminium («Geruchlos! Geschmacklos! Formbar! Elastisch!») ist immer noch das Metall der Zukunft, dank effizienterer Herstellungsverfahren aber nicht mehr teurer als Gold. Whitcomb Judsons neue Erfindung, der Reißverschluss, wird präsentiert, lässt das Publikum aber kalt Erst dreißig Jahre später setzt er sich durch. Teile der Veranstaltung ähneln einem Vergnügungspark, unter anderem enthält die Ausstellung ein Riesenrad, elektrisch beleuchtete Alpenpanoramen und einen zwölf Meter hohen Germania-Tempel aus Stollwerck-Schokolade. Auf dieser Weltausstellung lernen sich Thomas Edison und Ludwig Stollwerck kennen und entwickeln in der Folge gemeinsam die «Sprechende Schokolade», eine abspielbare Schokoladenschallplatte in «Qualität Extra-Zart».
Frauen sind mit einem gesonderten Ausstellungsgebäude vertreten. Das geschieht nicht zum ersten Mal – schon auf der Weltausstellung in Wien 1873 gibt es einen «Pavillon der Frauenarbeiten», in dem vor allem nichtkommerzielle Handarbeiten ausgestellt werden. 1876 sieht es im Women’s Building der Weltausstellung in Philadelphia noch ähnlich aus, aber das Bild der zum Privatvergnügen stickenden Frau wird schon etwas weniger energisch vertreten. In Chicago ist das Gebäude selbst erstmals von einer Architektin entworfen worden, der einundzwanzigjährigen Sophia Hayden. Hayden hat am Massachusetts Institute for Technology in Boston studiert und sich bei einem Wettbewerb im Vorfeld gegen zwölf Mitbewerberinnen durchgesetzt. Im Women’s Building geht es nicht mehr ausschließlich um Handarbeiten, sondern auch um von Frauen patentierte technische Entwicklungen. Unter den Ausstellerinnen insbesondere aus dem Kunst- und Designbereich ist allerdings umstritten, ob es nicht sogar schädlich ist, die eigenen Arbeiten hier zu präsentieren anstatt im allgemeinen Teil der Messe. Im Rahmen des «World’s Congress of Representative Women», der vom 15. bis 22. Mai stattfindet, können Sie im Women’s Building zahlreichen prominenten Frauenrechtlerinnen begegnen; Susan B. Anthony (die hundert Jahre später auf der Dollarmünze zu sehen sein wird) spricht am 18. Mai um 10 Uhr.
Falls Sie sich fragen, warum die afroamerikanische Bevölkerung der USA
– immerhin etwa acht Millionen Menschen – in dieser Weltausstellung so gut wie nicht vertreten ist, sollten Sie den Haiti-Pavillon besuchen. Ida B. Wells, eine Journalistin, Bürgerrechtlerin und ehemalige
Sklavin, ist vor Ort, um gegen diesen Zustand zu protestieren. Gemeinsam mit anderen hat sie ein kurzes Buch verfasst und herausgegeben, das genau diese Frage beantwortet: «The Reason Why the Colored American is not in the World’s Columbian Exposition». Im Haiti-Pavillon erhalten Sie es in den letzten drei Monaten der Weltausstellung kostenlos. Wells händigt Ihnen das Buch dort persönlich aus und signiert es auf Wunsch sicher auch.
Paris 1900
Wann:
14. April bis 12. November. Ein Besuchstermin in der zweiten Hälfte der Laufzeit ist ratsam, denn in der ersten Hälfte wird an einigen Stellen noch gebaut. Erscheinen Sie aber auch nicht zu spät, denn die Ausstellung gerät bald in finanzielle Nöte, und ein Teil der Attraktionen muss wegen mangelnder Rentabilität geschlossen werden. Viele Pariser haben Anteile an der Ausstellung erworben und verlieren ihr investiertes Geld, was zumindest in Frankreich dazu führt, dass die Begeisterung für Weltausstellungen nachlässt.
Eintritt:
ein Franc. In den frühen Morgen- und späten Abendstunden müssen zwei Eintrittskarten gelöst werden.
Die «Exposition universelle» von 1900 bietet die Gelegenheit, ein Verkehrsmittel zu benutzen, das «Rue de l’Avenir» heißt, Straße der Zukunft. Leider stirbt es gleich danach wieder aus. Der dreieinhalb Kilometer lange hölzerne Fahrsteig (Benutzung 50 Centimes) ist in sieben Metern Höhe auf einem ebenso hölzernen Gerüst angebracht und besteht aus einem langsamen und einem schnelleren
Laufband. Der kanadische Filmpionier James Henry White ist im Auftrag der Firma von Thomas Edison vor Ort und dokumentiert es in einem kurzen Film. Der Film bleibt erhalten und ist in der Sammlung der Library of Congress zu betrachten, ebenso wie einige andere Filme und Fotografien, die White rund um die Weltausstellung anfertigt.
Ansonsten gibt es in Paris zu sehen: ein sechzig Meter langes sinnloses Teleskop, das nach der Ausstellung gleich wieder verschrottet wird, mit Dampfmaschinen betriebene Autos, die ersten Tonfilme und die Simulation eines Ballonflugs in einem echten Ballonkorb, um den herum ein 360-Grad-Film projiziert wird. Wer dieses Exponat, das Cinéorama
, besichtigen möchte, muss sich beeilen. Es wird schon am vierten Tag der Ausstellung aus Sicherheitsgründen geschlossen, weil die Kohlebogenlampen der Projektoren zu heiß werden. Weniger riskant ist eine simulierte Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn in drei echten Luxuswaggons, an deren Fenstern Gebüsch und aufgemalte Landschaften in verschiedenen Geschwindigkeiten vorbeigezogen werden. Das Maréorama
simuliert eine Dampfschiffreise mit ebenfalls aufgemalten Meer- und Hafenszenerien, rauchenden Schornsteinen und einem schwankenden Deck. Es gibt viel Art Nouveau und immer noch Menschenzoos.
Zu den Highlights gleich mehrerer Weltausstellungen gehören die «Kristallpaläste»: Dabei handelt es sich um gewaltige Konstruktionen aus Gusseisen, Holz und Glas, die beim Publikum äußerst beliebt sind. Die Begeisterung für Glaspaläste beginnt in London im Jahr 1851, mit dem eigens für die Weltausstellung im Hyde Park errichteten
Crystal Palace, der mehr als fünfhundert Meter lang und einundvierzig Meter hoch ist. Im Innern des Palastes finden sich ganze Bäume, aber die damit ebenfalls eingebauten Vögel werden zum Problem. Ähnliche Glaspaläste entstehen auf der Weltausstellung in New York im Jahr 1853 sowie in München (1854), Toronto (1858), Montreal (1860), Madrid (1887). Abgesehen vom letztgenannten fallen alle diese Gebäude später Bränden zum Opfer. Deshalb ist ein Besuch mit der Zeitmaschine empfehlenswert – jedenfalls wenn Sie sich für historische Monumentalbauten aus Glas interessieren.