MR TREFFPUNKT VAUXHALL (alias Mr Hosmer Thornapple, ein wohlhabender Börsenmakler, wie Minnie ganz einfach herausgefunden hatte, indem sie Mick O’Higgins gebeten hatte, ihm nach Hause zu folgen) hatte sich nicht nur als exzellenter Kunde erwiesen, dessen Hunger nach litauischen Bilderhandschriften und japanischen Erotika unersättlich war, sondern auch als ausgesprochen wertvoller Kontakt. Durch ihn hatte sie (abgesehen von einem dünnen Stapel versiegelter Dokumente, die für die Augen ihres Vaters bestimmt waren) zwei Inkunabeln aus dem fünfzehnten Jahrhundert erworben – eine in hervorragendem Zustand, die andere etwas reparaturbedürftig – und ein zerfranstes, eigentlich aber wunderschönes Buch von María Anna Águeda de San Ignacio, einer Äbtissin aus Neuspanien, mit handschriftlichen Anmerkungen, die man der Nonne persönlich zuschrieb.
Minnies Spanisch reichte zwar nicht aus, um mehr als einen Bruchteil des Inhalts zu verstehen, doch es war die Sorte Büchlein, die man einfach gern in die Hand nahm, und sie hatte genau zu diesem Zweck in ihrem Tun innegehalten.
Die stabile Anrichte in ihrem Salon trug auf der einen Seite einen Bücherstapel und auf der anderen Seite weitere Bücher, die in weiches Tuch gewickelt waren, dann eine Lage Filz, eine Lage Schafwolle und eine Außenhaut aus Wachstuch, die mit geteertem Zwirn verschnürt war. Auf dem Esstisch lagen bergeweise Verpackungsmaterialien, und darunter drängten sich mehrere Holzkisten.
Die Aufgabe, die Bücher für den Heimweg nach Paris vorzubereiten und zu verpacken, mochte sie niemand anderem anvertrauen, und so war sie nun trotz des Luftzugs aus dem offenen Fenster staubfleckig und verschwitzt. Kurz nach dem Mittsommertag war das Wetter schon seit einer Woche schön, zum großen Erstaunen sämtlicher Londoner, mit denen sie gesprochen hatte.
La Vida de la Alma. Dem Lateinischen ähnlich genug, um es mit »Das Leben der Seele« zu übersetzen. Der Einband war aus dünnem, weichem Ochsenblutleder, vom jahrelangen – lebenslangen? – Lesen abgenutzt, und er trug ein Prägemuster aus kleinen Venusmuscheln mit vergoldeten Kanten. Sie berührte eine davon mit sanften Fingern und empfand dabei großen Frieden. Bücher hatten immer etwas zu sagen, das über die Worte in ihrem Inneren hinausging, doch man fand nicht oft ein Buch mit einem derart ausgeprägten Charakter.
Sie öffnete es vorsichtig; das Papier im Inneren war dünn, und die Tinte hatte angefangen zu verblassen, aber nicht zu verschwimmen. Das Buch enthielt einige wenige Illustrationen, und diese waren schlicht: ein Kreuz, das Lamm Gottes, die Muschelschale, diesmal größer – das hatte sie schon öfter in spanischen Handschriften gesehen, doch sie wusste nicht, was es bedeutete. Sie musste daran denken, ihren Vater zu fragen …
»Ah«, sagte sie und presste die Lippen aufeinander. »Vater.« Sie hatte sich Mühe gegeben, nicht an ihn zu denken, nicht, solange sie ihre Gefühle nicht geordnet und sich überlegt hatte, was in aller Welt sie zu ihm über ihre Mutter sagen könnte.
Sie hatte oft an die Frau namens Schwester Emmanuelle gedacht, seit sie sie in ihrer heugefüllten Höhle aus Licht zurückgelassen hatte. Der Schreck hatte nachgelassen, doch die Bilder dieser Begegnung standen ihr so unauslöschlich vor Augen wie die Tinte auf den Seiten dieses Buchs. Auch jetzt noch spürte sie den Stachel des Verlustes und den Schmerz der Trauer – doch der Friede, den dieses Buch ausstrahlte, schien sie zu behüten wie ein schützender Flügel.
»Seid Ihr ein Engel?«
Sie seufzte und legte das Buch mit sanfter Hand in sein Nest aus Stoff und Filz. Sie würde mit ihrem Vater sprechen müssen, ja. Doch was in aller Welt würde sie sagen?
»Raphael …«
»Wenn du eine Antwort hast«, sagte sie zu dem Buch und seinen Verfassern, »bitte bete für mich. Für uns.«
Sie weinte zwar nicht, doch ihre Augen waren feucht, und sie wischte sich mit dem Saum ihrer staubigen Schürze über das Gesicht. Doch ehe sie sich wieder an die Arbeit machen konnte, erklang ein Klopfen an der Tür.
Eliza war einkaufen gegangen, also öffnete Minnie die Tür einfach so, wie sie war. Mick und Rafe O’Higgins standen Schulter an Schulter im Flur. Beide waren mit Ruß bedeckt, und sie waren aufgeregt wie Terrier, die eine Ratte wittern.
»Wir haben die Briefe, Bedelia!«, sagte Rafe.
»Alle Briefe!«, fügte Mick hinzu und hielt stolz eine Ledertasche hoch.
»WIR HABEN GEWARTET, bis der Butler seinen freien Tag hatte«, erklärte Mick und breitete seine Beute feierlich vor ihr aus. »Es ist Aufgabe des Butlers, den Schornsteinfeger zu bestellen, wenn er kommen muss, aye? Als wir also mit unseren Besen und Lappen vor der Tür standen – keine Sorge, wir haben sie ausgeborgt, sie kosten Euch nichts – und gesagt haben, Mr Sylvester hätte uns kommen lassen, um nach dem Kamin in der Bibliothek zu sehen …«
»Nun, die Haushälterin hat uns etwas schief angesehen«, meldete sich Rafe zu Wort, »aber sie hat uns hingeführt, und als wir angefangen haben zu klopfen und in den Schornstein zu rufen und Ruß aufzuwirbeln, hat sie uns allein gelassen. Und dann …«
Er ließ die Hand über den Tisch schweifen. Alle Briefe, in der Tat. Die Tasche enthielt eine kleine, flache Holzschatulle, eine Ledermappe und einen dünnen, nüchtern mit schwarzem Ripsband verschnürten Stapel Briefe.
»Gut gemacht!«, sagte Minnie aufrichtig zu ihnen. Sie verspürte einen Hauch von Erregung beim Anblick der Briefe, auch wenn es vorsichtige Erregung war. Die Brüder O’Higgins hatten natürlich jeden Brief mitgebracht, den sie finden konnten. Es mussten mehr als nur die Briefe der Gräfin sein, und sie fragte sich einen kurzen Moment, ob sich einige der Dreingaben wohl zu Geld machen ließen … verwarf den Gedanken aber vorerst. Solange sie Esmés Briefe gefunden hatten …
»Habt Ihr Euch für das Kaminfegen bezahlen lassen?«, fragte sie aus reiner Neugier.
»Natürlich; Ihr verletzt uns, Lady Bedelia«, sagte Rafe. Er hielt sich den zerbeulten Hut ans Herz und gab sich Mühe, eine verletzte Miene aufzusetzen. Er hatte einen Rußfleck auf der Nase.
»Natürlich haben wir das«, sagte Mick und grinste. »Sonst wäre es doch nicht überzeugend gewesen, oder?«
Sie waren außer Rand und Band über ihren Erfolg, und es bedurfte fast einer halben Flasche Madeira, um besagten Erfolg so zu feiern, dass sie endlich gingen, doch schließlich schloss Minnie die Tür hinter ihnen, rieb mit dem Daumen über einen Rußfleck auf dem weißen Türrahmen und ging langsam zurück zum Tisch, um nachzusehen, was sie hatte.
Sie nahm die Briefe aus ihren diversen Umhüllungen und sortierte sie in drei ordentlichen Stapeln. Die Briefe von Lady Esmé Melton an ihren Geliebten Nathaniel Twelvetrees; das waren die Briefe in der Holzschatulle. Die Briefe mit dem Ripsband waren diejenigen von besagtem Nathaniel Twelvetrees an Esmé. Und die Ledermappe enthielt Briefe, mit denen sie nicht gerechnet hatte – von Lord Harold Melton an seine Frau.
Minnie hatte noch nie irgendwelche Hemmungen verspürt, die Briefe anderer Menschen zu lesen. Es war einfach Teil ihrer Arbeit, und wenn ihr auf solchen Blättern gelegentlich jemand begegnete, der an ihren Verstand oder ihr Herz rührte, ein Mensch aus Fleisch und Blut – das war ein Bonus, etwas, was sie ganz für sich zu schätzen wusste, in dem bittersüßen Bedauern, dass sie dem Verfasser nie persönlich begegnen würde.
Nun, sie würde Esmé oder Nathaniel mit Sicherheit niemals persönlich begegnen, dachte sie. Was Harold betraf, den Grafen Melton – schon beim Anblick des ungeordneten Häufleins zerknitterter, geglätteter, tintenfleckiger Blätter kribbelte es in ihrem Nacken.
Esmé zuerst, beschloss sie. Esmé war das Zentrum der ganzen Geschichte. Und es waren Esmés Briefe, die zu stehlen man sie – mehr oder weniger – beauftragt hatte. Ein leiser Hauch von Parfum stieg aus der Holzschatulle auf, etwas bitter, frisch und rätselhaft. Myrrhe? Muskat? Getrocknete Zitrone? Jedenfalls nicht süß, dachte sie – vermutlich genauso wenig wie Esmé Grey.
Die Briefe waren nicht alle datiert, doch sie sortierte sie, so gut sie konnte. Alle auf dem gleichen Briefpapier, ein teures Leinenpapier, dick und von reinem Weiß. Die Sätze, die darauf geschrieben waren, waren alles andere als rein.
Mon cher … Dois-je vous dire ce que je voudrais que vous me fassiez? »Soll ich dir sagen, was ich möchte, was du mit mir machst?«
Als sie vierzehn war, hatte sich Minnie mit großem Interesse durch sämtliche Erotika im Angebot ihres Vaters hindurchgelesen und dabei zufällig herausgefunden, dass man nicht notwendigerweise einen Partner brauchte, um die Empfindungen zu erleben, die darin so euphorisch beschrieben wurden. Esmé besaß zwar keinen großen literarischen Stil, doch ihre Fantasie – einiges davon konnte doch nur Fantasie sein? – war bemerkenswert und derart unverblümt zum Ausdruck gebracht, dass sich Minnie am liebsten sacht auf ihrem Stuhl gewunden hätte.
Nicht, dass sie alle so waren. Einer war ein simpler Zweizeiler, um eine Verabredung zu treffen, ein anderer war ein mit mehr Sorgfalt durchdachter – und überraschenderweise auch intimerer – Brief, der Esmés Besuch bei – o Gott, dachte Minnie und wischte sich die Hand an ihrem Rock ab, da diese zu schwitzen begonnen hatte – Prinzessin Augusta und in ihrem fabelhaften Garten beschrieb.
Esmé hatte einfach so notiert, dass sie keine Sympathie für die Prinzessin hegte, die sie sowohl körperlich als auch geistig schwerfällig fand, dass Melton sie jedoch gebeten hatte, die Einladung zum Tee anzunehmen, um – und hier übersetzte Minnie Esmés idiomatischen französischen Ausdruck – die vulgäre Frau »in geschmolzener Butter zu tränken« und Melton den Weg dafür zu ebnen, dass er seine militärischen Pläne mit dem Prinzen besprechen konnte.
Dann hatte sie erwähnt, dass sie mit der Prinzessin durch die gläsernen Konservatorien spaziert war, hier und da komische, wenn auch durchaus wohlwollende Vergleiche zwischen den Körperteilen ihres Geliebten und diversen exotischen Pflanzen eingestreut – Minnie entging nicht, dass sie die Euphorbien erwähnte – und mit einer kurzen Bemerkung über die chinesischen Blumen namens Chu geendet. Sie fühlte sich – und Minnie prustete, als sie das las – von der »Reinheit und Stille« der Blüten angezogen.
»À les regarder, mon âme s’est apaisée«, hatte sie geschrieben. »Es war Balsam für meine Seele, sie anzusehen.«
Minnie legte den Brief hin, so sanft, als könnte er zerbrechen, und schloss die Augen.
»Der arme Mann«, flüsterte sie.
AUF DER ANRICHTE stand eine Karaffe mit Wein. Ganz vorsichtig goss sie sich ein kleines Glas ein und nippte im Stehen, während ihr Blick auf den Tisch mit seiner Bürde aus Briefen gerichtet war.
Ein Mensch aus Fleisch und Blut. Das war Esmé Grey definitiv, das musste sie zugeben. Der Eindruck ihrer Persönlichkeit war so greifbar, als hätte sie die Hand aus dem Papier ausgestreckt und ihrem Briefpartner das Gesicht gestreichelt. Neckend, erotisch …
»Grausam«, sagte Minnie, wenn auch leise. Dem Geliebten zu schreiben und den Ehemann zu erwähnen?
»Mpf«, sagte sie.
Und Esmés Partner bei dieser kriminellen Konversation? Sie warf einen Blick auf das Bündel mit Nathaniel Twelvetrees’ Briefen an seine Mätresse. Welcher bizarre Gedankengang hatte Melton bewogen, sie zu behalten? Waren es Schuldgefühle, eine Art geistiges Büßerhemd?
Und wenn ja … Schuldgefühle, weil er Nathaniel Twelvetrees getötet hatte? Gefühle der Schuld an Esmés Tod? Sie fragte sich, wie dicht das eine Ereignis auf das andere gefolgt war – hatte der Schock, vom Tod ihres Geliebten zu erfahren, eine Fehlgeburt oder eine tödliche Frühgeburt herbeigeführt, wie es der Klatsch besagte?
Vermutlich würde sie die Antworten auf diese Fragen nie erfahren, doch Melton hatte Nathaniel zwar getötet, aber seine Stimme hatte er dem Poeten gelassen; Nathaniel Twelvetrees konnte für sich selbst sprechen.
Sie schenkte sich noch ein Glas Wein ein – einen schweren, aromatischen Bordeaux; sie hatte das Gefühl, Ballast zu brauchen – und faltete Nathaniels ersten Brief auseinander.
Für einen Dichter schrieb Nathaniel überraschend gewöhnlich. Er drückte seine Gedanken zwar mit hinreichend leidenschaftlichen Formulierungen aus, doch sein Stil war nichts Besonderes, und sosehr er sich bemühte, es Esmé gleichzutun, so wenig war er ihr ebenbürtig, weder an Fantasie noch an Ausdruckskraft.
Allerdings war er Lyriker, kein Erzähler; vielleicht war es ungerecht, ihn nur anhand seiner Prosa zu beurteilen. In zweien seiner Briefe erwähnte er ein beiliegendes Blatt, ein Gedicht zu Ehren seiner Geliebten. Sie sah in der Schatulle nach: keine Gedichte. Vielleicht hatte Melton sie verbrannt – oder Esmé hatte es getan. Der Ton, in dem Nathaniel diese literarischen Geschenke darbrachte, erinnerte Minnie sehr an die Beschreibung, die sie einmal bei einem Naturalisten gelesen hatte – eine bestimmte männliche Spinne, die ihrer Auserwählten ein kunstfertig in Seide gehülltes Päckchen mit einem Insekt brachte und sie dann besprang, während sie damit beschäftigt war, ihre Zwischenmahlzeit auszuwickeln, um hastig zu seinem Ziel zu kommen, ehe sie fertig speisen und ihn zum Dessert vertilgen konnte.
»Sie hat ihm Angst gemacht«, murmelte Minnie, durchaus voller Mitgefühl, das jedoch mit Verachtung versetzt war. »Armer Wurm.« Etwas erschrocken wurde sie dieser Verachtung gewahr – und begriff noch erschrockener, dass Esmé sie vermutlich ebenfalls empfunden hatte.
War das der Grund, warum sie Meltons Namen in den Briefen an Twelvetrees erwähnt hatte? Ein Versuch, ihn zu größerem Eifer anzuspornen? Sie hatte es mehr als einmal getan; sie hatte sogar – Minnie wandte sich noch einmal Esmés Briefen zu –, ja, sie hatte ihren Ehemann entweder direkt oder indirekt in jedem Brief erwähnt, selbst in der zweizeiligen Verabredung: Mein Mann wird in Regimentsgeschäften unterwegs sein – komm morgen um vier Uhr zu mir in die Kapelle.
»Hm«, sagte Minnie und lehnte sich zurück. Während sie an ihrem Wein nippte, betrachtete sie die Briefe, die in Häufchen, einzeln oder aufgefächert vor ihr lagen, in der Mitte die noch ungelesene Mappe mit Meltons Briefen. Ein wenig sah es aus wie ein Tarot-Tisch – sie hatte sich in Paris ein paarmal die Karten legen lassen, von einem Bekannten ihres Vaters namens Jacques, der in dieser Kunst versiert war.
»Manchmal ist es ganz subtil«, hatte Jacques gesagt, während er die bunten Karten mischte. »Vor allem bei den minderen Arkana. Aber manchmal … erschließt sich alles auf den ersten Blick.« Und hatte lächelnd den Tod vor sie hingelegt.
Sie hatte keine Meinung, was die Wahrheit in der Anordnung von Tarotkarten betraf, die sie bestenfalls für ein Spiegelbild der geistigen Verfassung des Klienten zum Zeitpunkt der Sitzung hielt. Doch sie hatte entschiedene Meinungen, was Briefe betraf, und sie legte nachdenklich die Hand auf den Zweizeiler mit der Verabredung.
Woher kamen Esmés Briefe? Ob die Familie Twelvetrees sie nach Nathaniels Tod an Lord Melton geschickt hatte? Möglich, dachte sie. Was konnte ihm größeren Schmerz bereiten? Obwohl das sowohl eine subtile Denkweise als auch eine raffinierte Grausamkeit voraussetzte, von der in Nathaniels Briefen keine Spur zu sehen war und die überhaupt den meisten Engländern zu fehlen schien.
Außerdem … was hatte Melton überhaupt dazu gebracht, Twelvetrees herauszufordern? Esmé hatte ihm die Affäre wohl kaum gestanden. Nein … Oberst Quarry hatte gesagt oder zumindest angedeutet, dass Melton von seiner Frau verfasste belastende Briefe gefunden hatte und dass es das war, was …
Noch einmal hob sie die Briefe der Gräfin auf und betrachtete sie stirnrunzelnd. Bei genauerem Hinschauen konnte sie sehen, dass jeder hier und da einen Tintenklecks oder eine verschmierte Stelle hatte – bei einem schien Wasser über die Unterkante gelaufen zu sein. Waren dies also … Rohfassungen, die sie später ins Reine geschrieben hatte, um sie Nathaniel zu übersenden? Doch wenn ja, warum hatte sie diese Versionen nicht ins Feuer geworfen? Warum hatte sie sie behalten und es riskiert, dass sie gefunden wurden?
»Oder es darauf angelegt«, sagte sie laut und überraschte sich selbst. Sie richtete sich auf und las die Briefe ein weiteres Mal, dann legte sie sie hin.
Mein Mann wird unterwegs sein … Jeder Brief. Jeder einzelne Brief erwähnte Meltons Abwesenheit – und seine Konzentration auf den Aufbau seines Regiments.
Jacques hatte recht; manchmal war es nicht zu übersehen.
Minnie schüttelte den Kopf, und die Dämpfe des Weins vermischten sich mit dem bitteren Parfum der toten Gräfin.
»Pauvre chienne«, sagte sie leise. »Wie eine Hündin, die Arme.«