Die Welt der Märchen
Kinder entwickeln dabei: Fantasie, Mut, Selbstbewusstsein und innere Bilder. Märchen sind ein wichtiger Beitrag zur Psychohygiene, sie wirken heilsam und vermitteln Lebensweisheiten: Erkennen von Gut und Böse, das Wissen um die Überwindung von Gefahren, die Einsicht, dass man auch als Kleiner, nicht Beachteter, zum Ziel kommt. Märchen führen Kinder in die Anfänge der Literatur ein und erweitern ihr Verständnis für die Sprache. Sie transportieren Botschaften wie: »Du darfst Angst haben, Fehler machen, dir helfen lassen!« - »Das Böse wird besiegt« - »Am Ende wird alles gut!«
Märchen öffnen ein Tor in das Land der Träume, der Fantasie und der Wunder. Das Verständnis für Gut und Böse wird geschärft und das Bewusstsein für gelebte Werte. Märchen zeigen: Es lohnt sich, anderen zu helfen und sich für das Gute einzusetzen. Märchen sind erfundene Geschichten, aber keineswegs nur Kindersache! Kinder ab vier Jahren und Erwachsene bis ins hohe Alter lieben ihre lebensbejahende, heilsame Kraft.
Märchen hinterlassen Spuren im Denken, in der Sprache und in der Seele. Sie prägen das Wertebewusstsein bis ins Erwachsenenalter hinein. Kinder, die mit Märchen und Geschichten aufwachsen, entwickeln innere Bilder, Fantasie und erweitern ihr Sprachbewusstsein.
Seelennahrung für Groß und Klein
Erwachsene, die als Kind ohne Märchen aufgewachsen sind, finden heute in Seminaren einen persönlichen Zugang zu den Urkräften der Märchengestalten wie Zwerg und Riese, König, Königin, Heldin oder Held, Hexe, Zauberer, Dummling oder der weisen Frau und der Heilerin. Sie entdecken dabei, wie heilend Märchen wirken auf Psyche und Gemüt. Die alten Texte offenbaren urmenschliche, elementare Lebenserfahrungen und Erkenntnisse. Sie sind zeitlos und universal.
Kinder haben gefühlsmäßig einen direkten Zugang zu diesen Weisheiten. In ihrem Blick liegt manchmal die lautlose Bitte: »Gebt uns unsere Geheimnisse zurück.« Ein Geheimnis ist etwas Verborgenes, das man suchen muss. Und hat man es gefunden, bewahrt man es sorgfältig. Man hütet es wie einen Schatz. Lasst uns gemeinsam mit unseren Kindern im Spiel, im Reich der Fantasie und im Brunnen der Märchen Verborgenes finden.
Lasst uns unseren Kleinen zuliebe Verschwörer des Zauberhaften sein! Den Regenbogen können wir nur staunend betrachten. Er lässt sich nicht mit den Händen fassen. Wenn wir nach ihm greifen, weicht er zurück. Doch er schlägt mit seinen wundervollen Farben die Brücke vom Himmel zur Erde. Er verbindet das Fassbare mit dem Unfassbaren.
Märchenhafte Lebenshilfe
Märchen geben Mut und Hoffnung, weil meist der Kleine, Unterdrückte und Schwache am Schluss siegt. Sie vermitteln ein kindgerechtes Wertebild. Gut und Böse sind klar definiert. Der Held oder die Heldin müssen gefährliche Situationen meistern. Aber sie finden im Märchen immer die Kraft, große Herausforderungen und Probleme zu lösen. Kinder identifizieren sich mit »ihren Helden«, die Einfühlungsvermögen, Klugheit und Mut vorleben. Die Kinder schlüpfen in diese Rollen und übernehmen dabei spielerisch die Gefühle und Argumente »ihrer« Märchenfigur.
In Volksmärchen sind weises Wissen und allgemeingültige Werte verborgen. Märchen erzählen ihre Geschichten in Symbolsprache und archaischen Bilden. Sie laufen wie ein goldener Faden durch alle Kulturen und Zeiten. Diese Geschichten sind sehr alt und wurden über Generationen hinweg mündlich überliefert. Sie haben keinen eindeutig feststellbaren »Erfinder«.
Zum Glück haben unter anderem Jakob und Willhelm Grimm im 19. Jahrhundert Märchen gesammelt und aufgeschrieben, bevor sie in Vergessenheit geraten sind. Ihre Sammlung »Kinder- und Hausmärchen« wurde weltberühmt. Sie erfreut bis heute Kinder und Erwachsene. Ihre geheimnisvollen Geschichten berühren die Seele und lassen die Herzen höher schlagen.
Warum brauchen Kinder Märchen?
Volksmärchen galten lange Zeit als grausam, überholt und moralisch. Doch in der Zwischenzeit sind die Märchen wieder zurückgekehrt in die Familien, Kindergärten und Grundschulen. Sie werden geliebt und ihr pädagogischer Wert ist privat und in Fachkreisen unbestritten.
In der Begegnung mit Märchen und Geschichten findet das Kind eigene Standpunkte sowie Wertschätzung und Offenheit anderen gegenüber. Es lernt konzentriert zuhören, sich dem Erzähler aufmerksam zuwenden und kommt dabei innerlich und äußerlich zur Ruhe. Es entstehen innere Bilder. Kinder erleben Märchen mit allen Sinnen.
Im Rollenspiel können sie das Verhalten der Märchenfiguren bewusst erleben und Stimmungszustände wie Freude, Trauer, Ärger oder Wut ausdrücken. Sie erfahren, dass Schwächen und Fehler, aber auch eine Kultur des Verzeihens und der Umkehr zum Leben dazugehören. Märchen machen Kinder mutig und stark.
Das Märchen entwickelt sich in einer Art und Weise, die der Art, wie das Kind denkt und die Welt erlebt, nicht widerspricht; deshalb ist das Märchen für das Kind so überzeugend. Aus den Märchen schöpft es viel größere Zuversicht als aus einem Tröstungsversuch auf Grundlage der Argumente und Gesichtspunkte der Erwachsenen. Das Kind traut dem, was das Märchen erzählt, weil dessen Weltsicht mit der seinen übereinstimmt. Darum ist es nötig, dass wir dem Kind Märchen erzählen. Es braucht Märchengestalten, damit es sieht, dass es nicht alleine dasteht mit seiner Weltanschauung.
Kinder wundern sich nicht im Geringsten, wenn der Wind im Märchen sprechen kann und er den Helden an seinen Bestimmungsort trägt. Im Märchen ist es an der Tagesordnung, dass Tiere die Sprache der Menschen sprechen, Helden und Heldinnen auf ihrer Reise begleiten und helfen in der Not. Hexen und Zauberer verwandeln Tiere in Menschen und Menschen in Tiere. Das Kind ist auch nicht erstaunt, wenn sich im Märchen ein Mensch in einen Stein verwandelt oder ein Stein als Mensch lebendig wird.
Alle Märchenfiguren sind Aspekte unserer selbst. Der König hat im Märchen keine gesellschaftlichen Funktionen, sondern ist das Urbild einer weisen, selbstständigen Persönlichkeit. In jedem von uns lebt ein König, aber auch dunkle Gestalten wie Hexen, Drachen, böse Riesen und Zauberer. Sie verkörpern die Schattenseiten von uns. Märchen helfen, diese Gestalten in uns bewusst zu machen und mit ihnen umzugehen.
Weil Kinder Verwandlungen lieben, kommen ihnen die ständigen Wandlungen in den Märchen sehr gelegen. Der Schweinehirt wird zum König, Aschenputtel zur Prinzessin und der Frosch zum Prinzen. Für das Empfinden eines Kindes ist es normal, dass ein Mensch verschiedene Gesichter haben kann. Diese unterschiedlichen Wesenszüge ordnet es im Spiel verschiedenen Gestalten zu. Da Mütter nicht immer lieb sind, können sie sich auch in Hexen oder Stiefmütter verwandeln.
Wissenswertes für die Erzählpraxis
Märchenerzähler kommen ursprünglich aus dem Orient. Heute wächst das Bedürfnis nach Märchenerzählerinnen und -erzählern auch bei uns. Wer Lust hat, kann sich sogar zum Märchenerzähler ausbilden lassen. Und jeder Märchenerzähler bestätigt: Märchen frei und lebendig erzählt wirken viel stärker als »trocken« vorgelesene Texte!
Märchen waren ursprünglich Unterhaltung und Lebenshilfe für Erwachsene. Darum eignen sich nicht alle Märchen für jüngere Kinder. Wir wählen nur Märchen aus, die altersgemäß zu den Kleinen passen und ihrem Entwicklungsstand entsprechen. Wir erzählen nur Geschichten, die wir selber gerne mögen, die uns mit ihren Werten und Motiven ansprechen und die wir von Herzen, freudig und mit Überzeugung weitergeben können!
So werden Märchen lebendiger
Damit Märchen und Geschichten für Kinder lebendig erlebbar werden, sollten sie einen Bezug zu ihrem alltäglichen Leben und ihren Fragen haben. Dadurch werden Kinder berührt und verstehen den Inhalt und die symbolische Aussage besser. Es ist hilfreich, wenn Erwachsene Kindern vorweg zum ausgewählten Märchen passende Anregungen geben. Das können Spielsituation, Tätigkeiten oder Materialien sein. Kinder verstehen und begreifen einzelne Figuren und Tätigkeiten im Märchen besser, wenn sie diese schon vorher im Spiel erleben können. Die Kinder gehen auf Schatzsuche, nähen pantomimisch Kleider, poltern wie die Riesen, bauen Schlösser oder Zwergenhöhlen.
Kinder erleben später beim Zuhören mit großer Freude den Effekt des Wiedererkennens. Denn sie haben ja vorher Tätigkeiten und Figuren mit allen Sinnen im Spiel erlebt. »Der polternde Riese« beispielsweise ist jetzt nicht nur eine leere Worthülse, sondern eine lebendig gefühlte Figur.
»Spieglein, Spieglein an der Wand«
Kinder wollen, dass wir ihnen die Märchen immer wieder im gleichen Wortlaut erzählen. Weichen wir ab, korrigieren sie uns. Kinder brauchen die Wiederholung, denn das schon Bekannte gibt Sicherheit. Sie warten gespannt auf jeden Schlüsselsatz wie etwa: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« oder »Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß«. Diese Sätze prägen sich ein. Kinder lernen sie schnell auswendig.
Märchen immer von Anfang bis Ende erzählen
Märchen dürfen nicht zu lange unterbrochen werden, weil die Spannung für die Kinder sonst zu groß wird. Im Märchen leben »Gut« und »Böse« gleichzeitig nebeneinander und schaffen so Konfliktsituationen. Am Ende der Geschichte lösen sich die Probleme, Gefahren und Nöte auf und wenden sich zum Guten. Um die Spannung der Geschichte bis zu ihrer Auflösung zu ertragen, brauchen die kleinen Zuhörer für ihre Märchenstunde ein Klima der Geborgenheit und die Gewissheit, dass am Ende alles gut wird.
Kinder geraten beim Zuhören in den Zauberbann der Märchenwelt. Märchen stehen im wunderbaren Gegensatz zur Schnelllebigkeit unserer heutigen Zeit. Sie scheinen unsere Zeit zu bannen, für einen Moment steht sie still. Nur das Märchen zählt.
Das »Grausame« und »Böse« im Märchen
Kinder sehen die Welt noch scherenschnittartig: »Schwarz und Weiß« - »Gut und Böse«. Für sie ist die Welt nur in Ordnung, wenn das Gute siegt und das Böse bestraft wird. Die Märchen der Brüder Grimm zum Beispiel entsprechen eindeutig diesem Seelenbedürfnis der Kinder, sonst hätten sie sich kaum seit zweihundert Jahren dieser Beliebtheit erfreut!
Die Strafe für »das Böse« im Volksmärchen ist hart, doch aus Kindersicht »gerecht«. Beruhigend wirkt für sie, dass Märchen meist gut ausgehen und einen starken Lebensoptimismus vermitteln. Zudem gibt es selten ausweglose Situationen. »Selbst wenn Rotkäppchen vom Wolf gefressen wird, kommt es aus dieser misslichen Lage wieder heraus.«
Das »Gute« an der Gewalt im Märchen ist, die »Feinde« fallen einfach »tot« um. Die Gewalt wird im Volksmärchen nicht ausgeschmückt, sondern nur knapp und sachlich geschildert. Auf Kinder wirkt es befreiend, wenn das Unglück, die Gefahr und das Böse gebannt und beseitigt sind. Erst dann können Kinder aufatmen und sich freuen. Sie tanzen zum Beispiel am Schluss des Märchens »Die sieben Geißlein« um den Brunnen und singen »Der Wolf ist tot!« und die Welt ist für sie wieder in Ordnung!
Gegensätze fördern das Verstehen
Kinder können sich Werte und Figuren im Märchen besser merken, wenn sie diese als Gegensatzpaare erleben wie etwa: gut und böse - klug und dumm - frech und freundlich - faul und fleißig.
Im Spiel hüpfen Kinder von Rolle zu Rolle. Durch diesen Rollentausch lernen sie die Qualität einzelner Gegensätze verstehen. Es ist für die kleinen Darsteller nicht angenehm, als Schaf immer vom Wolf gefressen zu werden. Manchmal möchten sie selber zubeißen und als Wolf die Zähne zeigen... Immer nur Schneewittchen spielen kann langweilig werden, ab und zu möchten sie auch einen giftigen Apfel verschenken...
Im Rollenspiel, in Gesprächen oder beim Zeichnen können Kinder diese unterschiedlichen Werte und Gefühlslagen der Märchengestalten altersgemäß erleben, darstellen und ausdrücken. Die Botschaft der Märchen ist eindeutig: Es gibt Probleme und Konflikte, aber man kann sie überwinden - auch wenn man sich jetzt noch schwach und klein fühlt!
Reaktionen der Zuhörer beobachten
Wenn Kinder die Wiederholung bestimmter Märchen immer wieder verlangen und ihre Augen beim konzentrierten Zuhören leuchten, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass die Geschichte bei ihnen angekommen ist. Das Märchenmotiv passt zu ihrer momentanen Gefühlslage und ihrem Alter. Sie fühlen sich zutiefst angesprochen. Beobachten wir während des Erzählens unauffällig das Verhalten der Kinder und ihre Reaktionen:
• Hören sie fasziniert zu?
• Sind sie vom Inhalt betroffen?
• Entsteht Nähe und Vertrauen?
• Verstehen sie den Handlungsablauf?
• Passt das Märchenmotiv zum Alter und der Gefühlslage der Kinder?
• Zeigen sie Angst, Abwehr oder Unbehagen?
Dann sind die Kinder vielleicht zu klein, ist es das falsche Märchen, spricht sie im Moment dieses Märchenmotiv nicht an, ist die Geschichte zu lang, die Stimmung ungemütlich oder wir erzählen einfach nicht interessant genug.
Kein Grund sich aufzuregen, auch Erwachsene lieben nicht alle gleichzeitig die gleiche Geschichte. Vertrauen wir darauf, beim nächsten Mal wird es klappen. Wenn wir das »richtige« Märchen erzählen, holt es die Kinder genau dort ab, wo sie stehen! Ein ängstliches Kind braucht ein Märchen, in dem der Held alle Gefahren besteht. Ein Kind, das Tiere liebt, freut sich über die »Bremer Stadtmusikanten«, ein Kind, das fürs Leben gern isst, staunt über die Geschichte »Der süße Brei« usw.
Spielimpulse
Hier ein paar Ideen, wie wir die Zeit für Märchen und Geschichten unterstützen können, damit eine märchenhafte Stimmung aufkommt, gemütliche Ruhe eintritt, kuschelige Nähe entsteht und der besondere Zauber der Märchenwelt leuchten kann.
• Im geschlossenen Wohnraum steigen die Kinder durch einen »vergoldeten« Gymnastikreifen ganz leise und erwartungsvoll ins Land der Märchen ein und kehren am Schluss durch den »Zauberring« aus der Märchenwelt wieder zurück in den Alltag. Kinder, die dieses Ritual gewöhnt sind, fragen ganz entsetzt, wenn der goldene Märchenreif am Ende vergessen wird: »Wie kommen wir jetzt wieder nach Hause?«
• Vielleicht finden Kinder im Wald zwischen zwei Steinen, Sträuchern oder Bäumen »ihr« Märchentor, durch das sie flüsternd ins Märchenland schlüpfen. Erstaunlicherweise klingen Märchen im Wald noch intensiver als zu Hause. Beim Austritt schließt sich das Märchentor ganz sachte wieder. Die Kinder freuen sich schon jetzt auf das nächste Mal!
• Mit einem großen, alten Schlüssel schließen wir das imaginäre Tor zum Märchenschloss auf. Wir drehen den Schlüssel in der Luft und wupps, springt das Schlosstor auf und wir treten ein ins Märchenreich...
• In eine märchenhaft geschmückte Schachtel legen wir ein, zwei kleine Gegenstände, die das zu erzählende Märchen symbolisieren: Vor Beginn öffnen wir die Schatztruhe und zeigen den Kindern die geheimnisvollen Gegenstände: beim Froschkönig vielleicht eine goldene Kugel, bei Schneewittchen einen Apfel oder einen Spiegel...
• Zu Beginn der Märchenstunde zünden wir eine Kerze an. Besonders schön sind wohlriechende Bienenwachskerzen. Wir stellen sie auf einen Spiegel und legen passend zum Märchen und zur Jahreszeit farbige Steine, Kristalle, Tannenzapfen, Schneckenhäuser, zarte Tücher, Blumen, Zwerge oder Goldglimmer dazu.
• Wir setzen uns zum Erzählen mit den Kindern auf einen Geschichtenteppich. Das kann ein spezielles Tuch sein oder eine farbige Patchworkdecke. Wenn nötig, nähen wir für die Geschichtenzeit einen besonderen Teppich, um gemeinsam ins Märchenland zu fliegen...
• Mit etwas Fantasie, Kissen und Tüchern lässt sich jedes Sofa und jeder Polstersessel zu einer Kuschelecke verwandeln. Kinder sind Genießer, wohlig eingekuschelt in ein großes Kissen, bedeckt mit einem farbigen Tuch, lassen sich Märchen noch besser genießen.
Kinder und religiöse Geschichten
Kinder entwickeln dabei: Verständnis für die Bilder- und Symbolsprache religiöser Geschichten, Werte wie Liebe, Wahrheit, rechtes Handeln, verzeihen können, Frieden, Anteilnahme, Empathie und Gewaltlosigkeit. Gebete, Meditationen, Lieder und kleine Stille-Übungen lassen Kinder innerlich zur Ruhe zu kommen. Bilderbücher mit biblischen Themen und kindgerecht erzählte Legenden von Heiligen schenken ihnen Trost, Geborgenheit, Mut und Vertrauen im Alltag.
Kinder brauchen nicht nur Märchen, sie brauchen auch die Bilder- und die Symbolsprache religiöser Geschichten. In unseren Breitengraden sollten Kinder verschiedene Geschichten aus dem Alten und dem Neuen Testament kennen. Erzählen wir ihnen doch die Schöpfungsgeschichte, warum Noah eine Arche baute und Gott ihm den Regenbogen schenkte. Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern beeindruckt Kinder immer wieder. Ohne das Wissen der Weihnachtsgeschichte aufzuwachsen, ist für Kleine eine große Verarmung. Da Kinder an Wunder glauben, eignen sich für sie viele Heiler- und Wundergeschichten von Christus. Sie hören gespannt zu, wie er den Sturm auf dem See Genezareth stoppte, wie er Blinde und Lahme heilte und sogar Tote wieder zum Leben erweckte. Auch die Speisung der Fünftausend mit ein paar Fischen und Broten macht ihnen Eindruck. Viele Gleichnisse haben wunderschöne, kindgerechte Bilder. Denken wir nur an den vergrabenen Schatz im Acker oder an den Sämann, dessen Saat auf Steine, Sand, Disteln und guten Humus fällt.
Kinderbibeln und Bilderbücher
Es gibt heute viele gut illustrierte Kinderbibeln, Bilderbücher mit biblischen Themen und kindgerecht erzählte Legenden von Heiligen. Kinder lieben es auch, wenn wir ihnen von Engeln und Schutzengeln erzählen. Diese Geschichten können den Kindern helfen, die leise innere Stimme in sich wahrzunehmen. Mauern wir ihnen das Tor zur geistigen Welt nicht zu, nur aus Unachtsamkeit.
Beten, Meditieren und kleine Stille-Übungen können wunderbare Geschenke sein, die wir unseren Kindern als Juwelen mitgeben auf ihren Lebensweg. Alle großen spirituellen Traditionen der Welt bestätigen die Bedeutung des Gebetes und der Meditation.
Sprechen mit Gott
Mit den Grundlagen zum Beten und Meditieren können Kinder schon vor dem Schulalter vertraut werden. Für Kleine sind drei bis fünf Minuten Konzentration und Ruhigsein gerade richtig. Vom Rhythmus des kindlichen Tagesablaufs her gesehen sind besinnliche Minuten am Morgen, vor dem Essen und vor dem Schlafengehen wichtig. Kinder lieben kleine Gebete und Lieder. Sie spenden ihnen Trost und Geborgenheit. Kinder sprechen voll Vertrauen spontan mit Gott und erzählen ihm ihre Freuden und Nöte.
Lehren wir sie auch zu danken für alles Gute, das wir am Tag erlebt haben. Dabei bitte daran denken: Dankbarkeit ist ein Gefühl, das sich zwar einladen, aber nicht einfordern lässt.