Das »Kleine-Welt-Spiel«
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Kinder entwickeln dabei: Feinmotorik, Augen-Hand-Koordination, Vorstellungskraft, räumliches Denken. Sich selbst als kleine »Regisseure« ihrer eigenen Welt zu erleben ermöglicht Kindern die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und die spielerische Auseinandersetzung mit innerseelischen Themen. Die Beschaffenheit der selbst gestalteten »kleinen Welt« zeigt aufmerksamen Erwachsenen, wie die Kinder ihre Umwelt erleben, was sie interessiert und wie sie ihre Eindrücke verarbeiten.
Spielzeug, mit dem man sich seine eigene kleine Welt aufbaut und darin »Regie führt«, hat eine lange Tradition im Kinderzimmer. Denken wir nur an Puppenhäuser, die »Stadt in der Spanschachtel«, die Ritterburg, den Zoo, die Eisenbahn, die Garage mit Autopark, die Arche Noah oder den Bauernhof.
Seit jeher haben Kinder aus Naturmaterial kleine Welten gebaut. Im Alpengebiet schnitzten sie sich primitive Holzkühe aus Astgabeln. In südlichen Ländern verwandelten sich Muscheln und Schneckenhäuser unter Kinderhänden in lebendige Figuren im Sand.
Bei uns führten Mooshäuschen und Tannzapfenmännchen Kinder ins Zwergenreich. Wir spielten als Kinder stundenlang im Wald mit Moos, Steinen, Tannzapfen, Schneckenhäusern, Wurzeln und Blättern. Bauen wir mit den Kindern in den Ferien oder beim nächsten Waldspaziergang Stübchen, Häuser und Schlösser für kleine Tannzapfenmännchen und Zapfenkühe. Es ist erstaunlich, wie viel Fantasie auch heutige Kinder beim Spiel mit diesen urtümlichen, einfachen Natur-Spielmitteln entwickeln.

Auch ich bin groß

Kinder erleben ihre Umwelt aus einer anderen Perspektive als Erwachsene. Weil sie kleiner sind als die meisten Dinge ihrer Umgebung, erscheint ihnen vieles übermächtig und bedrohlich. Das »Kleine-Welt-Spielzeug« jedoch können sie von oben betrachten. Sie planen und bestimmen selbstständig die Spielabläufe. Mit Aufstellspielzeug leben die Kinder ihren Wunsch, »groß zu sein«, aus. Kinder ab dem vierten Lebensjahr brauchen »Kleine-Welt-Spielzeug« zur Nachahmung von Erlebtem und zum Einstieg in fantasievolles Rollenspiel.
Zwischen dem vierten und dem achten Lebensjahr bietet das »Kleine-Welt-Spiel« eine ideale Möglichkeit, Gedanken, Gefühle und Vorstellungen auszudrücken, zu verarbeiten und den anderen mitzuteilen.

Das Angebot ist riesig

Seit einigen Jahren zeichnet sich im Spielzeughandel der Trend ab, immer mehr und sorgfältiger ausgeführte »Kleine-Welt-Spiele« anzubieten. Wir finden wunderschöne Puppenhäuser mit reichhaltigem Angebot von Puppenmöbeln, kleinstem Puppengeschirr aus Keramik, Holz oder Plastik und viele formschöne Holzmännchen, Kunststofffigürchen und Biegepuppen. Manches davon ist der Wirklichkeit so perfekt nachgebildet, dass man unwillkürlich an alte Puppenküchen und Puppenhäuser in Museen erinnert wird. Auch Ställe und Tiere, Zoos, Dörfchen und Städte, Eisenbahnen, Garagen, Autos und Flughäfen, ja sogar eine Arche Noah mit vielen Tierpaaren und viel Zubehör sind anzutreffen.

Was beim Kauf zu beachten ist

Das Angebot von »Kleine-Welt-Spielsachen« ist so groß, dass es schwierig ist für Eltern, sich einen Überblick zu verschaffen. Besonders für diese Art Spielzeug lohnt sich der Gang in ein gutes Fachgeschäft. Hier kann man alles in Ruhe ansehen und sich auf Wunsch auch beraten lassen. Bei der Auswahl sollten immer das Alter und das momentane Spielinteresse der Kinder ausschlaggebend sein sowie Qualität, Design und Spielanreiz.
»Kleine-Welt-Spielsachen« sind ideale Geschenke. Das bestehende Material kann zur Freude der Kinder immer wieder durch passende Kleinigkeiten und weitere Tiere, Püppchen und Fahrzeuge ergänzt werden.

»Kleine-Welt-Spielzeug« aus Holz

Holz ist das klassische Material für »Kleine-Welt-Spielsachen«. Holz ist griffiger als Metall und Kunststoff, weil es die natürliche Feuchtigkeit der Hand aufsaugt. Unbehandelte Weichhölzer sind schmutzempfindlich, lassen sich jedoch mit Seifenwasser gut reinigen. Solide Puppenhäuser aus Holz, Ställe und Garagen sind teuer, doch die Anschaffung einer robusten Ausführung lohnt sich, besonders wenn mehrere Kinder damit spielen, denn sie begleiten Kinder im Spiel über Jahre.
Ein weiterer Vorteil von Holzfiguren: Sie passen gut in die Hand und sind so groß, dass Kinder sie nicht verschlucken können!

Familienspiel im Puppenhaus

In der Puppenstube brauchen Kinder anfangs zum Spielen gleich viele Püppchen, wie ihre Familie Mitglieder hat, einen Tisch und Stühle, Betten, eine Küche und wenn möglich ein Bad. Existiert in der Familie eine Katze oder ein Hund, sollten diese auch in der Puppenstube »leben«!
Kinder üben im »Kleine-Welt-Spiel« soziales Verhalten. Mit zunehmendem Verständnis für alles, was in ihrer Umgebung geschieht, können sie immer mehr Zubehör ins Spiel mit einbeziehen.
Puppenstuben brauchen viel Platz, weil Kinder auch drum herum spielen möchten. Größere Kinder kombinieren das »Kleine-Welt-Spiel« auch mit Bau- und Konstruktionsmaterial, Spielzeug und Naturmaterial. Darum ist ein fester Standplatz in der Wohnung ideal. Wie wär‘s mit einer Fensterbank oder einem eigenen Tisch?

Rund um den Bauernhof

Obwohl die meisten unserer Kinder nicht mehr in einer bäuerlichen Umgebung aufwachsen, sind Ställe, Tiere, und Traktoren beliebte Spielsachen. Kleine »Bauern« und »Bäuerinnen« schätzen es, wenn sie mit Stall und Tieren, Wald und Maschinenpark über mehrere Tage »arbeiten« können. Es muss nicht immer ein klassischer Bauernstall mit Kühen, Pferden, Schweinchen, Schafen, Ziegen, Hühnern und Hunden sein. Auch ein Ententeich oder ein Kaninchenstall macht Freude.

Ostheimer Tierfamilien

Die Firma »Ostheimer/Kinderkram« hat sich seit Jahren auf Holzspielzeug spezialisiert. Die Fertigung ist außergewöhnlich hochstehend in Qualität und pädagogischer und künstlerischer Ausführung. Darum möchte ich dieses Spielzeug hier besonders vorstellen. Ostheimer Holzspielzeug wird in Handarbeit aus heimischen Hölzern hergestellt. Die verwendeten Farben sind unschädlich. Typisch für das Holzspielzeug von Ostheimer sind die weichen Formen und die zurückhaltende Farbgebung. Der unverwechselbare Charakter der Figuren regt die Fantasie der Kinder an. Die Holzfiguren entsprechen den aktuellen europäischen Sicherheitsnormen für Spielzeug.
Das Besondere der geschnitzten Holztiere ist, dass sich immer Tierfamilien zusammenstellen lassen, von Schafen etwa, Ziegen, Pferden, Kaninchen, Hühnern, Gänsen, Enten, aber auch von Wildtieren. Die Tiere sind in verschiedenen Haltungen dargestellt und bieten darum großen Spielanreiz. Bei den Kaninchen beispielsweise sitzt eines und scheint Gras zu fressen, eines macht Männchen, eines hoppelt über die Wiese, eines hat die Ohren zurückgelegt und ein anderes stellt seine Löffel hoch in die Luft. Zu jeder Familie gehört auch ein Jungtier. Diese griffigen Tiere passen ausgezeichnet in die Kinderhand und lassen immer noch das Holz spüren.

Figuren für die »Kleine Welt«

Aufstellfiguren für das »Kleine-Welt-Spiel« gibt es auch als Ostheimer Holzpuppen: Sie sind aus massivem Holz geschnitzt, handbemalt und haben bewegliche Arme. Sie sind etwa 14 cm groß. Neben Bäuerin oder Bauer finden wir Ritter, Piraten, Märchenfiguren, Blumenkinder und verschiedene Berufe wie Polizist, Koch, Gärtner, Maler oder Bauarbeiter.
Beliebt sind auch Figürchen aus Kunststoff oder textilem Material. Die Püppchen sollten von der Größe her gut in die Kinderhand passen und dem wachsenden Spielbedürfnis angepasst werden. Für Kleine eignen sich einfache Holzstöpsel, für Größere sind Kunststofffiguren oder Biegepüppchen das Richtige.
Es ist erstaunlich, mit wie viel Hingabe Kinder auch mit Kitschfiguren spielen, früher waren es etwa die Schlümpfe. Manche sammeln diese »Kleine-Welt-Figuren« über Monate. Zinnsoldaten und ihre Kriegsspiele sind aus den heutigen Kinderzimmern verschwunden. An ihre Stelle sind häufig Piraten, Indianer und Ritter getreten sowie die »Superhelden«, die Kinder aus Comics, dem Fernsehen oder Computerspielen kennen. Bei manchen dieser »Fernseh-Figuren« fragt man sich jedoch, wo guter Geschmack und Ästhetik geblieben sind. Auch den pädagogischen Ansatz sucht man oft vergeblich.

»Kleine-Welt-Spielzeug« aus Kunststoff

Kunststoff macht es möglich, dass alle Arten und Formen von »Kleine-Welt-Spielzeug« hergestellt werden können. Die Materialbeschaffenheit von Kunststoff und die chemischen Verbindungen müssen für Spielzeug giftfrei sein.
Die Klassiker im Kinderzimmer sind sicher Playmobil, Lego und Duplo. Von der Garage über Autos, Waschanlage, Puppenhaus, Piratenschiff, Feengarten oder Gespensterschloss ist alles erhältlich. Als Mini-Spielbeigaben sind unter anderem anzutreffen: Staubsauger, Schaufel, Gießkanne, Katze, Milchkessel, Blumenstrauß, Pflanzen, Schaukel, Möbel, Gartengrill usw.
Achtung: Das Zubehör aus Kunststoff ist oft sehr klein! Wenn größere Kinder zu Hause mit diesen Miniatur-Spielsachen ihre »Kleine Welt« aufbauen, sollte man darauf achten, dass Kinder unter drei Jahren keine Teilchen verschlucken oder diese in Ohr- und Nasenlöcher stecken, ist leider alles schon vorgekommen!
Spielimpulse für das«Kleine-Welt-Spiel«
• »Kleine-Welt-Spielmaterialien« sind ideale Geschenke. Sie lassen sich immer wieder durch passende Kleinigkeiten ergänzen. Kinder freuen sich an Zuwachs in einer Tierfamilie oder an Zubehör für die Puppenstube.
• Wir spielen den Kindern mit »Klein-Welt-Figuren« Minigeschichten und Kinderreime vor. Wenn sie »goldrichtig« ankommen, werden sie über Tage spontan immer wieder nachgespielt.
• Wir spielen mit den Puppenstubenpüppchen einen Familientagesablauf: Eltern und Kinder stehen auf, frühstücken am Küchentisch, ein Elternteil fährt mit dem Bus zur Arbeit oder zum Einkaufen. Die Kinder helfen bei der Hausarbeit, die Katze bekommt Milch zu trinken. Die Kinder spielen auf dem Spielplatz. Vor dem Einschlafen singen wir den kleinen Püppchen ein Schlaflied.
• Mit diesen kleinen Figuren lässt sich auch wunderschön Kindergarten, Schule oder Krankenhaus spielen.
• Weiße Tücher markieren etwa eine Schneelandschaft, grüne eine Wiese und blaue Tücher einen See. Damit das Wasser nicht »ausläuft«, wird mit Holzklötzchen oder Steinen eine Seemauer gebaut.
• Für die Kühe im Stall zupfen wir eine Handvoll Rasen aus und trocknen ihn an der Sonne, die Stalltiere lieben »echtes« Heu. Falls kein Rasen da ist, »fressen« sie auch Papierschnitzel.
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