Spielen im Sand
Kinder entwickeln dabei: gestalterische Möglichkeiten, schöpferischen Umgang mit dem Element Sand, das Hantieren mit Werkzeugen, befreiendes Zerstören, Kontaktaufnahme mit anderen Kindern, Rücksicht nehmen, hilfsbereit und vorsichtig sein, sich durchsetzen, sich schmutzig machen und sich anschließend reinigen.
Backe, backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen: Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen: Eier und Schmalz, Butter und Salz, Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gel(b)!
Tief ins Spiel versunken klopft der kleine Bäcker mit seinen Patschhändchen den Sand fest in die Kuchenform. Er singt: »Backe, backe Kuchen...« Gespannt stürzt er das Gebäck auf den Sandkastenrand. Wahrhaftig, der Kuchen löst sich unbeschadet aus der Form. Jetzt überpudert er das Gebilde sorgfältig, indem er das Sandsieb mit beiden Händen schüttelt. Feiner Staub rieselt über den Kuchen. »Wer möchte ein Stück Geburtstagskuchen essen?«, lacht er in die Runde. Mit der Sandschaufel sticht er beherzt ein Stück ab und isst es genüsslich, natürlich nur zum Schein. Er wischt mit der Hand den Rest der Torte in den Sandkasten zurück: Das Kuchenbäckerspiel beginnt von vorn.
Das Sandspiel ist wohl eines der ältesten und beliebtesten Kinderspiele der Welt. Mit Sand und Wasser spielen Kinder intensiv, schon ab zwei Jahren. Das Sandspiel bleibt bei Mädchen und Buben aktuell bis weit ins Schulalter hinein.
Kinder erleben dieses Naturmaterial über all ihre Sinne: Sand ist gelblich, rötlich, grau, hell, dunkel, warm, kalt, fein, weich, körnig, grob, feucht, nass, trocken, er rieselt, knirscht, ist matschig.
Sand lässt sich in die Hand nehmen, mit Wasser vermengen und formen. Alles, was aus diesem Material gestaltet wird, ist leicht veränderbar.
Eine Straße wird zum See umgeformt, zu einem Berg aufgeschüttet, in ein Tal verwandelt, mit Sandformen zu Kuchen geklopft, flachgewalzt, mit Reliefs bedruckt, oder es werden mit den Fingern Zeichnungen eingeritzt. Das »Glück des Augenblicks« hat Vorrang - nicht das Resultat ist wichtig, sondern das spielerische Tun!
Spiele im Sand bieten Grunderfahrungen mit diesem Naturelement durch eigenes Ausprobieren. Die Kinder sehen, wie Hand- und Fußabdrücke entstehen. Füße und Hände können im Sand begraben werden. Die Hände wühlen im Sand wie Maulwürfe und graben Gänge oder bohren Tunnels durch die Sandberge. Mit der flachen Hand oder dem Fuß wird der Sand festgestampft.
Mit allen fünf Fingern lässt sich der Sand rechen. Mit dem Zeigefinger kann man Löcher hineindrücken.
Wer versucht, Sand auf dem Handrücken zu balancieren oder ihn in der Handfläche zu transportieren? Es bereitet den Kindern Spaß, den Sand durch die Faust, in oder auf die andere Hand rieseln zu lassen.
Das Burgenbauen im feuchten Sand ist eine Vorform des Modellierens. Erkunden, Erproben und spielerisches Experimentieren mit Sand sind elementar wichtige Erfahrungen, die Kinder für eine gesunde Entwicklung nötig haben. Außerdem löst das Material durch seinen angenehmen Greif-und Gleiteffekt beim Kind Lustgefühle aus, ein Umstand, der für gehemmte Kinder Therapieeffekt hat und bei gesunden wohliges Sein auslöst.
Sand und Wasser gehören zusammen. Es braucht in der Nähe des Sandkastens unbedingt eine Wasserquelle, einen Wasserhahn oder einen Brunnen. Trockener Sand lässt sich nicht formen. Je nach Bedarf müssen sich die Kinder selbst mit Wasser bedienen können. Beim ungehinderten Sandspiel mit Wasser machen sich Kinder natürlich schmutzig. Sie sollten deshalb dementsprechend angezogen sein.
Das Spiel im Sand ermöglicht Kindern den Kontakt zu anderen. Sie lernen gemeinsam etwas tun. Manchmal entstehen imposante Werke im Sandkasten! Sie lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, hilfsbereit und vorsichtig zu sein, aber auch sich durchzusetzen und etwas aufzubauen. Das Zerstören der »Kuchen« und »Löcher« kann sehr befriedigend sein und anregend für neue Gebilde.
Spielimpulse
• Wer steckt sich mit Zweiglein oder Blumen einen bunten Garten in den Sandkasten?
• Kinder bauen Sandberge, Straßen und Tunnels. Die Bergstraße wird festgeklopft, damit Autos und Murmeln besser den Berg hinunterrollen.
• Wer gräbt ein tiefes Loch?
• Wer füllt eine Büchse, die am Boden ein kleines Loch hat, mit Wasser und »malt« Wasserspuren in den trockenen Sand?
• Mit dem Finger Tiere, Häuser und Männchen in den feuchten Sand zeichnen.
• Kleine Holzspachteln aus der Küche sind ideal, um Treppenstufen einzudrücken.
• Wer baut die schönste Sandburg?
Der Sandkasten und sein Standort
Da Kinder stundenlang konzentriert im Sand spielen, ist der Standort des Sandspielbereichs sorgfältig auszuwählen. Sandkisten sollten niemals in der prallen Sonne stehen. Ideal wäre eine windgeschützte Nische im Halbschatten. Wenn weder Bäume, Sträucher noch eine Mauer Schatten spenden, stellen wir einen Sonnenschirm auf. Auch eine Pergola kann genügend Sonnenschutz bieten. Im Frühjahr und im Herbst sollte der Standort nicht zu schattig sein, damit sich die Kinder nicht erkälten beim langen Sitzen im nasskalten Sand.
Ist kein öffentlicher Sandkasten in der Nähe, sollte man unbedingt eine Spielmöglichkeit schaffen, auf dem Balkon oder im Garten. Es gibt leichte und erschwingliche Kunststoffbecken und Sandkästen aus Holz. Im Idealfall wird die Sandgrube direkt in die Erde gegraben und ist mindestens 75 cm tief, damit die Kinder nach Herzenslust buddeln und graben können!
Manche Kleinkinder essen während einer kurzen Zeitspanne Sand und Erde, darum darf der Sand nicht zu stark verschmutzen. Als Schutz gegen Hunde- und Katzendreck bedecken wir nachts die Sandkiste mit einem Drahtgitter. Damit ist die Lüftung des Sandes gewährleistet. Sonne, Regen und Wind reinigen auf natürliche Weise.
Zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst, wird der Sand umgeschaufelt und durchgesiebt. Die ganze Familie hilft dabei. Es ist erstaunlich, was da alles zum Vorschein kommt: verloren geglaubtes Spielzeug, Abfallreste usw. Alle zwei Jahre ersetzen wir den alten Sand durch neuen.
In der Nähe des Sandspielplatzes sollte es fließendes Wasser geben, das die Kinder je nach Bedarf selbst holen können. Nur in feuchtem Sand lassen sich Burgen formen, Höhlen graben, Tunnels bohren und Kuchen backen.
Kleinkinder spielen meistens dem Rand entlang. Sandkästen mit breitem, tischartigem Holzrand eignen sich besonders gut zum Kuchenbacken oder als Transportstraße für Sandfahrzeuge. Die Kleinen schätzen es, wenn die Mutter während des Sandspiels in Sicht- und Rufweite ist.
Ab fünf brauchen Kinder größere Sandspielplätze. Sie kombinieren ihr Spiel mit Brettern, Seilen, Stäben, Steinen, Autos und Figuren. Sie schätzen es, wenn Erwachsene sie möglichst in Ruhe lassen bei ihrem Experimentieren im Sand.
Was beim Einkauf zu beachten ist
• Für Sandspielsachen hat sich Kunststoff bewährt. Er sollte erstklassig und eher etwas weich sein und nicht splittern.
• Bei Schaufeln und Rechen ist darauf zu achten, dass die Übergänge vom Stiel zur Schaufel oder zum Rechen aus einem Stück und verstärkt sind, denn angeschweißte Teile brechen gerne ab.
• Ein Sandsieb muss gute Löcher haben. Die Handgriffe sollten so groß sein, dass das Kind mit allen Fingern hineingreifen kann.
• Gießkannen sollten eine gute Standfläche haben, handliche Griffe, eine große Einfüllöffnung sowie gute Gießlöcher.
• Bei Förmchen ist darauf zu achten, dass sie mindestens 3 cm Tiefe haben, damit man auch wirklich Sandkuchen backen kann.
• Die Sandeimer müssen aus stabilem Material sein. Eine Litereinteilung bereichert die Spielmöglichkeit. Der Griff sollte stabil und gut am Eimer befestigt sein.
• Beachten Sie beim Kauf eines Sandfahrzeugs die Achsen. Sie sollten durchgehend und aus Metall sein. Nur hochwertiger Kunststoff ist empfehlenswert oder massive Holzausführungen.