Gesellschaftsspiele
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Kinder entwickeln dabei: Sinn für das Zusammenspiel, Spielregeln befolgen, Sprache, Denken, Konzentration und Merkfähigkeit wachsen, gewinnen ohne Schadenfreude und Triumphieren, verlieren ohne alles hinzuschmeißen oder wutentbrannt davonzulaufen, Rücksicht nehmen, anderen helfen, sich durchzusetzen. Bei Würfelspielen wird das Zählen geübt und die Wahrnehmung von Farb- und Formunterschieden wird spielend trainiert.

Spielpädagogische Aspekte

Gesellschaftsspiele werden zu zweit, zu mehreren oder in Gruppen gespielt. Wenn man zusammen ein solches Spiel spielen will, muss sich jeder an die Spielregeln halten. Deshalb werden sie auch Regelspiele genannt. Es sind Spiele, bei denen das Spielgeschehen jedes Mal nach bestimmten Regeln abläuft. Um Spielregeln anerkennen und einhalten zu können, braucht es schon viel soziale Reife. Regelspiele sind nicht immer an Material gebunden. Denken wir nur an alle Bewegungsspiele wie »Hoppe, hoppe, Reiter« und Fingerverse sowie Kreisspiele, Fang- und Laufspiele.
Gesellschaftsspiele eignen sich besonders gut für die Familie. Dem Spiel in der Familie stehen jedoch oft die großen Altersunterschiede der Geschwister als Hindernis im Weg. Aufgabe der Eltern ist es, Spiele zu finden, welche den Kleinen angepasst sind und die Großen nicht langweilen. Das ist natürlich nicht immer möglich. Kleinen fällt es schwer, sich an vereinbarte Regeln zu halten. Sie können noch schlecht verlieren. Viele werden sehr wütend und stoßen sogar die Figuren auf dem Spielbrett um oder schmeißen die Würfel und Karten auf den Boden, wenn es nicht läuft, wie sie es gerne hätten! Manche werden auch »nur« traurig und verlieren den Mut.
Eltern sollten »traurige Verlierer« ermutigen und gute Verlierer loben und immer darauf achten, dass jeder auch einmal gewinnen kann!
Nur »Spiele ohne Sieger« zu pflegen ist aber keine Lösung des Problems. Sie sind zwar eine gute Bereicherung im Spielangebot. Für die gesunde Entwicklung des Menschen ist es jedoch wichtig, dass er als Kind im Spiel lernt, mit Anstand zu verlieren oder zu gewinnen. Regelspiele helfen ihm dabei. Erst im Schulalter ist der Sinn für Regeln, das Reihum-Prinzip und »faires Spiel« entwickelt. Wir sollten Kleine nicht überfordern, sonst vergällen wir ihnen den Spaß an Gesellschaftsspielen.

»Lernspiele«

Genau genommen ist jedes Spiel auf seine Art ein »Lernspiel«, denn bei jedem Spiel lernt das Kind etwas. Kartenspiele mit Bildern und Zahlen entwickeln die Merkfähigkeit. Bei Würfelspielen wird das Zählen geübt. Auch die Wahrnehmung von Farb- und Formunterschieden wird spielend trainiert. Die Sprache, das Denken, die Konzentration und das Zusammenspiel werden gefördert. Bei »Lernspielen« dieser Art müssen Erwachsene mitspielen und die Kinder in die Spielregeln einführen. Manchmal übernehmen auch ältere Geschwister diese Funktion. Kinder sind oft erstaunlich geschickt und Erwachsenen schnell ebenbürtig oder gar überlegen! Ich denke da etwa an Merkfähigkeits- und Gedächtnisspiele wie Lotto, Farben- und Bilderdomino, Schnipp-Schnapp, Memory und Würfelspiele.
Buchstabenspiele, Wortspiele und Zahlenspiele sind bei Lese-Anfängern beliebt. Es gibt graphisch wunderschön gestaltete Leselernspiele. Fortgeschrittene würfeln Buchstaben und versuchen, damit möglichst lange Wörter zu bilden. Schüler und Erwachsene erfreuen sich an Kreuzwort-Legespielen.
»Lernspiele« dürfen nicht nur belehrend sein oder zu stark nach Schule »riechen«, sonst verlieren die Kinder bald das Interesse daran. Das Wichtigste ist auch hier die Freude am Spiel.

Kartenspiele

Spielkarten sind ein sehr altes und beliebtes Spielzeug! Es gibt unzählige Varianten wie etwa Elfer raus, Schwarzer Peter, Patience, Tschau Sepp, Mau Mau und Quartette aller Art. Kartenspiele verlangen vom Spieler schon viel Kombinationsfähigkeit und Taktik. Ein Kartenspiel hat in jedem Ferienkoffer Platz! Bei einer Spielrunde kann die ganze Familie mitmachen. Mit älteren Kindern werden anspruchsvollere Kartenspiele wie Canasta oder Rommé spannend.

Würfelspiele und Wettrennspiele

Würfelspiele und der Gebrauch von Würfeln bei Glücksspielen sind mindestens 5000 Jahre alt. Bei Spielen, in denen nur der Zufall entscheidet, können schon Kleine mitmachen. Wenn taktische Überlegungen den Erfolg bestimmen, sind sie meist erst für Schulkinder geeignet. Bei Farbwürfelspielen bestimmt die gewürfelte Farbe, was der Spieler tun muss. Zu Wettrenn-Würfelspielen zählen das klassische Gänsespiel, Leiterspiel und »Eile mit Weile«. Und »Fang den Hut« spielen wir nach dem Grundsatz: Mit Taktik, Würfelglück und Mut kriegst du so manchen unter deinen Hut.
Neue Würfelspiele wurden in letzter Zeit entwickelt für Kinder ab vier Jahren unter dem Motto: »Wer hilft - gewinnt!« Es sind spannende Gesellschafts- und Unterhaltungsspiele, deren Besonderheit darin liegt, dass die Spieler nicht gegeneinander, sondern miteinander spielen. Je mehr die Spieler sich gegenseitig helfen, desto eher steigen die Chancen, gemeinsam zu gewinnen.
Aus dem großen Angebot sei hier noch das Würfelspiel mit Witz, »Malefiz«, erwähnt. Die einmalige Mischung aus Glück und Taktik, spannend bis zur letzten Sekunde, ist ein ideales Familienspiel.
Die alten Griechen, Römer und Germanen kannten bereits ein unfehlbares Rezept gegen die Langeweile: Sie pokerten, knobelten und trudelten mit Würfeln. Wer versucht es auch? Ein Becher, mehrere Würfel und ein Taschenbuch mit Anleitungen für Spiele mit Würfeln genügen.
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Brettspiele

Brettspiele werden auf einem Holzbrett oder einer Kartonunterlage gespielt. Jedes Spiel hat seine eigene Geschichte. Viele sind von alters her überliefert bis in unsere Zeit. Neue Spiele, mit ganz eigenen, noch nicht da gewesenen Spielregeln, werden nur ganz selten erfunden. Die meisten Neuheiten sind alte Spiele in abgewandelter Form, eine Variante von Bekanntem.
»Mühle« zählt zu den ältesten Spielen der Welt. Am Tempel von Kurna in Ägypten ist ein Mühlebrett in eine Dachplatte graviert, vermutlich von einem der Arbeiter, die den Tempel 1400 v. Chr. bauten. Auch bei den Ausgrabungen von Troja hat man ein Mühle-Schema gefunden. Die ersten Mühlebretter sahen ebenso aus wie die heutigen: konzentrische Quadrate mit Linien, die ihre Seiten unterteilen. »Mühle« ist ein Zweierspiel. Jeder Spieler hat 9 weiße oder schwarze Steine. Es wird auf 24 »Punkten« des Brettes gespielt.
»Halma« wurde 1883 vom Amerikaner George Howard Monks erfunden und ursprünglich auf einem quadratischen Spielbrett gespielt. 1892 brachte ein deutscher Spielehersteller das heute bekannte Stern-Halma heraus. Ziel des Spieles ist es, die Feldformation der eigenen Steine genau gegenüber im gegnerischen Bereich aufzustellen. Es dürfen eigene und gegnerische Steine übersprungen werden. Wer zuerst alle Felder des Gegners besetzt, hat gewonnen.
»Schach« wird auch »das königliche Spiel« genannt. Es ist wohl der berühmteste Klassiker unter den Brettspielen. Es wurde einst von den Königen und dem Hochadel Europas gespielt. Ursprünglich war Schach ein indisches Kriegsspiel. Von Indien wanderte es nach Persien und gelangte schließlich mit den arabischen Eroberern nach Spanien. Über kein anderes Brettspiel wurden so viele Bücher geschrieben. Und an keinem messen sich so viele Meister in Geist und Logik. Schon der Anfänger spürt die Faszination und entdeckt mit jeder Partie neues Spielvergnügen. Eigentlich ist Schach für kleine Kinder zu schwer. Aber manchmal haben Fünf- bis Siebenjährige schon Freude daran, wenn der Opa mit ihnen spielt und die Regeln erklärt. Denn Spielfiguren, die als Könige, Damen, Bauern, Reiter und Türme daherkommen, verbreiten eine ganze besondere Faszination!
Ein Spielmagazin, das mehrere bekannte Spiele enthält, ist für jede Familie unentbehrlich. Viel Spaß, auch beim Suchen nach neuen Brettspielen.