Kapitel 6

Und hier werden wir die nächsten Tage verbringen?« Missmutig betrachtete Carl Thiele den Bauernhof am Rand von Clarholz, der in den Augen des jungen Mannes einen etwas heruntergekommenen Eindruck machte. Längst blätterte die braune Farbe vom Holz des hölzernen Tragwerkes, auch der einst weiße Kalkmörtel der Gefache hatte seine strahlende Reinheit verloren. Die Wetterseite des zweigeschossigen Wohngebäudes war mit Brettern vor Schlagregen geschützt.

»Wochen, Junge, wir werden die nächsten Wochen hier leben«, korrigierte ihn sein Vater mit einem milden Lächeln auf den Lippen.

»Hier – mitten im Nirgendwo?« Der Hof befand sich an der Landstraße, die ein Stück weit parallel zum Axtbach verlief und die Ortschaften Clarholz und Beelen miteinander verband.

Carl wurde das Gefühl nicht los, dass der Auftraggeber nicht sonderlich zahlungskräftig war. Vermutlich würden sie für die Zeit der Arbeiten in einem der Ställe nächtigen müssen. Als er seine Bedenken aussprach, winkte sein Vater belustigt ab.

»Wir sind es doch gewohnt, beim Vieh zu schlafen, Junge.« Gerhard Thiele rang sich ein Grinsen ab. Er hatte den Maurerbetrieb von seinem Vater übernommen. Nebenbei betrieb die Familie noch einen kleinen Bauernhof auf dem ehemaligen Posthof in Herzebrock, doch die Aufträge des Maurerbetriebs sicherten der Familie das Auskommen. »Wir sind hart im Nehmen und werden es auch überleben, im Stall zu nächtigen.«

»Warum kehren wir abends nicht nach Hause zurück?«, versuchte es Carl mit wehleidigem Blick. »Ich meine … so weit liegen Herzebrock und Clarholz doch nun wirklich nicht auseinander.«

»Weil wir so viel Zeit sparen, Junge. Jeden Morgen anzureisen, um spätabends für ein paar Stunden Schlaf nach Hause zu fahren und am nächsten Morgen schon wieder vor dem ersten Hahnenschrei herzukommen, erschien mir nicht sehr sinnvoll.« Gerhard klopfte seinem Sohn aufmunternd auf die Schulter. »Wir haben freie Kost und Logis – was wollen wir mehr?«

»Welch verlockende Aussichten«, stöhnte Carl kopfschüttelnd. Hätte er das gewusst, wäre er lieber in Herzebrock geblieben, um der Mutter auf dem Hof zu helfen. Doch sein Vater setzte große Hoffnungen in ihn. Eines Tages, so wünschte es sich Gerhard, sollte Carl die Meisterprüfung ablegen, um den Maurerbetrieb zu übernehmen. Doch noch war es nicht so weit. Außerdem hatte Carl andere Pläne, als sein Leben damit zu verbringen, Ställe zu mauern. Er träumte vom Leben in der Stadt, um dort imposante Bauwerke zu errichten. Die Welt befand sich im Umbruch, alles wurde größer, schneller und moderner. Da fehlte es sicher überall an geeigneten Gebäuden. Mit dem Baugeschäft würde er die Gesichter der modernen Städte mitgestalten.

Der Anblick des Zumwinkel-Hofes holte Carl in die Realität zurück. Als Carl verächtlich die Nase rümpfte, kroch der Duft von Mist und Dung in seine Nase. Angeekelt wandte er sich ab.

Gerade wuchteten Fritz und Gustav, die beiden Gesellen, die schweren Werkzeugkisten von der Ladefläche des Fuhrwerks. Die beiden Männer keuchten und fluchten. Sie hatten offenbar noch keine Gelegenheit gefunden, sich umzusehen, und gingen recht unbekümmert ans Werk.

»Also gut, auf ins Abenteuer«, murmelte Carl. Der junge Mann vergrub die Hände in den Taschen und ließ den Blick über den Hof schweifen. An das Wohngebäude grenzte ein weiterer Block, in dem wahrscheinlich das Vieh untergebracht war. In der Mitte des Hofes plätscherte ein Brunnen, rechts gab es einige einfache Schuppen, wohl für Werkzeuge und das Fuhrwerk des Hofes. Ein streng riechendes Rinnsal sickerte in den unbefestigten Boden. Aus den Stallungen drang das Grunzen der Schweine an seine Ohren, unter das sich das klagende Muhen des Milchviehs mischte. Der Geruch von Mist und Gülle hing schwer über dem Hof.

»Es stinkt bestialisch, und der nächste Gasthof ist einen Tagesmarsch weit entfernt«, behauptete Carl anklagend, während er flach atmete. Fritz und Gustav verabschiedeten sich gerade von dem Fuhrmann, der grüßend die Mütze lüpfte, bevor er sich auf den Bock schwang und die Peitsche knallen ließ, um zurück nach Herzebrock zu fahren. Am liebsten wäre Carl auf den schon fahrenden Wagen gesprungen. Er wurde den Eindruck nicht los, dass der Mann es eilig hatte, von hier zu verschwinden.

»Du wirst es überleben, Junge.« Gerhard legte Carl eine Hand auf die Schulter. »Wir bauen Bernhard Zumwinkel seinen Stall. Für die Bauzeit werden wir hier wohnen, mit dem Gesinde die Mahlzeiten einnehmen und uns ansonsten einen Kehricht darum scheren, was hier los ist. Und sobald der Neubau fertiggestellt ist, verschwinden wir auf Nimmerwiedersehen von diesem Ort.«

»Dein Wort in Gottes Ohr.« Carl seufzte. »Aber es nutzt wohl nichts, Arbeit ist Arbeit und keine Sommerfrische.«

»So ist es, Junge.« Gerhard Thiele nickte zustimmend. »Und jetzt lass uns reingehen, sonst schlagen wir hier Wurzeln.« Sein buschiger, von grauen Strähnen durchzogener Bart wippte bei jeder Silbe, die er sprach.

Carl seufzte. Es lag ihm fern, seinen Vater im Stich zu lassen.

»Dann mal los.«

Carl wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er hinter sich schwere Schritte vernahm. Als er sich umwandte, blickte er in das wettergegerbte Gesicht eines Mannes im Alter seines Vaters. Die Kleidung war einfach, auf den Schuhen hatte sich eine Matschkruste gebildet. »Ihr müsst die Maurer sein.« Es war eine Feststellung, keine Frage.

»So ist es.« Gerhard Thiele nickte. Er betrachtete sein Gegenüber, dann deutete er auf Carl. »Mein Sohn Carl, er wird meinen Betrieb eines Tages übernehmen, und das da sind meine Gesellen Gustav und Fritz.«

»Mein Name ist Bernhard Zumwinkel, mir gehört der Hof.« Zumwinkel grinste schief. »Ich hoffe, ihr hattet eine gute Anreise?«

»So weit ist der Weg ja nicht«, erwiderte Gerhard mit einem breiten Grinsen.

Am liebsten wäre ich schon auf der Rückreise, dachte Carl, wagte diesen Gedanken aber nicht auszusprechen. Immerhin war dieser Mann ein Kunde seines Vaters.

»Ich habe euch Kammern im Wohnhaus herrichten lassen, in denen ihr für die Zeit des Baus wohnen könnt.«

»Sehr zuvorkommend.« Gerhard Thiele zwinkerte Carl unauffällig zu.

Carl war froh, dass er nicht im Stall beim Vieh schlafen musste. Obwohl Zumwinkel ihnen so eine recht komfortable Lösung vorgeschlagen hatte, fürchtete Carl, dass für ihn eine Zeit voller Entbehrungen begann. Sie würden von früh bis spät arbeiten, Freizeit würde es keine geben, und sie würden abends sicher todmüde in ihre Betten fallen. Herrliche Aussichten, dachte er in einem Anflug von Galgenhumor, als er sich zu Fritz und Gustav gesellte, um ihnen zur Hand zu gehen.

*

Vom Küchenfenster aus hatte Katharina die Ankunft der Handwerker aus Herzebrock beobachten können. Ihr Vater hatte den Maurertrupp mit dem Bau des neuen Stalls beauftragt. Auch aus der Entfernung war Katharina aufgefallen, dass der Jüngste der Truppe ein Gesicht zog wie sieben Tage Regenwetter. Die Aussicht auf die bevorstehende Zeit auf dem Zumwinkel-Hof schien ihm nicht sonderlich zu behagen. Sie vermutete, dass es irgendwo ein Mädchen gab, das er für eine unbestimmte Zeit nicht sehen würde. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass ein Bursche wie er nicht vergeben war. Er war nicht nur groß und muskulös, immer wenn er lächelte, zeigte er zwei jungenhafte Grübchen, die ihr auch aus der Ferne auffielen.

»Das werden die Maurer sein«, hörte Katharina die Stimme ihrer Mutter, die mit schlurfenden Schritten hinter sie getreten war, um zu sehen, was das Interesse ihrer Tochter geweckt hatte. Theresa stand hinter ihr, um ebenfalls einen Blick auf die Neuankömmlinge erhaschen zu können. »Sie werden deinem Vater den Stall bauen, von dem er schon so lange träumt.«

»Und der uns noch mehr Arbeit machen wird, Mutter.«

»Allerdings.« Theresa nickte zustimmend. »Aber du kennst deinen Vater. Was er sich einmal in den Kopf gesetzt hat, das wird umgesetzt.« Sie zog eine vielsagende Grimasse.

»Ich fürchte, er muss weitere Arbeiter einstellen, die das zusätzliche Milchvieh versorgen werden.«

»Möglich.« Theresa wollte etwas hinzufügen, doch sie erlitt einen Hustenanfall und wandte sich keuchend vom Fenster ab, um sich zu setzen. Sorgenvoll betrachtete Katharina ihre Mutter. Eilig reichte sie ihr einen Becher mit Wasser. Theresas Hand zitterte leicht, als sie ihn dankend annahm und in kleinen Schlucken trank. »Es wird nicht mehr besser«, krächzte sie mit Tränen in den Augen.

»Du musst dich schonen«, bemerkte Katharina. »Ich helfe dir, damit du ein wenig Pause machen kannst.« Als sie sich an die Arbeit machte, erwischte sie sich dabei, dass ihre Gedanken immer wieder zu dem attraktiven Maurer abschweiften. Insgeheim fragte sie sich, warum der junge Mann ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. Dass sich bei den Gedanken an den Unbekannten ihr Herzschlag erhöhte, war ihr ein wenig unheimlich.

*

Es war Carl aufgefallen, dass ihre Ankunft beobachtet worden war. Eine junge Frau lehnte auf einem der Fensterbretter im Erdgeschoss des Wohnhauses und blickte geradewegs in seine Richtung. Sie ist neugierig wie ein altes Waschweib, dachte Carl. Er redete sich ein, dass es hier auf dem Hof wohl nicht viel zu sehen gab und die Ankunft der Maurer an eine kleine Sensation grenzte.

Während sein Vater mit dem Bauern sprach, begegnete Carl dem Blick der jungen Frau am Fenster. Als sie ihm zulächelte, erwiderte er ihr warmes Lächeln. Sie war hübsch, daran bestand kein Zweifel. Von hier aus konnte er ihre Augenfarbe nicht erkennen, aber ihm gefielen ihr freundliches Gesicht und die vorwitzigen dunkelblonden Haarsträhnen, die sich unter der Haube hervorgestohlen hatten. Carl fragte sich, wer sie war, und nahm sich vor, das bei nächster Gelegenheit herauszufinden.

»Kommst du, Carl?« Die tiefe Stimme seines Vaters riss ihn aus seinen Gedanken. Carl fühlte sich ertappt, denn als Gerhard neben ihn trat, um seinem Blick zu folgen, grinste er wissend. »Kaum angekommen, verdrehst du den Mädchen schon den Kopf?« Sein Vater schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Unmöglich.«

»Ich verdrehe niemandem den Kopf«, behauptete Carl. Dabei konnte er nicht verhindern, dass ihm das Blut in den Kopf schoss. »Sie stand einfach am Fenster und hat uns beobachtet.«

»Ich verstehe.« Das Grinsen seines Vaters wurde eine Spur breiter, dann deutete er auf die Kisten. »Komm schon«, sagte er. »Gustav und Fritz haben bereits angefangen, das Werkzeug aus dem Weg zu schaffen. Und danach zeigt uns der Bauer unsere Kammern.«

Carl half seinem Vater mit einer der Holzkisten, die sie in einen Schuppen am Rand des Hofes schleppten. Als er sich ein letztes Mal zum Fenster umwandte, in dem er das schöne Mädchen gesehen hatte, war sie verschwunden. »Äußerst schade«, murmelte Carl ein wenig enttäuscht. Doch er war sicher, dass er sie schon sehr bald wiedersehen würde. Vielleicht hatte er es doch gar nicht so schlecht getroffen mit diesem Auftrag.

*

Am Abend gab es ein großes Donnerwetter in der Küche des Zumwinkel-Hofes. Nachdem sich alle Arbeiter in den wohlverdienten Feierabend verabschiedet hatten, bat Bernhard Zumwinkel seine Tochter, ihm in der aufgeräumten Küche des Hofes noch etwas Gesellschaft zu leisten. Katharina ahnte sofort, was ihr nun blühen würde. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie, als sie sich zu ihrem Vater an den Tisch setzte. Er kam gleich zum Thema. »Was hast du dir davon versprochen, Lina aufs Feld zu schicken?« Bernhards rundes Gesicht hatte eine tiefrote Färbung angenommen, und ihm war anzusehen, dass es in ihm brodelte. »Sie ist völlig unerfahren bei der Feldarbeit, der Knecht hat sich über sie beschwert – sie sei äußerst ungeschickt gewesen und hätte den Betrieb unnötig aufgehalten.«

»Ich habe Mutter heute in der Küche geholfen«, verteidigte sich Katharina. »Es war ihr anzusehen, dass ihr die Arbeit heute besonders schwer von der Hand ging, und ich wollte einfach bei ihr sein, ist das denn so schwer zu verstehen, Vater?«

Ihr Vater schüttelte langsam den Kopf. »Nein, das ist es nicht.« Bernhard Zumwinkel sprach leise. Er war sichtlich um seine Fassung bemüht. »Allerdings ist das nicht der wahre Grund – halt deinen alten Vater nicht zum Narren, Katharina.« Er fixierte sie mit strengem Blick und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum.

»Warum sollte ich das tun?«

»Weil ich eins und eins zusammenzählen kann. Du hast mir gestern klargemacht, dass du kein Interesse am Großknecht hast, die Magd hingegen scheint verliebt in ihn zu sein.« Bernhard Zumwinkel nahm einen Schluck Wein, bevor er fortfuhr. »Lina und du, ihr macht doch gemeinsame Sache.«

»Woher willst du das wissen?«

Bernhard Zumwinkel holte tief Luft, bevor er antwortete. »Du möchtest Thomas’ Interesse von dir ablenken und Linas Glück auf die Sprünge helfen.«

»Was ist daran verwerflich?« Katharina ahnte, dass weitere Ausreden sinnlos waren. »Der richtige Mann für mich wird eines Tages kommen«, war sie sicher, »doch für mich steht fest, dass es nicht Thomas ist.« Der Sohn des Maurermeisters schlich sich in ihre Gedanken und ließ ihr Herz schneller schlagen.

»Thomas ist auf einem Gut aufgewachsen und hat die Landwirtschaft von der Pike auf gelernt, Kind. Er macht seine Arbeit gut, fleißig ist er zudem. Es wäre töricht, seine Fähigkeiten zu unterschätzen.«

»Es wäre töricht, nur aus diesem Grund einen Mann zu heiraten, den ich nicht liebe – ja, dessen Annäherungsversuche ich nur schwer ertragen kann, Vater.«

Bernhard Zumwinkel senkte den Blick und dachte einen Moment lang schweigend nach. Katharina wusste, wie sehr ihr Vater sie liebte, doch manchmal hatte sie den Eindruck, dass ihm der Hof mehr am Herzen lag als sein einziges Kind. Ihm war anzusehen, dass er sich in einem Interessenkonflikt befand, aus dem er keinen Ausweg sah.

»Lina und Thomas würden ein schönes Paar abgeben«, behauptete sie.

Der massige Schädel ihres Vaters ruckte hoch. Schwer lag sein Blick auf ihr, als er langsam nickte. »Also gut«, sagte er mit einem Seufzer auf den Lippen. »Ich kann meine geliebte Tochter nicht zu ihrem Glück zwingen, also werde ich Gnade vor Recht ergehen lassen.«

»Welches Recht?«, entfuhr es Katharina voller Trotz. »Es ist nicht dein Recht, den Mann für mich auszuwählen und mich zu einer Hochzeit zu zwingen, Vater.«

»Wir beide wissen, dass es anders ist«, brummte Bernhard verbittert. »Deine Eltern haben sehr wohl ein Mitbestimmungsrecht bei der Wahl deines Ehemannes.«

»Wie das klingt«, rief Katharina. »Du redest, als würde ich nächsten Monat schon heiraten – dabei habe ich weder Interesse an einem Mann noch Zeit dafür.« Als ihr Vater sich in betroffenes Schweigen hüllte, fuhr sie fort: »Aber sei beruhigt, eines Tages wird der richtige Mann dich natürlich um meine Hand bitten.« Kurz tauchte erneut das Gesicht des Maurers vor ihrem geistigen Auge auf, doch sie verscheuchte ihn sofort wieder aus ihrer Vorstellung. Schließlich kannte sie den Burschen ja nicht einmal richtig und hatte ihn heute auch nur flüchtig gesehen. Sie widmete sich wieder ihrem Vater, der sie nachdenklich betrachtete.

Seine Gesichtszüge entspannten sich gerade. Ein feines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Vielleicht hast du recht, Kind. Es tut mir leid, wenn ich zu energisch war, doch meine Sorge um die Nachfolge auf dem Hof ist groß.« Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Ich war engstirnig, das musst du mir nachsehen.«

»Schon gut.« Katharina war erleichtert. Sie hoffte, dass ihr Vater sie nicht mehr damit behelligen würde, sich für Thomas zu interessieren. »Sei unbesorgt. Irgendwann werde ich dem Mann schon noch begegnen, an dessen Seite ich mein Leben verbringen möchte.«

Bernhard erhob sich schwerfällig und brachte das leere Glas zum Spülstein. »Ich hoffe nur, dass sich dein Künftiger mit der Führung eines Hofes auskennen wird.« Der Bauer wünschte ihr eine gute Nacht, dann zog er sich mit schlurfenden Schritten zurück und ließ Katharina allein. Sie machte schnell Ordnung und sah zu, dass auch sie endlich Feierabend machen konnte.

Morgen würde Lina wieder mit ihrer Mutter in der Küche stehen, während Katharina sich um die Belange des Hofes kümmerte. Dann würden sich die Maurer an die Arbeit machen, da ihr Vater dringend eine Unterkunft für das Milchvieh benötigte, das er noch vor dem Winter kaufen wollte. Das Geschäft lief gut, und er kämpfte, um den Hof weiter voranzubringen. Im nächsten Jahr sollte das in die Jahre gekommene Wohnhaus des Zumwinkel-Hofes modernisiert werden, mit etwas Glück würde es dann auch Strom geben. Doch noch war es nicht so weit. Katharina gähnte. Es war spät geworden. Als sie sich vom Küchentisch erhob, schmerzte ihr Rücken von der Arbeit. Jetzt freute sie sich auf ihr Bett, und so löschte Katharina das Licht in der Küche, um sich in ihre Kammer zurückzuziehen.